Bärlappe

Lycopodiophytina

Foto: Diphasiastrum x issleri (Issler-Flachbärlapp)

Bärlappe haben meist eine kriechende Grundachse mit aufrechten Ästen, die vorwiegend dichotom verzweigt sind. Ihre Assimilationsblätter sind schuppen- oder nadelförmig. Die sporenerzeugenden Blätter stehen bei den meisten Arten am Ende der Sprossachse in dichten, ährigen Sporophyllständen.

Der Lebenszyklus dieser Pflanzen ist geprägt durch zwei voneinander unabhängige Generationen. Aus Sporen keimt ein haploider Gametophyt, dessen Entwicklung meist von einer Mykorrhiza abhängt und Jahre dauern kann. Nach der Befruchtung entwickelt sich dann der Sporophyt. Manche Bärlappe vermehren sich außerdem noch vegetativ durch Bruchäste.

Die noch lebenden Vertreter der Bärlappe sind Relikte längst vergangener Erdzeitalter. Sie gehören zu den ältesten Landpflanzen und haben im Wesentlichen zum Aufbau der sumpfigen Wälder des Karbon (Bildung der heutigen Steinkohlevorkommen) beigetragen.

Die damalige Formenvielfalt brachte unter anderem baumförmige Gestalten hervor, die bis zu ca. 40 m Höhe erreichten. Die meisten Arten sind ausgestorben. Überlebt haben nur kleine krautige Bärlappgewächse, die zum Teil stark gefährdet sind und des allgemeinen Schutzes bedürfen.

In dem folgenden Kapitel stelle ich Ihnen die Bärlapp- und Moosfarngewächse des Harzes vor. Brachsenkrautgewächse, die auch zu den Bärlappen gehören, kommen im Harzgebirge nicht vor.

Familie Lycopodiaceae - Bärlappgewächse

Gattung Huperzia - Teufelsklaue

Diese Gattung wird zuweilen als eigene Familie (Teufelsklauengewächse) betrachtet.

Huperzia selago subsp. selago (L.) BERNH. ex SCHRANK & MART. (Tannen-Teufelsklaue, Tannenbärlapp)

Die Unterart ist im Harz vorwiegend in den Hochlagen verbreitet, und zwar in Blockfichtenwäldern, auf Blockschutthalden sowie in moosreichen Wäldern in luftfeuchter Lage. Seltener in Laubwäldern. Im nördlichen Harzvorland ist der Bärlapp sehr selten.

Hinweis: Die zweite Unterart Huperzia selago subsp. arctica (Tolm.) A. Löve & D. Löve kommt in Nordeuropa vor.

Gattung Lycopodium - Bärlapp

Lycopodium annotinum subsp. annotinum L. (Sprossender Bärlapp, Wald-Bärlapp)

Diese Unterart ist im Harz in den Block- und Moorfichtenwäldern und Moorrandlagen der ober- und hochmontanen Stufe verbreitet. In der montanen und submontanen Stufe (Misch- und Laubwälder) ist der Bärlapp selten, in den Wäldern des nördlichen und westlichen Harzvorlandes sehr selten.

Hinweis: In Deutschland kommt nur die Unterart Lycopodium annotinum subsp. annotinum L. vor. In den nordischen Ländern ist Lycopodium annotinum subsp. alpestre L. verbreitet.

Lycopodium clavatum subsp. clavatum L. (Gewöhnlicher Keulen-Bärlapp)

Diese Unterart ist im Harz verbreitet und besiedelt u. a. Straßen- und Wegböschungen, Skipisten, Beerstrauchheiden und Borstgrasrasen. In Laubwäldern ist der Bärlapp selten. Im nördlichen Harzvorland sehr selten.

Hinweis: Die zweite Unterart Lycopodium clavatum subsp. monostachyon (GREV. & HOOK.) SELANDER (= Lycopodium lagopus Zinserl. ex. Kuzen (Schneehuhn-Keulen-Bärlapp) kommt außerhalb Deutschlands, u. a. in den Alpen vor.

Gattung Lycopodiella - Moorbärlapp

Lycopodiella inundata (L.) HOLUB (Gewöhnlicher Moorbärlapp, Sumpfbärlapp)

Die Art war im Harz immer sehr selten. Sie wurde noch gegen Ende des 20. Jahrhunderts in der Schlenke eines Hochmoores beobachtet. Als Erstbesiedler offener und nasser Torfböden ist die Art durch Sukzession verdrängt worden. Zurzeit sind keine Vorkommen im Harz bekannt.

Gattung Diphasiastrum - Flachbärlapp

Flachbärlappe sind konkurrenzschwache Rohbodenbesiedler und Pionierpflanzen offener, zumeist gestörter Standorte. Neben drei Hauptarten (D. alpinum, D. complanatum und D. tristachyum) gibt es drei Zwischenformen (D. x issleri, D. x zeilleri und D. x oellgaardii), die hybridogenen Ursprungs sind und morphologisch zwischen zwei Hauptarten vermitteln.

Die Flachbärlappe des Harzes gehören zu den sehr seltenen Pflanzenarten. Jeder bekannte Fundort verdient strengen Schutz und Pflege.

Diphasiastrum alpinum (L.) HOLUB (Alpen-Flachbärlapp)

Die Art wächst fast ausschließlich in den höheren Lagen des Harzgebirges und kommt dort zerstreut vor. Der Flachbärlapp besiedelt montane Beerstrauchheiden und Borstgrasrasen, ferner bodenverletzte Stellen und bevorzugt sonnige Standorte (z. B. Wegränder und Skipisten).

Diphasiastrum complanatum (L.) HOLUB (Gewöhnlicher Flachbärlapp)

Der Flachbärlapp ist im Oberharz zerstreut. Im Hochharz ist er verbreitet und kommt in Fichtenwäldern, montanen Beerstrauchheiden, Borstgrasrasen und auf anthropogenen Sekundärstandorten (Wegränder, Böschungen, Skipisten, Steinbrüche etc.) vor.

Diphasiastrum tristachyum (PURSH) HOLUB (Zypressen-Flachbärlapp)

Diese Art ist im Harz sehr selten geworden. Man findet den Flachbärlapp nur noch in den Hochlagen an sehr lückigen Stellen in Beerstrauchheiden und Magerrasen.

Der Flachbärlapp ist auf besonders konkurrenzarme Standorte angewiesen und gilt deutschlandweit als stark gefährdet. Dem Bund und den Bundesländern kommt daher eine erhebliche Verantwortung für den Schutz und die Förderung der Bestände von D. tristachyum zu.

Diphasiastrum x zeilleri (ROUY) HOLUB (Zeiller-Flachbärlapp)

Hybridsippe zwischen Diphasiastrum complanatum und Diphasiastrum tristachyum

Der Flachbärlapp ist im Harz sehr selten, und zwar mit Verbreitungsschwerpunkt in den Hochlagen. Er wächst in lückigen Magerrasen und Zwergstrauchheiden auf Sekundärstandorten (Skipisten, Wegränder).

Diphasiastrum x issleri (ROUY) HOLUB (Issler-Flachbärlapp)

Hybridsippe zwischen Diphasiastrum alpinum und Diphasiastrum complanatum

Diese Sippe kommt fast ausschließlich in den höheren Lagen des Harzes zerstreut vor. Sie besiedelt Zwergstrauchheiden und Borstgrasrasen auf Sekundärstandorten (Skipisten, Schneisen, Wegränder etc.).

Diphasiastrum x oellgaardii STOOR et al. (Oellgaard-Flachbärlapp)

Hybridsippe zwischen Diphasiastrum alpinum und Diphasiastrum tristachyum

Diese im Harz extrem seltene Sippe wächst in hochmontaner Lage in einer Zwergstrauchheide (Brockengebiet).

Flachbärlappe im Vergleich (Ventralansichten):

Diphasiastrum complanatum und Diphasiastrum x zeilleri

(Gewöhnlicher Flachbärlapp und Zeiller-Flachbärlapp)

Diphasiastrum x issleri und Diphasiastrum alpinum

(Issler-Flachbärlapp und Alpen-Flachbärlapp)

Diphasiastrum x oellgaardii und Diphasiastrum x issleri

(Oellgaard-Flachbärlapp und Issler-Flachbärlapp)

Diphasiastrum alpinum, Diphasiastrum x issleri, Diphasiastrum x zeilleri und Diphasiastrum complanatum

(Alpen-Flachbärlapp, Issler-Flachbärlapp, Zeiller-Flachbärlapp und Gewöhnlicher Flachbärlapp)

Familie Selaginellaceae - Moosfarngewächse

Die Familie der Moosfarngewächse gehört zu den Bärlappen und besitzt nur eine rezente Gattung.

Gattung Selaginella - Moosfarn

Selaginella selaginoides (L.) P. BEAUV. (Dorniger Moosfarn)

Diese Art ist ein Eiszeitrelikt und war in der Nacheiszeit unter anderen Klimabedingungen im gesamten mitteleuropäischen Raum reichlich vertreten. In den vergangenen Jahrhunderten kam der seltene Farn mit dem moosähnlichen Habitus noch in den höchsten Lagen des Harzes (Brockengebiet) vor. In der 2. Hälfte des letzten Jahrhunderts wurde er aber nicht mehr beobachtet und gilt als verschollen.

Fotos: Selaginella selaginoides aus dem Kaisergebirge (Tirol) und von der Reiteralpe (Berchtesgaden).