Vetschau / Radusch

04.10.2014

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Sehenswertes

1 Vetschau/Spreewald

niedersorbisch Wětošow/Błota, ist eine Kleinstadt

Bis ins späte 19. Jahrhundert hinein waren die meisten Dörfer in der näheren Umgebung von Vetschau noch überwiegend sorbischsprachig.

Der Sprachwechsel zum Deutschen erfolgte hier - beschleunigt durch die Abschaffung sorbischer Gottesdienste und die Durchsetzung des Deutschen in den Schulen - im Wesentlichen bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts.

In den Jahren 1929 bis 1932 fanden hier jeweils Anfang August die Spreewälder Volks- und Trachtenfeste statt.

Vetschau war von 1964 bis 1996 Standort eines der größten Braunkohlekraftwerke der Region, des Kraftwerks Vetschau.

Die Schornsteine des Kraftwerks waren Wahrzeichen der Stadt, sorgten aber auch für eine erhebliche Schwefeldioxidbelastung.

Vetschau verfügt über eine zum Teil noch gut erhaltene historische Bausubstanz.


2 Das Schloss Vetschau

ist ein im Stil der Renaissance errichtetes Schloss in Vetschau/Spreewald und Sitz der örtlichen Stadtverwaltung.

Das heutige Erscheinungsbild des ab 1538 erbauten Schlosses geht auf Umbauten in den Jahren 1860 bis 1870 zurück.

Am Standort des heutigen Schlosses befand sich ursprünglich ein von Sümpfen umgebener slawischer Ringwall. Markgraf Gero ließ im 10. Jahrhundert auf den Resten der Wallanlage eine Wasserburg errichten, die der Kontrolle der hier entlanglaufenden Salz- und Heerstraße diente.

Die Burg soll auf 11 Meter tief in den Boden gerammten Eichenpfählen ruhen.

Der einzige Zugang zur Burg verlief über eine Zugbrücke, deren Standort durch die noch heute vom Schloss zum Parkplatz führende Brücke markiert wird.

Im Jahr 1538 erwarb Eustachius I. von Schlieben die Burg. Die Burg wurde bis auf ihre Grundmauern abgerissen und an ihrer Stelle ab 1540 das heute noch erhaltene Renaissanceschloss errichtet.

Während der Zeit der DDR wurde der Innenhof mit einem neuen Putz versehen.

Seitdem hat das Schloss wieder seine barockgelbe Farbgebung.


3 Das Fachwerkhaus

(in der Schweiz Riegelhaus) ist die in Deutschland bekannteste Verwendung von Holzfachwerk im Hochbau.

Es ist ein Skelettbau aus Holz, bei dem die horizontale Aussteifung (z. B. wegen der Windbelastung) mittels schräg eingebauter Streben erfolgt und die Zwischenräume (= Gefach) mit einem mit Lehm verputztem Holzgeflecht oder mit Mauerwerk ausgefüllt sind. Als Bauholz wurde - mit Ausnahme der Spätzeit dieser Bauweise - Rundholz mittels Breitbeil oder Dechsel zu einstieligen Balken mit quadratischem Querschnitt behauen. Die Bauhölzer wurden zimmermannsmäßig verbunden, unter weitestgehendem Verzicht metallischer Verbindungsmittel wie Nägel oder Schrauben.

Entwickelt hat sich das Fachwerkhaus aus der primitiveren frühgeschichtlichen Pfostenbauweise über das Firstsäulenhaus mit der Firstsäule. Hier sind – im Unterschied zum Fachwerkhaus - die Wandpfosten im Erdreich eingegraben und liegen nicht auf einer Schwelle auf. Mit der Firstständerbauweise entwickelte sich die Fachwerkbauweise und war von der Antike bis in das 19. Jahrhundert eine der vorherrschenden Bauweisen und in Mitteleuropa nördlich der Alpen bis nach England verbreitet. In der Spätzeit dieser Bauweise kam im Alpenraum das damit verwandte Bundwerk auf. Der moderne Nachfolger der Fachwerkbauweise ist im Wesentlichen die Holzrahmenbauweise.

Der Begriff Fachwerk leitet sich vermutlich von mittelhochdeutsch „vach“ für „Flechtwerk“ ab.


4 Heilige-Familie-Kirche (Vetschau)

Das Kirchengebäude entstand 1897. Zuvor waren die nach der Reformation vorwiegend aus Schlesien nach Vetschau eingewanderten Katholiken vom Kloster Neuzelle und später von der Pfarrei in Cottbus betreut worden.

Die Vetschauer Katholiken und vor allem der Landwirt und Heimatforscher Alexander von Rabenau engagierten sich Ende des 19. Jahrhunderts für die Errichtung einer eigenen Kirche. Der Bau erfolgte dann schließlich am Rande Vetschaus durch den Maurermeister Weßlau. Die neue Kirche wurde Filialkirche von Cottbus. Im Jahr 1948 erhielt die Kirche einen eigenen Pfarrer und den Status einer Pfarrkuratie. 1968 folgten, nach den Leitlinien des Zweiten Vatikanischen Konzils, größere Umbauarbeiten. Im Jahr 1971 baute man neben der Kirche einen Glockenturm. Ein Pfarrhaus und Gemeindezentrum kam 1973 hinzu. Im Mai 1981 wurde neben der Kirche ein Fronleichnamsaltar gebaut. Am 19. Oktober 1982 erhielt die Gemeinde eine geschnitzte Muttergottesfigur, eine Nachbildung der mittelalterlichen Augsburger Muttergottesfigur als Geschenk der Diözese Speyer.

1992 fand eine Zusammenfassung der Vetschauer Gemeinde mit der der Stadt Calau zu einer Seelsorgeeinheit statt. Beide teilten sich einen Pfarrer. 1996 fand, in Vorbereitung auf das 100. Jubiläum der Kirche, eine Renovierung der Kirche statt. Die Vetschauer Pfarrkuratie wurde 2006 aufgelöst und gemeinsam mit Sankt Bonifatius in Calau und Sankt-Maria-Verkündigung in Lübbenau/Spreewald die Pfarrei Heilige Familie gebildet.


5 Slawenburg Raddusch

Die Slawenburg Raddusch ist eine äußerlich weitgehend originalgetreue Nachbildung einer slawischen Fliehburg in der Nähe des heute zur Stadt Vetschau/Spreewald gehörenden Dorfes Raddusch.

Burgwall mit Wassergraben………...Die Burg ist eine von circa 40 in der Niederlausitz ursprünglich bestehenden ringförmigen Wallanlagen. Diese Burgen waren im 9. und 10. Jahrhundert durch den slawischen Stamm der Lusitzi errichtet worden. Sie dienten als Fluchtburgen für die in unmittelbarer Nähe lebende Bevölkerung. Die Konzentration dieser Burganlagen im Gebiet der Niederlausitz wird auf den starken von germanischer Seite ausgehenden Eroberungsdruck zurückgeführt. Die Anlage war aus in Blockhausbauweise geschichtetem Holz errichtet und von einem Wassergraben umgeben. Das Innere der Holzkonstruktion war zur Sicherung der Stabilität mit Sand, Erde und Lehm verfüllt. Um 880 wurde auf einer schwachen Erhebung mit dem Bau des Burgwalles begonnen

Nachdem die Burg Raddusch ihre ursprüngliche Funktion verloren hatte, verfiel sie und war im 20. Jahrhundert noch als von Bäumen bestandene ringförmige Erhöhung zu erkennen.

In der Zeit der DDR wurde die Abbaggerung des Gebiets für den Braunkohletagebau Seese-Ost beschlossen. In Vorbereitung auf den Verlust dieses Bodendenkmals fanden daher 1984 und 1989/1990 archäologische Ausgrabungen in der Burg statt. Hierbei wurde auch eine 1100 Jahre alte hölzerne Götterstatue gefunden.

Mit dem Ende der DDR im Jahr 1990 wurde auch die Braunkohlenförderung erheblich reduziert. Der Tagebau Seese-Ost wurde stillgelegt, bevor die Abbruchkante das unmittelbare Gebiet der Burg erreichte.


6 Kraftwerk Vetschau

Der Grundstein für das Kraftwerk wurde am 19. August 1960 gelegt, die Bauausführung realisierte das BMK Kohle und Energie.

Am Ostrand der Stadt Vetschau wurde für den Bau ein 1,3 Quadratkilometer großes, bis dahin überwiegend bewaldetes Grundstück östlich des Lobendorfer Weges bereitgestellt.

Zugleich wurde das Kraftwerk über eine Schleife an die nördlich verlaufende Bahnstrecke Berlin–Görlitz angeschlossen.

Parallel zum Kraftwerksbau erfolgte der Bau der Vetschauer Neustadt mit einer Reihe von Geschosswohnblöcken.

Die fünf markanten Schornsteine waren Wahrzeichen der Stadt Vetschau, standen aber zugleich für die erhebliche Schwefeldioxidbelastung der Region.

Das Kraftwerk beschäftigte rund 5000 Mitarbeiter und war damit größter Arbeitgeber der Stadt.

Zusammen mit dem im benachbarten Lübbenau zur gleichen Zeit (1959-1964) entstandenen Kraftwerk mit einer Leistung von 1300 MW bildete das Kraftwerk Vetschau den VEB Kraftwerk Lübbenau-Vetschau im VE Kombinat Braunkohlekraftwerke.

Nach der Wende ging das Kraftwerk 1991 in den Besitz der Vereinigten Energiewerke AG über.

Hier betreibt unter anderem Vattenfall Europe das Ingenieurunternehmen Vattenfall Europe PowerConsult.

Im Jahr 1996 wurde auch das Kraftwerk Vetschau stillgelegt und es begann der Rückbau der Anlage.

Im Jahr 1997 wurden die Schornsteine gesprengt.

Das Gelände wurde danach als Industrie- und Technologiezentrum Spreewald (ITS) zur Ansiedlung von Gewerbebetrieben genutzt.

Das Kraftwerksgebäude wurde am 26. Mai 2013 gesprengt. An dessen Stelle soll eine Lagerhalle entstehen.


7 Wendisch-Deutsche Doppelkirche

Sakristei vor den beiden Kirchenschiffen, links wendische Kirche, rechts deutsche Kirche.

Die evangelische Kirche verfügt, bei gemeinsamem Turm und Sakristei, über zwei nebeneinander errichtete Kirchenschiffe.

Auf den alten Fundamenten wurde, wohl nach Ende des Dreißigjährigen Kriegs um 1650, eine neue schlichte rechteckige Backsteinkirche errichtet.

Die eigentliche, später die wendische genannte Kirche diente vor allem für die Gottesdienste in wendischer Sprache für zehn benachbarte wendische Ortschaften.

Es wurde aber auch auf Deutsch gepredigt. Von deutscher Seite gab es jedoch Bemühungen, den Status der Hauptkirche der deutschen Kapelle zuzusprechen.

Bau der deutschen Kirche………………….In der Stadt Vetschau nahm der Anteil der deutschen Bevölkerung zu, während das Umland weiter wendisch geprägt blieb.

Das deutsche Bürgertum strebte an, sich auch in kirchlichen Fragen von der wendischen Landbevölkerung abzuheben.

Die Besucherzahl des deutschsprachigen Gottesdienstes nahm zu, so dass die Kapelle, vermutlich ohne Kanzel und nach einem Brand nur notdürftig repariert, den Ansprüchen nicht mehr genügte.

Es gab dann den Befehl, die Schlosskapelle abzureißen und durch eine ordentliche Kirche für die wachsende deutschsprachige Gemeinde zu ersetzen.

1910 wurden die beiden Gemeinden zu einer Parochie vereinigt.

Die deutschen Behörden waren zur damaligen Zeit bemüht, die sorbische Kultur und Sprache zugunsten des Deutschen zurückzudrängen. Mit der Einstellung des wendischen Schulunterrichts Anfang des 20. Jahrhunderts verlor die wendische Sprache stark an Bedeutung und Rückhalt.