Michael Evers
„Naturzeichnen“ im Naturkundemuseum (Michael Evers)
Im Dämmerlicht der Räume ruhen die abgelegten, erstarrten Formen vergangenen Lebens in den Regalen. Ausgestopfte Tiere stehen neben Menschen des Neolithikums; wie klein ist das Auge dieses gewaltigen Mammuts! Ein Förster sitzt auf seinem Hochsitz und starrt, woran mag er denken? Seine Hände wirken unglaublich „natürlich“.
Der Kurfürst Moritz der Gelehrte schuf einst diesen Ort. Der Renaissancefürst war ein Künstler und Alchemist. Das Haus präsentiert uns heute Naturalien und Künstlichkeiten; es ist auch ein Aufbewahrungsort für historische Wissensformen. Natur ist hier Kultur, die Naturgewalten bleiben draußen.
Im 17. Jahrhundert durchmischen sich Naturwissenschaft und magische Vorstellungen, dieser Ort war eine Kunst- und Wunderkammer. Skelette, Saturnscheibe und Einhorn wirken auf meine Stimmung, ich fühle mich leicht entrückt und lese: „In der Alchemie sind Mensch und Natur direkt aufeinander bezogen.“ Wie sehen das heutige Naturwissenschaftler, wenn sie ihre Daten erheben?
In einer ruhigen Ecke sitzend - gerade verschwindet die Kollegin hinter einer Vitrine und taucht ab – und langsam mit dem Zeichnen beginnend, inspiriert mich hier vor allem diese Mischung: Natur und das Wissen über die Natur. Wie denken wir Natur: Ist sie Ordnung, ist sie Chaos? Einst war die Scala naturae die Manifestation des Geistes. Die „Kette der Wesen“ hatte keine Lücken. Die platonische und aristotelische Denktradition wurde bekanntlich durch den Darwinismus beendet.