Spandau

07.12.2014 Berlin

http://2.bp.blogspot.com/-6hYEXLvoVo8/V7sKLycBZZI/AAAAAAAAsgo/5-mC1ZznyEke7IGdtp3adVKZgwCAIrUPQCK4B/s1600/Spandau.png

Sehenswertes

0 Spandau

Etwa seit dem 7. Jahrhundert war das Havelland von den Hevellern (slawische Stämme) besiedelt.

Die Ursprünge Spandaus sind auf eine slawische Siedlung zurückzuführen, die am Zusammenfluss von Havel und Spree angelegt war.

Aus dieser unbefestigten Anlage entstand bis zum Ende des 10. Jahrhunderts eine befestigte Burganlage, deren slawischer Name nicht überliefert ist und die in der Forschung deshalb als „Spandauer Burgwall“ bezeichnet wird.

1157 geriet der Burgwall im Zuge der Deutschen Ostsiedlung in den Besitz Albrechts des Bären, der sie zu seinen Bedürfnissen umbauen ließ

Die Burg Spandau wird im Jahr 1197 zum ersten Mal urkundlich erwähnt.

Die Urkunde befindet sich heute im Dommuseum der Stadt Brandenburg an der Havel.

Vom 24. zum 25. Oktober 1806 wurde die Zitadelle von den Franzosen belagert, was die Preußen zur Kapitulation bewegte.

In den Befreiungskriegen wurde im März 1813 das von Franzosen besetzte Spandau von russischen Truppen belagert.

Preußische Truppen lösten die Russen ab und begannen mit dem Beschuss von Spandau und der Zitadelle Spandau.

Um Spandau vor Hochwasser zu schützen, wurde 1832 der Elsgraben angelegt, der das Wasser bereits vor der Stadt zur Havel leitete.

Mit dem Reichsfestungsgesetz vom 30. Mai 1873 wurde Spandau zur Festungsstadt.

Eine Folge dieser Entscheidung war der Bau des Fort Hahneberg zwischen 1882 und 1888 westlich der Stadt, die zum Zeitpunkt der Fertigstellung aufgrund der fortgeschrittenen Militärtechnik jedoch bereits veraltet war.

Im 19. Jahrhundert wurde in Spandau die Rüstungsindustrie massiv ausgebaut.

Das hier gefertigte Maschinengewehr MG 08/15 wurde zum Synonym für die gleichnamige Redewendung.

Im Ersten Weltkrieg wurde diese Industrie noch mehr erweitert, sodass zum Ende des Krieges Spandau ein bedeutendes Rüstungszentrum des Deutschen Reichs geworden war.

Am 1. Oktober 1920 verlor Spandau die kommunale Selbstständigkeit und wurde Teil des achten Bezirks von Berlin.

Der Bezirk Spandau ist mit seinen Versorgungseinrichtungen ein bedeutender Wirtschaftsstandort Berlins und besitzt auf der anderen Seite auch große Wald- und Wasserflächen, die als Ausflugsgebiet genutzt werden.

Der Ortsteil Spandau mit den angrenzenden Wohngebieten kann so auf eine nahezu eigenständige städtische Infrastruktur zurückgreifen.


1 Der Bahnhof

Der Trennungsbahnhof gehört zu den über 80 Bahnhöfen der zweithöchsten Bahnhofskategorie 2 der DB Station&Service und besitzt die längste Bahnsteighalle (440 Meter) in Deutschland.

Bis zur Weiterführung in den Landkreis Havelland ist der Bahnhof Spandau auch vorläufiger Endpunkt der S-Bahn.

Abgesehen davon, dass die meisten Busse vor keinem der Bahnhofseingänge, sondern am Altstädter Ring halten, sind die Bushaltestellen Bahnhof Spandau und Rathaus Spandau vor dem Bahnhofseingang mit mehr als zehn Regionalbuslinien und – teilweise in dichtem Takt bedienten – städtischen Buslinien neben dem Hardenbergplatz der stärkste Busknoten in Berlin.

Unter laufendem Bahnbetrieb entstand der Bahnhof zwischen 1996 und 1998 nach Plänen des bei Verkehrsbauten bekannten Architekturbüros Gerkan, Marg und Partner.

Bereits ab 1871 gab es an dieser Stelle einen Bahnhof der neu eröffneten Berlin-Lehrter Eisenbahn, den man zur Unterscheidung vom Bahnhof der Hamburger Bahn in Spandau als Lehrter Bahnhof bezeichnete.

Dieser Bahnhof wurde am 1. Oktober 1890 für den Personenverkehr wieder geschlossen – die Vorort- und Fernzüge hielten in Spandau nur noch auf dem Hamburger Bahnhof, der nunmehr Spandau Personenbahnhof hieß.

In den 1930er Jahren erreichten die Dampfvorortzüge vom Lehrter Bahnhof den Bahnhof Spandau West, wie die hier endenden elektrischen Bahnen von der Stadtbahn, im 10-Minuten-Takt und fuhren dann abwechselnd nach Nauen und Wustermark im 20-Minuten-Takt weiter.

Zeitzeugen berichten begeistert von dem regen Umsteigeverkehr zwischen S-Bahn und den Vorortbahnen, weil er damals schnell und bequem am gleichen Bahnsteig möglich war.

In vollbesetzten Zügen versuchen Reisende auf Puffern und Trittbrettern, meist zum „Hamstern“, aufs Land zu fahren


4 Das Amtsgericht

ist ein Gericht der ordentlichen Gerichtsbarkeit und eines von elf Amtsgerichten im Land Berlin.

Gerichtspräsidentin ist Petra Goehtz, Vizepräsident ist Paul Szeklinski. Das Amtsgericht hat seinen Sitz im Altstädter Ring 7 im Ortsteil Spandau. Der Gerichtsbezirk (Zuständigkeit) ist deckungsgleich mit dem Bezirk Spandau.

Die Kosteneinziehungsstelle der Justiz ist dem Amtsgericht Spandau angegliedert.

Dem Amtsgericht Spandau ist das Landgericht Berlin übergeordnet. Zuständiges Oberlandesgericht ist das Kammergericht.


5 Das Rathaus

zwischen 1910 und 1913 erbaut.

Die Fassadengestaltung weist teilweise barocke Formen auf, die auch im Inneren des Gebäudes, insbesondere im Treppenhaus, aufgegriffen werden.

Die 116 Meter lange Fassade hat eine siebenteilige Gliederung der Fensterachsen mit einem gegiebelten Risalit in der Mitte.

Der 80 Meter hohe Turm über dem rückwärtigen Teil des Hauptflügels, der um ein Stockwerk höher ist als die Seitenflügel, ist als Landmarke weithin sichtbar; mit ihm ist das Rathaus das höchste Gebäude im Bezirk.

Über dem Haupteingang spannt sich in der Dachzone ein großer Segmentgiebel, der in der Mitte das Stadtwappen, seitlich davon die Weiheinschrift trägt:

„Erbaut unter der Regierung Kaiser Wilhelms des Zweiten von der Bürgerschaft in den Jahren 1910–1913.“

Das Rathaus besitzt entlang der Straße Am Wall bis zum Stabholzgarten an der Carl-Schurz-Straße 8 ein Nebengebäude, das ehemalige Polizeigebäude mit Zellenflur, das über einen zweigeschossigen Übergang (im Volksmund „Beamtenlaufbahn“) im ersten und zweiten Obergeschoss mit dem Hauptgebäude verbunden ist.

Hinter dem Rathaus befindet sich ein Parkhaus, das im Zuge der Sanierung der Altstadt Spandau um 1980 errichtet wurde.

Im Zweiten Weltkrieg erlitt das Spandauer Rathaus starke Schäden. Der Wiederaufbau in vereinfachter Form erfolgte in den 1950er Jahren.

Das Rathaus war Wahrzeichen der Stadt Spandau bis zur Eingemeindung als Bezirk nach Berlin im Jahr 1920.

Heute befindet sich im Rathaus das Bezirksamt Spandau.


7 Die Spandauer Vereinssynagoge

Die Jüdische Gemeinschaft in Spandau gehörte bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts zu den Gemeinden in Nauen und Kremmen.

Ein eigenes Gotteshaus besaßen die Spandauer nicht, sondern hielten ihre Gottesdienste in angemieteten Räumen ab.

1894 strebten die Spandauer Juden nach Selbständigkeit und initiierten auch den Bau einer Synagoge.

Auf der Grundfläche von nur etwa 300 Quadratmetern entstand das zweigeschossige Gotteshaus, das knapp 300 Mitgliedern Platz bot.

Während der Novemberpogrome vom 9. auf den 10. November 1938 wurde auch die Spandauer Vereinssynagoge durch Brandstiftung zerstört.

Die Ruine wurde wahrscheinlich 1942 abgetragen.

1988 führte das Bezirksamt Spandau einen Wettbewerb zur Gestaltung eines Mahnmales durch, das an die Leiden der Spandauer Bürger jüdischen Glaubens während der Terrorherrschaft der Nationalsozialisten erinnern sollte.

Als Standort war der Grünzug am Lindenufer in Höhe des Standortes der ehemaligen Synagoge vorgesehen.

Das Mahnmal symbolisiert die Synagoge in Form von Baukörper und Turm, die durch die Wucht der Gewalt umgerissen wurden und nun hintereinander liegen.

Im Inneren des gespaltenen Turmes leuchtet ein ewiges Licht als Zeichen des Gedenkens an die Toten.


8 Die Havel

Der Name der Havel (sorbisch: Habola) soll noch aus der vorslawischen, germanischen Besiedlungsphase stammen und somit der ältesten Schicht von Territorialbezeichnungen auf dem Gebiet des Landes Brandenburg und der Stadt Berlin zugehören, abgeleitet vom germanischen Habula.

Die Have ist mit 334 Kilometern Länge der längste rechtsseitige Nebenfluss der Elbe.

Die direkte Entfernung zwischen Quelle und Mündung beträgt allerdings nur 94 Kilometer.

Die Havel entspringt in Mecklenburg-Vorpommern, durchfließt Brandenburg, Berlin und Sachsen-Anhalt und mündet an der Grenze zwischen Brandenburg und Sachsen-Anhalt in die Elbe.

Sie fließt zunächst durch zahlreiche kleine Seen in südöstlicher, dann in südlicher, westlicher und schließlich in nordwestlicher Richtung.

Dabei beträgt der Höhenunterschied lediglich 40,6 Meter.

285 Flusskilometer verlaufen in Brandenburg.

Fast im gesamten Verlauf regulieren Wehre und Schleusen die Tiefe und Führung des Wassers.

Trotz des Ausbaus zur Wasserstraße hat die Havel dank der zahlreichen natürlichen Seen, durch die sie fließt, ein beachtliches Speichervermögen und hält den Wasserstand auch bei längeren Trockenperioden.

Gefährlich hohe Wasserstände sind selten und werden meist im Havelunterlauf vom Elbhochwasser ausgelöst.

Größter Nebenfluss der Havel ist die Spree, die an ihrer Mündung mehr als doppelt so viel Wasser wie die Havel führt.


9 Die Spree

(sorbisch Sprjewja/Sprewja, tschechisch Spréva), in Abschnitten Große Spree genannt, ist ein knapp 400 Kilometer langer linker Nebenfluss der Havel im Osten Deutschlands, der am Oberlauf für ein kurzes Stück den äußersten Norden Tschechiens berührt.

Die Länge der Spree beträgt rund 400 Kilometer (andere Quellen geben 382, 398 bzw. 403 Kilometer an), davon sind etwa 182 Kilometer schiffbar.

Die Spree ist der längste deutsche Fluss dritter Ordnung. Das Einzugsgebiet des Flusses umfasst 10.100 Quadratkilometer.

Die Spree wird als ein Nebenfluss der Havel geführt. Sie ist jedoch länger als diese, und an ihrer Mündung führt sie mehr als doppelt so viel Wasser.

Die Deutschen heissen den Fluß die Spree, die Wenden Sprowa, und die Böhmen Spro.

Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung der Spree findet sich 965 als Sprewa in einer Urkunde.

Die Spree fließt durch die Bundesländer Sachsen, Brandenburg und Berlin.

Über die Entstehung der drei Spreequellen hat sich im Oberlausitzer Sagenschatz folgende Legende erhalten, die in neuerer Bearbeitung und gekürzt hier wiedergegeben werden soll:

Der Riese Sprejnik, dem in grauer Vorzeit das Land zwischen Bautzen und Oberlausitzer Bergland untertan war, schnitzte einst einen großen und starken Bogen, damit er sein Reich und seine Bewohner besser schützen konnte.

Um zu erproben, wie weit seine Pfeile flögen, schoss er einige nach Südosten.

Als seine Untertanen danach suchten, fanden sie die Pfeile weit oben im Bergland in einem Tal.

Mit den Händen ließen sie sich nicht aus dem Boden ziehen, sondern mussten ausgegraben werden.

Aus den Löchern begann frisches Wasser zu quellen.

Die drei Spreequellen am Kottmar, in Neugersdorf und Ebersbach waren geboren.


10 Die Berliner Jüdenstraße

Die Straße ist im 14. Jahrhundert entstanden.

Das Wort Jüden ist eine umgelautete Nebenform zum mittelhochdeutschen Wort Juden.

Diese Straße erhielt ihren Namen nach den in dieser Zeit dort lebenden Juden.

Die Anwesenheit von Juden in Spandau wurde bereits im Jahr 1307 urkundlich erwähnt.

Am südlichen Ende der Jüdenstraße befand sich laut Quellen aus dem 18. Jahrhundert eine Synagoge (die sogenannte „Judenschule“), die 1342 erstmals in schriftlichen Quellen erscheint.

Anhand von mittelalterlichen jüdischen Grabsteinen, die bei Ausgrabungen im Fundament der Zitadelle Spandau gefunden worden sind, lässt sich jüdisches Leben in Spandau bis 1244 zurück datieren.

Spandau selbst wurde erst 47 Jahre davor, im Jahr 1197, zum ersten Mal urkundlich erwähnt.

Im Jahr 1510 kam es zum sogenannten „Berliner Hostienschändungsprozess“, infolgedessen 39 Juden aus dem Berliner Raum verbrannt und alle Juden aus der Mark Brandenburg ausgewiesen wurden.

Die Spandauer Synagoge in der Jüdenstraße wurde darauf hin geschlossen und durch die Stadt weitervermietet, die jüdischen Friedhöfe eingezogen und deren Grabsteine teilweise für den Festungsbau der Zitadelle verwendet.

Am 13. Mai 1620 brannten 40 Häuser in der Jüdenstraße nieder.

Wegen folgender Pestausbrüche in Spandau (1626–1637) und der Lasten durch den Dreißigjährigen Krieg, konnte die Straße erst 1688 wieder vollständig hergestellt werden.


11 Die St.-Nikolai-Kirche

Zusammen mit der Nikolaikirche in Berlin-Mitte ist sie eines der wenigen erhaltenen mittelalterlichen Gotteshäuser aus den Ursprüngen der Stadt Berlin.

Die St.-Nikolai-Kirche ist eines der bedeutendsten Bauwerke der Spandauer Altstadt.

Sie war die katholische Pfarrkirche von „Spandow“ und ist dem heiligen Bischof Nikolaus von Myra geweiht, dem Schutzpatron der Seefahrer, reisenden Händler und Kinder.

Die möglicherweise aus Feldsteinen und Holz errichtete erste Kirche war im Laufe des 14. Jahrhunderts offenbar zu klein geworden.

An der Stelle wurde ab etwa 1370 die heutige Kirche erbaut, die gegen Ende des 14. Jahrhunderts fertiggestellt wurde.

Von der St.-Nikolai-Kirche in Spandau breitete sich die Reformation in Brandenburg und Berlin aus.

Kurfürst Joachim II. vollzog dort am 1. November 1539 seinen Übertritt zum evangelischen Bekenntnis.

Seine Mutter Elisabeth gilt jedoch als die eigentliche Reformatorin Brandenburgs, sie hatte sich bereits 1527 für die evangelische Sache entschieden.

Sie war deshalb 1528 außer Landes geflohen und zur Rückkehr erst wieder bereit, wenn sie hier frei nach lutherischer Lehre ihren Glauben leben könne.

Als sie 1545 endlich alle Bedingungen erfüllt sah, wählte sie für die letzten zehn Jahre ihres Lebens den Palas der Zitadelle Spandau zum Wohnsitz.

In der Zeit der napoleonischen Eroberungszüge in Europa gab es um die Kirche einige Kämpfe, woran eine 1839 in die Außenmauer des Hauses eingemauerte Kanonenkugel erinnern soll.

Bereits 1567 hatte Kurfürst Joachim II. von der Zitadelle aus den Kirchturm, der wegen seiner Höhe Einblick in die Zitadelle bot, während eines von ihm inszenierten „Lustgefechts“ zwischen der Spandauer und der Berliner Bürgerschaft beschießen lassen.


12 Der U-Bahnhof Altstadt Spandau

Er wurde im Zuge der Nordwest-Verlängerung der U7 nach Spandau am 1. Oktober 1984 eröffnet.

Der Bahnhof wurde, wie viele U-Bahnhöfe zu dieser Zeit, sehr aufwendig und prunkvoll von Rainer G. Rümmler gestaltet.

Er liegt in einer Tiefe von 14 Metern, da im Osten die nahegelegene Havel unterquert werden musste.

Deshalb wurde für die Errichtung dieses Bahnhofs die Senkkasten-Bauweise genutzt.

In Richtung Rathaus Spandau wurde die in Berlin seltene und kostspielige Schildvortrieb-Methode angewendet, um die historisch wertvolle Bausubstanz in Spandaus Altstadt zu erhalten.


13 St. Marien am Behnitz

ist die zweitälteste katholische Kirche im Großraum Berlin.

Die Geschichte der ersten katholischen Kirche in Spandau nach der Reformation – die mittelalterliche katholische Pfarrkirche St. Nikolai war 1539 protestantisch geworden – begann mit der Gründung der königlichen Gewehrfabrik, für die eine eigene katholische Kirche vorgesehen war.

Nach dem Willen des preußischen Königs Friedrich Wilhelm I. (im Volksmund „Soldatenkönig“ genannt), sollte die preußische Armee mit Waffen aus Landesproduktion ausgerüstet werden, damit das Geld nicht für Importe ins Ausland fließt, sondern „im Lande bleibt“.

Die fehlenden Facharbeiter, die hauptsächlich in den Waffenfabriken der katholischen Stadt Lüttich in Belgien angeworben wurden, wollten aber nur dann ins protestantische Preußen übersiedeln, wenn ihnen freie Religionsausübung garantiert würde, einschließlich eines Predigers in ihrer Sprache und dessen Versorgung.

Durch königliches Dekret von 1722 wurde ihnen dies zugesichert.

Rund 200 Personen reisten schließlich an, begleitet von einem Dominikanerpater.

Seit etwa 1825 wurde abermals über einen Neubau nachgedacht, auch darüber, ihn an anderer Stelle zu errichten.

Die katholische Gemeinde der Militärstadt Spandau war inzwischen sehr viel größer geworden, in erster Linie durch den Zuzug von Soldaten, die in katholischen Landesteilen angeworben worden waren.

Die alte Kirche war also nicht nur baufällig, sondern am alten Standort auch fehl am Platze, da es kaum noch katholische Arbeiter in der Gewehrfabrik gab.

Nach langen Verhandlungen und nach Klärung der Kosten konnte 1847 der Grundstein für ein neues Kirchengebäude gelegt werden, diesmal innerhalb der Stadtmauern, am sogenannten „Behnitz“, einem der beiden ältesten Siedlungsgebiete in Spandau.

Das Grundstück gehörte einem Tischlermeister, der es für 3000 Reichstaler und die Zusicherung, beim Kirchenbau mit Aufträgen bedacht zu werden, der katholischen Gemeinde überließ.

König Friedrich Wilhelm IV. bewilligte einen Zuschuss, der die Kosten für einen einfachen Fachwerkbau decken konnte.

Die Gemeinde jedoch wollte mehr und entschied sich einstimmig für einen Massivbau.

Die zusätzlichen Kosten wurden durch eine Landeskollekte und freiwillige monatliche Beiträge aufgebracht.


14 Der Kolk

ist das älteste Siedlungsgebiet .

Heute wird das Gebiet Behnitz (früher auch Bähnitz) und Kolk genannt.

Die Straße Kolk liegt auf der früheren Insel Behnitz, einem der ältesten Siedlungsgebiete des Bezirks Spandau.

Im Kolk liegen eine Reihe bemerkenswerter alter Häuser, beispielsweise eine um 1750 erbaute Gaststätte, die seit 1945 den Namen Alte Kolkschenke trägt.

Die Altstadt Spandau und den Kolk trennte bis 1912 ein Wasserarm, der sogenannte „Deutsche Rhein“.

Dann wurde er zugeschüttet und die Straße Am Juliusturm angelegt.

Anfang des 14. Jahrhunderts wurde Spandau mit einer Stadtmauer umgeben, in die der Kolk eingebunden war.

Die Stadtmauer weist auch den Rest eines Wiekhauses auf.

Das Haus Kolk 5 wurde 1974 von den Architekten Peter Heinrichs und Joachim Wermund rekonstruiert.

Die außergewöhnliche Fachwerkfassade aus dem frühen 18. Jahrhundert wurde liebevoll rekonstruiert und mit einer zeitgenössischen Dachgaube versehen.


16 Der Wröhmännerpark

Er ist die älteste Parkanlage in Spandau und wurde 1913 unter dem Namen „Wröhmännerplatz“ im Zuge der Sozialreformen als Naherholungsgebiet für die an Grünflächen arme Spandauer Neustadt, in der vor allem kinderreiche Arbeiterfamilien wohnten, geschaffen.

Zuvor befanden sich an dieser Stelle der Mitte des 19. Jahrhunderts angelegte städtische Hafen und ein Lagerplatz.

Dieser wurde 1875 mit Sand der abgetragenen Schülerberge auf der ehemaligen Wiese der Wröhmänner aufgeschüttet.

Seinen Namen trägt der Park nach den mittelalterlichen Wröhmännern.

Hierbei handelte es sich um Ackerbürger, die sich zu einer Wröhe zusammengeschlossen hatten.

Eine Wröhe war eine freiwillige Gerichtsbarkeit, in der die in ihr Vereinigten ihre Feldbestellungs- und Flurstreitigkeiten selbständig regelten.

Die Gegend wurde als deren einstige Versammlungsstätte angesehen.

Der Zweite Weltkrieg hinterließ im Park keine großen Schäden, allerdings wurde die nördlich gelegene Flussbadeanstalt bei den großen Luftangriffen 1945 teilweise zerstört.

Da die Anlagen verwilderten und die Wege uneben wurden, war eine Sanierung notwendig geworden, die von 1991 bis 1998 erfolgte.

Durch Wiederherstellung des Hafenbeckens sollte der Wasserbereich stärker in den Park eingebunden und damit auch der Erholungswert der Grünanlage wesentlich gesteigert werden.

Somit wurden 1996/97 die baufälligen Reste des ehemaligen Hafens erneuert und der abgelagerte Schlamm entfernt.

Auf Wiederherstellung der Verbindung zur Havel und ein Wiederbeleben des Bootsverleihs ist verzichtet worden, um die Schifffahrt kurz vor der Spandauer Schleuse nicht zu behindern.

Das Hafenbecken ist daher über eine Rohrleitung mit der Havel verbunden.


17 Die Schleuse

Schon um das 13. Jahrhundert befand sich an der Stelle eine Flutrinne, die es Wasserfahrzeugen ermöglichte, zwischen Unter- und Oberhavel zu wechseln.

In den beiden Jahren 1875 und 1876 wurde die Schleuse erneut ersetzt, um die Wasserstraße für Schiffe mit einem Ladungsvermögen bis zu 400 Tonnen passierbar zu machen.

Im Zusammenhang mit dem Ausbau der Wasserstraße zum Großschiffahrtsweg Berlin-Stettin entstand eine Schleuse für Schiffe mit einer Tragfähigkeit bis 600 Tonnen.

In ihrer endgültigen Form hatte die alte Schleuse eine nutzbare Kammerlänge von 67 m und war 10 m breit. Die Schleuse war bald an der Grenze ihrer Belastbarkeit angelangt.

Im Jahr 1977 wurden Planungen für den Bau einer zweiten Schleuse bei Fortbestand der alten Anlage in Auftrag gegeben.

Am 31. August 1998 wurde der Grundstein für die neue Schleuse gelegt, welche am 15. Juli 2002 in Betrieb genommen wurde.

Die Schleusenkammer der neuen Schleuse erhielt eine nutzbare Länge von 115 Metern bei 12,5 Meter Breite.

Der Hub beträgt 2,81 Meter im Mittelwert entsprechend dem sogenannten hundertjährlichen Hochwasser.

Beim Schleusungsvorgang erfolgt das Leeren der Kammer durch das Stemmtor im Unterhaupt in etwa acht Minuten und oder das Füllen der Schleusenkammer durch das Drehsegmenttor im Oberhaupt in sechs Minuten.

Die Gesamtdauer des Schleusenvorganges mit Ein- und Ausfahrt der Fahrzeuge wird mit etwa dreißig Minuten angegeben.

Für kleinere Sportboote steht eine doppelte Bootsschleppe zur Verfügung.


18 Die Zitadelle

ist eine der bedeutendsten und besterhaltenen Festungen der Hochrenaissance in Europa.

Neben der Zitadelle befinden sich in Spandau noch weitere zur Festung Spandau gehörende Bauwerke wie das erst 1886 erbaute Fort Hahneberg , die Burgwallschanze und Reste der Teltower Brückschanze.

Bautechnisch entsprach die Zitadelle der damaligen Idealvorstellung.

Die symmetrisch aufgebaute Festung besitzt vier Bastionen, die durch Kurtinen verbunden sind.

Durch die Anordnung der Bastionen gab es keine toten Winkel, in denen sich Angreifer hätten verstecken können.

Die Zugbrücke ist aus Gründen der besseren Verteidigung aus der Mitte nach Westen verschoben.

So bot sich eine Sicherung von der linken Flanke der Bastion „König“ aus an.

Dafür nahm man den schlechten Untergrund in Kauf.

Um dieses Problemes Herr zu werden, wurde zur Erbauung das Verfahren der schwimmenden Gründung angewandt.

In den Faulschlamm schüttete man Abbruchmaterial und Schutt.

In der Bastion sind über 70 mittelalterliche jüdische Grabsteine, die aus dem Zeitraum 1244 bis 1474 stammen, ausgestellt.

Es wird vermutet, dass die Steine im Verlauf der Vertreibung der Juden aus Brandenburg und der damit einhergehenden Schändung jüdischer Friedhöfe in die Zitadelle verbracht wurden.

Aufgrund des Alters der Grabsteine lieferten die Inschriften bedeutende Information über jüdisches Leben.

Der Fund wird als Sammlung von europäischem Rang bezeichnet


19 Die Freilichtbühne

an der Zitadelle in Berlin-Spandau liegt in einem Landschaftsschutzgebiet.

Sie wurde 1921 von Otto de Nolte, dem Gründer der Spandauer Volksbühne mit privaten Mitteln als Naturtheater unter dem Namen „Freilichtbühne am Juliusturm“ errichtet.

Am 26. Juni 1921 fand hier die erste Vorstellung statt.

Die Freilichtbühne bietet etwa 500 Zuschauern Platz, 200 Sitzplätze sind überdacht.

Das Programm der Freilichtbühne ist breit gefächert.

Es gibt sowohl reine Kinderveranstaltungen als auch Familientheater-Reihen und Abendveranstaltungen quer durch alle Genres.

Die „Sommer-Familientheater-Reihen“ werden seit 2005 vom Berliner Kindertheater durchgeführt.

Zwischen Juni und September gibt es etwa 30 Aufführungen.


20 Der U-Bahnhof Zitadelle

Er wurde am 1. Oktober 1984 im Zuge der Verlängerung der U7 zum Rathaus Spandau eröffnet.

Dieser Bahnhof grenzt sich durch seine Seitenbahnsteige erheblich von der Gestaltung der nordwestlichen U7 ab, wo in der Regel nur Mittelbahnsteige gebaut wurden.

Bei der Planung dieser Station wurde der Name Am Juliusturm verwendet, um die Lage unter der gleichnamigen Straße zu verdeutlichen.

Da aber in der weiteren Gestaltung auf die nahegelegene Zitadelle Spandau eingegangen wurde, verwendete man den Namen Zitadelle.

Auffällig sind die vom Architekten Rainer G. Rümmler entworfene verklinkerte Bahnhofswand und die aufwendig gestalteten Eingangsportale.

An der Bahnhofswand hängen Stadtpläne und Fotos von Persönlichkeiten der ehemals unabhängigen Stadt Spandau.

Bis 2016 soll der Bahnhof barrierefrei umgebaut und mit drei Aufzügen ausgestattet werden