Hier sammeln wir weitere Ideen und Gedanken, die bisher noch nicht so recht in eine der anderen Kategorien passen wollen.
Es sind in vielen KVs und anderen Gremien schon JE vertreten. Sie sehen sich allerdings oft nicht als explizite Vertretung von JE. Zum Teil sind sie Jugendvertreter:innen und somit in erster Linie einer anderen (Alters-)Gruppe verpflichtet. Selbst wenn sie in erster Linie für sich selbst als Teil der JE sprechen, sind sie oft nicht als JE-Vertreter:innen bekannt und ansprechbar.
Für viele JE sind die kirchlichen Strukturen intransparent und unübersichtlich. Oft auch für solche, die sich bereits in Gremien engagieren.
JE sind oft nicht lang genug an einem Ort, um langsam in eine Gemeinde oder größere Strukturen hineinzuwachsen.
Es gibt (noch) zu wenige bekannte und aktive JE, als dass einzelne Gemeinden ihre JE-Vertreter:innen benennen oder gar wählen könnten.
JE brauchen Ansprechpersonen...
... für praktische Fragen
... für seelsorgliche Anliegen
... um eigene Projekte zu starten
Übergemeindliche Pfarrperson für JE, die sich keiner Gemeinde zugehörig fühlen
JE-Kontaktpersonen in den Gemeinden, die zeitnah und tatkräftig bei organisatorischen Fragen helfen können und eine Informationsschnittstelle zwischen übergemeindlicher und gemeindlicher JE-Arbeit bilden, besonders, solange es noch keine etablierte JE-Arbeit in der jeweiligen Gemeinde gibt. Als Kontaktpersonen können erfahrene KVler:innen besonders geeignet sein, da einige mehr Zeit als die Pfarrpersonen haben, schneller/ zuverlässiger auf Mails reagieren und sich besser auskennen als Jung-KVler:innen.
JE-Vollversammlung
Versammlung aller junger Erwachsenen (ü18 und Selbstdefinition) im KBZ. Auch ältere Engagierte und Interessierte an und in der JE-Arbeit sind willkommen. In Chemnitz könnte die JE-Vollversammlung eine Weiterentwicklung der "JE-Kennlernkaffeetrinken" sein.
Ziele der Versammlung sind:
Vernetzung und Austausch
Legitimierung von Vertreter:innen/ Ansprechpersonen auf KBZ-Ebene
Die Vollversammlung findet 2x im Jahr statt. An dem Tag gibt es zum einen Angebote, die einen Wert für sich haben: Gottesdienst/Andacht, Essen, Workshops... und zum anderen wird ein Leitungsteam/Vertretungsgremium gewählt.
JE-Konvent
Organisiert Vollversammlungen
Unterstützt über- und zwischengemeindliche Kommunikation zum Thema
Ist ansprechbar für JE-Fragen und Themen
Schlägt Vertreter für die KBZ-Synode vor
Könnte in Chemnitz eine Weiterentwicklung der Vernetzungstreffen sein
Zusammensetzung:
>= 50% JE (Optimalerweise Vertreter:innen verschiedener JE-Gruppen)
Hauptamtliche: Pfarrer/Gemeindepädagogen mit besonderer Beauftragung für JE-Arbeit, ESG-Pfarrperson, 1-2 MA der Jugendkirche
1 Vertreter:in der Kontaktpersonen aus den Gemeinden
1 Vertreter:in aus der Bezirksjugendkammer
1 Mitglied der KBZ-Syonde
Für viele Menschen ist das Konzept des Siezens (immer noch) etwas Positives, ein Ausdruck von Höflichkeit und Anerkennung. Würde das "Sie" nicht für eine gewisse Distanz sorgen, verlöre das "Du" seine Kraft als Ausdruck der Nähe.
Auch einige JE finden es wichtig, von anderen Erwachsenen gesiezt zu werden. Allerdings steckt in vielen Fällen schlicht dahinter, dass sie es schätzen als erwachsene, ernstzunehmende Gesprächspartner:innen anerkannt zu werden. Anders als in der Sprachpraxis in Kindheit und Jugend. Ab der 5. Klasse mussten wir unsere Lehrer siezen, während sie uns zum Teil bis in der Oberstufe duzten. Kein gleichrangiges Duzen oder Siezen, sondern eine Asymmetrie als Ausdruck eines Rangunterschieds.
Was als bewusster Ausdruck zur Unterscheidung und (Ab-)Wertung gesellschaftlicher Klassen begann, hat sich zu einem Ausdruck von Höflichkeit, Anerkennung, aber auch Distanz entwickelt, während das "Du" lange Zeit nur engen Freundschaften und der Familie vorbehalten war.
In vielen Kontexten, in denen JE unterwegs sind, hat längst eine weitere Entwicklung stattgefunden. Das Du ist Standard, während das Sie oft ein Ausdruck von Fremdheit, Distanz oder sogar Feindschaft ist. Der ältere Chef wird geduzt, alle, die irgendwie gleichaltrig aussehen natürlich auch. Natürlich? – Nein, so einfach ist es nicht. Es gibt ja noch andere Kontexte – in der Bank, auf dem Amt… und dann ist da die Unsicherheit, mit allem dazwischen. Oft wird das Du nicht mehr angeboten. Wir alle kennen das krampfhafte Vermeiden von Anredepronomen. Ein Gefühl einer höflichen und anerkennenden Ansprache stellt sich nur noch in wenigen Fällen ein. Stattdessen häufen sich unangenehme Situationen, in denen persönliche Ansprache und Nähe wichtig wäre, wir uns aber nicht trauen, die Situation zu lösen und Älteren selbst das Du anzubieten – Das Sie erfüllt zuverlässig weiter seinen Zweck: es schafft Distanz und erhält Rangunterschiede. Solange nur Ältere bzw. Höherrangige das Du anbieten dürfen, steckt auch im symmetrischen Siezen eine Asymmetrie, die vielen nicht bewusst ist, aber kommunikative Hindernisse schafft. Zumal viele Ältere und Höherrangige selbst unsicher sind und schnell mal den Moment verpassen, dass Du anzubieten.
Persönlich habe ich, Inka, nie in einer Welt gelebt, in der ich den vollen Nutzen der Du-Sie-Unterscheidung genießen konnte. Auch wenn ich die wenigen Male, bei denen mir explizit das Du angeboten wurde, durchaus als schön empfunden habe. Trotzdem kann ich mir gut vorstellen, dass es vielen anders ergangen ist. Ich würde gerne mal eine Welt ausprobieren, in der die Du-Sie-Unterscheidung ihr ganzes konstruktives Potenzial entfaltet, aber so einfach ist das nicht. Denn, wenn es sie wirklich mal gab, die Erde hat sich weiter gedreht und wir können sie auch nicht einfach zurückdrehen. Genauso wenig wie wir in eine Zeit springen können, in der das Sie verschwunden ist oder es per Dekret verbieten.
Ich wünsche mir aber, dass besonders in Kirche mehr Du gebraucht wird, denn Kirche gehört wohl zu den Kontexten mit der meisten Sie-Verwendung. Während andere Organisationen ihr Kameraden- oder Genossen-Du haben, tut sich Kirche mit dem geschwisterlichen Du schwer. Stattdessen können wir uns an einem lustigen Wechsel der Anredepronomen im Gottesdienst erfreuen und müssen darunter leiden, dass das Sie vermeintliche Rangunterschiede untermauert und Dialog auf Augenhöhe erschwert. Und das alles, obwohl die Bibel eine wunderbare Sammlung von Beispielen ist, dass sich Höflichkeit, ja Ehrerbietung, Anerkennung, Nähe und Distanz auch ganz wunderbar ohne Du-Sie-Unterscheidung ausdrücken lassen.
Du anbieten
Wenn Sie [oder soll ich du schreiben?] nun dem Du nicht gänzlich abgeneigt sind, bitte ich Sie, jüngeren und rangniedrigeren Menschen, so früh wie möglich das Du anzubieten. Gehen Sie aber nicht einfach zum Du über, denn das würden viele als unangenehm empfinden, da die Einladung symmetrisch zurück zu duzen ausbleibt.
Du in Gruppen
Solltest du [oder soll ich Sie schreiben?] eine Gruppe leiten, könnt ihr als Gruppe euch darauf einigen wie ihr euch ansprechen wollt. Neue (auch ältere) können sich dann anschließen. Wichtig ist, dass ihr transparent seid: "Wir duzen uns hier, ich bin die... " Oft macht es auch Sinn zu kommunizieren, ob es sich um ein allgemeines Du oder ein gruppen-/ anlassbezogenes Du handelt, wie das Arbeits-Du, was ich allerdings nicht empfehlen würde. In vielen Gruppen oder Gemeinden wird sich bereits ganz selbstverständlich geduzt.
Das generische Du...
Der folgende Text siezt und duzt gleichermaßen, aufgrund der Lesbarkeit wird die Du-Form verwendet.
... ist wohl auch keine Lösung, hätte uns aber einige Uneinheitlichkeiten auf dieser Webseite erspart.
Ein paar weitere Informationen zum Thema
https://www.wissenschaft.de/geschichte-archaeologie/duzen-oder-siezen-nach-wie-vor-steckt-in-dieser-frage-viel-kritisches-potenzial/
Das hier wird der unmögliche Versuch einer einfachen Antwort, denn so wenig es DIE Jungen Erwachsenen gibt, so sowenig lässt sich die Frage allgemein beantworten. Und selbst wenn man nur eine einzige Person fragen würde, wäre die Antwort wohl komplex.
Hier möchte ich, Inka, nur drei Prinzipien nennen, die helfen können, Bestehendes zu bewerten, weiterzuentwickeln oder auch neue Formate zu finden.
Plug and Play
Ob Maus, Headset oder Gamepad, wir sind es gewohnt, dass wir nur den USB-Stecker in den Computer stecken müssen und wir loslegen können. Übertragen heißt das: Hingehen und Mitmachen. In den Gottesdienst gehen und mitsingen können, weil man das passende Liturgieblatt zum Gesangbuch bekommen hat und sich die Liturg:innen auch an den Ablauf halten. In eine Gemeinde kommen und sich mit seinen Fähigkeiten in einem Ausschuss engagieren, bevor man nach zwei Jahren vielleicht schon wieder den Wohnort wechselt. Plug and Play heißt auch, dass es überhaupt irgendein Angebot gibt, wo man hineinpasst, eine Gemeinschaft, die einen unkompliziert willkommen heißt und Lust macht sich selbst einzubringen.
Kirche ist oft nicht Plug and Play, sondern bedeutet für viele eher Handbuchblättern, Treiber installieren und Einstellungen probieren. Wenn man es ohne versucht, gehts auch... die Hälfte der Steuerknöpfe des Gamepads... in verkehrter Reihenfolge ;-) oder man sucht vergeblich den USB-Port und findet nur den Diskettenschlitz.
Sichtbarkeit
Noch gibt es sie, die Jungen Erwachsenen in den Gemeinden. Man sieht sie nur nicht. Sie verstecken sich zwischen anderen Unsichtbaren in den Mitgliedertabellen, verlassen die Deckung oft nur, um Taufpate:in zu werden oder um in einer anderen Liste aufzutauchen: der Austrittsliste. Das Verrückte ist, dass die Gemeinde für Jungen Erwachsene oft genauso unsichtbar ist, wie die Jungen Erwachsenen für die Gemeinde. Die meiste Zeit ist auch die Gemeinde nicht zusehen. Versteckt in den großen Häusern mit den Türmen, anonym in Bankreihen oder auch als Gruppen in den kleineren Häusern, die oft auch noch eine eigene Tarnvorrichtung besitzen: den sogenannten Schaukasten. Zwischen Gottesdiensttabelle, Erntedank-Deko und Information zum Seniorenchor, wird die Einladungen zu Gesprächs- und Spieleabend einfach unsichtbar. Wir brauchen mehr Sichtbarkeit. Sichtbarkeit von potenziell interessanten Veranstaltungen, vielleicht auf der Titelseite des Gemeindebriefs und nicht versteckt im Inneren. Die wenigen sichtbaren Jungen Erwachsenen brauchen Ermutigung und Unterstützung, noch sichtbarer zu werden: z.B. auf Bildern vom gemeinsamen Spieleabend oder in Form eines Eintrags des Hauskreises von Jungen Erwachsenen auf der Homepage. Dafür müssen Junge Erwachsene auch sichtbar sein dürfen: echt, so wie sie sind.
Echtheit
Echtheit heißt: Baustellenschild statt notdürftig überpinseln – sich zeigen, wie man ist. Ehrlich sein, mit dem, was man kann, was Kirche kann und was auch nicht. Sich als echte Menschen begegnen können, ohne sich hinter Amt und Beruf verstecken zu müssen. Authentisch lobpreisen und predigen. Wenn Kirche und Gemeinde echt und ehrlich ist, können Junge Erwachsene selbst ein echter Teil von ihr werden. Sie können verstehen, dass manches, was abweisend wirkt, nicht böse gemeint, sondern einfach nur kaputt ist. Echtheit entsteht da, wo Kritik möglich ist und da, wo transparent ist, wer willkommen ist und wer nicht. Und da, wo Gemeindeglieder, Ehrenamtliche und Hauptamtliche ein ehrliches Interesse aneinander haben und das auch ausdrücken können. Zusammen mit Sichtbarkeit macht es Echtheit attraktiv dabei zu sein: Plug and Play.
Wenn Sie jetzt denken: "Langweilig, so ähnlich hab ich das schon oft gehört, oder das gilt doch irgendwie für alle", dann haben Sie etwas Wichtiges bemerkt: Natürlich gilt das irgendwie für alle! Junge Erwachsene sind keine Aliens, sondern Menschen, die, wie alle anderen auch, wahrgenommen und geschätzt sein wollen.
... mit diesen Worten hat Inga die Nachricht an mich, Inka, vorgewarnt, als sie mir mitgeteilt hat, dass es nicht mehr geht, sie ihren Teil unserer JE-Arbeit nicht mehr fortführen kann. Ein paar Tage später, hat sie ihre Teilnahme am Ephoralkolleg abgesagt: Beruf, Gesundheit, alles Gründe, aber eben nur ein Teil der Wahrheit. Nun ist sie meiner Bitte gefolgt, einen Text zu schreiben, der etwas mehr den Hintergrund beschreibt:
"Anfangs hat mir die gemeinsame Arbeit am Thema „Junge Erwachsene in der Kirche“ ziemlich viel Spaß gemacht. Gerade die Gruppengründung von EMil hat gleich zu Beginn viel zurückgegeben und die Gruppe tut dies auch weiterhin. Es ist einfach schön zu sehen, dass plötzlich etwas dort entsteht, wo vorher gar nichts war. Die Leute sind so dankbar dafür, dass es ein Angebot gibt, auch wenn sie es nicht immer nutzen können und es nicht perfekt ist.
Das gleiche Gefühl hatte ich nicht unbedingt bei vielen anderen Plänen und Ideen, die wir bezüglich Junge Erwachsene und Netzwerken im Kirchenbezirk hatten. Wenn man etwas verändern will, stößt man auf unglaublich viele, teilweise gar nicht beabsichtigte, Barrieren. Und es ist frustrierend mitzuerleben, wie engagierte Hauptamtliche mit tollen Ideen von ihrer Arbeit stark überfordert sind oder einfach nicht konstruktiv miteinander sprechen, obwohl sie viel verbindet.
Und obwohl ich seit meiner Kindheit in der Gemeinde und später Mitarbeit stark eingebunden war, haben mich viele Begegnungen mit dem Gefühl hinterlassen, im falschen Film zu sein und nicht dazuzugehören. Das geht vermutlich nicht nur mir so und ist sehr schade.
Darüber hinaus sind die aktuelle Situation und Belastungen aus verschiedenen Bereichen – wie sicher für viele andere Menschen derzeit – sehr schwierig für mich. Die angesprochene Arbeit gab mir leider auch nicht besonders viel zurück, wodurch diese Schwierigkeiten ein Stück weit hätten kompensiert werden können.
Das ist der Grund, warum ich – zumindest im Moment – diese Art von Arbeit nicht weiter leisten kann."