- Katrin Ströbel

Katrin Ströbel

Casablanca liegt am Rhein, 2016

Es braust ein Ruf wie Donnerhall / Wie Schwertgeklirr und Wogenprall:

Zum Rhein, zum Rhein, zum deutschen Rhein! / Wer will des Stromes Hüter sein?

Lieb’ Vaterland, magst ruhig sein / Fest steht und treu die Wacht am Rhein!

Der Rhein, geopolitisch und ideologisch hart umkämpfte Grenzlinie, verbindet und trennt Deutschland und Frankreich gleichermaßen. Das Lied „die Wacht am Rhein“, das im Deutschen Kaiserreich zu einer Art inoffizieller Nationalhymne avanciert, spiegelt diesen Jahrhunderte lang Konflikt wider. Es entstand Mitte des 19. Jahrhunderts als Reaktion auf das Bestreben französischen Regierung, den Rhein als Ostgrenze Frankreichs zu etablieren.

Im Hollywood-Klassier Casablanca von 1942 wird das Lied in einer zentralen Szenen in einen anderen politischen Kontext übertragen. 1942 stehen sich Frankreich und Deutschland als Feinde im Zweiten Weltkrieg gegenüber. Frankreich ist in Teilen von Deutschland besetzt und vom Vichy-Regime verwaltet, nicht jedoch das von Frankreich kolonialisierte „Protektorat“ Marokko. Casablanca wird daher zu einem der wenigen Fluchtorte für europäische Juden, die versuchen über Marokko in die USA auszureisen.

Auch in der Zusammensetzung des Filmteams spiegelt sich dies wieder: Viele Mitglieder waren jüdischer Herkunft oder Schauspieler, die ebenfalls aus politischen Gründen aus Europa fliehen mussten. Vor diesem Hintergrund hat „Casablanca“ eine doppelt politische Bedeutung.

In einer Schlüsselszene des Films singen deutsche Soldaten „Die Wacht am Rhein“ in Rick’s Café. Die anwesenden französischen Migranten antworten auf diese Provokation, indem sie beginnen, die Marseillaise zu singen und übertönen schließlich den Gesang der Offiziere.

Das Café in Casablanca wird so für einen kurzen Moment zum Ort des Triumphes über das Naziregime. Dass Marokko selbst nicht neutrales Gebiet ist, sondern gleichzeitig von Frankreich als Kolonie besetzt wird, bleibt dabei völlig außen vor.

Katrin Ströbel thematisiert in ihrem Beitrag zur Ausstellung diese Verflechtungen und Widersprüche.

Kartin Ströbel : http://katrin-stroebel.de/