Unter einer Dokumentation versteht man nach Wikipedia die Nutzbarmachung von Informationen zur weiteren Verwendung. Ziel der Dokumentation ist es, schriftlich oder auf andere Weise dauerhaft niedergelegte Informationen (Dokumente) gezielt auffindbar zu machen. Dokumente in diesem Sinne können Fachbücher, Zeitschriftenartikel oder sonstige Druckschriften sein, aber auch Archivalien, Bilder, Filme, Tonaufzeichnungen und Ähnliches. Auch wissenschaftlich erhobene Daten können im Sinne einer Dokumentation behandelt werden. Einige Qualitätsmerkmale von Dokumentation sind: Vollständigkeit, Übersichtlichkeit, Verständlichkeit, Strukturiertheit, Korrektheit, Editierbarkeit, Nachvollziehbarkeit, Integrität/Authentizität (z. B. Änderungshistorie), Objektivität.
Im Technischen Gestalten erhält das Dokumentieren mit dem LP21 mehr Präsenz. Das Dokumentieren bildet die Basis für das Portfolio.
Die vielfältigen Pluspunkte des Dokumentierens im TTG Unterricht werden in Kapitel "dokumentieren und reflektieren" (5) aufgezählt.
Das bewusste Dokumentieren, Präsentieren und Reflektieren hilft den SuS Einsichten und Kenntnisse zu gewinnen (5, S. 186 und 247). Sie setzen sich mit ihrem Lernen bewusst auseinander. Sie reflektieren Prozesse, Produkte, gestalterische und technische Zusammenhänge und Kontextwissen. Die Reflexion über das eigene Lernen ist Grundlage für den Lernprozess. Es fördert das Nachdenken und die Wahrnehmungs- und Kommunikationsfähigkeit.
Im LP21 wird dieses Thema unter Wahrnehmung und Kommunikation aufgegriffen. Zyklus 3: Die SuS können mit fachspezifischem Wortschatz über Prozesse und Produkte kommunizieren. MuI: Die SuS können aktuelle Medien ziel- und zielgruppengerichtet nutzen, um ihre Gedanken und ihr Wissen vor Publikum zu präsentieren (z.B. Präsentationsprogramm, Foto-, Video-, Audiobeitrag, Blog, Wiki).
Durch das Darstellen der Informationen wird der Lernprozess unterstützt. Die SuS müssen sich bewusst mit dem Thema auseinandersetzen, damit sie ihr Wissen weitergeben können.
Dokumentationen ermöglichen eine wertschätzende Rückmeldung zu Prozess und Produkt, welche nicht auf einer Note beruhen (5, S. 247). Mit digitalen Medien ist eine Dokumentation oder eine attraktive Präsentation möglich. Bild und Texte können zum Beispiel über eine Homepage oder einen Blog mit den Eltern geteilt werden. Die Wertschätzung der Arbeit wird damit erweitert. Dies macht es für die SuS möglich, die eigene Selbstwirksamkeit zu erfahren.
Kapitel 3, Lernen durch kooperieren (6)
Unser Dokumentationsbeispiel mit den passiven Lautsprechern ist nach den Regeln des Kooperativen Lernens aufgebaut.
Kooperativer Unterricht bedeutet nicht nur Zusammenarbeit, sondern auch, dass im Voraus eine individuelle Auseinandersetzung mit dem Thema erfolgt, so dass sich die Lernenden eine erste Konstruktion vom Thema selber erarbeiten, ihr Vorwissen und Wissen abrufen. Im Austausch in der Gruppe, wird dann diese Konstruktion entweder bestätigt, überarbeitet oder völlig verworfen (= 1. Ko-Konstruktion). Am Schluss wird dieses Ko-Konstruktion dem Plenum präsentiert und noch einmal ergänzt, überarbeitet oder bestätigt (=2, Ko-Konstruktion).
Da die Lernenden in dieser Art von Unterricht selbst tätig werden müssen, sind sie motivierter und Störungen im Unterricht sind seltener. Auch wird die Lehrkraft entlastet. Die Sozialkompetenzen der Lernenden werden erhöht. Da ein Austausch stattfindet und die Lernenden durch ihre Partner und Gruppen eine Rückmeldung erhalten, wird auch das Selbstvertrauen gefördert und sie erhalten Einblick in andere Sichtweisen und Meinungen. Sie lernen auch, ihre Meinung, Gedanken und Ideen den anderen kund zu tun und dazu zu stehen.
Damit kooperativer Unterricht gut gelingt, müssen die Aufträge und die Gruppeneinteilung klar sind und das nötige Material bereitstehen, Texte dem Niveau der Lernenden angepasst sein und Regeln des Respekts und des sorgfältigen Umgangs miteinander immer wieder geübt werden.
Das Zusammenspiel von individuellen und sozialen Lernprozessen
Für die Lernenden ist wichtig, dass sie wahrgenommen werden und auf ihr Gelerntes, auf Erfolge und Misserfolge ein Echo erhalten. Indem sie Antworten - entweder von der Lehrkraft oder von den anderen Lernenden - auf ihr Lernen erhalten, können sie ihr Selbstvertrauen und ihre Selbstwirksamkeitserwartung aufbauen.
In den individuellen Phasen geht es darum, Verantwortung für das eigene Lernen und Tun zu übernehmen und darüber nachzudenken, in den sozialen Phasen geht es um Zuhören, Rücksicht nehmen, andere Sichtweisen verstehen und die eigene Meinung zu überdenken. Der Wechsel der beiden Ebenen (soziale Dimension und individuelle Dimension) und das Fördern von Kompetenzen in beiden Bereichen, fördert die Selbstwirksamkeitserwartung, wie auch Motivation und Autonomie der Lernenden.
Kooperatives Lernen: Ursprung im sozialen Lernen
Mit kooperativem Lernen können Lernziele im sozialen Bereich / übergeordnete Lernziele gesetzt werden: Zuhören, Rücksichtnahme, gerechter Austausch und Toleranz gegenüber anderen.
Kooperatives Lernen konkret
Phase 1 Individuelle Erarbeitung (Konstruktion)
Anknüpfen an Vorwissen und entwickeln einer eigenen Auffassung zum Auftrag. Wie sie zum Wissen kommen ist individuell, je nach Auftrag. Wichtig ist, dass sie dies in Einzelarbeit tun und ihre Erkenntnisse möglichst schriftlich oder in Form von Skizzen festhalten.
Phase 2 Austausch in der Gruppe (1. Ko-Konstruktion)
Mentale Aktivierung durch Austausch der Ergebnisse in der Gruppe. SuS erhalten Rückmeldung zu ihrer individuellen Erarbeitung – eigene Erkenntnisse werden überdacht, angereichert, verworfen, bestätigt oder erweitert. Es entsteht ein gemeinsames Modell.
Phase 3 Vorstellen im Plenum (2. Ko-Konstruktion)
Die Lernenden stellen ihre Gruppenergebnisse im Plenum vor. Sie tauschen sich mit den anderen Gruppen aus eine zweite Ko-Konstruktion entsteht. Falls die Lösung eine bestimmte Antwort erforderte (wenn es also keine offene Lösung zulässt), erkennen die Lernenden wo der Fehler liegt. Ein Lernfortschritt passiert und die Lernenden werden zu einer selbständigen Beurteilung und Lösung eines Problems herangeführt.
Präsentationen im Plenum
Die Lernenden durchlaufen mit Präsentationen einen weiteren Lernprozess. Ko-Konstruktionen werden nochmals überdacht, deshalb hat das Vorstellen der Ergebnisse im Plenum eine wichtige Funktion. Wichtig ist auch, dass alle Gruppenmitglieder ihre individuellen Lernergebnisse präsentieren. Die Lernenden erhalten auch von der Lehrkraft eine Rückmeldung zu ihrer Arbeit. Soziale Regeln einhalten.
Im Bildungsbereich unterscheidet man nach Thomas Gesterkamp (1)
zwischen folgenden Arten von Portfolios:
Ein Portfolio ermöglicht es, sich eine systematische Lernstrategie zu erarbeiten. Die Reflexion und Evaluation des eigenen Verhaltens, der Lerninhalte, der Lernerfahrungen und Produkte kennzeichnen ein Portfolio.
Das Portfolio im schulischen Bereich visualisiert die Fähigkeiten, die Arbeitsweise und die Entwicklung des Lernenden ähnlich wie das Portfolio im künstlerischen Bereich. Es setzt sich einerseits mit dem Dokumentieren von Prozessen und Entscheidungen zusammen. Andererseits befasst es sich mit der Darstellung und der Einschätzung von Kompetenzen und deren Weiterentwicklung.
Nach T. Häcker (2) vollzieht sich eine Portfolioarbeit anhand mehrerer Prozessschritte, die beginnend bei der Definition des Kontextes über das Sammeln von Dokumenten (Lernprozessbeschreibungen und Lernprodukte), das Auswählen dieser Dokumente in das Portfolio, der Reflexion (als Kernelement der Portfolioarbeit), der Portfolioberatung und den daraus resultierenden Projektionen auf neue Lernziele bis zur Schlusspräsentation des fertiggestellten Portfolios.
Die Portfolioarbeit wird durch folgende Aspekte charakterisiert:
Nach Nicole Berner und Christine Rieder (3) lässt Lehren und Lernen mit Portfolios die Akteure zu Wort kommen und regt sie an, bildlich wie sprachlich Lernprozesse zu dokumentieren und gemeinsam oder alleine zu reflektieren. Portfolios im Kontext von Kunst und Design lässt die Lernenden ihren eigenen formalen Ausdruck zu finden und zu ihren gestalterischen Arbeiten Stellung zu beziehen und diese zu beschreiben, zu kommentieren und zu benennen. Die Lernenden lernen ihre Gefühle und Gedanken wahrzunehmen und formal wie auch verbal zu kommunizieren. Mit einer gestalterischen Portfolioarbeit werden die Lernenden gefördert ihren Arbeits- und Gestaltungsprozess selbständig zu planen und die gewonnenen Erkenntnisse in Bezug auf den eigenen Lernfortschritt zu reflektieren.
Im Technischen und Textilen Gestalten wird das Portfolio häufig als begleitendes Prozessportfolio eingesetzt, um Ideenfindungs-, Entwicklungs-, und Herstellungsprozesse festzuhalten und zu reflektieren. Die Produktgestaltung ist eher ein produktbezogenes Arbeiten und ist anwendungsorientiert. Prozessorientiertes Arbeiten unterstützt ein handlungsorientiertes Vorgehen bei der Analyse, Konzeption und Umsetzung. Das Portfolio vereint das produktbezogene und prozessorientierte Arbeiten und bietet eine begleitende Lehrunterstützung. (3)
Das Potential der Hilfestellungen mit der Arbeit mit einem Portfolio wurde schon erwähnt. Edith Glaser-Henzer (4) sieht Vorteile im Innehalten und Nachdenken durch den Fokus auf den gestalterischen Prozess. Gestalterische Vorgehensweisen und Versuche werden dabei intuitiv überprüft und die Lernenden entwickeln daraus alternative Möglichkeiten. Eine Reflexion kann während oder nach einer Handlung passieren. Dabei wird sprachlich, oft vergleichend, kritisch über die gemachten Erfahrungen nachgedacht. Lernende erhalten dabei die Möglichkeit zu ihren individuellen Prozessen und Erfahrungen Distanz zu nehmen. Oft werden Gestaltungsprozesse erst durch das versprachlichen richtig ins Bewusstsein gerufen und geklärt.
Nützliches und zielführendes Reflektieren bedarf einer Begleitung und wird für die Lernenden durch formulierte Fragestellungen erleichtert. Dadurch wird ihnen geholfen, sich über die eigenen Handlungs-, Entscheidungs-, und Lernprozesse sowie den persönlichen Lernzuwachs bewusst zu werden. Durch das Visualisieren dieser Prozesse, mit Hilfe des Portfolios, werden diese auch kommunizierbar. Diese Erkenntnisse und Aufzeichnungen bieten zudem das Fundament, um sich mit anderen Lernenden auszutauschen, gemeinsam nachzudenken und unterschiedliche Standpunkte oder Sichtweisen zu diskutieren.
1. Thomas Gesterkamp: Die Krise der Kerle: Männlicher Lebensstil und der Wandel der Arbeitsgesellschaft.Münster 2004
2. Thomas. Häcker: Portfolio: ein Entwicklungsinstrument für selbstbestimmtes Lernen.Baltmannsweiler 2007
3. Nicole Berner und Christine Rieder: Fachdidaktik Kunst & Design. Bern 2017
4. Edith Glaser-Henzer: Fachdidaktik Kunst & Design. Bern 2017
5. Thomas Stuber: Technik und Design, Grundlagen. Bern 2016
6. Hans Berner, Rudolf Isler, Wiltrud Weidinger: Einfach gut unterrichten, Bern 2018