Zugriff März 2017
Eine günstige Beeinflussung der Mechanismen der Trauma-Weitergabe hat, nicht zuletzt vor dem Hintergrund gegenwärtiger Migrations- und Kriegssituationen sowie andauernder Gewaltverhältnisse, eine große Bedeutung, flüchten doch hoch belastete Kinder und Eltern nach Europa, die zusätzlich zur Bewältigung ihrer belastenden Lebenserfahrungen noch vor der Herausforderung stehen, sich in einem neuen Kulturkreis zurechtfinden zu müssen und diesbezüglich auch in der Erziehung in vielfacher Art und Weise herausgefordert werden. „Bei Konstellationen mit geflüchtete Eltern, die eventuell wegen eigenen traumatischen Erfahrungen in ihrer Teilhabe und ihren Erziehungs- sowie Selbstregulationsfertigkeiten beeinträchtigt sind, ist es nicht verwunderlich, dass das Misshandlungs- und Vernachlässigungsrisiko steigt. Deshalb ist es wichtig, bei der Bedarfsplanung von psychosozialen Hilfen für minderjährige Flüchtlinge nicht nur adäquate Hilfen für unbegleitete minderjährige Asylsuchende, sondern auch passgenaue Hilfen für belastete Familien im Blick zu haben. Um die Weitergabe der Traumatisierung in die nächste Generation zu unterbrechen, brauchen Kinder und Familien mit einem psychisch kranken Elternteil gezielte Unterstützung“, betont Dr. Schmid. Es ist wichtig, dass alle Familien in solchen Situationen - mit oder ohne Fluchtgeschichte - rechtzeitig gezielt unterstützt werden und ihre Situation verbessert wird. Ärzte oder Beistände können hierbei erste Ansprechpartner sein und über Hilfen informieren. Auch im Internet finden sich Anlaufstellen, bei denen sich Eltern auch anonym beraten lassen und die Jugend- und Familienhilfsmaßnahmen sowie ärztliche Hilfsmaßnahmen vermittelt werden können.
In der Schweiz leben aktuellen Schätzungen zufolge bis zu 50.000 Kinder mit mindestens einem psychisch kranken Elternteil zusammen.
Hilfsangebote in der Schweiz im Internet:
· Elternnotruf: www.elternnotruf.ch (Hilfe für überforderte Eltern)
· Das Institut Kinderseele Schweiz: http://www.iks-ies.ch/eltern/das-konnte-helfen/was-ihnen-helfen-konnte/wer-konnte-mir-helfen/ (Anlauf- und Beratungsstellen für Eltern und Kinder)
· Der Verein HELP! For Families: http://www.help-for-families.ch/ (Der Verein unterstützt Familien in schwierigen Situationen – u.a. bei psychischen Erkrankungen)
· Der Kinderschutz Schweiz: https://www.kinderschutz.ch/de/kinder-psychisch-belasteter-eltern.html(Allgemeine Anfragen, Fachauskünfte und Adressen mit Beratungsstellen)
· Die Stiftung Pro Mente Sana: https://www.promentesana.ch/de/startseite.html (Die Stiftung bietet Beratungen im rechtlichen und psychosozialen Bereich an)
Literatur: Hefti, S., Kölch, M., Di Gallo, A., Stierli, R., Roth, B., & Schmid, M. (2016). Welche Faktoren beeinflussen, ob psychisch belastete Kinder mit einem psychisch kranken Elternteil Hilfen erhalten? Kindheit und Entwicklung, 25(2), 89-99.
(äin-red) Der Abdruck dieser Pressemeldung oder von Teilen des Artikels ist unter folgender Quellenangabe möglich: www.kinderpsychiater-im-netz.org. Bei Veröffentlichung in Online-Medien muss die Quellenangabe auf diese Startseite oder auf eine Unterseite des Patientenportals verlinken. Fotos und Abbildungen dürfen grundsätzlich nicht übernommen werden.