Weitere Probleme des Naturalismus
Farben sind also nicht das einzige Problem des Naturalismus. Dazu eine weitere Stimme, ein weiterer Zeuge: Julian Nida-Rümelin. Nida-Rümelin ist nicht nur Philosoph, er ist auch Physiker, war Kulturstaatsminister und ist der Sohn des Bildhauers Rolf Nida-Rümelin, der mir allerdings bis zur Vorbereitung auf diesen kleinen Vortrag unbekannt war. Diese Skulptur ist von ihm.
Das folgende Zitat stammt aus dem Buch “Humanistische Reflexionen”, in dem er den Naturalismus streng zurückweist.
“Intentionen, Qualia und Inferenzen, menschliches Handeln [...] und die objektiven logischen Relationen sprechen gegen die Plausibilität des zeitgenössischen physikalischen Naturalismus.”
Er legt damit eine weiter kleine Aufzählung von Aspekten der Welt vor, die nicht in das Universum des Naturalismus passen. Ich will kurz erläutern, worum es im Einzelnen geht:
Unter Intentionen (oder Intentionalität) versteht man in der Philosophie nicht nur unsere Absichten, sondern insbesondere die erstaunliche Tatsache, dass die Sätze, die wir äußern oder die Kunstwerke, die wir machen, manchmal von etwas handeln. Qualia ist der Fachterminus dafür, dass unsere Wahrnehmungen und unsere Gefühle sich irgendwie “anfühlen”. Ein Punkt, der sich besonders hartnäckig der “Naturalisierung” widersetzt.
Der Philosoph David Chalmers nennt dieses Problem daher das harte Problem. In “Bild der Wissenschaft” erklärt, was er damit meint:
Zu den leichten Problemen der Bewußtseinsforschung zähle ich die Fragen: Wie unterscheidet das Gehirn Information, die es aus der Umgebung erhält? Wie wird diese Information verarbeitet und so integriert, daß das Gehirn Verhalten steuern kann? [...] Doch was ich als hartes Problem bezeichne, läßt sich damit nicht erklären: Warum gehen diese Bewußtseinsfunktionen mit einem subjektiven Innenleben einher? Warum funktioniert das Gehirn nicht auch ohne diese Empfindungen und Gefühle?
Warum sind wir also keine Bio-Maschinen? Das Leben des Naturalisten wäre um so vieles einfacher, wenn wir das wären.