Am Freitag haben wir uns dann auf den Weg gemacht Kigali zu erkunden. Das erste, was wir kennen lernen durften, ist die Rwanda Zeit. Also wenn einem gesagt wird, dass um 9 Uhr das Frühstück kommt, kann man um 9:15 Uhr so langsam aufstehen, weil das Essen noch bis 9:40 Uhr auf sich warten hat lassen. Nach einem etwas anderen Frühstück ging es dann nach draußen. Was mich besonders gefreut hat, war das wirklich warme Wetter, was einem sofort in Urlaubsstimmung gebracht hat. Vom GuestHouse aus ging es los Richtung Kigali CityCenter. Dabei hat Domy uns durch Kigali geführt und uns schon mal ein paar Gegenden vorgestellt. Zwischendurch hat man immer mal wieder gemerkt, wie sehr man doch angestarrt wird. Dabei sind jedoch nicht alles interessierte Blicke, sondern teilweise hab ich mich schon echt unwohl gefühlt und das Gefühl gehabt, unerwünscht zu sein. Doch auch das sehr starke Interesse der Kinder, während diese einem teilweise hinterher laufen, kann auf Dauer auch schon anstrengend sein. Auch werden wir regelmäßig Muzungu genannt, dies vor allem von Kindern, aber auch einige Erwachsene nennen uns so. Muzungu bedeutet so viel wie weißer, reicher Mensch. Im Verhältnis zu vielen Menschen hier, sind wir das auch. Doch nur aufgrund der Hautfarbe so kategorisiert zu werden, fand ich in der ersten Zeit schon schwierig und nicht richtig. Deshalb waren auch mit die ersten Wörter, die ich auf Kinyarwanda sagen konnte: "Oya, Si nitwa Muzungu!" (Nein, ich heiße nicht Muzungu).
Doch die Stadt zu erkunden war sehr schön. Mittags hat man nun auch gemerkt, dass wir uns direkt am Äquator befinden, da die Sonne nun komplett über einem steht und es kaum Schatten gibt. Nachdem wir in der Innenstadt unsere SIM-Karten gekauft und eingerichtet haben, sind wir Essen gegangen. Wir waren in einem Supermarkt essen, der nebenan direkt ein Restaurant hat. Auch hier merkt man wieder die Rwanda Zeit, da wir über eine Stunde auf unser Essen warten mussten. Und hier merkten wir auch das erste Mal einen Unterschied in Bezug auf die Preise. SimbaRestaurant ist im Vergleich zu einigen anderen Restaurants hier schon ziemlich teuer, doch bei einer Cola für 1000RWF (78Cent) kann man sich echt nicht beschweren und auch das Essen mit 3500RWF (3€) ist einfach was anderes als in Deutschland.
Gestärkt ging nun das zweite Abenteuer los. Die erste Motofahrt. Hierfür haben Domy und die Vorfreiwilligen uns auch direkt zu einen der Hotspots von Motos gebracht. Aufgereit nebeneinander standen bestimmt dreißig Motofahrer, die alle nur so wollten, dass wir bei ihnen mitfahren. Bei mir hat sich absolute Überforderung breitgemacht und ich war sehr froh, dass Nelio und Cora (Vorfreiwillige) geholfen haben. Als wir dann auf dem Moto saßen und zu Esperance gefahren sind, war mein einziger Gedanke: das werde ich niemals alleine schaffen). Das Bezahlen der Motos ist auch immer so ein Ding. In Ruanda ist der größte Geldschein 5000RWF (4,50€). Und wenn man Geld abhebt, bekommt man mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nur 5000RWF. Doch fast kein Motofahrer, keine Marktperson oder kein Supermarktmitarbeiter wechselt gerne einen 5000RWF Schein gegen Kleingeld. Wenn man also nun einen Motofahrt mit 5000RWF zu bezahlen versucht, wo die Motofahrt nur 700RWF kostet, kann man eigentlich schon gleich auf sein Rückgeld verzichten. Deswegen war die erste Fahrt nun doch nicht so cool, wie uns immer angepriesen wurde. Auch das echt brüchige Englisch meines Fahrers hat es nur deutlich schwerer gemacht. Generell fiel mir das Verstehen echt schwierig und ich musste in der ersten Zeit sehr oft nachfragen, was nun gemeint ist.
Bei Esperance haben wir uns kurz ein Fußballspiel aller Freiwilligen angeschaut. Zu meinem Glück haben Lilly und Hannah (unsere Vorfreiwilligen), Jannik und mich abgeholt, da deren Verabschiedung von Indaro stattfand und wir beide eingeladen wurden. Auf dem Weg zu Maison de Jeunes durften wir auch kurz den ersten Blick in unsere neue WG werfen. Ganz ehrlich: ich war nicht super begeistert und hab erneut überlegt, ob das Leben hier wirklich das ist, was ich ein Jahr leben möchte (zur WG gibt es im nächsten Blog noch ein paar genauere Infos). Die fünf Minuten zu meiner neuen Arbeit führen über einen sandigen Weg und eine einsturz-gefährdete Brücke schließlich zu einem ziemlich schönen neuen renovierten Sportplatz. Begrüßt wurden wir von einer großen Kinderschar, die einen alle umarmen und kennenlernen wollten. Auch haben Jannik und ich endlich unseren Mentor Issiaka kennengelernt, mit dem wir schon ziemlich lange geschrieben hatten und auch schon gefacetimet haben. Nun kam doch Freude auf und ich habe mich schon ein bisschen aufgehoben gefühlt. Nach ein paar Breakdance Einlagen und vielen traditionellen Tänzen kam die Verabschiedung von Hannah und Lilly, die schon sehr ergreifend und traurig war. Nachdem wir noch ein bisschen gequatscht haben, sind wir schließlich Essen gefahren. Das Stammrestaurant unserer Vorfreiwilligen: Macoco. Hier gibt es viele verschiedene Gerichte, doch die Top 1 und auch das günstigste Essen ist Mixplates. Hier gibt es Pommes, Reis, Gemüse, Salat zusammen auf einem Teller. Bezahlen tut man nur 1500RWF (1,20€). Also echt günstig.
Nachdem wir gut gegessen haben, sind wir nochmal schnell zum GuestHouse und haben uns fertig gemacht, da wir anschließend auf den Geburtstag einer Vorfreiwilligen gefahren sind. Eine typische Houseparty, wo wir jedoch nochmal gut mit allen Leuten uns unterhalten konnten.
Samstag fand dann ein bisschen entspannter das theoretische Einführungsseminar bei Esperance statt. Hier haben wir ein paar Sachen geklärt und über unsere ersten Eindrücke in Ruanda gesprochen. Nach einem Mittagessen mit MixedPlates, stand in der WG nun das Losen der Zimmer an. Mit meinem Glück landete ich im kleinsten Zimmer in der hinteren Ecke der WG. Hier hatte nun ein Jahr keiner mehr geschlafen und die Wandfarben ließen auch zu wünschen übrig. Meine Stimmung war nach der Verlosung jetzt nicht super und hat mich ein weiteres mal zweifeln lassen, ob ich die richtige Entscheidung getroffen habe. Doch keine lange Zeit um in Trauer zu versinken, denn Hannah hat uns mitgenommen zum Skatetraining in der Innenstadt beim Kigali Sign. Der Weg ist sehr gewöhnungsbedürftig und super anstrengend. Über Sandsäcke einen steilen Weg nur bergauf. Nachdem Jannik und ich ein bisschen zugeschaut haben, sind wir anschließend wieder zu Macoco gefahren, um nochmal MixedPlates zu essen.
Am Sonntag stand als erstes das Genocide Memorial an, um ein bisschen was über die Geschichte des Landes zu lernen. Wirklich sehr ergreifend und doch erdrückend. Was genau damals in Ruanda passiert ist, könnt ihr am besten hier nachlesen: https://www.rlp-ruanda.de/laenderinfos/ruanda/geschichte/. Anschließend sind wir in einer kleineren Gruppe nochmal die Supermärkte erkunden gegangen. Es sind er Geschäfte für alles, da es neben Lebensmittel auch Metalldetektoren, Industriekühlschränke und Küchenmaschinen, jeglichen Krimskrams gab.
Im GuestHouse angekommen habe ich gemerkt, dass es mir nicht so gut ging und habe mich erstmal hingelegt. Leider habe ich nachts dann Fieber bekommen und musste am Montag im Bett bleiben, während die anderen den Kimironko Markt erkundet haben.
Dienstag ging es mir zum Glück besser. Das war auch wichtig, denn es stand endlich der Umzug an. Doch dazu im nächsten Blog mehr.:)
bis dann!
Maurizio
P.S.: der Bericht ist vielleicht jetzt nicht der Positivste. Doch ich will in diesem Blog über meine wahren Erfahrungen sprechen. Und es war zu Beginn definitiv nicht alles super und einfach. Und ich habe auch immer mal wieder darüber nachgedacht, wie es wäre abzubrechen. Ich hatte so große Erwartungen, die einfach nicht so waren, wie es dann wirklich kam.
Im Nachhinein kann ich sagen, dass ich einfach super überfordert war und es viel zu viel Neues auf einmal war. Ich habe mich selbst reingesteigert und es mir nicht super positiv geredet. Auch hatte ich echt mit der Sprachbarriere zu kämpfen, da mein Englisch nicht das aller Beste war.
Doch mittlerweile gefällt es mir richtig gut und ich bin mega glücklich, dass ich mich für den Freiwilligendienst entschieden habe und vom ASC die Möglichkeit bekommen habe, so etwas zu erleben!
Momentan bin ich auch super im Stress und finde nicht richtig die Zeit mich hinzusetzen und Blogs zu schreiben. Doch ich versuche mein Bestes und hoffe in den nächsten Tagen könnt ihr einen neunen Blog lesen!
Frühstück
Geldbatzen
Durch die City gehen
Man merkt an fast jeder Ecke das Land der 1000 Hügel
Party mit den Vorfreiwilligen
Gruppenbild
Nächtlicher Ausblick