Die nachstehende Reflexion beschäftigt sich mit dem Workshop „Angewandte Forschung & Entwicklung 2“ im 2. Semester des Masterstudiums für Wirtschaftsingenieurwesen am MCI mit Prof. Gerhard Hilmer und Yvonne Leitner. Der Reflexion beinhaltete folgende Themengebiete:
Reflexion der Lehrveranstaltungen des 2. Semesters mit der höchsten Resonanz
Erfahrungen in Zeiten von Disruption/VUCA-Welt
Reflexion Schlüsselkompetenzen-Modell nach H.K. Stahl
Reflexion Persönlichkeitsmodell DISC-Modell
Reflexion Teamrollen nach Belbin
Ausblick Masterarbeit
Learnings: Wissenschaftliches Arbeiten bei Prof. Rüdiger Reinhardt
Nachfolgend eine Reflexion der einzelnen Themengebiete.
Investition & Finanzierung
Die Vorlesung war eine perfekte Ergänzung zum Bachelorstudium und eine Vertiefung der Vorlesungen der vorherigen Semester. Die gelernten Methoden der Investitionsrechnung sind ein wesentliches Werkzeug eines Wirtschaftsingenieurs. Hier wäre sogar eine weitere Vertiefung bzw. eine Vorlesung mit mehr ECTS anzudenken. Im Bereich Finanzierung wurden die verschiedenen Finanzierungsformen (kurzfristige sowie langfristige) unterrichtet und auch das Bankenwesen noch einmal im Detail besprochen. Sehr hilfreich für den weiteren beruflichen sowie privaten Werdegang.
Manufacturing Execution Systems
Gerade in Zeiten der Digitalisierung ist die Softwareunterstützung in Unternehmen eines der Kernthemen. So ist diese Vorlesung gut im Studienplan angelegt und die Inhalte sehr wichtig für einen Wirtschaftsingenieur. Auch eine Vorlesung zu einem sehr spezifischen Thema finde ich im Master sehr angebracht. Aktuell sind Manufacturing Execution Systems eher bei Großunternehmen bzw. Konzernen beheimatet, jedoch ist ein klarer Trend hin zu KMUs erkennbar. Dies macht das erlernte Wissen umso wichtiger, da es in Zukunft mehrere Absolventen betreffen wird, sich mit diesen Systemen auseinander zu setzen. Auch der 2. Teil der Vorlesung mit IT-Schwerpunkt ist sehr gut gewählt. Hier wäre vielleicht anzudenken als Vortragenden einen IT-Experten heranzuziehen. Dieser könnte das IT-Thema besser vermitteln und mehr Insights vom Implementierungsprozess eines solchen Systems vermitteln.
Welche Aspekte von "VUCA" haben Sie in den letzten Monaten erlebt?
VUCA: volatility ‚Volatilität‘, uncertainty ‚Unsicherheit‘, complexity ‚Komplexität‘ und ambiguity ‚Mehrdeutigkeit‘
Mehr oder weniger habe ich alle Elemente der VUCA-Welt in den letzten Monaten erlebt. Besonders ausgeprägt war natürlich das Thema "Unsicherheit". Man hatte wenig bis keine Kontrolle über das, was in Zukunft passiert und wie es mit Corona weitergeht. Dies sorgte sowie privat als auch beruflich für Unsicherheit bei mir.
Es wurde uns auch wieder aufgezeigt, wie komplex unsere Wirtschaft in der heutigen Zeit ist. Negative Einflüsse in einer Branche haben sich auf andere Branchen ausgewirkt. Zum Beispiel sorgte der Totalausfall des Tourismus für negative Auswirkungen in Gewerbe, Handwerk und Handel. Es sind in der heutigen Zeit komplexe Zusammenhänge in der Wirtschaft, welche besonders in Krisenzeiten von der Politik sehr schwer zu beeinflussen sind.
Auch das Thema "Volatilität" war gut erkennbar. Wenn man sich den Aktienmarkt angesehen hat, hat man starke Schwankungen wahrnehmen können. Anfangs von Corona sind die Aktienkurse nach unten gerasselt. Dann kam bei den meisten Kursen eine Erholung. Gefolgt von einem weiteren Fall bei manchen Aktien. Man hatte also eine starke Schwankungsintensität und ein hohes Risiko.
Wie sind Sie mit dem Corona-bedingten "Veränderungen" umgegangen?
Aufgrund der Tatsache, dass ich im November des Vorjahres meinen Job gewechselt habe und im Februar umgezogen bin, war die Veränderung bereits vor Corona sehr groß bei mir. Dann kam noch der "Shut-Down" hinzu. So war die Veränderung in Summe sehr intensiv bei mir im letzten Jahr. Nach dem "Shut-Down" habe ich versucht Energie zu tanken und in der ruhigen Zeit meine Batterien bestmöglich aufzuladen. Generell bin ich ein sehr positiver Mensch und habe zuversichtlich in die Zukunft geblickt. Ich war in der glücklichen Lage, dass meine Anstellung nicht gefährdet war - dies sorgte natürlich für weniger Unsicherheit. Gesundheitlich war in meinem Umfeld Gott sei Dank auch alles in Ordnung. So verflogen die letzten Monate relativ schnell und als dann Schritt für Schritt zur "neuen Normalität" zurück gekehrt wurde, kam auch die Sicherheit und Gewissheit für die Zukunft zurück.
Wie konnte Ihr Resilienz-Fähigkeit gestärkt werden?
Das familiäre Umfeld gab mir während dieser Zeit viel Rückhalt und man stärkte sich gegenseitig. Generell finde ich, dass die Themen Zusammenhalt, Rücksicht und persönliche Kontakte mehr in den Fokus rückten und dieses Gefühl des Miteinanders führte bei mir zu einer Stärkung meiner Widerstandskraft. So konnte ich diese unsichere Zeit relativ gut überstehen.
Das Modell nach H.K. Stahl beschreibt die Schlüsselkompetenzen, welche für eine balancierte Führung notwendig sind. Nachfolgend die fünf unterschiedlichen Kompetenzen:
Heuristische Kompetenz (neuartige Situationen bewältigen)
Intrapersonale Kompetenz (Der Blick nach innen und lernen daraus)
Interpersonale Kompetenz (Beherrschen sozialer Schematas)
Interpretative Kompetenz (Bedeutungszusammenhänge erschließen)
Inszenatorische Kompetenz (Aufmerksamkeit für sein Anliegen schaffen)
Erfahrungen 2. Semester:
Die abnormale Situation der letzten Monate forderte von den Führungskräfte als auch von den Vortragenden am MCI eine besonders balancierte Führung, da viel Unklarheit und Unsicherheit herrschte. Besonders die interpersonale Kompetenz war sehr wichtig, um die Mitarbeiter und Studierende bestmöglich zu führen und zu unterstützen. Auch von uns Studierenden waren diese Schlüsselkompetenzen gefragt. Meine Stärken liegen eher bei der heuristischen und interpretativen Kompetenz. Ich kann neuartige Situationen relativ gut bewältigen und Bedeutungszusammenhänge schnell erkennen. Zusätzlich würde ich die interpersonale Kompetenz bei mir hoch einschätzen, da ich sehr gut mit Menschen kann und auch ein Feingefühl für die passende Ansprache zum richtigen Zeitpunkt habe.
Das DISG-Modell ist ein Persönlichkeitstest, welcher eine Person in die vier Grundtypen dominant, intuitiv, stetig und gewissenhaft einteilt. Der Test lässt darauf schließen, ob eine Person eher extrovertiert oder introvertiert sowie aufgabenorientiert oder Menschen orientiert ist. Jeder der Studierenden absolvierte den selbstbeschreibenden Test und somit fand sich jeder in einer der vier Grundtypen wieder.
DISG-Test 1. Semester:
Das Ergebnis des DISG-Tests im 1. Semester ergab, dass ich eher extrovertiert und Menschen orientiert bin. D.h. ich bin eher intuitiv und etwas dominant sowie stetig. Folgende Eigenschaften treffen dabei ganz gut auf mich zu: interaktiv, einflussreich, zielstrebig, stätig.
Erfahrungen 2. Semester:
Während der Corona-Krise wurden die Vorlesungen ja komplett online abgehalten und auch Gruppenarbeiten fanden komplett im digitalen Raum statt. Hierbei konnte ich meine Persönlichkeit (intuitiv und etwas dominant sowie stetig) in verschiedensten Situationen wieder finden. Auch bei der Vorlesung zum Change Management beim Planspiel konnte ich meine Eigenschaften (interaktiv, einflussreich, zielstrebig) gezielt einsetzen und wir harmonierten im Team sehr gut, da jeder die andere Persönlichkeit akzeptierte und jeder sine Stärken einbrachte. Die Zeit während der Ausgangssperren, etc. führte sicher auch dazu, dass ich etwas introvertierter wurde. Was sich meiner Meinung jedoch positiv auswirkte, da ich so auch mehr auf mich schaute. Ich hinterfragte viele Dinge gedanklich und preschte nicht gleich mit meiner ersten Meinung nach außen. Diese Erkenntnisse möchte ich gerne aus der Krise mitnehmen und positiv nutzen.
Die Teamrollen nach Belbin gliedern sich in 9 Rollen:
Handlungsorientierte Rollen (Umsetzer, Perfektionist, Macher)
Kommunikationsorientierte Rollen (Koordinator, Teamarbeiter, Wegbereiter)
Wissenorientierte Rollen (Neuerer, Beobachter, Spezialist)
Mit der Durchführung eines Belbin-Tests können Teammitglieder ihr eigenes Verhalten besser verstehen und das ihrer Teammitglieder. Es kann gezielt an Schwächen gearbeitet werden. Zusätzlich können Führungskräfte ihren Führungsstil auf die Teamrollen ihres Teams anpassen und so besser führen. Unternehmen können die Teamzusammensetzung optimieren und so ein besseres Ergebnis erzielen.
Belbin-Test 1. Semester:
Im 1. Semester haben wir den Belbin Test durchgeführt und mein Ergebnis war folgendes:
22% Implementer, Umsetzer
30% Completer, Team-Moderator
14% Macher, Durchsetzer
0% Erfinder, Entwickler, Ideengeber
0% Weichensteller, Wegbereiter
17% Beobachter, Analytiker
4% Teamarbeiter, Teamworker
13% Spezialist, Controller
Erfahrungen 2. Semester:
Die Corona-Krise war eine neue Situation für jeden von uns Studierenden. In Zeiten von Online-Vorlesungen und Video-Meetings konnte man besser den je die Teamrollen der Studierenden erkennen. So war es auch bei mir. Bei gemeinsamen Online-Projektarbeiten trat ich häufig als Moderator auf (z.B. Integratives Projekt 2). Ich wollte auch Dinge schnell auf den Punkt bringen, um eine effiziente Arbeitsweise zu garantieren, was wiederum meine Rolle als "Umsetzer" und "Durchsetzer" unterstreicht. Weniger war ich der Beobachter, der jedes Detail im Blick hat, und auch kein Spezialist für verschiedene Themen.
Berufliche Erfahrungen:
Nach der Durchführung des Belbin-Tests habe ich meinen Job gewechselt und bin nun auch in einem anderen Bereich tätig. Meine neue Anstellung als Innovationsmanager verlangt auch andere Fähigkeiten. Meiner Meinung nach sind meine Teamrollen-Schwerpunkte "Umsetzer" und "Team-Moderator" noch sehr ausgeprägt und sind auch im neuen Job gefragt. Zusätzlich habe ich in letzter Zeit festgestellt, dass ich mehr und mehr auch zum "Ideengeber" wurde. Generell kann man sagen, dass meine neue Arbeitsstelle einen guten Mix aus mehreren Teamrollen fordert, welche ich relativ gut abdecke.
Aufgrund der Tatsache, dass im 4. Semester eine sehr umfangreiche Masterarbeit auf uns Studierenden wartet, wird es allmählich Zeit, sich mit der Themenfindung intensiver auseinander zu setzen. Für mich persönlich sind aktuell die Themen Innovation, Digitalisierung und Additive Fertigung von Interesse. Dies hat einerseits mit meiner beruflichen Tätigkeit zu tun und andererseits sind es sehr zukunftweisende Themen, welche mich bei meinem weitern Werdegang hilfreich sein könnten.
Folgende mögliche Themen habe ich in den letzten Monaten gesammelt:
Changemanagement bei KMUs in Bezug auf Digitalisierungsprojekten
Changemanagement bei Digitalisierungsprojekten
Nutzen von Corporate-Innovation-Ansätzen für KMUs
Wie unterscheidet sich das Innovationsverhalten von Unternehmen im urbanen Raum im Gegensatz zu Unternehmen im ländlichen Raum?
Wie hat sich das Innovationsverhalten der Unternehmen durch die Corona Krise geändert?
Der 3D-Druck in der Sportindustrie. Eine wirtschaftliche Betrachtung.
Potential des 3D-Drucks für österreichische KMUs
Geschäftsmodellinnovationen durch die Corona-Krise
Der Nutzen von „Fabbing“ für den ländlichen Raum
MES in der additiven Fertigung
In der Sommerpause werde ich mich weiter intensiv mit der Themenfindung befassen und die Themen eingrenzen. Eine Masterarbeit am MCI durchzuführen, scheint mir aus jetziger Sicht in meinem Fall weniger sinnvoll, da ich im beruflichen Umfeld sehr gute Bedingungen für eine Masterarbeit vorfinde. So kann ich die Masterarbeit mit meiner beruflichen Tätigkeit kombinieren.
Die gelernten empirischen Methoden von den Vorlesungen des wissenschaftlichen Arbeiten werden voraussichtlich Anwendung finden. Gerade bei den Themengebieten Innovation und Digitalisierung wäre eine Befragung (Interview, Fragebogen, etc.) ein sehr interessanter Ansatz. Auch das Auswerte-Tool SPSS hat mir für den praktischen Einsatz sehr gut gefallen. Die würde ich bei Bedarf heranziehen, da ich mich bereits mit der Software beschäftigt habe und die Auswertung damit erleichtert wird.
Der Teil der Vorlesung Angewandte Forschung & Entwicklung 2 mit Prof. Rüdiger Reinhardt hat nicht als Präsenzveranstaltung stattgefunden und die Inhalte mussten im Selbststudium erlernt werden. Grundsätzlich waren die Inhalte und der Zeitpunkt der Vorlesung sehr gut. Im Hinblick auf unsere anstehende Masterarbeit war es sehr passend, dass wir noch Input zu "Empirischen Forschungsmethoden" bekommen haben. Dies ist sehr hilfreich für die Planung der Masterarbeit und gibt uns einen Leitfaden zur Auswahl und zum Aufbau der Methoden.
Die Tatsache, dass die Vorlesung kurzfristig auf Selbststudium umgestellt wurde, führte dazu, dass kein Erfahrungswissen übermittelt wurde. Im Selbststudium ist es auch nicht möglich einzuordnen, welche Themen besonders wichtig sind und was nicht so wichtig ist. Ich finde eine Vorlesung in dieser Form nicht geeignet für das Thema "Empirische Forschungsmethoden". Hier wäre eine kürzere online Vorlesung mit dem wichtigsten Theorie-Input kombiniert mit einem Teil Selbststudium besser geeignet gewesen.
Learnings:
Wie erstelle ich einen Fragebogen?
Wie konzipiere ich ein Interview?
Wie beeinflussen die Fragestellung, Antwortmöglichkeiten und die Struktur des Fragebogens bzw. des Interviews die Untersuchungsergebnisse?
Fazit:
Hilfreiches Vorlesungsthema für die Masterarbeit zum richtigen Zeitpunkt und mit den richtigen Inhalten, jedoch in einem nicht geeigneten Vorlesungsformat.