Farnpflanzen:

Farne 

Polypodiophytina

und

Nacktfarne

Psilotophytina

Die Farnpflanzen gehören zu den ältesten Landpflanzen und sind fast auf der ganzen Welt verbreitet. Sie wachsen vorwiegend an feuchten und schattigen Plätzen. Es gibt aber auch Arten, die trockene, sonnige Stellen bevorzugen. Manche Farne gedeihen ausschließlich auf Gestein, z. B. in Spalten von Felswänden und auf Felsblöcken.

Die im Harz vorkommenden Farnpflanzen prägen das Bild der hier vertretenen Pflanzengesellschaften in charakteristischer Weise. Mit über 30 Arten - ohne Hinzurechnung der Unterarten und Hybriden -  kann der Harz als eine farnreiche Gegend betrachtet werden.

Die Farnpflanzen werden in alphabetischer Reihenfolge der wissenschaftlichen Namen aufgelistet.

Asplenium adiantum-nigrum L. subsp. adiantum-nigrum (Schwarzstieliger Streifenfarn, Schwarzer Streifenfarn)

Dieser Streifenfarn ist sehr selten im Harz. Bekannt sind derzeit nur vier Standorte auf Silikatgestein, Schiefer und Quarzit bei Goslar und Wernigerode sowie im Eckertal und am Oberharzer Höhenrücken "Auf dem Acker".

Asplenium ceterach L. subsp. ceterach (Milzfarn, Schriftfarn, Schuppenfarn)

Im letzten Jahrhundert gab es nur wenige Nachweise, u. a. bei Mägdesprung, am Brocken und bei Rübeland. Die Farnart galt längere Zeit als verschollen. Nunmehr ist ein Vorkommen im Nationalpark Harz (Acker-Bruchberg-Gebiet) entdeckt worden.

Asplenium ruta-muraria L. subsp. ruta-muraria (Mauer-Streifenfarn, Mauerraute)

Die Art kommt in Felsspalten kalkhaltiger Gesteine und in Ritzen und Mörtelfugen alter Mauern vor.

Asplenium scolopendrium L. subsp. scolopendrium (Hirschzunge, Hirschzungenfarn)

In Schluchtwäldern und in feuchten und schattigen Felsspalten auf kalkhaltigem Substrat.

Asplenium septentrionale (L.) HOFFM. subsp. septentrionale (Nordischer Streifenfarn, Nördlicher Streifenfarn, Gabel-Streifenfarn)

Vorkommen an Silikatfelsen. Dieser Farn liebt trockene und lichtoffene Bereiche.

Asplenium trichomanes L. (Sammelart Braunstieliger Streifenfarn, Brauner Streifenfarn) mit den folgenden vier Unterarten. Die drei ersten Unterarten sind tetraploid, die vierte Unterart ist diploid.

Asplenium trichomanes subsp. hastatum (H. CHRIST) S. JESS. (Spießfiederiger Braunstieliger Streifenfarn, Geöhrter Brauner Streifenfarn)

Sehr seltener kalkliebender Farn im Harz und am Harzrand. Vorkommen an Sandsteinmauern und Dolomitfelsen.

Asplenium trichomanes subsp. pachyrachis (CHRIST) LOVIS et REICHST. (Dickstieliger Braunstieliger Streifenfarn, Seesternartiger Braunstiel-Streifenfarn bzw. Seestern-Streifenfarn)

Extrem selten. Es gibt keine Nachweise von Vorkommen im Harz, nur ein Vorkommen am nördlichen Harzrand bei Goslar auf Kalksandstein.

Asplenium trichomanes subsp. quadrivalens D. E. MEY. (Gewöhnlicher Brauner Streifenfarn, Verbreiteter Braunstieliger Streifenfarn bzw. Braunstiel-Streifenfarn)

Der Farn bevorzugt Kalkfelsen, Mauern und basenreiche Unterlagen, kommt aber auch auf saurem Gestein vor.

Asplenium trichomanes subsp. trichomanes L. (Silikatliebender bzw. Kalkfliehender/Kalkmeidender Braunstieliger Streifenfarn, Silikatliebender Brauner Streifenfarn)

Seltener Streifenfarn im Harz auf Silikatgestein.

Asplenium viride HUDS. (Grünstieliger Streifenfarn, Grüner Streifenfarn)

Der Farn wächst fast ausschließlich auf kalkhaltigem Gestein, oft in berieselten bzw. sickerfeuchten Felsspalten.

Asplenium-Hybriden: 

Bei der Gattung Asplenium können sich zwischen den Arten interspezifische und zwischen Unterarten intraspezifische Hybriden bilden. Nachfolgend werden die im Harz und am Harzrand bisher aufgefundenen Hybriden beschrieben:

Asplenium x alternifolium nothosubsp. alternifolium WULFEN (Deutscher Streifenfarn)

Sehr seltene Hybride aus A. septentrionale und A. trichomanes subsp. trichomanes an Silikatfelsen.

Asplenium x alternifolium nothosubsp. heufleri (REICHARDT) AIZPURU et al. (Heuflers Streifenfarn)

Extrem seltene Hybride. Eltern: Asplenium septentrionale und Asplenium trichomanes subsp. quadrivalens. Es gab in der Vergangenheit nur wenige Nachweise aus dem Harz (bei Goslar, Lautenthal noch 1988, im Oker- und Rappbodetal). Derzeit ist nur ein rezentes Vorkommen aus dem Südharz NW Rodishain (Gr. Ronneberg) bekannt.

Asplenium x murbeckii DÖRFL. (Schwäbischer Streifenfarn, Murbecks Streifenfarn)

Extrem seltene Hybride. Eltern: Asplenium ruta-muraria und Asplenium septentrionale. Die Vorkommen befinden sich im Nordwestharz bei Goslar und Lautenthal an Silikatfelsen und auf Schiefergestein mit eingelagertem Kalk.

Asplenium trichomanes nothosubsp. lovisianum S. JESS. (Lovis' Braunstieliger Streifenfarn, Lovis-Braunstiel-Streifenfarn)

Sehr seltene intraspezifische Hybride (Asplenium trichomanes subsp. quadrivalens x Asplenium trichomanes subsp. hastatum). Bisher gibt es noch keine Nachweise für den Harz. Ein Fundort befindet sich am südwestlichen Harzrand auf Dolomitfelsen des Zechsteins bei Barbis.

Asplenium trichomanes nothosubsp. lusaticum (D. E. MEYER) LAWALREE (Lausitzer Braunstieliger Streifenfarn, Lausitz-Braunstiel-Streifenfarn)

Seltene intraspezifische Hybride (Asplenium trichomanes subsp. quadrivalens x Asplenium trichomanes subsp. trichomanes). Im Harz wurde sie erstmals 1980 bei Rübeland gefunden und konnte in den letzten Jahren an weiteren Wuchsorten nachgewiesen werden.

Athyrium distentifolium OPIZ (= Pseudathyrium alpestre (HOPPE) NEWMAN) (Gebirgs-Frauenfarn, Alpen-Frauenfarn)                                                                        

Die Art kommt nur in den höheren Harzlagen (ab ca. 700 m ü. NHN) vor, in Hochstaudenfluren, Blockfeldern und auf sickerfrischen Standorten.

Athyrium filix-femina (L.) ROTH (Gewöhnlicher Frauenfarn, Wald-Frauenfarn)

Diese Farnart ist stark verbreitet in krautreichen Buchen-, Misch- und Fichtenwäldern. Sie ist häufig in wasserreichen Tallagen und an regenfeuchten Hängen.

Athyrium distentifolium (Pseudathyrium alpestre) und Athyrium filix-femina (links Gebirgs-Frauenfarn, rechts Gewöhnlicher Frauenfarn) im Vergleich.

Blechnum spicant (L.) ROTH (Gewöhnlicher Rippenfarn)

Der Farn wächst in bodensauren, feuchten Fichtenwäldern, an schattigen und lichtoffenen Standorten in vorwiegend höheren Lagen.

Nacktfarne (Psilotophytina)

Familie der Natternzungengewächse (Familie Ophioglossaceae)

Botrychium lunaria (L.) Sw. (Echte Mondraute, Mond-Rautenfarn)

Eine seltene Farnpflanze in Magerrasen und auf mageren Bergwiesen sowie an Wegrändern und Böschungen.

Botrychium matricariifolium (RETZ.) W. D. J. KOCH (Ästiger Rautenfarn)

Im letzten Jahrhundert gab es nur wenige Hinweise über Wuchsorte im Harz und Harzvorland. Zurzeit sind im Harz und Harzvorland keine aktuellen Vorkommen bekannt.

Cryptogramma crispa (L.) HOOK. (Krauser Rollfarn)

Um die Mitte des 19. Jahrhunderts gab es ein Vorkommen im Nordwestharz am Königsberg bei Goslar. Dieser Standort ist mit Sicherheit erloschen. Es gibt keine aktuellen Vorkommen im Harz und Harzvorland.

Cystopteris fragilis (L.) BERNH. s. str. (Zerbrechlicher Blasenfarn)

Der Farn ist zu finden an kalkhaltigen Felsen, an schattig kühlen Mauern, in der Nähe verdunstenden Wassers.

Dryopteris affinis agg. 

Artengruppe Schuppen-Wurmfarn, Spreuschuppiger Wurmfarn:

Die meisten Fundorte im Harz befinden sich im stärker atlantisch und durch hohe Niederschläge geprägten Westen des Harzes. Im östlich gelegenen Unterharz sind Vertreter der Artengruppe schon selten, im nördlichen und westlichen Harzvorland sehr selten. Alle vier aus Europa bekannten Ploidiestufen des Dryopteris affinis-Komplexes konnten für den Harz nachgewiesen werden.

Dryopteris affinis subsp. affinis (LOWE) FRASER-JENK. (Ledriger Schuppen-Wurmfarn)

Die diploide Sippe ist im Harz seltener vertreten als triploide Sippen. Ihre Wuchsorte befinden sich vorwiegend im Nordwestharz.

Dryopteris borreri (NEWMAN) OBERHOLZER et TAVEL (Borrer-Schuppen-Wurmfarn, Borrers Spreuschuppiger Wurmfarn)

Eine triploide Sippe; die Fundorte befinden sich überwiegend im westlichen Harz.

Dieser Farn (Dryopteris borreri) aus dem Odertal bei St. Andreasberg wurde wegen der unregelmäßig gestalteten Fiederabschnitte früher als  var. "robusta" eingestuft.

Dryopteris cambrensis subsp. insubrica (FRASER-JENK.) FRASER-JENK. (Insubrischer Schuppen-Wurmfarn)

Der Farn (triploide Sippe) kommt im Harz extrem selten vor. Es gibt nur zwei gesicherte Nachweise (Einzelpflanzen) im Westharz bei Osterode und Goslar.

Dryopteris lacunosa S. JESS. et al. (Lückiger Schuppen-Wurmfarn)

Diese Farnsippe (triploid) wurde erst 2011 als eigenständige Art beschrieben. Derzeit gibt es im Harz zwei Fundorte, bei Bad Harzburg und St. Andreasberg.

Dryopteris pseudocomplexa FRASER JENK. SELL (SELL & MURELL 2018)

Einen Bestand von ca. 30 Pflanzen haben Farnologen vor einigen Jahren am Rehberg bei St. Andreasberg entdeckt. Die tetraploiden Farne ähneln makromorphologisch den nachfolgend genannten Hybriden, können aber auch einer Dryopteris lacunosa gleichen.

Hybriden von Dryopteris filix-mas mit Vertretern der Dryopteris affinis-Gruppe

Dryopteris x complexa FRASER JENK. nothosubsp. complexa

Die tetraploide Hybride (Einzelpflanze) wurde im Jahr 2018 bei Neuwerk im östlichen Harz zusammen mit den Eltern Dryopteris filix-mas und Dryopteris affinis subsp. affinis nachgewiesen.

Dryopteris x critica (FRASER JENK.) FRASER-JENK.

Mehrere pentaploide Hybriden konnten in den letzten Jahren zusammen mit den Eltern Dryopteris filix-mas und Dryopteris borreri im westlichen Harz bei St. Andreasberg und Osterode bestätigt werden. 

Dryopteris carthusiana (VILL.) H. P.  FUCHS (Dorniger Wurmfarn, Gewöhnlicher Dornfarn)

Die Art kommt in bodensauren Buchen-, Misch- und Fichtenwäldern vor. Sie ist im gesamten Harz verbreitet.

Dryopteris cristata (L.) A. GRAY (Kamm-Wurmfarn, Kammfarn)

Sehr selten im Harz und am Harzrand, u. a. in Erlen- und Birkenbruchwäldern und lückigen Röhrichten.

Dryopteris dilatata (HOFFM.) A. GRAY (Breitblättriger Wurmfarn, Dunkelgrüner Dornfarn)

Der Farn ist im Harz sehr häufig anzutreffen. Er wächst in krautreichen Buchen- und Fichtenwäldern, vorwiegend in luftfeuchter schattiger Lage.

Dryopteris expansa (C. PRESL) FRASER-JENK. et JERMY (Feingliedriger Wurmfarn, Blassgrüner Dornfarn)

Ein seltener Farn im Harz. An lichten bis halbschattigen Stellen in felsigen bzw. blockreichen, montanen Hangwäldern.

Dryopteris expansa und Dryopteris dilatata (Feingliedriger Wurmfarn und Breitbl. Wurmfarn) im Vergleich:

Dryopteris x ambroseae FRASER-JENK. et JERMY (Ambroses-Dornfarn)

Hybride aus Dryopteris dilatata und Dryopteris expansa. Vorkommen u. a. am Rehberg bei St. Andreasberg und im Brockengebiet.

Dryopteris filix-mas (L.) SCHOTT (Gewöhnlicher Wurmfarn, Männlicher Wurmfarn)

Der Farn ist verbreitet in schattigen Laub- und Nadelwäldern und an beschatteten Felsen, Mauern und Wegböschungen.

Gymnocarpium dryopteris (L.) NEWMAN (Eichenfarn)

Der Farn besiedelt humose Waldböden in Buchen-, Misch- und Fichtenwäldern.

Gymnocarpium robertianum (HOFFM.) NEWMAN (Ruprechtsfarn)

Der Farn ist im Harz selten. Er kommt an basenreichen, beschatteten und sonnigen Felsen, Mauern sowie in Steinschuttfluren und Steinbrüchen vor.

Matteuccia struthiopteris (L.) TOD. (Straußenfarn, Straußfarn)

Der im Harz seltene Farn ist in Auenwäldern, Auengebüschen und an Bach- und Flussufern anzutreffen.

Nacktfarne (Psilotopsida)

Familie der Natternzungengewächse (Ophioglossaceae)

Ophioglossum vulgatum L. (Gewöhnliche Natternzunge) 

Eine seltene Farnpflanze, die auf Feuchtwiesen und wechselfeuchten Standorten vorkommt.

Oreopteris limbosperma (ALL.) HOLUB (Bergfarn, Berg-Lappenfarn)

Im Harz z. T. stark verbreitet in staudenreichen Misch- und Fichtenwäldern, auf sauren humosen Waldböden.

Osmunda regalis L. (Königs-Rispenfarn, Königsfarn)

Dieser stattliche Farn kommt vor allem in den atlantischen Teilen Deutschlands vor und nur sehr selten in den Mittelgebirgen. Im Harz gibt es einen Wuchsort im Okertal (Diasporenfernflug von einem natürlichen Vorkommen aus den Verbreitungsgebieten oder absichtliche bzw. unabsichtliche Ansalbung?). Es bleibt abzuwarten, ob sich der Farn im Harz an dem Sekundärstandort etablieren kann.

Phegopteris connectilis (MICHX.) WATT. (Buchenfarn)

Verbreitet in feuchten Buchen- und Fichtenwäldern, auf nährstoffreichen, aber kalkarmen humosen Waldböden.

Polypodium interjectum SHIVAS (Gesägter Tüpfelfarn)

Sehr seltener Farn. An Mauern und Felsen, u. a. auf Kalksandstein.

Polypodium vulgare L. (Gewöhnlicher Tüpfelfarn)

Verbreitet in bodensauren Wäldern, an Felsen und Mauern und am Fuß alter Bäume.

Polypodium x mantoniae ROTHM. (Mantons Tüpfelfarn)  

Seltene pentaploide Hybride aus Polypodium interjectum und Polypodium vulgare mit Vorkommen im Harz und am nördlichen Harzrand.

Polystichum aculeatum (L.) ROTH (Gelappter Schildfarn, Dorniger Schildfarn)

Seltener Farn in schattig-feuchten steinschuttreichen Wäldern, auf Felsen, Geröllfluren und in Steinbrüchen, auf kalkarmen wie kalkreichen Böden. 

Polystichum lonchitis (L.) ROTH (Lanzen-Schildfarn)

Sehr seltener Farn im Harz. Im Gesteinsschutt meist nur Einzelpflanzen auf nährstoffreichem, kalkhaltigem Material. Unbeständig; die Pflanzen sind oft nach wenigen Jahren wieder verschwunden.

Pteridium aquilinum (Adlerfarn) mit folgenden Unterarten:

Pteridium aquilinum subsp. aquilinum (L.) KUHN (Gewöhnlicher Adlerfarn)

Verbreitet. In lichten Laub- und Fichtenwäldern, an Waldwegen und auf Waldlichtungen mit zum Teil großen Vorkommen im Harz.

Pteridium aquilinum subsp. pinetorum (C. N. PAGE et R. R. MILL) J. A. THOMSON (Nordischer Adlerfarn, Nördlicher Adlerfarn, Kiefernwald-Adlerfarn)

Diese Unterart bevorzugt lichte Kiefernwälder und Kiefernforste, auf sandigen Böden. Sie wurde im Harz noch nicht gefunden. Bekannt ist ein Vorkommen im Nordharzvorland in einem Kiefernforst bei Blankenburg.

Thelypteris palustris SCHOTT (Sumpf-Lappenfarn, Sumpffarn)

Der Farn ist im Harz sehr selten. Er kommt u. a. in Erlenbrüchen, Weidengebüschen und Sumpfwiesen vor.

Woodsia ilvensis (L.) R. BR. (Rostroter Wimperfarn, Südlicher Wimperfarn)

Ein sehr seltener Farn im Harz. Es gibt nur wenige Vorkommen in Felsspalten und auf Geröll (kalkarmes Silikatgestein). Der Farn besiedelt sonnenexponierte und beschattete Orte.