Gräfenhainichen

07.09.2019 Q

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Sehenswertes

0 Gräfenhainichen

Gräfenhainichen wurde 1285 erstmals urkundlich als Lehen erwähnt.

Der Ort hieß anfangs zu dem Hayne, dann Gravenalbrechtshayn, woraus schließlich der heutige Name entstand.

1454 wurden die Stadtrechte bestätigt, nachdem alle Urkunden von einem Feuer vernichtet worden waren.

1607 wurde der bedeutendste Sohn der Stadt, der evangelisch-lutherische Pfarrer und Liederdichter Paul Gerhardt, geboren.

1637 erreichten die Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges auch Gräfenhainichen, das von schwedischen Truppen fast vollständig zerstört wurde.

Nachdem 1859 die Bahnstrecke Wittenberg–Bitterfeld eingeweiht worden war, siedelten sich wegen der verkehrsgünstigen Lage immer mehr Industriebetriebe an.

Seit 1890 wurde in der Nähe von Gräfenhainichen, zunächst im Tiefbau, später im Tagebau Braunkohle gefördert.

Zu Beginn der Zeit des Nationalsozialismus wurde im Betrieb Stolzenberg am Bahnübergang Richtung Gröbern durch die SA eines der frühen Konzentrationslager eingerichtet, in denen Mitglieder und Funktionäre der Arbeiterorganisationen terrorisiert wurden.

Im August 1933 wurden die Häftlinge in das KZ Lichtenburg überstellt.

Während des Zweiten Weltkrieges mussten zahlreiche Kriegsgefangene sowie Frauen und Männer aus den von Deutschland besetzten Ländern in der Elektrowerke AG und in der Grube Golpa Zwangsarbeit verrichten.


2 Paul-Gerhardt-Kapelle

Paul Gerhardt wurde als zweites von vier Kindern in eine Gastwirtsfamilie geboren.

Er erhielt den Vornamen seines Großvaters väterlicherseits.

Sein Vater ernährte die Familie durch die Bewirtschaftung eigenen Gartenlands; er engagierte sich zudem im Rat der Stadt und wurde zu einem der drei Bürgermeister gewählt.

Paul Gerhardt besuchte ab dem 4. April 1622, wie schon sein Bruder, die Fürstenschule, die als Schmiede des sächsischen Pfarrer- und Beamtennachwuchses galt.

Gerhardt immatrikulierte sich am 2. Januar 1628 im Bereich Theologie und an der philosophischen Fakultät der Universität Wittenberg.

Durch Elternhaus und Schule hatte er sich schon zuvor mit Luthers Lehre befasst.

Um 1643 beendete Gerhardt seine Studien und ging nach Berlin.

Die dortige Bevölkerung war durch den Krieg sowie durch Pest, Pocken und die Bakterienruhr um mehr als die Hälfte reduziert (von 12.000 vor dem Krieg auf 5.000 bei Kriegsende).

Die Kriegserlebnisse verarbeitete Gerhardt nun in weiteren Liedtexten, in die er auch theologische Themen einfließen ließ.

Damit gab er den Zeitgenossen neuen Mut und neue Hoffnung.

Neben seiner pfarramtlichen Tätigkeit pflegte Gerhardt auch in Mittenwalde die Liedkunst.

Im Land des Kurfürsten regte sich der Unmut der lutherischen Theologen, deren Zentrum Berlin war.

So war auch Gerhardt an den Auseinandersetzungen beteiligt und vertrat vehement den lutherischen Standpunkt, um dem Synkretismus keinen Vorschub zu leisten.

Die starre Haltung der Lutheraner kam der Politik des Kurfürsten nicht gelegen.

Er sah darin eine Gefährdung des Friedens und verordnete daher am 16. September 1664 ein Toleranzedikt.

Die frühen Erfahrungen von Krieg, Krankheit und Tod prägten Gerhardt.

Das spiegelt sich besonders in seinen Gedichten, die in ihrer Schlichtheit, Gefühlswärme und Singbarkeit zu Volksliedern geworden sind.

Die heute bekannten Werke Paul Gerhardts, 139 deutsche Liedtexte und Gedichte, sowie 15 lateinische Gedichte, wurden u. a. von Johann Crüger, Johann Georg Ebeling und Johann Sebastian Bach vertont.

Gerhardt selbst war ein bescheidener, behutsamer und anspruchsloser Dichter.


3 Johann Gottfried Galle

(* 9. Juni 1812 in Radis; † 10. Juli 1910 in Potsdam) war ein deutscher Astronom und Hochschullehrer.

Er war an der Entdeckung des Planeten Neptun beteiligt.

Galle kam im Pabsthaus unweit der Gemeinde Radis (Pabst ist ein dortiges Waldstück) in der Nähe von Gräfenhainichen als erster Sohn des zur Welt.

Er besuchte das Gymnasium in Wittenberg und studierte von 1830 bis 1833 an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin.

1835 berief ihn sein ehemaliger Lehrer, der Astronomieprofessor, als Gehilfen an die am Stadtrand neu errichtete Berliner Sternwarte.

1838 entdeckte er einen inneren, dunklen Ring des Saturn.

Von 1839 bis 1840 entdeckte er drei neue Kometen.

1851 ging Galle nach Breslau.

Darüber hinaus befasste er sich mit dem Magnetismus der Erde und der Klimatologie.

Insgesamt veröffentlichte er über 200 Werke.

1897 zog Galle nach Potsdam, wo er im Alter von 98 Jahren starb.


5 Stadtkirche Sankt Marien

Basilika (von griechisch βασιλική στοά basiliké stoá ,Königshalle‘, lateinisch vollständig: basilica domus) war ursprünglich der Name großer, zu Gerichtssitzungen und Handelsgeschäften (z. B. Markthalle) bestimmter Prachtgebäude.

Im Zuge der Christianisierung übertrug sich der Begriff auf die nach dem Vorbild der antiken Basiliken gestalteten Kirchengebäude insbesondere aus romanischer Zeit.

In der kunst- und bauhistorischen Terminologie wird der Begriff Basilika nur auf jene Bauten angewendet, die dem in der frühchristlichen Zeit geprägten Schema entsprechen.

In der katholischen Kirche ist Basilika außerdem ein Titel für Kirchenbauten von herausragender Bedeutung, wobei zwischen den ranghöchsten Basiliken (Basilica maior) und den übrigen Basiliken (Basilica minor) unterschieden wird.

In Athen wurde traditionell der Amtssitz des Archon basileus als Basilika bezeichnet, darum wird oft vermutet, dass der Bautypus der Basilika im Hellenismus entstand und dann von den Römern aufgegriffen und adaptiert wurde.

Die älteste Gestaltung der Basilika, nämlich die Form aus den Zeiten der Republik, gewann dann eine weitere Fortbildung in der Architektur des Privathauses.

Architektonisch definiert, ist eine Basilika eine Kirche, deren Innenraum durch Säulen- oder Pfeilerreihen in drei oder mehr (meist ungeradzahlige) Längsschiffe geteilt ist, deren mittleres deutlich höher ist als die seitlichen, so dass im Mittelschiff eine hochgelegene Fensterzone entsteht, der Obergaden oder Lichtgaden (d. h. Mauerwerk mit Fenstern, das von den Stützenreihen getragen wird).

Die frühchristlichen Basiliken grenzten sich stilistisch durch Schlichtheit von heidnischen Tempeln ab; viel Ziegelmauerwerk und wenig Marmor, keine Plastik, keine „bewegten“ Szenen.


7 Historische Bauschlosserei

Es begab sich, das der Geselle Schulze allein in der Werkstatt war.

Es war der 05. März 1901, ein Dienstag, als er noch bei der Arbeit war.

Er hatte den Tag über etwas gebummelt, so das der Meister darauf bestehen musste, die versäumte Arbeit nach Feierabend nachzuholen.

Man kann sich die Stimmung des Gesellen sehr gut vorstellen, wenn man weiß, das dieser Dienstag ein Regen verhangener und sehr kalter Tag in Gräfenhainichen war.

Er war dabei Bauklammern zu schmieden und erzählte dem Schmiedefeuer laut und voller Wehmut seinen Ärger, aber auch seine Begierden.

Die Werkstatt war durch seine Gasbeleuchtung nur spärlich ausgeleuchtet und durch die Fenster drang die nasskalte Dunkelheit des fortschreitenden Abends herein.

Es kam wie es kommen musste.

Sein Wehklagen und das Gebrabbel, rhythmisch zum Klang des Hammer auf dem Amboss, wurden belauscht und zwar von keinem Geringeren als dem Teufel, der wie immer auf der Suche nach einer schwachen Seele war.

Er ließ sich auch nicht lange Bitten und stattete dem Gesellen Schulze sofort einen Besuch ab.

Sein Auftritt war wieder einmal bühnenreif, mit allem was dazu gehört. Schwefel, Donner, ein bisschen Feuer und natürlich viel Wind.

Den Schrecken vom Gesellen Schulze kann man sich bildlich vorstellen, wie sich die Nackenhaare aufstellten und die Gänsehaut langsam über den Körper kroch.

Der Geselle wiederholte seine Wünsche und bot dafür seine Seele an.

Mit tiefer lauter Stimme sagte er "Mein lieber Schulze, deine Seele will ich nicht, die ist mir zu dreckig, aber du bist Schmied und kannst mit dem Eisen und dem Feuer umgehen.

Ich habe zwar die ganze Hölle voller Feuer, aber schmieden kann ich nicht.

Von da her sollst du mir ein neues Hufeisen für mein Huf anfertigen.

Du sollst reich entlohnt werden, wenn es dir gelingt, ohne Maß zunehmen, für mich ein Eisen zu schmieden, innerhalb der nächsten zwei Wochen" Schulze freute sich mit dieser leichten Arbeit so schnell reich zu werden, ohne seine Seele zu verlieren.

Er schlug ein und der Handel war geschlossen.

Der Teufel verschwand wieder, nicht ohne seinen Gestank und Qualm zu hinterlassen.,

Die zwei Wochen verflogen sehr schnell und der Teufel war wieder da.

Er wollte sofort sein Hufeisen probieren.

Der Versuch scheiterte kläglich, da es natürlich nicht passen konnte.

In seiner Wut und Enttäuschung schleuderte er das Eisen in die Ecke und dann schnappte er sich den Schulze und verschwand durch den Schornstein auf nimmer wiedersehen.

Die Moral der Geschichte ist die Erkenntnis, lass dich nie mit dem Teufel ein, wenn du seine Hufgröße nicht kennst.


8 Kursächsische Postmeilensäule

ist ein Meilenstein, der Entfernungen und Gehzeiten bis auf eine Achtelstunde genau angibt.

Vorbild waren römische Meilensäulen, von denen auch die nicht zutreffende Bezeichnung als Säule hergeleitet wurde.

Die kursächsischen Postmeilensäulen wurden während der Regierungszeit Augusts des Starken und seines Nachfolgers an allen wichtigen Post- und Handelsstraßen und in fast allen Städten des Kurfürstentums Sachsen zur Angabe der amtlichen Entfernungen aufgestellt.

Dies sollte die Grundlage für eine einheitliche Berechnung der Postgebühren schaffen.

Da das Kurfürstentum Sachsen damals wesentlich größer als das heutige Bundesland Sachsen war, findet man derartige Säulen auch in Thüringen, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und in Polen.

Standorte und Abbildungen der noch erhaltenen oder wiederaufgestellten kursächsischen Meilensteine sind in der Galerie der kursächsischen Postmeilensäulen aufgeführt.

Weiterhin waren in Sachsen vor 1700 so genannte Arm(en)säulen als Wegweiser an Straßen verbreitet.

Diese Säulen bestanden aus einem hölzernen Pfahl, der am oberen Ende Richtungsanzeiger in Form von menschlichen Armen mit Händen hatte.

Da das Holz durch permanente Nässeeinwirkung schnell faulte, stürzten zahlreiche Säulen wenige Jahre nach ihrer Aufstellung um und waren unbrauchbar.

Grundlage für die Einführung der sächsischen Postmeilensäulen bildeten die kartografischen Arbeiten des Pfarrers Zürner aus Skassa.

Zürner hatte eine Karte von Großenhain angefertigt, durch die August der Starke auf ihn aufmerksam wurde.

Da die Entfernungsangaben zur damaligen Zeit häufig auf ungenauen Schätzungen beruhten, musste Zürner die Entfernungen neu ermitteln oder die vorhandenen Daten überprüfen.

Dazu konstruierte er einen Messwagen in Form eines kursächsischen Reisegepäckwagens.

Das Hinterrad des Wagens mit dem Umfang einer Dresdner Rute (4,531 m) gab jede Umdrehung mittels einer Kette an ein Zählwerk im Wagen weiter.

Zürners Gehilfen nutzten eine Messkarre für nicht kutschentaugliche Wege, die ebenfalls über die Umdrehung des Rades die Entfernung maß und als so genanntes fünftes Rad am Wagen in einem Futteral auf dem Messwagen mitgeführt wurde.


9 Mühlgraben

Beim Mühlkanal oder Mühlgraben handelt es sich immer um ein künstlich angelegtes oder zumindest künstlich geführtes, kanalisiertes Gewässer; ein „Mühlbach“ kann auch ein gänzlich natürliches Gewässer sein (allenfalls mit einer Stauanlage versehen).

Viele Mühlbäche sind völlig normale Bäche, sie heißen so, weil mindestens eine Mühle daran liegt.

Im natürlichen Gewässerbetten sind Wasservolumen, Gefälle und Strömungsgeschwindigkeit oftmals nicht ausreichend, so dass beim Mühlenbau in vergangenen Jahrhunderten Wasser in einem Graben oder einer Rinne zum Mühlrad hingeleitet werden musste.

In besonderem Maße galt dies bei oberschlächtigen Mühlen.

Der Mühlkanal war hier notwendig, um das Wasser von oben auf das Mühlrad fallen zu lassen.

Nur selten liegen Wassermühlen daher direkt an einem natürlichen Wasserlauf.


11 Wasserturm

Ziegelbau mit acht Geschossen auf quadratischem Grundriss, 1927

Die Wasserversorgung der an das Wassernetz angeschlossenen Gebäude erfolgt allein mit Hilfe des aus der Schwerkraft resultierenden hydrostatischen Drucks.

Dabei dient der Hochbehälter auch als Ausgleichsbehälter.

Das aus dem Wassernetz entnommene Wasser führt zu einer Verminderung der Wassermenge im Hochbehälter.

Daher wird der Hochbehälter regelmäßig nachgefüllt, sodass der Wasserpegel möglichst auf gleicher Höhe bleibt.

Auf diese Weise wird der Wasserdruck im Netz konstant gehalten.

In Wassernetzen mit Hochbehälter werden Pumpen ausschließlich zum Befüllen des Hochbehälters benötigt.

Für einen ausreichenden Druck müssen alle Abnehmer tiefer als der Hochbehälter liegen (Prinzip der kommunizierenden Röhren). Abnahmestellen, die höher liegen (z. B. Hochhäuser), benötigen eine eigene Druckerhöhungsanlage.

Wassertürme sind hydraulisch einfach aufgebaut. Sie gleichen durch ihre Konstruktion zulaufseitige Druckschwankungen und ablaufseitige Entnahmeschwankungen aus.

Der Bau eines Wasserturms ist aufwendig.

Die Qualität des oft längere Zeit nicht ausgetauschten Wassers im Behälter kann beeinträchtigt werden.

Die Speicherfunktion von Wassertürmen kann durch erdnahe Wasserspeicher ersetzt werden.

Mit geregelten Pumpen in Druckerhöhungsanlagen im Wasserverteilungssystem kann auch der erforderliche Druck erzeugt werden, allerdings mit einem höheren technischen Aufwand.


12 Die Bockwindmühle

(auch Ständermühle, Kastenmühle oder Deutsche Windmühle) ist der älteste Windmühlentyp in Europa.

Kernmerkmal dieses Mühlentyps ist es, dass das gesamte Mühlenhaus auf einem einzelnen dicken Pfahl (dem „Hausbaum“) steht, der senkrecht in einem unterhalb der eigentlichen Mühle befindlichen hölzernen Stützgestell (dem namengebenden „Bock“) befestigt ist.

Auf dem Bock kann die gesamte Mühlenmaschinerie mittels der Hebelwirkung des Außenbalkens in den Wind gedreht werden.

Diese Methode ist jedoch bei wechselnden Windrichtungen nicht optimal und sehr beschwerlich.

Früheste Erwähnungen von Bockwindmühlen gibt es in Belgien und Nordfrankreich zu Beginn des 12. Jahrhunderts.

Sie treten im deutschen Raum häufiger seit Beginn des 15. Jahrhunderts auf und wurden normalerweise zum Mahlen von Getreide verwendet.

Bockwindmühlen wurden in Norddeutschland seit dem 16. Jahrhundert nach und nach von den Holländermühlen verdrängt.

Der Name rührt von einem Untergestell, dem „Bock“ her, in dem das eigentliche Mühlenhaus (oder der Mühlenkasten) gelagert ist.

Eine Treppe an der Rückseite des Gehäuses führte ins Mühleninnere. Die ganze Mühle konnte relativ leicht abgebaut und an einem anderen Ort wieder aufgebaut werden.

Eine Weiterentwicklung der Bockwindmühle ist die Paltrockwindmühle, bei der das hölzerne Mühlenhaus und die Mühlentechnik nicht mehr auf einem Bock bzw. Hausbaum gelagert sind, sondern auf einem Rollenkranz gedreht werden.


14 Aussichtspunkt

Gremmin war eine deutsche Gemeinde drei Kilometer nordwestlich von Gräfenhainichen im Landkreis Wittenberg im Bundesland Sachsen-Anhalt (früher Kreis Gräfenhainichen im Bezirk Halle).

Am 1. Januar 1981 wurde sie in die Stadt Gräfenhainichen eingegliedert.

Der Ort fiel 1982 dem Braunkohlen-Tagebau Golpa-Nord zum Opfer.

Dazu wurden vorher die Häuser abgetragen und die Einwohner umgesiedelt.

Die Kirche wurde 1985 abgerissen. Gräber des Friedhofes wurden z. T. nach Gräfenhainichen umgebettet.

Die Baggerstadt Ferropolis am nun entstandenen Gremminer See bildet nach dem Ende des Braunkohleabbaus ein Freilichtmuseum und eine Kulisse für Veranstaltungen.


15 Der Gremminer See

oder Ferropolissee ist der achtgrößte See und zugleich einer der nördlichsten Seen des Mitteldeutschen Seenlands.

Er ist aus dem ehemaligen Tagebau Golpa-Nord hervorgegangen.

Der Name leitet sich vom überbaggerten Ort Gremmin ab.

Auf einer Halbinsel befindet sich das Freilichtmuseum Ferropolis, in dem fünf ehemalige Tagebaugroßgeräte ausgestellt werden, die eine große Arena für 25.000 Zuschauer umschließen.

2004 hat die Blauwasser GmbH den See erworben.

Ende 2010 hatte der See eine Höhe von 77,65 Metern über Normalnull.

Die restlichen 95 Zentimeter zum geplanten Endwasserstand von 78,60 Metern sollten ursprünglich bis 2012 geflutet sein, jedoch war seit 2009 die Wasserzufuhr aus der Mulde wegen technischer Probleme unterbrochen.

Bis 2012 stieg der Wasserspiegel daher nur um 15 cm aufgrund des Grundwasseranstiegs.

Um den Endwasserstand in absehbarer Zeit zu erreichen, wird seit 2012 bis 2015 Überschusswasser aus dem Gröberner See eingeleitet.


16 Ferropolis

Die ehemalige Braunkohlegrube Golpa-Nord wurde zum Gremminer See umgestaltet.

Auf einer Halbinsel entstand ›Ferropolis‹ – die ›Stadt aus Eisen‹. Fünf riesige ausrangierte Tagebaubagger, bis zu 130 m lang und 30 m hoch, überragen dort eine Veranstaltungsarena und ein Tagebaumuseum.

Der 1958 aufgeschlossene Tagebau versorgte mit Beginn der Kohleförderung im Jahre 1964 fast 30 Jahre mit Braunkohle für die Erzeugung von Elektrizität.

In den Jahren 1970–1973 wurde das Kraftwerk Zschornewitz auf Erdgas umgerüstet.

Die Kohleförderung wurde deshalb stark zurückgefahren. Probleme bei der Erdgasversorgung führten jedoch ab 1976 wieder zur Umrüstung des Kraftwerkes auf Braunkohle.

Anfang der 1990er Jahre waren die Kohlevorkommen erschöpft.

Der Tagebau wurde 1991 stillgelegt.

Die Kraftwerke wurden ebenfalls außer Betrieb genommen.

Nach dem Ende des Braunkohlebergbaus in diesem Gebiet wurden hier fünf Großgeräte in dem Freilichtmuseum und Veranstaltungsort Ferropolis zusammengeführt und bilden für Veranstaltungen einen stimmungsvollen Rahmen.

Im Jahr 2000 begann die Flutung des Tagebau-Restlochs mit Grundwasser und Wasser aus der 12,5 Kilometer entfernten Mulde durch eine Rohrleitung, um die Flutung zu beschleunigen.

Am 14. Dezember 1995 wurde „Ferropolis – Die Stadt aus Eisen“ gegründet, durch den damaligen Wirtschaftsminister von Sachsen-Anhalt.

Ferropolisstraße 1 06773 Gräfenhainichen D Telefon: +49 34953 351 25

Fax: +49 34953 351 23

Email: feller@ferropolis.de

Internet: www.ferropolis.de

April bis Oktober: Mo-Fr 10-18 Uhr, Sa/So und Fei 10-19 Uhr. November bis März: tgl. 10-17 Uhr, bzw. bis zum Einbruch der Dunkelheit. An Veranstaltungstagen eingeschränkte Öffnungszeiten. Führungen: Sa, So und Fei 11, 13 und 15 Uhr. Gruppenführung auch unter der Woche nach vorheriger Anmeldung. Schienenbus: Mai bis Oktober Zubringer zwischen Parkplatz und Museumsgelände bzw. Veranstaltungsarena. Erw.: 4.00 €


18 BIG WHEEL, Schaufelradbagger (Bagger 1521)

wurde erst 1984 erbaut, war jedoch nicht im Einsatz.

Er wurde jedoch symbolisch für das Ende des Braunkohleabbaus in der Region neben den anderen vier Transformers hinzu gestellt.

Die Kabine nahe des Schaufelrades war in der Höhe verstellbar, je nach Schaufelradposition.

Dieses ließ sich nur bis zur Standebene absenken. Hinter dem Bagger wurde die geförderte Kohle dann auf Züge beladen und abtransportiert.

Schaufelradbagger zählen zu den größten und spektakulärsten Baggern der Welt und werden seit den 1930er Jahren hergestellt.

Seit 1978 gibt es Bagger, die täglich bis zu 240.000 Tonnen Kohle oder Kubikmeter Abraum bewegen können.

Mit ihrer Inbetriebsetzung und bei einem Gewicht von mehr als 12.000 Tonnen wurden sie - nun noch vor den Mondträgerraketen der USA - die größten Landfahrzeuge der Erde.

Ein Schaufelradbagger besteht aus einem Fahrwerk, einem drehbarem Oberbau und der Verladeeinrichtung.

Das Fahrwerk kann als Raupenfahrwerk oder Schreitwerk ausgeführt sein.

Am Oberbau ist der Radausleger angebracht, an dessen Spitze sich das Schaufelrad befindet.

Das Schaufelrad kann zur Radauslegerachse verschwenkt, verkippt oder beides sein.

Die Verschwenkung des Schaufelrades (um die Vertikalachse) ist meist nötig, um den Freischnittwinkel für den seitlich angebrachten Schaufelradantrieb zu gewährleisten.

Das Schaufelrad wird (um die Radauslegerachse) verkippt, um die Entleerung des Fördergutes zu verbessern.

Der Fahrer schwenkt den Oberwagen in der Regel in einem Winkel von 90° in Abbaurichtung und geräteabhängig bis 35 Grad in Tagebaurichtung.

Das Schaufelrad dreht sich dabei entweder im oder gegen den Uhrzeigersinn (abhängig von der Anordnung der Schaufeln).

Dabei nimmt dieses den Abraum bzw. die Kohle auf.

Das Fördergut wird dann – je nach Stellung des Radauslegers und Höhe der Abbauscheibe – 30 bis 180 Grad aufwärts transportiert, bis es durch die Schwerkraft auf die Schleißschienen (eine 45° schräge Rampe / Rutsche in der sogenannten Schaufelradaustragsschurre) und nachfolgend auf das Förderband des Radauslegers („Radband“) gelangt, und zum Unterwagen transportiert wird.

Dort fällt es einige Meter tiefer auf ein zweites Transportband, das zum Beladegerät führt. Letzteres verbindet den Bagger mit der Strossenbandanlage des Tagebaus, die entweder zum Absetzer, Kohlezwischenlager (Kohlebunker) oder dem Kraftwerk führt.

Die Einheit „Beladegerät“ ist fest mit dem Bagger verbunden und gehört somit dazu.


19 GEMINI, (Absetzer 1022)

wurde 1958 in Köthen gebaut.

Er besteht aus dem Aufnahmegerät mit einer kurzen Eimerkette (hinterer Teil) und dem vorderen 60m langen Abwurfgerät, das 250° schwenkbar ist.

Er wurde nicht zu Kohlegewinnung erbaut, sondern um den gewonnen Abraum zu verteilen.

Dazu wird neben dem Bagger ein 2m tiefer Graben ausgehoben.

Neben diesem Graben verlaufen Schienen für die Züge.

Die Züge kippen in den ausgehobenen Graben den gewonnen Abraum.

Der Bagger nimmt diesen wiederum auf und transportiert den Abraum auf das schwenkbare Abwurfgerät.

Dieses verteilt durch umher schwenken den Abraum dann entweder in schon bereits entkohlte Gruben und auf Halden.


20 MAD MAX, Eimerkettenbagger (Bagger 651)

wurde 1962 in Köthen erbaut, war jedoch bei der Stillegung des Tagebaus schon länger nicht mehr im Einsatz und sollte eigentlich verschrottet werden.

Nur durch den Zufall des Projekts Ferropolis steht er heute noch an Ort und Stelle.

Das besondere an ihm ist das er keinen Drehteller besitzt.

Die von ihm transportierte Erde gelangte direkt zu den Schüttschächten unter dem Gerät.

Durch seine enorme breite war es möglich zwei Gleise unter ihm hindurch zu verlegen, wodurch auch zwei Züge gleichzeitig beladen werden konnten.

So wie der Bagger auf dem Bild steht konnte er jedoch nicht arbeiten, die Eimerleiter war bei der Kohleförderung zur Seite geschwenkt.

Eimerkettenbagger sind kontinuierlich fördernde Großbagger, die im Wasser- sowie im Tagebau eingesetzt werden. Grundprinzip eines Eimerkettenbaggers ist es, das Fördergut mit Eimern abzugraben, die an einer endlosen Kette befestigt sind.

Die Eimerkette läuft über einen Antriebs- sowie einen Umlenkturas und besteht aus Schaken genannten Gelenkgliedern, wobei die Eimer direkt an einzelnen Eimerschaken angeschweißt sind.

Der Antrieb der Kette erfolgt über den Antriebsturas mittels eines starken Elektromotors inkl. Getriebe oder eines Elektromotors mit Frequenzumrichter ohne Getriebe (sog. Direktantrieb).

Im Tagebau sind sie die ältesten eingesetzten Großgewinnungsgeräte.

Die technische Idee zum Bau dieser Geräte geht bis in das 16. Jahrhundert zurück, wo erstmals auf dem Prinzip umlaufender Eimerketten basierende Geräte zum Bau von Kanälen verwendet wurden.

Im Braunkohlentagebau wurde erstmals 1885 eingesetzt.

Dieser verfügte über eine ungeführte Eimerkette sowie einen starren Oberbau und wurde über eine 81 kW (110 PS) leistende Dampfmaschine angetrieben.

Nachteilig beim Eimerkettenbagger sind: vergleichsweise hohe Investitionskosten----es kann nur relativ weiches Gestein abgetragen werden, da nur das Eigengewicht der Eimerleiter den Andruck gewährleistet (bei härteren Gesteinen rutschen die Eimer über dem Gestein weg)-----hohe Instandhaltungskosten (besonders wegen des Verschleißes der Eimerkette und Turas)------vergleichsweise geringe betriebliche Flexibilitäten


21 AMEDUSA, (Abesetzer 1025)

ist der zweite „kleinere“ Absetzer auf dem Gelände, allerdings ist er mit 36m höhe auch höchste in Ferropolis.

Er wurde 1959 in Köthen erbaut, besteht aber aus nur einem Teil.

Er war bzw. musste das ganze Jahr, im Sommer wie auch Winter durchgängig im Einsatz sein, da zu dieser Zeit die gesamte Energieversorgung der DDR von der Braunkohle abhängig war. Er war bis zur Schließung der Tagebaus im Einsatz.


22 Raupensäulenschwenkbagger "Mosquito"

wurde 1941 in Magdeburg gebaut und ist der älteste der in Ferropolis steht.

Neben dem Tagebau Golpa-Nord war er auch in Zschornewitz und in Muldenstein im Einsatz.

Er war auch der erste 1964 und letzte 1991 der im Tagebau einen Kohlenzug beladen hat.

Der Bagger war 24h im Einsatz und musste von mindesten 3 Personen bedient werden, meist waren es jedoch 6 Arbeiter.

Bedient wurde er vom Baggerfahrer, dem Belader, dem Tellerwerter und mindestens einem Maschinist.

Der erste Braunkohleabbau auf dem Gelände Golpa-Nord begann 1964.

Zu Spitzenzeiten wurden ca. 18000 Tonnen Kohle pro Tag gefördert (insgesamt 70 Mio. Tonnen).

Aufgrund des Hohen Aschegehalts der Kohle hatte sie jedoch keinen besonders guten Brennwert, weswegen sie auch gerne als „Blumenerde“ bezeichnet wurde.

Der Abbau wurde 1991 auf dem Teil des Geländes beendet auf dem jetzt die Ferropolis Arena steht.

Im selben Jahr entstand auch die Idee zum heutigen Veranstaltungsort.

So wurden die eigentlich zur Verschrottung vorgesehenen Bagger in Y-Form nach einem Entwurf des Bühnendesigner Jonathan Park 1995 auf die Halbinsel gefahren.

Von ihm erhielten sie auch ihre heutigen Namen.

Die Arena fasst maximal 25000 Besucher und wurde 2005 mit dem „Live Entertainment Award“ als beste Veranstaltungsstätte in Deutschland ausgezeichnet.