Räumliche Mobilität

Bildquelle: Radio Wien, 4. Jg., Nr. 31, 27.4.1928, S. 1093. (ANNO/Österreichische Nationalbibliothek)

Räumliche Mobilität von Wissenschaftlern

Im Rahmen des Teilprojekts zu räumlicher Mobilität wurden Forschungslücken identifiziert, welche auf Basis der Biographiedaten des Österreichischen Biographischen Lexikons (ÖBL) bearbeitet werden können. Dazu zählt beispielsweise die Möglichkeit der Nutzung von flow data zu räumlicher Mobilität im 19. und frühen 20. Jahrhundert.

Auf Grundlage relevanter Literatur zu räumlicher Mobilität und Migration in der Österreichisch-Ungarischen Monarchie erfolgte eine Fokussierung des Teilprojekts zu räumlicher Mobilität auf die Personengruppe der Wissenschaftler. Dabei wird der Blick konkret auf jene drei der insgesamt 18 Hauptberufsgruppen des ÖBL gerichtet, welche explizit der Wissenschaft gewidmet sind: „Geisteswissenschaft“, „Naturwissenschaft“ sowie „Sozial- und Wirtschaftswissenschaft“.

Den fachlichen Analysen im Rahmen des Forschungsprojekts APIS liegt ein ÖBL-Datenbestand von 17.925 Biographien zugrunde, welche Personen porträtieren, die im Zeitraum 1815 bis 1950 verstorben sind. Innerhalb dieses APIS-Analysesets wurde aus den insgesamt 4.197 Zugehörigkeiten von Personen zu den drei oben genannten, explizit der Wissenschaft zuordenbaren Berufsgruppen eine repräsentative Stichprobe gezogen. Diese Stichprobe setzt sich aus 609 Wissenschaftlern zusammen – jeweils 203 Personen pro oben genannter „Wissenschaftler-Berufsgruppe“.

Die Basis für die Analysen zu räumlicher Mobilität und Migration stellen die in den Biographien enthaltenen raumbezogenen Informationen zu einzelnen Lebensstationen der jeweils biographierten Personen dar. Zu diesen im Text genannten Toponymen zählen Ortsnamen im engeren Sinn (Siedlungsnamen: z. B. Budapest, Brünn) ebenso wie Namen anderer geographischer Kategorien (z. B. Kroatien, Schlesien). Im Falle der Gruppe der "Ortsnamen im weiteren Sinn" kann es sich auch um Namen von Institutionen handeln (z. B. Tschechische Universität Prag, Mährischer Landtag, Royal Statistical Society).

Um ergänzend zu den Geburts- und Sterbeorten (für die Sozial- und Wirtschaftswissenschaftler siehe exemplarisch den Kartenausschnitt rechts) auch Informationen über weitere Aufenthaltsorte der biographierten Wissenschaftler in die Analysen integrieren zu können, ist eine umfangreiche manuelle Bearbeitung erforderlich. Dabei werden – für alle 609 Biographien der Stichprobe – die raumbezogenen Informationen zu den weiteren Aufenthaltsorten jeweils durch manuelle Annotation (Person-Ort-Relationen und Person-Institution-Relationen) sowie Verlinkung mit externen Datenquellen (GeoNames bzw. GND) aufbereitet, um anschließend weiter analysiert werden zu können. Dies erfolgt mit dem Ziel der Rekonstruktion und Visualisierung historischer Lebensverläufe, Migrationspfade und Muster räumlicher Mobilität.

Peter Alexander Rumpolt

CC-BY 4.0, M. Kaiser & P. A. Rumpolt

Räumliche Mobilität von Künstlern

Bei der Untersuchung von Migrationsmustern stellt sich die Frage, wie sich diese je nach geographischer Herkunft einer Künstlerin oder eines Künstlers, der Zugehörigkeit zu einer Generation oder der Mitgliedschaft in einer Institution unterscheiden. Orte können dabei aus unterschiedlichen Gründen Anziehungskräfte ausüben. So können bei dieser Berufsgruppe sowohl Metropolen wie Paris, München, Rom oder Wien durch ihre vielfältigen Institutionen zum Ziel von Reisen oder längeren Aufenthalten werden als auch kleinere Orte an der Peripherie Anziehung durch Künstlerkolonien ausüben. Die jeweiligen Wanderungsmuster lassen sich auf Basis von aggregierten Biographiedaten (Verknüpfungen zu Orten und Institutionen) als Flussdiagramme darstellen und vergleichen.

CC-BY 4.0, M. Schlögl