Was mich tröstet
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Auf dem Weg vom Kindergarten nach Hause habe ich oft mit Gott über die vergangenen Monate gesprochen. Einmal sah ich vor meinem inneren Auge ein rotes Herz, bei dem oben rechts ein stück fehlte. Es fühlte sich so unvollkommen an. Ich sagte zu Gott: Herr, ich kann und möchte mit einem Herz, dem ein Stück fehlt, nicht leben. Ich möchte, dass mein Herz wieder ganz ist. Das Stück, das nun für immer bei David ist, soll von Dir, meinem Vater, wieder gefüllt werden. Mein Herz soll besser, weiser und himmlischer sein, als vorher."
Etwa zwei Wochen später, am 20.04.2018, fand in Detmold ein Erinnerungsgottesdienst für Eltern, deren Kinder verstorben sind, statt. Weil wir uns nicht vorstellen konnten, was uns dort erwartet, wollten wir Jona nicht mitnehmen. Und da Jona in den letzten Tagen schon so oft "abgegeben" wurde, wollte Egon mit ihm zu Hause bleiben. Also fuhr ich allein dahin.
Dieser Gottesdienst wurde vom Krankenhaus und von dem dort ansässigen Pfarramt veranstaltet.
Als ich dort ankam, standen sehr viele Menschen vor der kleinen Kirche. Am Eingang trug jeder, der um sein verstorbenes Kind trauert, den Namen des Kindes in ein Buch ein. Später wurden die über 50 Namen vorgelesen. Die Kirche war voll. Ich saß am Rand und rechts neben mir am Gang war noch ein Platz frei. Wie sehr habe ich mir gewünscht, dass Egon mitgekommen wäre.
Während des Gottesdienstes ließ ich meinen Gefühlen freien Lauf und weinte hemmungslos. So viele Menschen waren um mich herum, die auch schluchzten und weinten, doch ich fühlte mich so allein. Dann fiel mein Blick nach rechts unten. Die Stühle, auf denen wir saßen, waren nur schmale Metallstangen miteinander verbunden. Mir fehlten die Worte, als ich auf dem Verbindungsstück zwischen meinem und dem freien Stuhl ein kleines rotes Herz erblickte. Es war ganz. Es war heile. Und Gott sprach zu mir: "Ich habe dein Gebet erhört. Du musst nicht mit einem gebrochenen Herzen leben. Ich mache dein Herz ganz und heil."
Tiefer Frieden erfüllte mich. Ich bin nicht allein. Gott ist da. Er war immer an meiner Seite und wird es immer sein. Ich bin so froh darüber und dankbar dafür.
An einem anderen Tag fragte ich mich, ob ich David im Himmel sofort erkennen werde. Eigentlich wusste ich, dass es so sein wird, da die Bibel davon spricht, und doch hatte ich diese Frage im Herzen.
Einige Minuten später las ich in einem Andachtsbuch, die Andacht, die für diesen Tag dran war:
Wie werden die Toten auferweckt und mit was für einem Leib kommen sie?... Du säst nicht den Leib, der werden soll, sondern ein nacktes Korn, es sei von Weizen oder einem der anderen Samen. Gott aber gibt ihm einen Leib, wie er gewollt hat, und zwar einem jeden der Samen seinen eigenen Leib."
1. Korinther 15, 35-38
Aus dem Vergleich mit dem Wirken Gottes in der Natur ergeben sich sehr bedeutsame Folgerungen für unsere Auferstehung:
Die Auferstehung der Gläubigen wird, was den Körper angeht, eine gewaltige Veränderung mit sich bringen. Aus dem „nackten Korn" wird eine herrliche "Ähre" hervorgehen. Und dieser Auferstehungsleib, den Gott uns geben wird, wird ganz seinem Willen entsprechen. Trotz aller Veränderung wird indes die persönliche Identität unbedingt aufrechterhalten werden.
Das bedeutet zugleich, dass sich die Kinder Gottes in der Auferstehung gegenseitig erkennen werden. Und wie froh macht uns das! Hiob bleibt Hiob, David bleibt David, Paulus bleibt Paulus, und du bleibst du. Ist das nicht ein weiterer Grund, uns schon jetzt auf die Auferstehung zu freuen? Dann werden wir einander sehen und erkennen; vor allem aber werden wir Den anschauen, der Sein Leben für uns gegeben und damit die Grundlage für unser ewiges Glück gelegt hat!...
Als ich die Worte "David bleibt David" gelesen habe, traf es mich tief im Herzen. Das ist die Antwort. Das gibt mir Trost. "David bleibt David". Ich werde ihn sehen und erkennen, unseren geliebten Sohn, der er hier auf Erden gewesen ist.
Das sind nur zwei Beispiele von Momenten, in denen Gott zu uns spricht, uns tröstet und alles schenkt, damit wir versöhnt mit unserem Lebensweg leben können und Frieden in unseren Herzen haben.