Teletext, BTX, Télétel

Lange Zeit waren sie Stiefkinder der Sammlung, ungeliebt, ohne Inhalt und Funktion. Das sollte sich ändern, denn hier sind einige Ahnen des Internet / World-wide web zu sehen.

Die Stiefkinder erstrahlen seit 2023 in neuem (auf "alt" gemachtem) Glanz und erzählen von den Anfängen der digitalen Medienwelt.


Man beachte den Schneider-Fernseher unten rechts im Bild. Es handelt sich um einen regulären Farbfernseher mit Antenneneingang und einem kleinem Computer im Inneren, dem sog. Teletext-Decoder.


Das Bild ist kein Fernsehbild, auch kein Videosignal, sondern "Teletext".

Hier wird echter Teletext, aktuell generiert mittels eines Raspberry Pi 1B an dessen Videoausgang, über einen RF-Modulator in ein Antennen-Fernsehsignal umgewandelt, so dass es der Teletext-Decoder im Fernseher es anzeigen kann. Mit den Zifferntasten der Fernbedienung des Fernsehers kann man einzelne Seiten auswählen. Werden diese empfangen, ändert sich das angezeigte Bild, das aus Schrift- und Sonderzeichen aufgebaut ist.


Auch wenn der Teletext nur in eine Richtung Daten überträgt, finden wir derartiges auch im Internet, bespielsweise Nachrichten, Wetterbericht.


Unser Dank geht an die Entwickler von Teefax.




Im Gegensatz zum Teletext basiert der hier gezeigte Bildschirmtext (BTX) auf bidirektionaler Kommunikation mittels MODEM zwischen einem Server eines Telekommunikationsanbieters und dem digitalen Endgerät. Diese Endgeräte gab es typischerweise mit eingebautem Monitor und integrierter Tastatur, mit und ohne Möglichkeit, analog telefonieren zu können.

Das französische Minitel hier ein älteres Modell ohne Telefonhörer, entspricht technisch am ehesten einem seriellen Terminal, wobei hier ein Modem mit fest eingestellter Rufnummer integriert war. Diese Rufnummer gehörte zum System der France Telecom. 

Hier ist das Minitel in Aktion zu sehen.

Doch was haben Teletext, BTX und Teletel gemeinsam, und was hat das mit Computergeschichte bzw. der Entstehung des Internets zu tun? Warum stehen dieser Geräte in CMbB? Der Teletext war aus unserer Sicht einer der Urväter des heutigen Internets. Während zum Zeitpunkt seiner Entstehung kaum ein Privathaushalt über ein digitales Anzeigegerät oder eine geeignete Datenleitung verfügte, gab es in den 1960er Jahren bereits viele digitale 'Inhalte'. Diese wurden jedoch meist in Form von Drucksachen verteilt, oder analog als Radio- und Fernsehprogramm ausgestrahlt. Damit stand zumindest in den Privatwohnungen ein Bildschirm (Fernseher) mit einem potentiell für digitalen Datenempfang geeigneten Antennen- und Verstärkersystem bereit. Ein Fernsehbild wird zeilenweise gesendet, und im Radiosignal, das das Bild überträgt, sind einige Zeilen am oberen und unteren Bildschirmrand überzählig. Das bedeutet, dass diese Bildzeilen nicht auf dem Bildschirm dargestellt werden. Findige Philips-Entwickler (England) nutzten diese Lücken zu Versenden zusätzlicher Information in Form heller und dunkler Punkte, die als Nullen und Einsen digitale Daten enthalten konnten. Zum Empfang und der Dekodierung musste ein Privathaushalt lediglich einen kleinen, spezialisierten Computer, einen sog. Teletext-Dekoder, zusätzlich zum Fernseher anschaffen und an diesen anschliessen. Die Anbindung erfolgte einerseits an das Antennenkabel - zum Signalempfang - andererseits an den Fernseher zur Anzeige des im Computer generierten Bildes. Das digitale Bild entsteht durch Aneinanderreihung von Zeichen, darunter auch viele grafische Zeichen sowie Anweisungen zum Farbwechsel. Es gab zunächst verschiedene inkompatible Formate, z.B. 24x32 Zeichen pro Bildschirmseite. Das System wurde Mitte der 1970er Jahre in vielen Ländern mit diversen Spezifikationen ausgerollt. Immer mehr Fernsehgeräte enthielten dann integrierte Teletext-Dekoder, die sich typischerweise über die Zifferntasten auf der Fernbedienung steuern liessen. Jede Teletext-Seite hat eine dreistellige Seitennummer. In regelmässigen Abständen werden einige 100 Teletext-Seiten ausgestrahlt. Die Seiteninhalte verweisen über ausgeschriebene Seitenzahlen auf weitere Seiten. Wird eine neue Seitenzahl eingetippt, wartet der Dekoder, bis eben diese Seite empfangen wurde. Nach Abschluss wird der Inhalt in Zeichenform wiedergegeben. Nachrichten, Wetterbericht, Fernsehprogramm, Untertitelung, Verbraucherinformationen und Börsenkurse sind typische, in einigen Ländern heute noch verfügbare Inhalte. Mit der privaten Verfügbarkeit des Internets in den 1990er Jahren verlor der Teletext als Informationsquelle zunehmend an Bedeutung. Dennoch verbreiten einige Fernsehsender, z.B. ARD, heute im Internet, Teletext-Information.


Ähnlich aufgebaut wie der Teletext sind die Inhalte von BTX und Teletel. Allerdings entspricht der Abruf dieser Information im wesentlichen dem Informationsfluss wie bei einem Web-Browser und einem Web-Server. Die Anfragen und Inhalte werden in beide Richtungen ausgetauscht, so dass Suchanfragen (Fahrpläne, Telefonbuch, Kaufangebote) und ein Kurznachrichtendienst, vergleichbar mit E-Mail, realisiert wurden. Im Gegensatz zum Teletext war die Nutzung teuer und wurde je nach System im Minutentakt abgerechnet, zuzüglich Inanspruchnahme kommerzieller Dienste.


Teletel war in Frankreich weit verbreitet, noch bis in das Internetzeitalter hinein. BTX (D, CH) starb früher aus.


Im CMbB haben wir dank Anleitungen von BTX/Teletext-Clubs sowohl einen BTX-Server mit einigen geretteten historischen Inhalten, wie auch ein paar Teletel-Seiten auf die Monitore von Minitel/Teletel und Multitel/BTX zurückgebracht. Dabei wird allerdings etwas geschummelt: Wir verwenden die Service-Schnittstellen der beiden Geräte. Für die speziellen verbauten Modems fehlt uns leider ein Gegenstück der France Telecom bzw. der Deutschen Telekom. Die meisten Inhalte und Hardwarebestandteile sind (leider) längst vernichtet worden.