Quelle: Diogenes Verlag
Weshalb und wie bist du Schriftsteller geworden?
Bücher gaben mir als Kind Halt und Sicherheit. Als ich mit sechs Jahren in die Schweiz kam, konnte ich noch kein Deutsch und war sehr schüchtern. Geschichten waren für mich eine Entspannung, ein Ort, wo ich mir Zeit nehmen konnte, mich zurechtfinden.
Das ist für mich immer noch das Schöne an Büchern, ob ich sie lese oder schreibe: Dass sie Freiraum geben zum Nachdenken und Erforschen. Unsicherheiten und auch beängstigende Sachen werden schön verständlich in Sprache verpackt. Charaktere, die zum Teil ähnliche Schwierigkeiten haben wie der Leser, geben Mut. Und ein Buch kann man immer zur Seite legen, wenn es zu dunkel oder schwierig wird.
Wie ich Schriftsteller geworden bin: Nach dem vielen Lesen wollte ich das Schreiben selber ausprobieren und habe mit 11 angefangen, eigene Geschichten auf Englisch aufzuschreiben. Mit 17 habe ich dann meinen dritten Buchversuch an Agent*innen herausgeschickt. Nach verschiedenen Anläufen wurde das Buch von meiner jetzigen Agentin angenommen und an Verlage in den USA geschickt. Zwei Tage später hatte ich das grosse Glück, dass Harper Collins die Rechten kaufte. Das war vor fast zwölf Jahren, und seither habe ich nicht mehr aufgehört zu schreiben. DIE LETZTEN HEXEN VON BLACKBIRD CASTLE ist mein fünftes Buch.
Was fasziniert dich an der Hexenwelt? Wie bist du dazu gekommen, fiktive
Geschichten mit Hexen zu schreiben?
Ich habe mich schon immer für das Unheimliche interessiert, für Monster, Ungeheuer, Hexen, Kreaturen, die am Rande leben, nicht dazugehören wollen oder können. In den alten Sagen waren Hexen immer böse, doch ich fragte mich schon als Kind, warum das so war. Als ich der Frage nachging, sah ich, dass die historische Realität ganz anders war, dass Hexen oft vertrieben wurden, weil sie unabhängig waren oder weil sie Macht ausübten.
Im Buch geht es darum, seine Identität zu finden und sich selbst zu vertrauen, egal was andere sagen. Die Hauptfigur Zita findet heraus, dass sie die lange verschollene Tochter einer Familie berühmter Hexen ist, von denen nicht alle gut und friedlich gelebt haben. Es gibt verschiedene Stimmen und Charaktere, die versuchen, Zita zu sagen, wer sie ist und was sie zu tun hat. All diesen Stimmen will sie am Anfang gerecht werden. Aber mit der Zeit muss sie lernen, dass nicht alle davon vertrauenswürdig sind, dass man am Ende einfach auf sich selbst hören und selbst entscheiden muss, wer man ist.
Wo / Wie findest du die Ideen für deine Geschichten? Was inspiriert dich für das Schreiben?
Das ist bei jedem Buch ein bisschen anders. Mit DIE LETZTEN HEXEN VON BLACKBIRD CASTLE wollte ich einfach eine Geschichte schreiben, die mir als Kind Spass gemacht hätte. Ich hätte gerne in einem Spukschloss gelebt, Magie gelernt, eine Krähe als Verbündete gefunden. Wie Zita fühlte ich mich als Kind auch manchmal verloren und wollte ein Zuhause finden. Das war schon genug, um die ersten paar Seiten aufzuschreiben.
Wie gehst du vor, wenn du die Geschichte für einen neuen Roman aufbaust?
Überlegst du dir im Voraus eine Spannungskurve oder wichtige Geschehnisse? Entscheidest du ganz spontan während dem Schreiben, wie die Geschichte weitergeht?
Ich schreibe für jedes Buch immer zuerst einen Outline. Allerdings halte ich mich selten ganz daran. In DIE LETZTEN HEXEN VON BLACKBIRD CASTLE gibt es zum Beispiel einen Twist, den ich nicht kommen sah. Das ist aber oft ein gutes Gefühl, wenn das Buch anfängt, sich fast schon autonom zu entfalten.
Wie bist du auf die Namen der Charaktere und der Ortschaften gekommen? Hast du ein spezifisches Vorgehen beim Schreiben einer Geschichte?
Ich wollte, dass die Welt des Buches nicht eindeutig ortbar ist, weder zeitlich noch geografisch. Es ist europäisch angehaucht, jedoch nirgendwo spezifisch. Ich hatte das Gefühl, dass die weite Welt, ihre Namen und Orte weniger wichtig waren als Blackbird Castle selbst, mit seinen unzähligen Räumen, Sälen und Geistern. Die Welt ausserhalb von Blackbird Castle konnte also neblig bleiben.
Normalerweise benütze ich sehr gerne bestimmten historische Bezüge und Orte. Doch bei diesem Buch wollte ich das nicht.
Wie gehst du vor, wenn du dir eine Fantasiewelt für eine Geschichte aufbaust?
Ich denke zuerst darüber nach, wie sich die Welt anfühlen soll. Welche Atmosphäre soll sie haben? Ist es eine düstere Welt, eine gotische? Oder gemütlich und warm? Oder eine Mischung aus beidem? Wenn ich das weiss, kommt der Rest ziemlich schnell.
Im Roman sind bei beschreibenden Situationen viele Details eingebaut (z. B.
Geräusche, Farbe von Gegenständen usw.). Wann kommen diese Details zu der Geschichte hinzu? Sind diese bereits beim ersten Entwurf vorhanden oder werden die Details zu einem späteren Zeitpunkt ergänzt?
Ich mag Details sehr, vielleicht ein bisschen zu sehr. Die ersten Entwürfe meiner Bücher sind immer zu lang, zu vollgestopft. Danach schneide ich vieles weg. Aber die Bücher bleiben immer noch ziemlich detailliert. Mir gefällt, dass ich ganze Welten in einem Buch aufbauen kann und mir über alles von Architektur übers Essen, Fabeln, Kleidung, Wetter, Landschaften Gedanken machen kann. Generell mag ich die visuellen und sensorischen Aspekte des Schreibens sehr. Es ist eine eigene Art von Magie, dass man so viele Bilder und Empfindungen nur aus Tintenschnörkeln hervorrufen kann.
Da das Interview in schriftlicher Form vorhanden ist, eignet es sich gut, um das Textverständnis zu üben. Anbei sind Fragen aufgelistet, welche sich auf das Interview beziehen und von Schülerinnen und Schüler schriftlich beantwortet werden können:
Wie alt war Stefan Bachmann, als er in die Schweiz gezogen ist?
Wie beschreibt Stefan Bachmann, was für eine Auswirkung Bücher auf ihn haben?
(egal ob er sie schreibt oder liest)
Wie alt war Stefan Bachmann, als er anfing, seine ersten Geschichten zu schreiben?
Wie viele Bücher hat Stefan Bachmann (inkl. «Die letzten Hexen von Blackbird Castle) in den letzten 12 Jahren veröffentlicht?
Was sagt Stefan Bachmann zum Thema «Hexen»? Wieso interessiert er sich für diese Gestalten? Hat sich seine Meinung bezogen auf Hexen mit der Zeit verändert?
Was muss Zita am Ende der Geschichte laut Stefan Bachmann lernen und einsehen?
Was hat Stefan Bachmann beim Schreiben vom Roman «Die letzten Hexen von Blackbird Castle» inspiriert?
Was hat Stefan Bachmann im Vergleich zu anderen Romanen beim Schreiben von «Die letzten Hexen von Blackbird Castle» anders gemacht? Hat er etwas weggelassen, was er normalerweise bei jedem Roman einbaut?
Auf was achtet Stefan Bachmann, wenn er sich eine neue Fantasiewelt aufbaut?
Wie geht Stefan Bachmann vor, wenn er zu viele Details in den ersten Entwürfen von seinen Romanen hat?
Stefan Bachmann hat für das englischsprachige Hörbuch zum Roman verschiedene Musikstücke komponiert. Die Musikstücke sind unter dem Soundcloudlink zu finden.
Die Musikstücke können eingesetzt werden, um unterschiedliche Stimmungen, welche durch Musik dargestellt und vermittelt werden, zu thematisieren. Die Wahrnehmungen können beispielweise in Worte gefasst werden und es kann versucht werden, die eigenen Gefühle während des Zuhörens zu beschreiben.
Auch können in der Klasse Unterschiede zwischen den einzelnen Musikstücken gesucht, beschrieben und interpretiert werden.
Mit der interaktiven Karte kann das Schloss und seine verschiedenen Räume erforscht werden.
Hinweis: Die Beschriftung der Karte ist auf Englisch.
Quelle: SIMMER.io
Zum Buch wurden unterschiedliche Illustrationen angefertigt. Die Illustrationen können im Unterricht helfen, unterschiedliche Personen und Figuren für die Schülerinnen und Schüler zugänglich zu machen.
Triggle
Zitas Kapf gegen die Fangore
Zita, Tinsi und der Schlächter
Die blaue Treppe
Grundriss Blackbird Castle
Spiegel
Grabstein
Blaue Spinne