FUGATO: Das ist mehr als nur ein Musikprojekt. Viele unserer Mitwirkenden stammen aus Ländern, in denen es keine Meinungs- und Kunstfreiheit gibt. Manche waren Drangsalierungen und Misshandlungen ausgesetzt, bloß weil sie die „Sünde“ begangen haben, auf einer Hochzeit zu musizieren. Andere waren als Minderheit unterdrückt und durften die Lieder ihrer Religion oder ihres Volkes nur im Geheimen singen.

Es kann vor diesem Hintergrund eine überaus wertvolle, geradezu existentielle Erfahrung sein, sich als Sängerin oder Musiker, als Kurde oder als iranische Christin, als bekennender Atheist oder bekennende Muslima gemeinsam auf eine Bühne zu stellen: Die eigene Geschichte erzählen, die eigenen Lieder miteinander teilen und auf diese Weise öffentlich zeigen zu können, dass man mit Männern und Frauen anderer Religionen und Kulturen befreundet ist.

Fugato wurde 2016 von der Württembergischen Philharmonie Reutlingen initiiert und gemeinsam mit zahlreichen Projektpartnern in Reutlingen, Esslingen und Tübingen durchgeführt. Schon damals war Fugato für viele der beteiligten Geflüchteten zu einer musikalischen Heimat geworden. Auch die Konzertbesucher zeigten sich berührt und erschüttert vom Reutlinger Abschlusskonzert. So wurde von vielen Seiten der Wunsch laut, diese wertvolle Arbeit auch andernorts zu ermöglichen.

In Ludwigsburg wurde dieser Wunsch Wirklichkeit: Seit Januar 2018 treffen sich Geflüchtete aus dem Iran, Syrien, Afghanistan und verschiedenen kurdischen Regionen, um unter Leitung des deutsch-israelischen Komponisten und Musikers Alon Wallach gemeinsam traditionelle Musik aus ihren Herkunftsländern zu studieren sowie neue Texte und Lieder zu schreiben.

Fugato soll damit aber nicht zu Ende sein. Der Prozess der Beheimatung und geselllschaftlichen Teilhabe von Geflüchteten dauert weiter an – aber er verändert sich, wirft neue Fragen auf und wird damit künftig auch auf musikalischer Ebene nach neuen Ausdrucksformen verlangen. „Wie klingt das Zusammenleben?“ – diese politische, künstlerische und ethische Frage, die das Projekt von Anfang an sehr offen gestellt hat, bleibt unvermindert aktuell. Auch in Zukunft wollen wir die Begleitmusik zu einer bunten und friedlichen Gesellschaft liefern.


Besetzung

Württembergische Philharmonie Reutlingen

Thomas Herzog, Dirigent

Bernhard König, Komposition

Lucie Mackert, Erzählerin

Ahmet Gül, Erzähler

Fugato-Ensemble

Musikalische Leitung: Alon Wallach

Muhammed Aldeeh, Gesang

Rami Alrjoula, Gesang

Mehmet Akpinar, Gesang

Wasim Alkardoush, Texte und Gesang

Soma Azizi, Gesang

Matthias Buck, Violine

Ebrahim Cheraghi Hamoole, Gesang

Magdalena Didwissus, Blockflöte

Ermia (Orainab Mashayekhi), Gesang

Zhila Farzin, Gesang

Günter Fischer, Kontrabass

Nasir Hajimohamad, Gesang

Lukas Lang, Klarinette

Mazen Mohsen, Gesang und Oud

Shagol Momeni, Rubab

Joana Moradi, Gesang

Fabio Müller, Violine

Nastasja Nürnberger-Schmeel, Querflöte

Omid Saidi, Tabla und Gesang

Paula Scholz, Violoncello

Ajmal Shirsad, Harmonium und Gesang

Sulaiman Sulaiman (Kiwan), Saz

Alon Wallach, Gitarre

Virginie Wong, Violine

Darsteller/innen

Samer Tamim (Kaiber), Tanz

Bilal Hasaf

Mazen Abbas

Haneen Alahmad

Ahmad Alhamad

Produktionsteam

Maria Katharina Schmid, Regieassistenz

Gerald Birkenstock, Projektassistenz und Inspizienz

Bernhard König, Regie

Alon Wallach, Projektleitung

Dank

Wir danken unserer unermüdlichen „Möglichmacherin“ Anne Kathrin Müller.

Ebenfalls danken wir Andreas Eckhardt, Katrin Roos, Martin Wendte und all jenen Mitwirkenden von Fugato 2016/17, die nun zwar nicht mehr mit auf der Bühne stehen, deren damalige Ideen, Texte und Lieder aber auch im neuen Projekt ihre Spuren hinterlassen haben.

Kooperationspartner und Förderer

„FUGATO – Verbotene Töne“ ist eine Veranstaltung der Württembergischen Philharmonie Reutlingen und des Forums am Schlosspark Ludwigsburg in Kooperation mit dem Büro für Integration und Migration der Stadt Ludwigsburg, der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg und dem Trimum e.V.

Das Projekt „FUGATO Ludwigsburg“ wird gefördert von der Bürgerstiftung Ludwigsburg und der Stadt Ludwigsburg. Das Projekt „Flüchtige Töne“ des Trimum e.V. wird gefördert vom AcK Deutschland e.V. (Förderprogramm “Weißt du wer ich bin”) aus Mitteln des Bundesministerium des Innern (Deutsche Islamkonferenz) aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.