Auffälligkeiten NLZ Ost
Autor*innen: Petra Eberle, Mario Häni, Trainer*innen NLZ Ost und Regionalverbände und RLZ. Video: Stiftung Sportgymnasium Davos
Einführung
Ausgangslage
Anhand von Ski Technik Auffälligkeiten Ost im FIS Bereich wurde durch Petra Eberle, Mario Häni und den NLZ Ost Trainern ein Weg gesucht, im U16 Bereich das Thema zu sensibilisieren und dies mit einer Hilfestellung in die Theorie, Praxis und Methodik umzusetzen. Ein Ziel war und ist, dass dies als Zusatzmaterial dient.
Umsetzung
Im Vorfeld wurde ein Lösungsansatz gesucht, um den Grund für technische Auffälligkeiten im Osten zu erkennen, diese gezielt anzusprechen, und in Zukunft zu minimieren. Anlässlich des ersten IR Ost U16 Zusammenzug vom 25. April 2022 in Samnaun, fand ein Meeting mit allen RV, RLZ, SSGD und NLZ Trainer im Rahmen eines Austausches über die technischen Auffälligkeiten statt.
Es wurden fünf Auffälligkeitsbilder anhand von Videoaufnahmen gezeigt. Bei der anschliessenden Bearbeitung wurde in Gruppen darüber diskutiert und mögliche Lösungsansätze ausgearbeitet. Dabei galten die folgenden Zielvorgaben:
IST Stand
SOLL Stand
Wahl der Methodik und Wahl des Trainingsgeländes/Schneebeschaffenheit
Fazit
Das Fazit hat gezeigt, dass gewisse Auffälligkeiten von Region zu Region variieren. Es bestehen viele Erklärungen des Schwungablaufes. Ein möglicher Lösungsansatz ist es, anhand der einzelnen Auffälligkeiten herauszufinden, ob evtl. der Ablauf und deren Bewegungen falsch interpretiert werden, und man dem mit einer methodischen Hilfestellung entgegenwirken kann. Schlussendlich steht der Athlet/in im Zentrum und sollte in jeder Stufe für das nächste Level ausgebildet werden. Wie es so schön heisst: was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr.
Denkanstösse
Technik ist situativ angepasste Bewegung an die äußeren Bedingungen und Gegebenheiten.
ganz nach dem Motto → nichts ist falsch, ausser es ist gefährlich (Variation Gelände, Schnee, Gegensatzerfahrungen, etc.)
Sprungformen lernen (Vorspringen/Abspringen/Drücken). Speziell bei den Mädchen sollte dies VOR der Pubertät erfolgen (Racing Essential 3).
Wir sind im Athletiktraining sehr kreativ und sollten dies auch mit Inhalten in das Skitraining einfliessen lassen
Nutzen des JO Alters, um gut ausgebildete Athleten/innen zu bekommen und den Zeitdruck durch Nachholen von Basics im U18 Bereich zu verhindern
Trainings auf Ski vorbereiten
Die folgenden Übungen oder methodischen Hinweise haben keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder Richtigkeit.
Druckaufbau über Innenski
Bemerkungen
die Hüfte rotiert in Schwungrichtung mit «Mitdrehen» (fehlende Beweglichkeit → Hüftknick ist nicht möglich)
Innenski schneidet zu → Aussenski fährt weg → Spurbreite wird weit
Fussgelenk zu steif
zu wenig Arbeit über das äussere Fuss- und Kniegelenk beim Druckaufbau
meist mit Oberkörperrotation (Achse) verbunden
zu viel Druck auf dem Innenski
Soll – Lösungsansatz
Achsenübereinstimmung: Fuss-/Knie-/Hüft- und Schulterachse bewegen sich im Übergang von Auslösung in die erste Steuerphase parallel
Aufbau des Schwunges geschieht über Fuss- → Knie- → Hüftgelenk (in der zeitlichen Reihenfolge von unten nach oben)
Parallele Bein-/Kniearbeit (Tendenz Innenknie weniger gekantet)
Fokus auf neues Aussenknie: nach vorne/innen bringen in den Schwungansatz
Skistellung hüftbreit
Oberkörper-Stabilität (Bewegung zum Tor vermeiden, nicht zum Tor hineinlehnen)
Methodik
Schule fahren
Gegensatzerfahrungen: Fahren mit extremen O-Beinen oder extremes X-Bein-Fahren
SL-Läufe mit GS Ski
GS-Tore mit SL-Radien und GS Ski
mit schmaler Skiführung fahren → Knie berühren sich (als Gegensatzerfahrung)
lange Ski fahren (Körperlänge + 10–20 cm)
Fahren mit einem Ski
Trainingsgelände/Schneebeschaffenheit
Buckelpiste
Pistenvariation, beginnend vom leichten, flachen Gelände
Ausgefahrene Läufe (bewusst mit Gräben fahren/weiterfahren)
Erkenntnisse
Beinarbeit forcieren, dann ist der Oberkörper stabil, die fehlende Beinarbeit wird durch Rotation des Oberkörpers kompensiert
zu aggressives Material im Kinderbereich (zu harte Schuhe, zu scharfe Kanten)
Minikipp bei Kindern (Fokus: ohne Berührung, da Knie aufklappen provoziert wird)
Fehlerbild: Druck kommt erst unter dem Tor («Nachdrücken») → zu spät
Schuheinstellungen überprüfen (0,5° gegen innen stellen)
Die Taillierung hilft den Kindern sehr viel, somit schwer einen korrekten Druckaufbau zu lernen
Racing Basics
RB 1: Dynamische Grundposition und parallele Skistellung
RB 2a: unabhängige Beuge- und Streckbewegung der Beine
RB 3: Stabiler Oberkörper
RB 4: Hauptbelastung auf dem Aussenski
Druckaufbau über Oberkörper
Bemerkungen
häufig verbunden mit Rotation in die Schwungrichtung «Mitdrehen»
durch Drehen des Oberkörpers wird der Ski in die Falllinie gebracht
Man sieht diese Auffälligkeit oft im steilen Gelände, bei stark drehender Kurssetzung, und bei schnellen Disziplinen geht die Geschwindigkeit am Schwungansatz verloren
im Kinderbereich:
zu viel Fokus auf nahes Fahren an die Tore
mit dieser Auffälligkeit ist man oft schnell im flachen Gelände → längerfristiges Anstehen
Stockeinsatz fehlt oder wurde nie gelernt
Soll – Lösungsansatz
Beinarbeit funktioniert unabhängig von der Oberkörperposition
Ski durch einen aktiven Druckaufbau in die Falllinie bringen → im einfachen und flachen Gelände anwenden
Rumpfspannung halten → vorwärts aus der Kurve bewegen, ohne Öffnen des Hüftwinkels («Aufstehen»)
No Touch fahren (Läufe fahren ohne Torberührung)
bildliche Vorstellung → am Schwungansatz Aussenski nahe am Körperschwerpunkt halten
im Kinderbereich das Umlegen und der Taillierung-Nachfahren vermeiden (längerfristiges Denken: was braucht es im FIS Bereich, um mit langen Skis zu fahren). Das Kind macht intuitiv nur das, was nötig ist – gezieltes Fokussieren des Trainers nötig
gezieltes, ganzheitliches Rumpftraining
Methodik
Kurzschwingen mit GS-Ski
Drehwiderstand erhöhen (Gelände)
gesetzte Kurven mit «hartem Druck»: Stoppschwung, Girlanden
Kurzschwungvarianten:
fliegendes Umsteigen
Ollie
Varianten Charleston & Norweger in diesem Zusammenhang vermeiden!
in unpräpariertem Schnee und in Buckelpisten fahren
verschiedene Stockeinsatzvarianten anwenden
Gegensatzerfahrungen: Mitdrehen contra Gegendrehen → extreme Ausführungen
kurze Torabstände im Slalom (6–8 m)
Kurssetzung sehr drehend
in den Toren mit Gummizügen oder ohne Stöcke fahren
Trainingsgelände/Schneebeschaffenheit
Trainieren auf gewässerten Pisten (als methodischer Ansatz)
Erkenntnisse
alles ist erlaubt: Variieren mit dem Gelände, den Torabständen und der Länge der Ski
nicht alles muss gecarvt gefahren werden
keinen Einheitsschwung einschleifen
Racing Basics
RB 2a: Kurve: unabhängige Beuge- und Streckbewegung der Beine
RB 3: Stabiler Oberkörper
RB 4: Hauptbelastung auf dem Aussenski
Rücklage
Bemerkungen
zu harte Skischuhe (Formel: Körpergewicht x 2 – 10)
die Höhe der Manschette ist zu beachten (Schuhgrösse!)
Gute Pisten und stark taillierte Ski im Kindesalter sind das «Hauptübel».
kein guter Druckaufbau provoziert ein Nachdrücken nach dem Tor → durch die starken Kräfte, welche nach dem Tor auf einem wirken, wird man noch mehr nach hinten gedrückt → zudem fühlen sich diese stärker werdenden Kräfte nach einer falschen Beschleunigung an!
tiefen Körperschwerpunkt → dem Steuerdruck nachgeben (Fersendruck Ende der Steuerphase 2 vermeiden)
Soll – Lösungsansatz
Zentrale Grundposition
hohen Körperschwerpunkt im Steuerdruck
Cross-under richtig vermitteln
Material nicht zu aggressiv einstellen (Schuhhärte)
Belastung beim Schwungansatz auf Vorderfuss
Bewegung aus der Kurve nach vorne → Bewegung aus den Beinen → beim Belastungswechsel MUSS der neue Aussenski Schneekontakt haben (Schaufeldruck) → der Hüftwinkel sollte möglichst konstant bleiben (weder «Klappmesser», noch zu starkes Aufrichten des Oberkörpers)
Methodik
mit GS-Ski SL fahren
Auslösephase trainieren (Cross-under – richtig vermitteln)
Zentrale Position gezielt schulen
Augenmerk auf hohen Körperschwerpunkt (Vertikalbewegung muss aus Fuss-/Kniegelenk entstehen)
Gleichgewicht in der Längsachse (vor und zurück)
Gelände, Buckelpiste und Wellenbahn fahren
Fahren mit offenen Skischuhen
Läufe in Überlänge fahren
kurze Torabstände im Slalom (6–8 m)
Keil-Ski fahren und Bindung vorstellen als Gegensatzerfahrung
ohne Stöcke fahren (beim Freifahren und in den Toren)
Trainingsgelände/Schneebeschaffenheit
bei schlechten Bedingungen trainieren
in unpräpariertem Schnee fahren
jegliche Schneearten (hart bis weich) trainieren
Erkenntnisse
Die meisten fahren mit zu aggressivem Material, auch zu hohen Manschetten bei den Schuhen
Keil aus den Schuhen nehmen (Slalom)
Wenn man spät dran ist vom Timing, folgt eine aufrechte Position und dadurch ist der Körperschwerpunkt am falschen Ort
Physische Verfassung (Rumpf- und Oberkörperstabilität) beeinflusst Technik
Racing Basics
RB 1: Dynamische Grundposition
RB 3: Stabiler Oberkörper
Belastungswechsel (hoch – tief)
Bemerkungen
Beinarbeit ist zu wenig unabhängig von Oberkörper, oder Oberkörper kompensiert fehlende Beinarbeit
zu starkes, beidbeinig synchrones Strecken und Beugen aus der Hüfte → pumpen → kurzer Druck nicht möglich
Fehlerbild: bei wenig Bewegung aus den Beinen muss der Oberkörper beim Lösen helfen
zu harte Schuhe
keine parallele Beinstellung
Soll – Lösungsansatz
stabiler Oberkörper
Rumpfspannung
unabhängige Beinarbeit
parallele Beinstellung
neuen Aussenski über die Schaufel spüren
Methodik
Schuhschnallen öffnen
Trickschwung „Fliegend umsteigen“ bei den Variationen Schwerpunkt auf stabilen Oberkörper
Fussballen nach vorne abrollen
Gelände und Buckelpiste fahren
gesetzte Kurven mit «hartem Druck»: Stoppschwung, Girlanden
kurze Torabstände im Slalom (6-8m)
Wellen/Mulden fahren (Tore hinter der Welle)
Trainingsgelände/Schneebeschaffenheit
vom Einfachen zum Schweren, Tempo gut kontrolliert
Erkenntnisse
Wollen den Druck aufbauen, obwohl noch immer der alte Aussenski belastet ist.
Druckaufbau und Schwungwechsel erfolgt aus den Beinen: aktive Beinarbeit → im Sprunggelenk: aktives Durchwechseln → alter Aussenski zu neuem Aussenski
Am Schwungansatz drückt das Schienbein vor in den Schuh (Hauptaugenmerk auf das Aussenbein).
Hangdruck/ äußere Kräfte nutzen, um nach vorne zu kommen und um den neuen Ski von der Schaufel her anfangend zu belasten
Über Pedalo arbeiten, Fahrradfahren, WICHTIG: unabhängige Beinarbeit
Racing Basics
RB 1: Dynamische Grundposition
RB 2: Kurve: unabhängige (wechselseitige) Beuge- und Streckbewegung der Beine
RB 3: Stabiler Oberkörper
RB 4: Hauptbelastung auf dem Aussenski