Bericht über das Grüne Besenmoos, Dicranum viride (Sull. & Lesq.) Lindb,
in den Waldungen auf Maulbronner Markung
Stand Januar 2025
Verfasser: Martin Stankewitz, Dipl. Forstwirt, Stützenweg 9 - 70794 Filderstadt
Stand Januar 2025
Verfasser: Martin Stankewitz, Dipl. Forstwirt, Stützenweg 9 - 70794 Filderstadt
Der Bericht stellt die Ergebnisse einer Kartierung von Trägerbäumen des Grünen Besenmooses in den Wäldern auf der Markung Maulbronn vor. Es wurde versucht, möglichst alle Trägerbäume zu finden. Die erhobenen Daten wurden der Forst- und Naturschutzverwaltung als Grundlage für die Wahl geeigneter Schutzmaßnahmen zur Verfügung gestellt. Insgesamt wurden 667 Trägerbäume, 21 Buchenstubben, 2 abgesägte Stammstücke (Buche) und 3 Aststücke (Eiche) mit Grünem Besenmoos, Dicranum viride (Sull. & Lesq.) Lindb [36] von Mitte 2019 bis Februar 2024 auf einer Fläche von ca. 650 Hektar Wald südlich von Maulbronn kartiert. Die nördliche Hälfte der Wälder wurde bisher noch nicht vollständig untersucht. Bisher wurden dort nur 24 Trägerbäume gefunden.
Bei den untersuchten Waldflächen handelt es sich um historische, persistente alte Waldstandorte (ehemalige Klosterwälder) mit einer sehr langen Nutzungstradition.
65% der Trägerbäume sind Buchen, 18% Eichen, 13% Hainbuchen. Hinzu kommen vereinzelt Schwarzerlen (3), Elsbeeren (14) und Bergahorn (4).
Trägerbäume wurden in reifen Buchen- und Buchen-Eichenmischwäldern überwiegend in luftfeuchten Lagen, flachen, teilweise auch staunassen Senken (Talausgängen) entlang von Bachläufen, im Einzugsbereich von Wassergräben und Teichen der Zisterzienser sowie im Umfeld von Graben und Wall der Eppinger Linie gefunden. In verschiedenen Laubholzbeständen mit Beimischung von Nadelholz (Lärche, Kiefer,) wurden ebenfalls Trägerbäume gefunden, jedoch in geringerer Dichte.
Tiere spielen eine unverzichtbare Rolle für die Existenz der Vorkommen. Nur durch die Verbreitung von Blattbruchstücken durch Tiere ist die vegetative Vermehrung von Dicranum viride in den Wäldern gesichert. Die Polster von Dicranum viride können daher auch als langjährige Tierspuren auf den meist in Gruppen stehenden Trägerbäumen gelesen werden. Die Erhaltung der Populationen ist nur möglich, wenn Verluste von Moospolstern oder der Abgang von Trägerbäumen durch neue Besiedelung an anderer Stelle kompensiert werden können. Das Grüne Besenmoos auch als Indikator für kleinräumig hohe Biodiversität (epiphytische Moose, Totholz, Habitatbaumgruppen) angesehen werden. Das Moos gilt zudem als Zeigerpflanze für lange Habitatkontinuität. Seit Ende 2024 recherchiert der Autor in den Landesarchiven nach Informationen über die frühere Bewirtschaftung der Wälder. Möglicherweise ergeben sich hier zusätzliche Erklärungen für die Lage von Vorkommen und die unterschiedliche Dichte der Trägerbäume in den Wäldern.
Mit Kenntnis der Standorte der Trägerbäume und der Besiedlungsdichte an den Baumstämmen können weitere Maßnahmen des AUT-Konzepts Forst BW gezielt zur langfristigen Erhaltung von Populationen des Grünen angewendet werden. Aufgrund des Klimawandels und der damit verbundenen Trockenschäden an der Hauptträgerbaumart Buche ist allerdings trotz aller Schutzbemühungen mittelfristig mit einem Verlust großer Teile der Populationen des Grünen Besenmooses in Maulbronn zu rechnen.
Abstract
An attempt was made to record the locations of as many phorophytes of the epiphytic moss Dicranum viride as possible in the forests on Maulbronn's territory and to make the data available to the forest and nature conservation administration as a basis for suitable protection measures. 667 phorophytes, 21 beech stumps, 2 pieces of cut tree trunks and 3 branch pieces with green fork tooth moss, Dicranum viride (Sull. & Lesq.) Lindb [36] , were mapped on an area of about 650 hectares of forest, south of Maulbronn from mid of 2019 to February 2024. The northern parts of the woodlands at Maulbronn are still not completely investigated so far. However as til now only 22 phorophytes were found, it seems that Dicranum viride is much less present north of the Salzach valley.
The investigated forest areas are historic, former monastery forests with a very long management tradition. 65 % of the phorophytes are beech, 19 % oak, 14 % hornbeam. In addition, there are small numbers of black alder, service tree and sycamore maple trees.
Phorophytes were found mainly in mature mixed beech and oak forests, in shallow, waterlogged depressions (valley exits) along small creeks, close to historical water ditches and ponds and the ditch of the historic fortification Eppingen line.
The importance of various animal species, which play an indispensable role for preservation of the occurrences through the dispersal of leaf fragments, is discussed. The moss pads on the phorophytes can also be read as long-standing traces of animals. Populations of Dicranum viride can be preserved if the ongoing losses of phorophytes can be compensated by new colonization.
In the Maulbronn forests, Dicranum viride can be seen as an indicator for long habitat continuity in former coppice forests and as an indicator of biodiversity hotspots (epiphytic mosses, deadwood, habitat tree groups).
Knowledge of the locations of phorophytes and the degree of colonization on individual tree trunks can help long-term preservation of populations by consistent application and intensification of the AUT concept (retention forestry, coarse woody debris) of forest administraton (Forst BW) in those areas. Due to climate change and the resulting massive drought damage to the main phorophyte species beech, large parts of the Dicranum viride population in Maulbronn are expected to be lost in the next two decades, despite all conservation efforts.