B. Sammelbände Band 12 / B. Collected Volumes Volume 12

Sprache und Fremdsprachenunterricht 

Magie durch Produktivität


Sprache ist magisch. Dies mag mancher von uns bereits öfter gedacht haben - in welcher Situation auch immer. Und dies ist sie wirklich. Ob wir dabei an die Kommunikation mit anderen Menschen denken, die verbal und ebenso non-verbal erfolgen kann; ob diese in unserer Muttersprache oder in einer oder sogar mehreren Fremdsprachen abläuft. Wann immer Sprache magisch ist, ist sie gleichzeitig produktiv; wann immer sie produktiv ist, ist sie oft auch magisch. Die Magie der Sprache bezieht sich dabei auch auf ihre Vermittlung, die einen zentralen Gesichtspunkt der Produktivität darstellt. Diese Zusammenhänge und damit verbundene Fragestellungen sind Gegenstand des vorliegenden Bandes.

 

Vor dem beschriebenen Hintergrund behandeln die hier in drei Sprachen - Deutsch, Französisch und Spanisch - veröffentlichten Beiträge beispielsweise neue Entwicklungen zu produktivitätssteigernden Lernerstrategien, zur Wortschatz- und Grammatikvermittlung, zur Förderung der Schreibfertigkeit, zur Fremdsprachenvermittlung durch Kunst, zu sprachpolitischen Fragen und übersetzungswissenschaftlichen Erkenntnissen ebenso wie zu derzeit verfügbaren Lernplattformen. In den einzelnen Beiträgen wird dabei immer wieder deutlich, welche Wunderwerke uns mit unseren Sprachen zur Verfügung stehen und wie wichtig deren Vermittlung ist.


Herausgeber:

Prof. Dr. Thomas Tinnefeld hat eine W3-Professur für Angewandte Sprachen an der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes inne. Er ist Herausgeber des Journal of Linguistics and Language Teaching und wissenschaftlicher Leiter der Saarbrücker Fremdsprachentagungen. Er ist Autor zahlreicher Veröffentlichungen zur Angewandten Linguistik und Fremdsprachendidaktik. Seine Forschungsinteressen liegen u.a. in den Bereichen Fachsprachenforschung, Grammatik(ographie) und Interkulturalität.


unter Mitarbeit von Jan Engberg und Heidrun Gerzymisch:

Prof. Dr. Jan Engberg hat eine Professur für deutsche Wissenskommunikation an der Universität Aarhus in Dänemark inne. Seit 2017 ist er Vorsitzender des dänischen Germanisten-Verbandes. Seine primären Forschungsinteressen beziehen sich auf Testsorten akademischer und fachsprachlicher Kontexte, zu denen er als Autor und (Mit-)Herausgeber zahlreiche Bücher und wissenschaftliche Aufsätze publiziert hat. Er hatte bisher mehrere Gastprofessuren in Deutschland und Italien inne und ist Hauptherausgeber der Zeitschrift Fachsprache.

Prof. Dr. Heidrun Gerzymisch - Promotion an der Universität Mainz in Germersheim (Anglistik, Literaturwissenschaft) und Habilitation an der Universität Heidelberg (venia lengendi für Übersetzungswissenschaft) - ist emeritierte Lehrstuhlinhaberin für Angewandte Sprach- und Übersetzungswissenschaft an der Universität des Saarlandes. Sie hatte Gastprofessuren an den Universitäten Prag, Graz und Wien inne sowie an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Sie ist Herausgeberin der Reihe mitSprache - Forschungsberichte Übersetzungswissenschaft.


Vorwort


Sprache ist magisch. Diese Feststellung, die auf den ersten Blick überraschend anmuten mag, ist bei näherem Hinsehen durchaus zutreffend.

Dass wir Menschen uns untereinander verständlich machen können, ist, bei Lichte besehen, gleichsam ein Wunder. Dass wir dies auf so komplexe und oft geistig hochstehende Art und Weise tun können, wie wir es tun, ist nahezu unvorstellbare – und dennoch Realität.

Wenn all das schon erstaunlich ist, so gilt dies noch mehr, wenn man bedenkt, dass wir uns nicht nur in unserer Muttersprache ausdrücken können, sondern nicht selten auch in einer oder mehreren Fremdsprachen, dass wir also die Fähigkeit besitzen, uns das Inventar – sowie die Enkodierungs- und Denkweisen – anderer Sprachen zu eigen zu machen – und dies ist umso beeindruckender, als die Menschheitsgeschichte über längste Phasen hinweg von Mehrsprachigkeit geprägt ist. Zu all dem kommt das Phänomen, dass wir diese Fähigkeiten und Fertigkeiten wir nicht nur erlernen, sondern sie auch lehren können. Diese hier in aller Kürze angerissenen Zusammenhänge als nicht weiter erwähnenswert abzutun, würde auf nichts Anderes verweisen als auf Unwissenheit und Undankbarkeit.

Die Magie der Sprache(n) wird dabei ganz zentral durch ihre Produktivität bestimmt: Wann immer ein neuartiges Phänomen der außersprachlichen Wirklichkeit in eine sprachliche Form gegossen werden muss – wenn also ein neuer Begriff dafür zu finden ist –, ist dies ein produktiver Prozess. Wann immer uns ein neuer Gedanke kommt, der ausgedrückt werden will, ist dies produktiv. Und selbst dann, wenn wir die gleiche Geschichte aus unserem Leben mit immer anderen Worten erzählen, ist Produktivität im Spiel.

Das Phänomen Produktivität kennzeichnet jedoch nicht nur die Sprache selbst, sondern auch ihre Vermittlung. Sprache lässt sich funktional und effizient kaum ohne die Einbeziehung produktiver Verfahren lehren. Ob es sich dabei um die Bildung von Sätzen in der Fremdsprache auf der Basis zuvor gelernter grammatischer Regeln handelt, die von den Lernern erwartete Erstellung eines schriftlichen Textes, oder um die Präsentation eines fremdsprachigen Rollenspiels vor der Klasse – all diese Verfahren bringen Texte hervor und sind somit produktiv. Ebenso verhält es sich beispielsweise mit im Klassenkontext durchgeführten Diskussionen: Auch hier ist das Ergebnis ein produzierter, mündlicher Text.

Bereits anhand dieser wenigen Beispiele wird deutlich, dass Sprache und ebenso Sprachunterricht – jeweils in muttersprachlicher und fremdsprachlicher Ausprägung – gleichsam per definitionem produktiv sind. Die Thematik des vorliegenden Bandes ist somit eine vordringliche und ganz zentrale. Dieser erhält entsprechend Beiträge, in denen diese Thematik aus verschiedenen Blickwinkeln und in engerem und weiterem Bezug behandelt wird.

Den Anfang macht Nancy Kontomitrou (Athen, Griechenland), die sich modellhaft mit der Entwicklung fremdsprachlicher Produktivität beschäftigt, wie sie durch die Nutzung entsprechender Lernerstrategien generiert und gefördert werden kann. Dabei wird zentral die Bedeutung der Lernerstrategien und ihrer Entwicklung im Fremdsprachenunterricht analysiert und der Frage nachgegangen, wie mit Hilfe dieser Strategien die Kompetenzen der Lerner[1] verbessert werden können. Die entsprechenden Strategien als Voraussetzung und die daraus resultierende Kompetenzförderung als Konsequenz können dabei zu einer verbesserten Produktivität der Lerner in der Verwendung der Fremdsprache führen, was hochgradig bedeutungsvoll sein kann. Ebenso bedeutungsvoll ist dabei, dass entsprechende Strategien auch für die Leistungserbringung wichtig und so nicht zuletzt für Prüfungen von Relevanz sein können – also für einen Bereich, der im Fremdsprachenunterricht seinerseits von erheblicher Bedeutung ist.

Einen wichtigen Faktor für die Realisierung von Produktivität stellt darüber hinaus die Verfügbarmachung nutzbarer Grammatik und verwendbaren Vokabulars dar, welche dann kommunikativ verwendet werden können. Entsprechend stellt Martina Sobel (Frankfurt / Main) einen vielversprechenden Ansatz der vernetzten Erlernung grammatisch relevanter Strukturen und eines funktionalen Wortschatzes vor. Das hierbei angewandte Prinzip besteht darin, kollokationsmächtige Wörter in Bausteinen zu gruppieren. Wenn diese von den Lernern zunächst verstanden und dann internalisiert würden, würde dadurch letztendlich authentische Kommunikation möglich. Dieser Ansatz, der dem derzeit feststellbaren Trend zum Chunk-Lernen folgt, erscheint mit Blick auf das Sprechen ebenso wie hinsichtlich des Schreiben durchaus vielversprechend.

Der von Tatiana Bisanti (Saarbrücken) beschriebene Weg zur Textproduktion über das kreative Schreiben lässt sich ebenso in diesem Gesamtkontext verorten. Für das Italienische als Zielsprache stellt die Autorin ein eigenes Experiment vor, in dessen hochschulischem Rahmen sich ergab, dass die Integration kreativer Schreibaufgaben in einen ansonsten am Curriculum orientierten, akademischen Unterricht auf höheren Sprachniveaus nicht nur das Selbstvertrauen, sondern auch die Motivation der Studierenden fördern kann.

Ähnliche Befunde brachte auch das ebenfalls an der Hochschule angesiedelte Unterrichtsprojekt von María Begoña Prieto Peral (München) hervor, die die Schreibfertigkeit der Studierenden mittels eines von diesen erstellten Blogs fördern konnte. Dieser Ansatz, durch den sich die interkulturellen, medialen und ebenso die digitalen Kompetenzen der Studierenden verbessern lassen, hat sich aus der Sicht der Autorin bereits über mehrere Jahre hinweg bewährt hat – eine Einschätzung die nicht nur auf den ersten Blick einleuchtet.

Eine Förderung schriftsprachlicher Produktivität ist auch mit anderen, von den neuen Medien bereitgestellten Möglichkeiten erzielbar, was Nooshin Boostani (Lyon, Frankreich) am Beispiel der Lernplattform Edmodo aufzeigt. Lernplattformen wie diese sind nach einer Untersuchung der Autorin besonders in solchen Situationen von Vorteil, in denen die Lerngruppe heterogen ist und in denen – auch unabhängig von diesem Faktor – die Interaktionsfertigkeiten der Lerner und ihre sprachliche Produktivität in unterschiedlichen Kommunikationssituationen der geschriebenen Fremdsprache gefördert werden sollen. Dies wird in dem auf Französisch verfassten Beitrag anschaulich beschrieben.

Mit der schriftlichen Fremdsprache befasst sich auch Eleni Peleki (Flensburg), die den Einfluss des sogenannten Kognitionsbedürfnisses auf das Leseverstehen untersucht. Die in den Blick genommene Kohorte bestand aus ein- und mehrsprachigen Grundschulkindern in Deutschland. Das Faktum, dass ein Zusammenhang zwischen Kognitionsbedürfnis und Leseleistung festgestellt werden könnte, überrascht dabei nicht; was jedoch wichtig ist, ist, dass dieser Zusammenhang hier empirisch belegt werden konnte, und ebenso bedeutsam sind die Schlussfolgerungen für die Unterrichtspraxis, die daraus gezogen werden können.

Mit einem wichtigen Teilbereich des Fremdsprachenlernens – dem Wortschatzerwerb – befassen sich Katja Lochtman & Klára Petráčková (Brüssel, Belgien). Dieser wurde von den beiden Autorinnen vor dem – vielversprechenden – Hintergrund des multimodalen Lernens auf der Basis sensorisch-motorischer Erfahrungen untersucht. Die Einbeziehung von Gesten soll dabei ein optimiertes – also zuverlässigeres und nachhaltigeres – Wortschatzlernen ermöglichen. Dabei konnte festgestellt werden, dass Gesten durchaus ein gewisses Potenzial zukommen kann, wobei dieses jedoch sehr wahrscheinlich mit Blick auf die Wortarten und den Abstraktionsgrad der zu lernenden Lexeme variieren kann.

Eine lexikologisch ausgerichtete Untersuchung steuert auch Dorota Zawadzka (Krakau, Polen) bei, die eine kreative, auf der Kontrasten Linguistik basierende Vermittlung der Nomina im DaF-Unterricht in Polen beschreibt. Da besonders die Nomina mit ihren Genera und Kasus das Deutsche als eine schwere Sprache erscheinen lassen und dieses Phänomen bisweilen durch entsprechende, schlechte Klausur- und Testergebnisse polnischer Lerner – aber sicherlich nicht nur dieser – bestätigt wird, sieht die Autorin die Notwendigkeit, bei jenen anzusetzen. Dazu gibt sie eine Übersicht über für die Meisterung deutscher Nomina hilfreiche Übungsformen. Zudem stellt sie die Frage, bis zu welchem Grad Kreativität in diesem Bereich nützlich sein kann und an welchen Stellen ein Übermaß dieser kontraproduktiv wirken mag.

Mit dem Deutschen als Fremdsprache beschäftigt sich auch Laure Gautherot (Straßburg, Frankreich), jedoch nicht mit Bezug auf einen grammatischen, sondern auf einen eher gesellschaftlichen Bereich: die gendergerechte Sprache. Dazu untersuchte sie französische DaF-Lehrbücher für Oberstufenschüler und diesem Rahmen die Frage, ob die Behandlung und Verwendung entsprechender, geschlechtsorientierter Bezeichnungen in diesen wirklich eine Strategie zur Antidiskriminierung widerspiegelt. Von Relevanz ist dabei die Fragestellung, ob die dort dokumentierte Sprachverwendung nachhaltig ist oder lediglich einen Ausdruck zeitgeistbedingter Empathie darstellt. Die Antwort mögen unsere Leser und Leserinnen gern selbst herausfinden.

Die Frage, wie Fremdsprachenunterricht und Kunst zusammengehen können, beantwortet Magdalena Rozenberg (Gdańsk, Polen) in der Weise, dass sie ortsspezifische Aktionen in das Bewusstsein rückt und damit dem performativen Element in der Fremdsprachendidaktik einen andersartigen Ausdruck verleiht. Im Beitrag wird untersucht, ob und wie diese Aktionen mit Blick auf die Sprachproduktion in förderlicher Weise verwendet werden können.

Fremdsprachlich nutzbare Produktivität in einem anderen Bereich – demjenigen der Politik – untersucht Hans W. Giessen (Saarbrücken; Helsinki, Finnland; Kielce, Polen). Die von ihm untersuchte Frage ist diejenige, ob die Mehrsprachigkeit Finnlands, die dort als Staatsziel festgelegt ist, für das Saarland mit seiner Frankreichstrategie, im Rahmen derer dieses Bundesland innerhalb von dreißig Jahren eine deutsch-französische Zweisprachigkeit erlangen soll, als Vorbild agieren kann. Auf der Basis dieser Fragestellung ergeben sich einige interessante Einsichten, die künftig im Blick behalten werden könnten.

Sprache ist natürlich nicht nur in didaktischer, sondern ebenso in linguistischer Sicht magisch. Diese Feststellung betrifft mit Bezug auf das Deutsche nicht zuletzt eine bestimmte Wortart, die es ermöglicht, Äußerungen gleichsam perfekt zu modulieren: die Modalpartikeln. Nicht zu Unrecht bezeichnet Marion Weer-ning (Palermo, Italien) diese als "Zauberwörter", denn sie werden nicht selten mehr oder minder unbewusst verwendet und ebenso unbewusst – jedoch meist adäquat – verstanden. Entsprechend werden in diesem Beitrag die pragmatischen Funktionen der Modalpartikeln beschrieben und analysiert. Darüber hinaus wird ihre Kombinatorik untersucht, und die untersuchten Partikeln werden systematisch voneinander abgegrenzt. Wenn an dieser Stelle auch noch keine Einzelheiten hervorgehoben werden sollen, so sei dennoch bemerkt, dass man man die deutschen Modalpartikeln nach der Lektüre dieses Beitrags sehr wahrscheinlich mit ganz anderen Augen sehen wird als zuvor.

Während mit Modalpartikeln oft explizit Wertungen vorgenommen werden, geschieht der Ausdruck dieser in bestimmten Textsorten implizit, so in wissenschaftlichen Rezensionen, wie Svenja Dufferain-Ottmann (Mannheim) es für das Französische darlegt. Dabei stellen die Implikatur und die Präsupposition die beiden zentralen Kategorien solch impliziter Wertungen dar. Während der Rezensent im Falle der Implikatur bestrebt ist, den Leser gleichsam verdeckt entsprechend der eigenen Informationsabsicht zu steuern, versucht er im Falle der Präsupposition, selbst ganz in den Hintergrund zu treten und der eigenen Schreibabsicht den Status einer absoluten Wahrheit zu geben. Dabei wirkt die Implikatur gesichtswahrend, die Präsupposition hingegen gesichtsbedrohend. In beiden Fällen dissimuliert der Rezensent seine eigene kommunikative Intention. Diese Zusammenhänge, die im Beitrag anhand von Beispielen veranschaulicht werden, können durchaus dazu führen, Rezensionen nach der Rezeption dieses Aufsatzes anders zu lesen – und anders zu verfassen – vor dessen Lektüre.

Der Zauber der Sprache existiert – und zwar in komplementärer Form - auch in dem Bereich zwischen Linguistik und Literatur, wie Heidrun Gerzymisch (Saarbrücken) in ihrem Beitrag am Beispiel von Henrik Ibsens Nora oder ein Puppenheim eindrucksvoll belegt. Das Magische dieses Dramas ist seine Rätselhaftigkeit, die sich jedoch mit Hilfe der hier vorgelegten linguistischen Analyse, die mit literaturwissenschaftlichen und psychologischen Erkenntnissen kombiniert wird, einer größeren Klarheit zuführen lässt. Wenn hier auch das Ergebnis dieser Analyse nicht vorweggenommen werden soll, so sei dennoch nicht verheimlicht, dass der Begriff Individuation in diesem Zusammenhang eine zentrale Rolle spielt. 

Im Bereich Literatur verbleibt auch Edmond Kembou (Hildesheim), der die Schreibkonventionen des Romans Temps de chien des kamerunischen Schriftstellers Patrice Nganang untersucht. Das Besondere dieses Romans ist sein hybrider Charakter, der auf einer Sprachmischung beruht, in der Französisch die Hauptsprache darstellt und über den gesamten Roman hinweg durch Ausdrücke aus verschiedenen Nationalsprachen Kameruns flankiert wird. Durch diesen Kunstgriff wird der Roman zum Spiegelbild der aktuellen Gesellschaft dieses Landes und somit zugleich zu einer soziologischen Studie. Nicht zuletzt zeigt sich hier auch die enorme Kreativität Patrice Nganangs und somit – im Kontext des vorliegenden Bandes – ein weiterer Aspekt sprachlicher Magie.

Diese wird schließlich deutlich in dem Überschneidungsbereich zwischen Filmgeschichte und Übersetzung. So weist Sigrid Kupsch-Losereit (Heidelberg) in ihrem Beitrag unter anderem nach, dass das berühmte Ende des noch berühmteren Films Casablanca in der deutschen Fassung auf einem Übersetzungsfehler basiert. In diesem Falle – und nicht nur in diesem, jedoch hier besonders – hat übersetzerische Kreativität zu einer durch die Zeiten hinweg wahrgenommenen sprachbezogenen Magie geführt.

Es ist bis hier deutlich geworden, dass Sprache viel häufiger als gemeinhin angenommen einen unwiderstehlichen Zauber auf uns Menschen ausübt und dass diese Magie auf das engste mit – nicht selten durch Kreativität gespeister – Produktivität verbunden ist. Wenn es gelingen sollte, dass unsere Leser an dieser oder jener Stelle ihrer Lektüre eben dieser Eindruck beschleicht, dann hat der vorliegende Band das erreicht, was wir uns von ihm erhoffen: zu zeigen, dass Sprache ungleich mehr ist als die Buchstaben, Laute und Wörter, die wir an der Oberfläche wahrnehmen.

 

Thomas Tinnefeld (Saarbrücken)

unter Mitarbeit von

Jan Engberg (Aarhus, Dänemark) und Heidrun Gerzymisch (Saarbrücken)

 

 

 


[1]   Aus Gründen der höheren Lesefreundlichkeit wird in dem vorliegenden Band von geschlechtsspezifischen Formulierungen abgesehen. Die gewählten Formen repräsentieren somit alle Geschlechter.