Die gärtnerischen Anlagen

von PETER LEMBURG (BAB Architekten), TORSTEN VOLKMANN

(der Text "Die Beelitzer Heilstätten — Bauanlage und Architekten" wurde erstmalig in dem Band "Die Beelitzer Heilstätten", herausgegeben vom Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege in der Potsdamer Verlags-Buchhandlung, 1997, ISBN 3-91019-627-6 im Kapitel „Entwicklungsgeschichte und Beschreibung“ abgedruckt. Dieser Band ist leider vergriffen. Der nachfolgende Text konnte dank der freundlichen Genehmigung der beiden Autoren an dieser Stelle abermals veröffentlicht werden)

Noch vor der Fertigstellung der ersten Bauten wurde die Gestaltung der Gartenanlagen in Angriff genommen. Die Entnahme von Bausand und Hinterfüllungsmaterial auf dem Gelände hatte zu großen Geländeunebenheiten geführt. Diese wurden bis auf wenige Ausnahmen planiert. Zur Angleichung des Terrains an die Gebäude war es stellen-weise notwendig, die Kiefernstämme des vorhandenen Forstes bis zu zwei Meter anzuschütten, was diese problemlos überstanden. Die Anschüttungen konnten mit zusätzlichen Gehölzen, überwiegend Laubgehölzen und exotischen Koniferen, bepflanzt werden, so daß sehr schnell ein optisch befriedigendes Bild erreicht wurde. Die Partien zwischen den Gebäuden sowie vor den jeweiligen Haupteingängen erhielten eine repräsentative regelmäßige Gestaltung. Anstelle von Zierbeeten mit Stauden und Sommerblumen wurden Gruppen von Blütensträuchern und Nadelgehölzen auf den gepflegten Rasenflächen gepflanzt. Im Sanatorium für Männer markiert ein großes elliptisches Rasenstück mit regelmäßiger Mittelbepflanzung zwischen dem Verwaltungsgebäude, dem Männerpavillon und dem Badehaus den Haupteingang des Sanatoriums. Kurze, die jeweiligen geometrischen Flächen begrenzende Alleen dienten zum promenieren und verweilen. Innerhalb des regelmäßig gestalteten Bereiches ließen sich problemlos die Liegehallen und verschatteten Wandelgänge einordnen. Die Häuser erhielten in zahlreichen Fällen am Sockel eine dichte Strauchvorpflanzung und Fassadenbegrünung, um den für die Patienten gefährlichen Staub zu binden. Die einheitliche Gestaltung der Kernbereiche bewirkte eine optische Zusammenfassung der jeweiligen Gebäudegruppen und regelmäßigen Gartenpartien. Im Kontrast dazu stand der die Bereiche an allen Seiten umschließende, aus dem ursprünglichen Kiefernwald entwickelte Waldparkgürtel. Der Wald wurde, von den Gebäudegruppen ausgehend, durch Schneisen geöffnet sowie in den gebäudeferneren Partien an den Spazierwegen durch größere Lichtungen aufgelockert. Die so neu entstandenen Waldränder erhielten eine üppige Unterpflanzung mit zahlreichen Gehölzen, darunter vielen Raritäten, die aufgrund einer optimalen Bodenvorbereitung überwiegend gute Wuchsergebnisse aufwiesen. Innerhalb des Waldparkgürtels verlief ein in unterschiedlichen Radien geführtes System von Spazierwegen, so daß die Patienten je nach ihrem Befinden unterschiedlich weite Rundkurse zurücklegen konnten. Auf platzartigen Aufweitungen waren die Möglichkeiten für Bewegungsspiele (Pendelkegeln) gegeben und Bankplätze angeordnet. An wenigen Stellen bot sich die Möglichkeit an, ohne großen Kostenaufwand eine stärkere Geländemodellierung herzustellen, um so mehr Abwechslung in der Gartengestaltung zu erhalten. An der Westseite des Frauenpavillons entstand aus einer ehemaligen Sandgrube eine »Schlucht«. Während deren oberer Rand von der heimischen Kiefer geprägt wurde, wuchsen an den Hängen und im Tal schattenverträgliche Gehölze (Rhododendron, Hibiscus) und Stauden. Zusätzlich waren zahlreiche mit Farnkraut umpflanzte Findlinge in den Hängen eingebaut. Nach Beendigung aller Bauarbeiten waren noch etwa drei Viertel des ursprünglichen Waldes erhalten. Bereits bei der Anlegung der Gartenanlagen wurde streng auf die Möglichkeit einer intensiven, aber kostengünstigen Pflege geachtet, um dem Prinzip der Sauberkeit auch in den entferntesten Gartenteilen und Waldpartien der Heilstätten gerecht zu werden.

Die Hauptwege erhielten eine Befestigung mit Makadam oder Beton, die Spazierwege wurden als Kieswege ausgebaut. Besondere Aufmerksamkeit widmete man den nachwachsenden Gehölzen, die durch eine ständige behutsame Entnahme von alten Kiefern mit ausreichend Licht und Entwicklungsraum versorgt wurden. Die Entwicklung nach 1945 führte in weiten Bereichen durch die ausbleibende Pflege zu einem ungehinderten Gehölzwachstum. Lediglich die Kernbereiche zwischen den Gebäuden blieben weitgehend erhalten, spätere Nachpflanzungen mit bisher hier nicht verwendeten Gehölzarten (Birken) führten zu einer Veränderung in der Gehölzstruktur. Auf den großen Rasenflächen innerhalb der Sichten im Waldpark und vor den Gebäuden entwickelte sich eine Gehölzstruktur aus Birken, Kiefern und Eichen, die die empfindlichen exotischen Nadelgehölze und Blütensträucher verdrängten. In den letzten Jahrzehnten verfiel die ehemals vielleicht bedeutendste Krankenhausanlage im näheren Berliner Umfeld zu einem militärischen Sperrbereich, der erst durch den Abzug der GUS-Truppen transparenter wurde. In das Bewußtsein einer größeren Öffentlichkeit kehrte sie ansatzweise erst dadurch zurück, daß Erich Honecker in einer der ehemaligen Direktorenvillen bis zu seiner spektakulären Ausschleusung nach Moskau zwischenzeitlich Asyl fand.

Abb.: Die zentrale Badeanstalt, vom Park umgeben

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