Diätologie

... wo Wissen durch den Magen geht!

Um den Ernährungsstatus und das Ernährungsverhalten ihrer Klient*innen und Patient*innen zu erheben, verknüpfen Diätolog*innen Medizin, Ernährung und Kommunikation. Unter Berücksichtigung medizinischer und psychosozialer Hintergründe führen sie individuelle Ernährungsberatungen durch und planen die passende Ernährungstherapie. Das Ziel ist die Verbesserung des Gesundheitszustandes beziehungsweise die positive Beeinflussung von Krankheitsverläufen.

Kompetenzen und Alleinstellungsmerkmale

Die Diätologie bringt evidenzbasierte Erkenntnisse der Wissenschaft von der Theorie in die Praxis. Damit leistet sie einen wesentlichen Beitrag zu Prävention sowie Erhalt und Wiedererlangung der menschlichen Gesundheit. Die Arbeit orientiert sich am Diätologischen Prozess, welcher sich in Assessment, diätologische Diagnose, Zielsetzung, Intervention sowie Evaluation und Dokumentation gliedert. Eine diätologische Intervention beinhaltet die Planung, Berechnung und Umsetzung ernährungstherapeutischer Maßnahmen sowie direkte Ernährungsberatung von Patient*innen, Klient*innen und derer Angehörige. Diätolog*innen sind nach ärztlicher Anordnung in den verschiedensten Fachbereichen eigenverantwortlich tätig. Dies umfasst die Betreuung bei Adipositas und Übergewicht, diversen Stoffwechselerkrankungen, wie Diabetes Mellitus, Hyperlipidämie oder Hyperurikämie, Mangelernährung, bis hin zu Nahrungsmittelallergien und -unverträglichkeiten. Nach chirurgischen Eingriffen, wie Stomaanlage oder bariatrischer Operation, sowie bei Erkrankungen des Gastrointestinaltraktes ist die diätologische Betreuung essenziell. Des Weiteren können sie in der Onkologie, Nephrologie und Dialyse tätig sein. Eine Therapie kann die orale Nahrungsaufnahme betreffen, aber auch Therapiekonzepte mittels enteraler oder parenteraler Ernährung beinhalten. Diätolog*innen zeichnen sich durch ein hohes Maß an Empathie und Kommunikationsfähigkeit aus, haben eine strukturierte Arbeitsweise und sind in der Lage im interdisziplinären Setting Therapieprioritäten richtig einzuschätzen.

Ausbildungsinhalte

Im Studium werden grundlegende Kenntnisse über die menschliche Anatomie, Physiologie, Pathologie und Pharmazie vermittelt. Weitere Lehrinhalte behandeln Ernährungspsychologie, -lehre, Lebensmittelkunde und -recht sowie die Auswahl und Berechnung klinischer Ernährung, wie enterale oder parenterale Ernährung. Die praxisnahe Ausbildung vermittelt den Studierenden fundierte Fähigkeiten hinsichtlich Beratungstechnik und Gesprächsführung, welche patient*innen- oder klient*innenzentrierte Wissensvermittlung ermöglicht. Die Messung von verschiedenen anthropometrischen Daten, wie beispielsweise die BIA-Messung (Bioelektrische Impedanzanalyse), befähigt Diätolog*innen die Körperzusammensetzung genauestens zu beurteilen und zu evaluieren. Im Rahmen der Ausbildung wird auch die praktische Zubereitung und Qualitätskontrolle diätetischer Kostformen sowie die Nährwertberechnung und die Speiseplanerstellung erlernt. In zahlreichen Praxislernphasen werden theoretische Inhalte praktisch angewandt und vertieft.

Tätigkeitsbereiche

Diätolog*innen können in Krankenhäusern, Rehabilitationszentren, Pflegeeinrichtungen, Gesundheitszentren, Primärversorgungszentren oder in der freien Praxis tätig sein. Ihr Wissen und ihre Fähigkeiten sind in der Lebensmittel- und Pharmaindustrie gefragt. Weiters sind sie in Lehre, Forschung und Wissenschaft tätig. Im Rahmen verschiedener Vorsorgeprogramme, der betrieblichen Gesundheitsförderung oder in Schulen und Kindergärten kann mit Vorträgen und Workshops zum Thema „Gesunde Ernährung“ ein Beitrag zur Prävention geleistet werden.

Synergien

m Rahmen der multiprofessionellen Zusammenarbeit ergeben sich Synergien zwischen Diätologie und vielen anderen medizinischen Berufen. Dem Informationsaustausch mit der Pflege kommt speziell im Klinikalltag eine wichtige Rolle als erste Anlaufstelle zu, wenn es beispielsweise um Beobachtungen von Verdauung, Appetit oder der Lebenssituation zu Hause geht. Mit Ärzt*innen werden empfohlene Maßnahmen, wie eine passende Kostform nach gastrointestinaler Operation sowie der Einsatz von Trinknahrungen, abgestimmt und Informationen bezüglich der geplanten medizinischen Interventionen eingeholt. Im Fachbereich Neurologie wird zusammen mit Logopäd*innen eine geeignete Speisenkonsistenz für Dysphagiepatient*innen festgelegt. Zusammen mit Ergotherapeut*innen wird die Alltagsgestaltung, wie das Kochen zu Hause nach einem Reha-Aufenthalt, besprochen. Mit Physiotherapeut*innen wird für mangelernährte Patient*innen oder Menschen mit Übergewicht eine adäquaten Eiweiß- und Energieversorgung bei muskelstärkender Bewegungstherapie abgestimmt. Die häusliche Versorgungssituation von Patient*innen wird mit der Sozialen Arbeit und dem Entlassungsmanagement abgestimmt.

Verwandte Berufsgruppen

Neben Mediziner*innen sind Diätolog*innen die einzige Berufsgruppe, welche mit kranken oder krankheitsverdächtigen Personen eine Ernährungstherapie und -beratung durchführen darf. Menschen ohne einer spezifischen Diagnose können neben Diätolog*innen auch von Ernährungswissenschafter*innen beraten werden. Hierzu zählen Themen, wie die Ernährung während Schwangerschaft und Stillzeit, Ernährung von Kindern und Säuglingen, Sporternährung sowie eine allgemeine gesunde Ernährung. Das Studium der Ernährungswissenschaften legt den Fokus vermehrt auf theoretische Ausbildungsinhalte sowie Laborkenntnisse. Ebenso abzugrenzen sind Ernährungstrainer*innen oder Ernährungscoaches, die nicht zur Durchführung einer ernährungsmedizinischen Beratung berechtigt sind.

“Essen ist eine wesentliche Voraussetzung für die Wiedererlangung von Gesundheit und Wohlbefinden.”