Warum ein Computermuseum?

Ein paar grundsätzliche Gedanken zum 

25 Jahr Jubiläum des CMbB

24.3.2024


Warum ein Computermuseum? 

Als wir 1999 mit dem Aufbau unserer Sammlung begannen, hatten wir keine Vorstellung, was einmal daraus werden würde. Wir haben einfach angefangen, lediglich mit den Mitteln, die wir in jenem Bunkerraum im Gymnasium Bäumlihof vorgefunden haben: einige ausrangierte, wenngleich ziemlich eindrückliche Commodore PETs (genauer CBMs), altes Mobiliar und sehr viel sorgfältig gesammelten Elektronikschrott. Bilder aus dieser Zeit finden Sie unter im GB.

Anfangs waren wir nur zu zweit, Jürgen Hench und ich, Gerald Süss. Wir hatten aber nur mit denjenigen Geräten Erfahrung, die wir Jahre zuvor selbst benutzt hatten. Jürgen wusste über Schneider/Amstrad CPC und CP/M Bescheid, Gerald über den C64 und den ersten IBM PC, sowie weitere MS-DOS-PCs. Wir kannten kaum jemanden, den wir fragen konnten. Hardwareprobleme lösten wir recht unkonventionell: wir probierten, verglichen die Innereien und machten aus zwei oder drei Geräten eines. Aber es war schon oft sehr frustrierend, wenn ein Neuzugang zu rauchen begann oder wir ihn einfach nicht zum Laufen brachten. Oder noch schlimmer, wenn eines unserer Vorzeigeobjekte plötzlich seinen Geist aufgab. Hilfe erhielten wir allerdings oft von Martin Sobernheim, dem Physikassistenten am GB.

Wir waren von Anfang an keine Puristen. Wir scheuten uns nicht, ein Netzteil aus einem IBM PC in einen Apple II einzubauen, wenn wir ihn damit wieder zum Leben erwecken konnten, oder eine defekte Festplatte durch eine Compact Flash Card zu ersetzen. Mozarts Klavierstücke werden auch auf einem modernen Hammerklavier gespielt, das zu Lebzeiten des grossen Musikers noch nicht entwickelt worden war. Es war uns immer wichtiger, zeigen zu können, wie die Computer einst funktionierten und Anwendung fanden, anstatt sie im meist defekten Originalzustand als tote Zeitzeugen hinter Glas auszustellen. Sie sollten lieber leben und eine interaktive Reise in die Vergangenheit ermöglichen. Unsere Geräte sind zwar manchmal etwas staubig, dafür laufen sie und dürfen benutzt werden. 

Besonders beschäftigte uns aber schon damals die Frage, wozu wir das alles taten. Es ging zunächst darum, zu basteln und zu reparieren, alte Geräte vor der Mulde zu retten. Mit der Zeit entwickelten wir dann doch die Hoffnung, dass aus der Sammlung im Bunker dereinst ein richtiges Museum werden würde, ein Ort, an dem die Computer nicht nur erhalten werden, sondern auch gezeigt und sogar benutzt werden könnten, eine Einrichtung, die Wissen bewahrt und weiterentwickelt, ja wo sogar ein wenig Forschung betrieben werden könnte.

Aber vorerst war das noch eine Illusion. Die Schulleitung unterstützte zwar unsere Aktivität. Wir durften den Raum und die Infrastruktur umsonst nutzen und bekamen sogar ein wenig finanzielle Unterstützung. Der Rektor ermöglichte uns, während einer Projektwoche in unserer Sammlung zu arbeiten, und in der Besprechung dazu stellte er uns als „ein Museum im GB“ vor, als eine der vielen Aktivitäten, die in dieser Schule den Unterricht ergänzen.

Jürgen Hench, der inzwischen die Schule abgeschlossen und sein Medizinstudium begonnen hatte, und ich, wir wollten aber mehr. Wir wollten nicht nur für den Schulbetrieb da sein, wir wollten uns zusätzlich an die Öffentlichkeit wenden. So nahmen wir mit dem Museumsverein Basel Kontakt auf. Viel änderte das anfangs nicht, aber wir kamen in Kontakt mit dem plugin-Museum in St.Albantal und vor allem, wir lernten dadurch Beatrice Tobler kennen. Beatrice amtierte damals als Verantwortliche für die Informatik am Museum für Kommunikation (MfK) in Bern, dem einstigen Postmuseum. Sie machte uns den Vorschlag, an der Museumsnacht 2004 in Bern im MfK mitzumachen und zwar in Form einer sog. Game Lounge. Wir hörten dieses Wort damals zum ersten Mal. Inzwischen war auch Sven, Geralds Sohn, dazugestossen - mit grossen Interesse an Computer Games und seiner Erfahrung damit. Hinzu kam die wachsende Zahl an Spielcomputern aller Arten. Mit Game Lounges traten wir also an die Öffentlichkeit, u.a. im Rahmen von weiteren Museumsnächten in Bern und Basel, Shift Festival in Basel und dem Vintage Computer Festival Thun. Die Game Lounge war immer der Besucher-Magnet, vergleichsweise weniger Interesse für die PC-Entwicklung war zu spüren. 

Etwas anders gelagert war unser Engagement in der Kunstszene, mit der Ausstellung Computerspirale im plugin, an der Art Unlimitet und später in der Galerie Nagel und Drexler in Köln. 

Inzwischen hat unser Museum durch harte Arbeit und glückliche Umstände den Zustand erreicht, von dem wir damals im Anfang der Nullerjahre nur träumen konnten. Eine kompetente Mannschaft – es fehlen bei uns leider die Damen – ist zusammengewachsen, ein bunter Strauss an Berufen wie Informatiker, Lehrer, Pfarrer, Arzt, Ingenieur, Elektroniker. Wir alle verfolgen das Ziel, die Entwicklung des Computers als Produkt der Zivilisation und im Sinne eines Kulturguts zu bewahren, während sich dieser Prozess fortlaufend und ohne erkennbares Ende weiter abspielt.