B Neustrelitz

Führung

01 Neustrelitz.......Der Name Neustrelitz wurde vom Ortsnamen der 1931 eingemeindeten Mutterstadt Strelitz abgeleitet. Strelitz trägt seit 1994 offiziell den Stadtteilnamen Strelitz-Alt. Mit der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 begann in Deutschland die Zeit des Nationalsozialismus. Am 1. Januar 1934 wurden die bis dahin selbstständigen Länder Mecklenburg-Strelitz und Mecklenburg-Schwerin zum Land Mecklenburg vereinigt. Mit der Vereinigung verlor Neustrelitz die Funktion einer Landeshauptstadt. Die Aufgaben ehemaliger Landesbehörden wurden nach Schwerin verlagert und das Hauptarchiv des früheren Landes Mecklenburg-Strelitz nach Schwerin überführt. Neustrelitz gehörte zu den Städten im heutigen Mecklenburg-Vorpommern, in denen es 1933 Bücherverbrennungen gab. Die Heil-und Pflegeanstalt Domjüch war während der Zeit des Nationalsozialismus in die Aktion T4 involviert. Nichts in der Stadt erinnert an die Lager für Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene im Zweiten Weltkrieg. Am 29. April 1945 besetzte die Rote Armee Neustrelitz. Durch Brandstiftung wurden in der Nacht 29./30. April 1945 das Residenzschloss teilweise, das Theater, ein Pavillon auf dem Schlossplatz, das Alte Palais und das Kollegiengebäude zerstört. Strelitz wurde durch Kampfhandlungen und Brandstiftung zu etwa 85 % vernichtet, womit sämtliche ursprünglich wirkende Bausubstanz im alten Stadtkern ein Opfer der Flammen wurde. Durch den Neubau einer Großwohnsiedlung abseits der Stadt, der erst 1989 seinen Abschluss fand, wurden über 2650 Wohnungen zumeist in Plattenbauweise für rund 7000 Menschen geschaffen.


02 Neustrelitz, Hauptbahnhof.....Ursprünglich hieß der Bahnhof nur Neustrelitz. Mit der Inbetriebnahme eines separaten Bahnhofs für die Privatbahn wurde er seit 1908 Neustrelitz Staatsbf und seit 1922 Neustrelitz Reichsb genannt. Seit dem 15. Juni 1941 trägt der Bahnhof den Namen Neustrelitz Hbf Mit der Umstellung des Verkehrs auf Diesellokomotiven von 1969 bis 1973 wurde das Bahnbetriebswerk Neustrelitz als neue Großwerkstatt gebaut. Hier wurden zunächst vor allem Großdieselloks der Baureihen 130 und 132 gewartet. Circa 2000 Eisenbahner arbeiteten am Standort Neustrelitz. Am 2. Juni 1984 wurde der elektrische Betrieb im Bahnhof Neustrelitz aufgenommen.


03 Ehrenmal für die Opfer des Faschismus.......Auf dem dreieckigen Platz beim Bahnhof stand zuvor das 1899 errichtete Landes-Krieger-Denkmal 1870–1871 für die im Deutsch-Französischen Krieg gefallenen Angehörigen. Das Mahnmal für die Opfer des Faschismus wurde 1949 als viereckiger 20 m hoher Obelisk aus hartgebrannten dunklen Ziegeln auf einer getreppten quadratischen Sockelplatte und mit einer Metallspitze errichtet und 1949 eingeweiht. In einer spitzbogigen Nische befindet sich eine Inschrifttafel: „DEN OPFERN DES FASCHISMUS“. Die Tafel musste nach Zerstörung 1997 erneuert werden. An Gedenktagen wird an dieser Stelle der Befreiung vom Nationalsozialismus, der Verfolgten und der Opfer dieser Zeit gedacht.


04 Borwinheim.......mit vollständigem Namen Herzog Carl Borwin-Gedächtnis-Heim, ist ein denkmalgeschütztes Gebäude, das seit 1910 kirchlichen und diakonischen Zwecken dient. Karl Borwin war Offizier an der Kriegsschule in Metz und erlag den Folgen eines Duells. Zum Andenken an ihren Sohn gründete Großherzogin Elisabeth 1910 die Herzog-Carl-Borwin-Gedächtnisstiftung und stattete sie mit einem neuerbauten großzügigen Haus aus. Das Borwinheim, das vor 500 Gästen eingeweiht wurde, sollte Räume für Waisenstation, Kinderhort, Volksbibliothek, Wohnung und Arbeitsbereich für die Gemeindeschwester bieten sowie im Obergeschoss Räume für die kirchliche Arbeit, für Festversammlungen des Jungfrauen- und Jünglingvereins, für Spiel- und Turnaufführungen. 1939 geschlossen, wurden die Räume kommunalen Zwecken zugeführt. Nach 1945 wurde die Stiftung wiederhergestellt. Heute beherbergt das Haus Einrichtungen der Kinderbetreuung, die Diakoniestation und weitere soziale Einrichtungen. Die größeren Räume im Obergeschoss dienen der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Strelitzer Land für die Kinder- und Jugendarbeit, als Versammlungsräume sowie als Winterkirche für Gottesdienste.


05 Marktplatz Neustrelitz.......Der erhaltene barocke 120 m × 120 m große quadratische Marktplatz wurde nach Plänen des Braunschweiger Planers Julius Löwe geplant und ab 1732 angelegt und mit barocken zweigeschossigen Häusern umbaut. Er prägt den einzigartigen Stadtgrundriss im Stil einer italienischen Idealstadt. Von ihm zweigen acht Straßen in alle Richtungen ab. 1866 wurde er nach Plänen des Schinkelschülers Friedrich Wilhelm Buttel um ein Rondell erweitert. Auf dem Rondell stand ab 1866 vor dem Rathaus das Bronzestandbild als Großherzog-Georg-Denkmal. 1956 wurde das Denkmal demontiert und eingelagert. Seit August 1989 steht es auf dem ehem. Paradeplatz zwischen Orangerie und Schlosskirche. Der Platz wurde nach einem Wettbewerb von 2001 im Rahmen der Städtebauförderungneu gestaltet. Das Rondell in der Platzmitte erhielt 32 kleinblättrige Eschen und ein Wasserspiel mit 36 Fontänen.


06 Stadtkirche Neustrelitz.......wurde von 1768 errichtet. Die Innenmaße der Kirche betragen 20 × 37 Meter. Der Baumeister fügte 1831 den massiven Turm und den Außenputz hinzu und prägte damit das heutige Aussehen der Kirche. Die Stadtkirche beherbergt einen Altar aus der Übergangszeit zwischen spätem Barock und Klassizismus. Den vor dem Altar liegenden Lutherteppich erhielt die Kirche zum 400. Geburtsjubiläum Martin Luthers 1883. Dort befinden sich heute vier allegorische Figuren (Glaube, Hoffnung, Liebe und Barmherzigkeit). Die bleiverglasten Fenster rechts und links des Altarraumes stammen aus dem Jahr 1931 und stellen Geburt, Taufe, Kreuzigung und Auferstehung Jesu dar. Im hinteren Teil der Kirche befindet sich außerdem ein Lutherfenster, eine Gabe des Käthe-Luther-Bunds von 1930.


07 Julius Löwe.......war Baumeister, Gartenarchitekt, sowie herzoglich mecklenburg-strelitzscher Hofgärtner und Hofbaumeister. Nach seinen Plänen entstand ab 1731 die Residenzstadt Neustrelitz des noch jungen Herzogtums Mecklenburg-Strelitz, mit seinem charakteristischen strahlenförmigen Grundriss. Das größte Bauprojekt begann für Löwe 1731 mit den ersten Plänen des Herzogs, unmittelbar neben dem neuen Residenzschloss eine höfische Behörden-, Beamten- und Versorgungssiedlung anzulegen, aus der nach anfänglichen Unsicherheiten im Verlauf der ersten Jahrhunderthälfte die neue Residenzstadt Neustrelitz erwuchs. Im Gegensatz zu vergleichbaren Städten war es in Neustrelitz jedoch nicht möglich, das bereits existierende fürstliche Schloss in der Mitte der Anlage zu positionieren. Während die Herzöge sich erst im Verlauf der nächsten zwei Jahrzehnte endgültig entschließen konnten, Neustrelitz zur (politisch freilich unbedeutenden) Residenzstadt auszubauen und nicht nur zu einem Stadtteil der altmecklenburgischen Landstadt Strelitz. Als herzoglichem Baumeister oblag ihm die Anweisung der Bauplätze ebenso wie die Leitung und Aufsicht über alle Bauten in Neustrelitz.


08 Rathaus Neustrelitz........wurde 1843 eingeweiht. Ein Schlossbrand in einer Nacht 1712 beendete die fürstliche Hofhaltung in Strelitz. Nachdem der Wiederaufbau des Schlosses gescheitert war, erfolgte von 1726 bis 1731 der Um- und Ausbau des kleinen Jagdhauses in der Meierei Glieneke zum Residenzschloss. Schon nach wenigen Jahren wurde das Rathaus zur Strelitzer Straße hin erweitert. 1891 brannte das Haus teilweise ab, es wurde aber unverändert wieder aufgebaut. Neustrelitz blieb bis 1918 fürstlicher Grundbesitz. 1912 erhielt Neustrelitz eine neue Stadtordnung mit allne Rechten einer selbstständigen Stadt. Somit konnte im Januar 1913 eine Stadtverordnetenversammlung gewählt und gebildet werden. Wahlberechtigt waren ausschließlich Bürger, die an die Stadt Steuern zahlten. Von den rund 12.000 Einwohnern waren das 650 Männer. Das Rathaus wurde von 2006 bis 2008 im Rahmen der allgemeinen Stadterneuerung grundlegend saniert. Das ockerfarbene Rathaus ist mit der barocken Stadtkirche von 1778 und den anderen Gebäuden Teil des Ensembles.


09 Stadthafen Neustrelitz.......Über die Obere-Havel-Wasserstraße gelangen Sie zur Müritz, nach Berlin oder Hamburg. Der Kammerkanal verbindet den Zierker See mit der Woblitz. Über 100 Jahre lang wurden auf diesem Wasserweg Kalk, Holz, Baustoffe und Getreide transportiert. Heute fahren hier Kanus, Sportboote und Ausflugsschiffe. Der erweiterte und sanierte Stadthafen bietet beste Bedingungen und Dienstleistungen für einen Urlaub auf dem Wasser. An dem Neustrelitzer Stadthafen von 1842 stehen seit dem Bau des Kammerkanals drei umgebaute Speicher aus dem 19. Jahrhundert: Der Alte Speicher von um 1842 nach Plänen von Friedrich Wilhelm Buttel (heute Hotel), der Speicher mit der heutigen Hafengalerie und der Speicher, der heute ausschließlich Wohnzwecken dient. Die Korn- und Futtermittellager wurden in der DDR-Zeit vom Großhandel WtB (Waren des täglichen Bedarfs) und der BHG (Bäuerliche Handelsgenossenschaft) genutzt. Der Hafen wurde in den 1970er Jahren stillgelegt. Der letztgenannte viergeschossige gelb verklinkerte ehemalige Speicher mit einem Satteldach stammt von 1865. Es wurde nach 2000 vollständig zu einem Wohnhaus umgebaut.


10 Zierker See...........Der See ist relativ flach, sehr schlammig und seit Jahren zum Baden ungeeignet. Die ehemals am östlichen Ufer befindliche Badestelle wurde für den Badebetrieb gesperrt, die baulichen Einrichtungen wurden nach 1960 restlos beseitigt. Der See ist etwa 2,6 Kilometer lang und bis zu 1,8 Kilometer breit. Durch das zunächst ungeklärte bzw. später mechanisch geklärte Abwasser, das dem See zugeführt wurde, ist er stark eutrophiert. Der Bau des Kammerkanals, als künstliche Erweiterung des Gorbaches von 1840 bis 1843 durchgeführt, hatte die Absenkung des Wasserstandes zur Folge, sodass die durchschnittliche Tiefe heute bei 1,6 Metern liegt. Im nördlichen Bereich ist der Zierker See stellenweise nur einen halben Meter tief. Am westlichen Ufer wurde im 19. Jahrhundert Kalk gewonnen, dadurch entstanden wassergefüllte „Kalklöcher“, die jetzt ein besonderes Biotop bilden.


11 Hafenbahn.......diente zur Abholung und Zuführung der Güter von den im Hafengebiet Neustrelitz liegenden Produktions- und Handelsbetrieben. Der Name "Hafenbahn" entstand wohl, weil am Stammgleis der Anschlussbahn ein Hafenbecken gebaut wurde und Schiffe der Binnenschifffahrt für den Personen- und Gütertransport anlegten. Direkter Schiffsumschlag im einst bedeutenden Hafen am Ende der Wasserstraße von Berlin war hier möglich. Die 1927 eingeweihte Hafenbahn brachte einen wirtschaftlichen Aufschwung. Mit dem Bau einer Kaserne im Jahre 1935 wurde die Hafenbahn bis hierher verlängert und bekam somit auch militärische Bedeutung. Die Bahn hatte nun eine Gesamtlänge von 5,6 km. Besondere Bedeutung erlangte die Hafenbahn nach Kriegsende 1945 bis in die 60er Jahre. Täglich zweimal verkehrte eine kleine Dampflok mit zahlreichen Güterwagen vom Bahnhof Neustrelitz Süd zum Hafengelände. In den 80er Jahren des vergangenenen Jahrhunderts nahm der Verkehr noch einmal deutlich zu. Die Zahl der fahrplanmäßigen Überführungsfahrten wurde täglich auf vier erhöht. Das Gesamtaufkommen an Frachten betrug in Spitzenzeiten bis zu 100 Wagenladungen am Tag. Nach der politischen Wende und insbesondere nach dem Tag der Währungsunion am 01.Juli 1990 wurde der Güterverkehr auf der Hafenbahn zugunsten des Transportes auf der Straße stark eingeschränkt und ab 1998 gänzlich eingestellt.


12 Das Summloch........ist ein Stein mit einer Aushöhlung, dem sogenannten „Summloch“. Er dient der Wahrnehmung der Sinne über spielerische Erfahrung mit der eigenen Stimme durch Summen und Resonanz. Steckt ein Mensch den Kopf in diese Höhle/Summloch und atmet tief summend aus, können die Töne in Resonanz geraten und erzeugen dadurch Vibrationen, die den ganzen Körper erfassen. Die Vibration ist mit der Hand im Halsbereich nachspürbar. Das Summen in verschiedenen Tonlagen löst ein stärkeres oder schwächeres Kribbeln im Körper aus. Steine mit Summlöchern sollen in vorchristlichen Katakomben auf der Insel Malta und in mittelalterlichen Klöstern entdeckt worden sein. Sie seien in verschiedenen alten Kulturen vermutlich zur Heilung und Meditation benutzt worden.


13 Chinesischer Pavillon.......Der achteckige Pavillon mit den zwei pagodenartigen Aufbauten, in polychromer Farbigkeit, wurde 1821 als großherzogliches Wäschespülhaus gebaut. Im Stile der im 18. und 19. Jahrhundert in Europa verbreiteten Mode der Chinoiserie sind noch die beiden chinesischen Pavillons auf dem Doberaner Kamp in Mecklenburg-Vorpommern erhalten. Früher stand der Pavillon noch im Zierker See, dessen Wasserspiegel sich durch Baumaßnahmen (Torfflößerkanal um 1790, Ausbau zum Kammerkanal 1840/43) um 1,60 Meter abgesenkte. Der Innenraum war von einem umlaufenden Holzsteg umgeben, auf dem die Mägde knieten, um die Wäsche im Seewasser zu spülen. 1997 wurde das Holzgebäude saniert und ein Fußboden eingezogen. Es wurde 2017 zu einem Café umgebaut.


14 Luisentempel........wurde 1891 als Gedächtnishalle für die 1810 auf Schloss Hohenzieritz verstorbene preußische Königin Luise von Mecklenburg-Strelitz errichtet. Der klassizistische Tempel steht auf einem aufgeschütteten Hügel.Er ersetzte einen an gleicher Stelle bereits 1829 aus Holz erbauten achteckigen Tempel. Als Baumaterial verwendete der Architekt schlesischen Sandstein. Der Innenraum ist mit farbigem italienischem Marmor verkleidet. In der Mitte steht die Kopie der zweiten Fassung geschaffenen Sarkophags mit der darauf ruhenden Gestalt der Königin. Das Original dieser Fassung befand sich zunächst in dem vom preußischen König Friedrich Wilhelm III. zu einer Gedenkstätte für die Königin umgestalteten Antikentempel im Potsdamer Park Sanssouci, danach im Hohenzollern Museum in Berlin. Heute wird das Original der zweiten Fassung der Grabstatue in der Friedrichswerderschen Kirche (Berlin) aufbewahrt und kann dort besichtigt werden. Das Original der ersten Fassung wurde für das Mausoleum im Schlosspark Charlottenburg 1814 geschaffen und ist noch heute dort zu sehen.


15 Schlosspark Neustrelitz.......wurde, wie in der Stilepoche des Barock üblich, auf das Schloss ausgerichtet. Dieses stand an einem zum nahen Zierker See hin abfallenden Hang. Drei dem Schloss vorgelagerte Terrassen betonten den Geländeabfall und hoben das Schloss hervor. Die Terrassentreppen wurden 1802/1803 abgetragen. Für die Rodungs- und Planierungsarbeiten wurden täglich vier bis acht Gefangene aus Strelitz zum Baugelände gebracht. Auch neun Zierker Einwohner arbeiteten von 1731 bis 1735 für einen Lohn von je 12 Talern und 34 Schilling pro Jahr. Durch die Verjüngung des Parterres und die seitlich davon aufeinander zulaufenden Lindenalleen wird der Park vom Schlossberg aus gesehen optisch verlängert und dem Betrachter die Illusion von Größe vermittelt. Um 1808 gestaltete ein Hofmarschall eine als Schlosskoppel bezeichnete ehemalige Viehweide zu einem Landschaftspark um.


16 klassizistische Orangerie.......Bereits aus dem Jahr 1755 stammte die erste Ausführung des damals so genannten Orangenhauses als ein langgestrecktes eingeschossiges Haus. Der Großherzog wollte seine aus Rom mitgebrachte Sammlung antiker Skulpturen in der neuen Orangerie unterbringen. Außerdem sollten dort Gartenfeste gefeiert werden. Anregungen für den Umbau gaben die Brüder von Humboldt bei einem Besuch im Jahr 1840. Es entstand ein eingeschossiger Putzbau von insgesamt neunzehn Achsen mit einem Mansarddach. Die drei großen Säle im Inneren wurden beibehalten. Der dreiachsige Mittelrisalit mit seinen Rundbogenfenstern wurde um ein Geschoss aufgestockt. Im Zuge der Umbauarbeiten wurde auch der Garten im Bereich der Orangerie erheblich verändert. Beauftragt wurde damit der Gartenarchitekt Peter Joseph Lenné, der schon damals für seine weiträumigen Parkanlagen nach dem Vorbild englischer Landschaftsgärten bekannt war. Dessen Kunst bestand darin, durch Sichtachsen die einzelnen Parkanlagen optisch miteinander zu verbinden und die Bauwerke wirkungsvoll in Szene zu setzen. Er legte verschlungene Wege und Gartenflächen mit exotischen Pflanzen an. Ein Bronzeabguss des betenden Knaben wurde in der Mitte des Gartens auf einer korinthischen Marmorsäule aufgestellt. Ein marmorner Märchenspringbrunnen wurde vor der breiten Eingangsterrasse platziert.


17 Georg, Großherzog von Mecklenburg......In seine Regierungszeit fielen unter anderem die Verbesserung des Volksschulwesens, die Aufhebung der Leibeigenschaft und die bauliche Erweiterungen der Residenzstadt durch den Bau der Schlosskirche, die Neugestaltung der Orangerie und den Neubau mehrerer öffentlicher Gebäude (Neustrelitzer Rathaus) im klassizistischen bzw. im neugotischen Stil (Karolinenpalais). Zudem ließ Georg eine Reihe alter Baudenkmäler erneuern, z. B. die Marienkirche in Neubrandenburg, und so vor dem weiteren Verfall bewahren. Als Schöngeist verkehrte oder korrespondierte Georg mit Berühmtheiten der Literatur- und Kunstwelt seiner Zeit, zum Beispiel mit Goethe, und betätigte sich auch selbst poetisch. Politisch verfolgte er als junger Mann fortschrittliche, als Regent später aber zunehmend reaktionäre Ziele.


18 Stasi-Haftanstalt Neustrelitz.......Mit der Bildung der Bezirke übernimmt das Ministerium für Staatssicherheit die Gebäude an der Töpferstraße und richtet hier ihre Bezirksverwaltung ein. Das Gerichtsgefängnis wird Stasi-Untersuchungshaftanstalt. Das MfS führt bei politischen Delikten (Republikflucht, „staatsfeindliche Hetze“ etc.) oder bei Delikten von Parteifunktionären und Angehörigen der bewaffneten Organe das Ermittlungsverfahren. Fern rechtsstaatlicher Normen werden Verdächtige in den UHAs des MfS eingesperrt, um in den Verhören Geständnisse und operativ wichtige Informationen zu erpressen. Als Feinde sind die Häftlinge der Staatssicherheit ohnmächtig ausgeliefert. Die Haftbedingungen in der UHA sind auf Isolation und psychologische Terrorisierung der Häftlinge ausgerichtet. Erst im Laufe des Jahres 1972 lässt man Toiletten und Waschbecken in die Zellen einbauen. Die UHA kann 45 Häftlinge aufnehmen, ist aber im Durchschnitt mit 20 bis 30 Häftlingen belegt, die von 21 (1965) bis 35 (1984) Wachleuten beaufsichtigt werden. Von überregionaler Bedeutung ist die Zusammenarbeit mit dem Militärobergericht Neubrandenburg. Zu verurteilende NVA-Angehörige werden in der UHA des MfS eingesperrt.


19 Schlosskirche.........wurde in den Jahren von 1855 bis 1859 erbaut. Die alte Schlosskapelle im Schloss war klein und die evangelischen Kirchengemeinden wuchsen mit zunehmender Bevölkerung zu Anfang des 19. Jahrhunderts beständig. Wegen des abfallenden Geländes und instabilen Baugrundes befürchtete der Architekt dass sich am Bauwerk Risse bilden könnten und womöglich sogar die Gefahr von Mauertrennungen bestand. 1859 wurde die Schlosskirche geweiht. Es sollten keine zehn Jahre vergehen, dass sich die Bauschäden realisierten und den Lebensabend des Baumeisters verdunkelten. Heute ist das Gebäude Eigentum der Stadt und dient nicht mehr als Kirche sondern wird für Konzerte und Ausstellungen genutzt.


20 Das Schloss.........diente ab 1731 als Residenz der regierenden Herzöge und Großherzöge sowie ab 1918 als Sitz des Landesmuseums und des Landtags von Mecklenburg-Strelitz.Als Baudenkmal neben den Schlössern Güstrow, Ludwigslust und Schwerin sowie als Beschlussort der ersten Landesverfassung der Weimarer Republik war das Schloss Neustrelitz kultur- und demokratiegeschichtlich herausragend. Ende des Zweiten Weltkrieges am 30. April 1945 ausgebrannt, wurde es in der Deutschen Demokratischen Republik 1949 abgerissen. Der Wiederaufbau des 51 Meter hohen Schlossturms und die Sicherung der erhaltenen Keller soll ab 2021/22 umgesetzt werden.


21 Landestheater Neustrelitz.........Unmittelbar hinter dem heutigen Standort des Theaters befand sich seit 1755 ein Reithaus, das 1775 zum Komödien- und Redoutenhaus umfunktioniert wurde und die Bezeichnung Mecklenburgisch-Strelitzsches Hoftheater trug. 1924 brannte das zu diesem Zeitpunkt 150 Jahre lang als Theater genutzte Gebäude bis auf die Grundmauern ab. Nach dem Krieg spielte das Mecklenburgische Landestheater bis 1954 unter schwierigsten Bedingungen im Saal eines ehemaligen Hotels. Ab 1991 führte das Theater die Bezeichnung Landestheater Mecklenburg.


22 Der Tiergarten.......Bereits vor Gründung der Stadt Neustrelitz wurde 1721 in der Nähe des Zierker Sees ein Tiergarten als herzogliches Jagdrevier angelegt. Das etwa 50 Hektar große Areal, vom Herzog als Wildgatter eingezäunt, diente der Haltung von 30 bis 60 Stück Damwild. Im Rahmen der Gestaltung des Landschaftsparks um das großherzogliche Schloss wurden die Anfänge des heutigen Tiergartens also bereits im 18. Jahrhundert gelegt. Somit ist er einer der ältesten Tiergärten in Mecklenburg-Vorpommern. 2011 übernahmen die Stadtwerke Neustrelitz den Tiergarten; ein Eingangsgebäude mit Bistro und Sozialräumen und barrierefreie Wege entstanden; die Beleuchtung im Gelände und neue Gehege für Wildkatzen, Nasenbären, Tauben, Stachelschweine und Rothirsche wurden gebaut. Er beherbergt rund 450 Tiere aus rund 40 vorwiegend heimischen Arten.


23 Maria Hilfe der Christen.......Ab 1824 wurde durch einen Priester aus Berlin für die etwa 75 Katholiken (viele davon Saisonarbeiter aus Polen) der 1732 erstmals erwähnten Residenzstadt Neustrelitz zweimal jährlich die Heilige Messe gefeiert. Die verklinkerte, historisierende neogotische Kirche wurde von 1871 bis 1875 erbaut. Der westliche Haupteingang hat zwei Türen mit vier quadratischen, nach außen erhabenen Feldern je Tür. Als Figuren sind zu finden: gemarterter Jesus Christus, Petrus, Paulus, Bonifatius (Winfried), der heilige Nepomuk und der heilige Xaver. Der Altarraum wurde 1961 umgestaltet, die Kirche 2017 saniert. Bei der Kirche steht das Denkmal für den 1944 hingerichteten Neustrelitzer Pfarrer Bernhard Schwentner (1891–1944).