Ergotherapie

... hat alles im Griff!

Ergotherapeut*innen unterstützen Menschen mit den unterschiedlichsten Einschränkungen dabei den Alltag möglichst selbstständig zu bewältigen. Die Einschränkungen können körperlich, psychisch, kognitiv sowie sozial ausgeprägt sein. Ziel der Ergotherapie ist es, die größtmögliche selbstständige Handlungsfähigkeit im Alltag zu erlangen beziehungsweise zu erhalten. Dabei stehen die individuell bedeutungsvollen Betätigungen immer im Zentrum.

Kompetenzen und Alleinstellungsmerkmale

In der Ergotherapie wird, nach ärztlicher Anordnung, die eigenverantwortliche Behandlung und Therapie von erkrankten Personen oder Menschen mit Beeinträchtigungen durchgeführt. Hier können funktionelle und betätigungsorientierte Therapien ebenso wie handwerkliche und gestalterische Tätigkeiten zur Anwendung kommen. Die Anleitung für den richtigen Umgang mit diversen Hilfsmitten sowie die Herstellung spezieller Hilfsmittel, wie beispielsweise Handschienen, fällt ebenfalls in den Tätigkeitsbereich. Ergotherapie kann prophylaktisch, zur konkreten Therapie oder mit dem Ziel der Rehabilitation erfolgen. Bei gesunden Menschen kann sie auch ohne ärztliche Anordnung im Rahmen der Gesundheitsvorsorge Anwendung finden und dabei zum Beispiel allgemeinen Gelenkschutz oder Ergonomie behandeln. Die Ergotherapie arbeitet patient*innen- und klient- *innenzentriert, wofür ein großes Einfühlungsvermögen, ressourcenorientiertes Denken und Flexibilität erforderlich sind. Die Grundvoraussetzung für eine optimale Therapie ist das Interesse an den Lebenswelten der Patient*innen und Klient*innen. Somit ist es essenziell die Aktivitäten des täglichen Lebens zu beobachten und zu analysieren, um Einschränkungen genau definieren zu können und ressourcenorientierte Lösungsvorschläge gemeinsam zu erarbeiten. Partizipative Entscheidungsfindungen (shared decision making) spielen hierfür eine wichtige Rolle. Um die Therapie, deren Nutzen sowie krankheits- und gesundheitsrelevante Informationen sprachlich adäquat zu vermitteln, sind ausgeprägte sozialkommunikative Kompetenzen notwendig.

Ausbildungsinhalte

Im Rahmen des Bachelor-Studiums der Ergotherapie erwirbt man neben allgemeinen medizinischen Grundlagen der Anatomie und Physiologie auch relevantes theoretisches Wissen in Pädagogik, Soziologie und Psychologie. Der Fokus liegt auf den berufsspezifischen Grundlagen sowie Modellen und Theorien der Ergotherapie. Ein wichtiger Teil des Studiums wird dem Ablauf des Ergotherapeutischen Prozesses gewidmet. Dieser umfasst die Befunderhebung mittels der Anamnesegespräche und Aktivitätsanalysen, um die relevanten, alltags- und betätigungsbezogenen Informationen zu ermitteln. Einschränkungen und Ressourcen werden durch spezifische Assessments und funktionelle Testungen ergänzt. Darauf aufbauend findet die patient*innen- oder klient*innenzentrierte Zielsetzung sowie Therapieplanung statt. Nach Durchführung der Therapie ist eine gewissenhafte Dokumentation sowie Evaluation erforderlich. In der praktischen Ausbildung werden Kommunikationsstrategien und -techniken insbesondere in Hinblick auf das Führen von Gesprächen mit Patient*innen, Klient- *innen und Angehörigen vermittelt. Weitere praxisnahe Ausbildungsbeispiele sind das Erlernen von manuellen Techniken, Lagerungstechniken, die Anfertigung von Handschienen sowie die Anpassung von Hilfsmitteln. Sie werden in den jeweiligen Praxislernphasen geübt und vertieft.

Tätigkeitsbereiche

Ergotherapie kann in den Fachbereichen der Geriatrie, Neurologie, Orthopädie, Traumatologie, Rheumatologie, Kinder- und Jugendheilkunde, Psychiatrie sowie Handchirurgie und -therapie inklusive Schienenbau tätig sein. Weiters sind ergotherapeutische Interventionen in der Arbeitsmedizin, der Ergonomie und der beruflichen Integration von besonders hoher Relevanz. Ergotherapeut*innen können in Krankenhäusern, Rehabilitations- und Pflegeeinrichtungen sowie Schulen und Kindergärten sowohl als selbstständige/r Therapeut*in als auch im Angestelltenverhältnis tätig sein. Es können Hausbesuche sowie Beratungen in Unternehmen im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsvorsorge durchgeführt werden.

Synergien

Insbesondere in Krankenhäusern und Rehabilitationseinrichtungen wird multiprofessionell mit vielen anderen Berufsgruppen zusammengearbeitet. Die Kooperation mit Mediziner*innen sowie der Pflege spielt hierbei eine wichtige Rolle. Auch die Soziale Arbeit ist hinsichtlich der Wohnsituation nach der Entlassung in das private Umfeld ein wichtiger Partner der Ergotherapie. Mit der Physiotherapie ergeben sich Synergien, beispielsweise im Bereich der Sturzprophylaxe und des Gangtrainings, mit Logopäd*innen in der Pädiatrie bei Sprach- oder anderen Entwicklungsstörungen oder in der Neurologie bei Patient*innen mit Dysphagie. Im Rahmen der Krankheitsbewältigung gibt es einige Überschneidungen mit der Psychologie und Psychotherapie. Eine wichtige Rolle stellt die Zusammenarbeit mit Lehr- und Betreuungspersonal in Förderzentren und Ambulatorien mit pädiatrischem Schwerpunkt sowie in Schulen und Kindergärten dar.

Verwandte Berufsgruppen

Im Zentrum physiotherapeutischer Arbeit stehen die Ermöglichung, die Verbesserung sowie das Erlernen von Bewegung. Diese stellt die Grundlage der Ausführung von Handlungen dar, hier ergibt sich die Schnittstelle zwischen Ergo- und Physiotherapie. Weiters gibt es Überschneidungen mit Psycholog*innen und Psychotherapeut*innen bei der Durchführung von kognitiven Trainings. In der Ergotherapie liegt hierbei der Fokus auf kognitivem Training mit direktem Alltags- und Handlungsbezug. In der Psychologie können auch Testungen auf spezifische Erkrankungen und Störungen durchgeführt werden, diese Diagnostik ist jedoch nicht Teil der Ergotherapie.

“Ergotherapeut*innen haben ihre Expertise in der menschlichen Betätigung.”