Martin-Rainer-Preis Kunst im Übergang
Die Familie Rainer und der Südtiroler Künstlerbund loben den mit 8.900 Euro dotierten Martin-Rainer-Preis für Kunstschaffende zum zweiten Mal aus. Die erste Ausgabe legte ein besonderes Augenmerk auf die Wechselwirkung von Raum, Form und Inhalt, die aktuelle Ausschreibung des Preises steht unter dem Schlagwort im Übergang.
Dies erinnert zum einen an Martin Rainers Heimat, das Schnalstal: seit Jahrhunderten findet hier der alljährliche Schafübertrieb (Übergang) mit der zweimaligen Überschreitung des Alpenhauptkamms statt – ein gefahrenreicher Gang über die Grenzen, der geographisch wie physisch in die DNA dieses Tales eingeschrieben zu sein scheint.
Gleichzeitig will dieses Motto den Fokus auf dynamische, antistatische Qualitäten in verschiedenen Kunstformen lenken; nicht das Erstarrte, auch nicht das Vorher oder das Nachher wollen beachtet werden, sondern das Dazwischen, das Element des Übergangs. Keiner Kunstdisziplin ist dieses Element fremd, führt es doch von einem Status in den anderen, überschreitet Grenzen, forciert Wandel und legt dabei Zwischentöne frei. In der Feinheit dieser Zwischentöne drückt sich wiederum leise Spannung aus, sie sind Frucht von Ambiguität, zeugen von Dynamik und bewirken Überraschendes.
All dies kann auch in der Kunst Martin Rainers erfahren werden, sowohl auf formaler wie auf inhaltlicher Ebene. Leben seine Werke von dynamischen, oft beweglich und fast zerbrechlich wirkenden Kompositionen, so entfalten sie ihre größte Kraft im Dazwischen – an der Grenze von Körper und Raum, am Übergang zwischen fester Materie und verdichteter Umgebung. Hier weisen sie über sich selbst hinaus.
Inhaltlich zeigen Rainers Arbeiten häufig Zwischenstadien, deren Bedingungen aber ebenso wenig festgelegt sind und unbestimmt bleiben wie ihre Folgen. Sie zeigen Übergänge, die es dem Betrachter – oft schalkhaft – überlassen, von welchem Stadium in welches sie führen mögen.
Die Jury des diesjährigen Martin-Rainer-Preises sucht Kunstschaffende, deren Arbeiten sich auf dieser Ebene mit Kunstwerken Martin Rainers konfrontieren und in eine fruchtbringende Zwiesprache bringen lassen. Der Preis ist dabei nicht allein auf die bildende Kunst beschränkt, sondern gilt bewusst als Disziplinen-durchlässig und -übergreifend. Er sucht in diesem Jahr allgemein Werke, die sich aus der Kraft des Übergangs speisen.
Premio Martin Rainer “Arte in transizione”
La famiglia Rainer e il Südtiroler Künstlerbund indicono per la seconda volta un concorso di aggiudicazione del Premio Martin Rainer, con una dotazione di 8.900 Euro, rivolto ad artisti meritevoli. Se la sua prima edizione poneva l’accentosull’interazione fra spazio, forma e contenuto, quella attuale è invece all’insegna del processo di “transizione”.
Un transito che, da un lato, ricorda la terra di origine di Martin Rainer, la Val Senales, scenario in cui da secoli si ripete ogni anno il fenomeno della transumanza delle greggi, con il duplice attraversamento della cresta alpina di confine: una migrazione periodica irta di pericoli, radicata geograficamente e fisicamente nel DNA di questa valle.
Un motto che, al tempo stesso, intende però focalizzare l’attenzione sulle qualità dinamiche e antistatiche in diverse forme artistiche; non è il risultato consolidato, né il prima o il dopo, ad essere meritevole di considerazione, bensì il passaggio intermedio, l’elemento della transizione. Un elemento a cui nessuna disciplina artistica si sottrae, essendo proprio quel “divenire” che porta da uno stato all’altro e che, spingendosi oltre i limiti, induce il cambiamento, mettendo a nudo sfumature di progressione. Nella delicatezza di queste gradazioni si esprime una tensione sommessa, frutto di ambiguità, testimonianza del dinamismo e generatrice di stupore.
Tutti aspetti che traspaiono anche nell’opera di Martin Rainer, sia sul piano formale che dei contenuti. Pur nutrendosi di composizioni dinamiche, spesso mobili e quasi fragili, i suoi lavori dispiegano il massimo della potenza nell’espressione intermedia: al confine tra corpo e spazio, nel transito fra materia solida e ambiente condensato. Dove essi trascendono, puntando ad altro.
Dal punto di vista tematico, le opere di Rainer rivelano spesso stadi intermedi, le cui condizioni restano vaghe, al pari degli effetti. Nel mostrare transizioni, strizzano l’occhiolino all’osservatore, lasciandolo libero di scegliere gli stadi da cui partire e arrivare.
La Giuria del Premio Martin Rainer di quest’anno è alla ricerca di artistici / artisti che, interagendo su questo piano con le creazioni di Martin Rainer, inaugurino un dialogo fertile e proficuo. Il premio non è limitato alle sole arti figurative, concependosi invece volutamente permeabile e interdisciplinare. Nella sua seconda edizione si concentra sulla ricerca di opere che attingano alla forza della transizione.
The Martin Rainer Prize: Art in Transition
For the second year, the Rainer family and the South Tyrolean Federation of Artists (SKB) will be awarding the Martin Rainer Prize for Artists – amounting to 8,900 euros. In the first year, the prize focused on the interactions between space, shape, and contents. In contrast, this year’s prize directs our attention to the concept of Art in Transition.
This is a call-back to Martin Rainer’s homeland, the Schnals / Senales Valley of South Tyrol: For centuries, this place has been the scene of the annual “sheep drive” (transition), during which the shepherds have to traverse the main alpine ridge twice – a hazardous crossing of limits – both geographical and physical – which seems to be imprinted in the DNA of this valley.
At the same time, this motto is intended to train the spotlight on the dynamic (as opposed to static) qualities present in different art forms. This is not about taking a snapshot of conditions, nor is it about the previous or subsequent state. Rather, it focuses our attention on the intermediate phase: the period of transition. There is not a single artistic medium to which this concept is foreign. It’s about the motive force driving a transition from one state of being to another. When this occurs, boundaries are traversed, a transformation is effected, and subtle intermediate hues and tones are revealed. The fine gradations inherent in these intermediate states express a quiet tension; they are the fruit of ambiguity, are evidence of dynamic forces, and generate surprising effects.
All of this can also be experienced in the art of Martin Rainer – both on the formal and the contextual level. While his works derive their vitality from compositions exuding a dynamic, often mobile, and almost fragile quality, they develop their greatest power in the transitional phase – on the boundary between physicality and space, in the borderlands between the material and the immaterial. It’s where things transcend themselves.
With regards to their content, Rainer’s works frequently represent intermediate states – where prevailing conditions are unclear and indeterminate, where their consequences can be only guessed at. They depict transitions which leave it to the viewer – sometimes in a snarky fashion – to decide from which state something is crossing over into what other state.
The jury of this year’s Martin Rainer Prize is open to artists whose works confront the artistic creations of Martin Rainer on this level and engage with them in a meaningful and productive dialog. In this context, it should be noted that the prize is not restricted to the visual arts. Rather, the prize is deliberately interdisciplinary. This year, it is a search generally for works which derive their power from the concept of the transitional.
Jury: Lisa Trockner, Michael Fliri, Sabine Gamper, Josef Rainer, Paulus Rainer
Verleihung und Werkpräsentation zum Martin-Rainer-Preis „Kunst im Übergang“
Zum zweiten Mal nach 2022 wurde 2024 der Martin-Rainer-Preis ausgelobt, – ein Preis, der sich als Zeichen der Anerkennung an Kunstschaffende richtet, in deren Arbeit sich Berührungspunkte und Übereinstimmungen zur Gestaltungsauffassung Martin Rainers finden.
Die diesjährige Ausgabe stand unter dem Motto Kunst im Übergang.
Dies erinnert auf der einen Seite an Martin Rainers Heimat, das Schnalstal. Seit Jahrhunderten findet hier der alljährliche Schafübertrieb mit der zweifachen Überschreitung des Alpenhauptkamms statt – ein gefahrenreicher Gang über die Grenzen, der geographisch wie physisch in die DNA dieses Tales eingeschrieben zu sein scheint.
Gleichzeitig will dieses Motto den Fokus auf dynamische, antistatische Qualitäten in verschiedenen Kunstformen lenken; nicht das Erstarrte, auch nicht das Vorher oder das Nachher wollen beachtet werden, sondern das Dazwischen, das Element des Übergangs.
Unter den zahlreichen Einreichungen ging Letizia Werth als Preisträgerin hervor.
Die Jury beschloss außerdem, zwei gleichwertige Anerkennungen auszusprechen. Die erste geht an Sonia Leimer, die sich mit Zwischenstadien und Übergängen vor allem in räumlicher Hinsicht auseinandersetzt. Ihre Objekte und Installationen sind Variablen im Übergang zwischen dem Räumlichen, dem Materiellen und den möglichen Handlungen, die sie evozieren. Die zweite lobende Erwähnung wurde an Hannes Egger ausgesprochen. Dessen Arbeiten thematisieren bedeutende gesellschaftliche Ereignisse, welche der Künstler anhand von performativen Aktionen und Ortsverschiebungen in unsere aktuellen Vorstellungswelten und Diskurse übersetzt.
Im Anschluss an die Verleihung wurde im Freskensaal der Stadtbibliothek Brixen, also unmittelbar gegenüber der ehemaligen Wohn- und Arbeitsstätte Martin Rainers, die Werkpräsentation „im Übergang“ eröffnet. Dabei steht einem Kunstwerk Rainers eines von Werth gegenüber; die beiden Arbeiten treten miteinander in Dialog und sollen beispielhaft die Analogien im Wirken der beiden Kunstschaffenden beleuchten. Diese Gegenüberstellung wird bis 20. April zu sehen sein.
Martin Rainer wurde 1923 in Obvernagt im Schnalstal geboren. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er auf dem Unterörlhof. Nach dem 2. Weltkrieg und der Kriegsgefangenschaft besuchte er die Kunstschule St. Ulrich in Gröden bei Meister Luis Piazza. Anschließend studierte er zwölf Semester Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste in München bei Prof. Henselmann. 1964 übersiedelte er mit seiner Familie nach Brixen, wo er bis zu seinem Tode am 13. August 2012 lebte und arbeitete. Er schuf neben seinen „freien Werken“, auch zahlreichen Auftragsarbeiten für den öffentlichen und kirchlichen Raum.
Ehrungen: 1976 der Walther-von-der-Vogelweide-Preis, Ehrenzeichen des Landes Tirol, 1996 der Mozart-Preis der Baseler Goethe-Stiftung, die Ehrenbürgerschaft der Gemeinde Schnals, 2012 Ehrenmitgliedschaft des Südtiroler Künstlerbundes
Preisträgerin Letizia Werth mit Anerkennungspreisträger Hannes Egger
Per la seconda volta dopo il 2022, nel 2024 è stato assegnato il Premio Martin Rainer – un riconoscimento destinato ad artisti la cui opera mostra affinità e punti di contatto con la concezione artistica di Martin Rainer.
L’edizione di quest’anno è stata dedicata al tema Arte in transizione.
Questo motto richiama, da un lato, la terra natale di Martin Rainer, la Val Senales. Da secoli, qui si svolge ogni anno la transumanza delle pecore, che comporta il doppio attraversamento della dorsale alpina principale – un percorso pericoloso attraverso i confini, che sembra inscritto nella geografia e persino nella fisicità di questa valle.
Allo stesso tempo, il motto intende spostare l’attenzione verso qualità dinamiche e non statiche nelle diverse forme d’arte: non ciò che è fissato, né il prima o il dopo, ma ciò che sta in mezzo – l’elemento del passaggio, della transizione.
Tra le numerose candidature, Letizia Werth è emersa come vincitrice del premio.
La giuria ha inoltre deciso di attribuire due menzioni speciali di pari valore. La prima è andata a Sonia Leimer, che affronta gli stadi intermedi e le transizioni soprattutto in chiave spaziale. Le sue opere e installazioni sono variabili in trasformazione tra lo spazio, la materia e le possibili azioni che evocano. La seconda menzione è stata conferita a Hannes Egger, le cui opere trattano eventi sociali significativi che l’artista traduce, attraverso azioni performative e spostamenti di luogo, nei nostri immaginari e discorsi contemporanei.
Dopo la cerimonia di premiazione, è stata inaugurata nel salone affrescato della Biblioteca Civica di Bressanone la mostra Im Übergang (In transizione), situata proprio di fronte all’ex abitazione e studio di Martin Rainer.
In questa esposizione, un’opera di Rainer viene posta in dialogo con una di Werth, per mettere in luce le analogie tra i due percorsi artistici. La mostra rimarrà aperta fino al 20 aprile.
Martin Rainer nacque nel 1923 a Vernago di Sopra, in Val Senales. Trascorse l’infanzia e la giovinezza presso il maso Unterörlhof. Dopo la Seconda guerra mondiale e la prigionia, frequentò la Scuola d’Arte di Ortisei in Val Gardena sotto la guida del maestro Luis Piazza. Successivamente studiò scultura per dodici semestri all’Accademia di Belle Arti di Monaco con il professor Henselmann.
Nel 1964 si trasferì con la famiglia a Bressanone, dove visse e lavorò fino alla sua morte, il 13 agosto 2012. Oltre alle sue opere libere, realizzò numerose commissioni per spazi pubblici ed ecclesiastici.
Riconoscimenti: 1976 Premio Walther-von-der-Vogelweide, Onorificenza del Land Tirolo, 1996 Premio Mozart della Fondazione Goethe di Basilea, Cittadinanza onoraria del comune di Senales, 2012 Membro onorario dell’Associazione degli Artisti Altoatesini
Familie Rainer mit Preisträgerin Letizia Werth
For the second time after 2022, the Martin Rainer Prize was awarded in 2024 — a prize intended as a recognition for artists whose work reveals intersections and affinities with the artistic vision of Martin Rainer.
This year’s edition was held under the motto Art in Transition.
The theme recalls, on one hand, Martin Rainer’s homeland, the Schnalstal Valley. For centuries, the annual transhumance of sheep has taken place here, involving two crossings of the Alpine main ridge — a perilous journey across borders that seems inscribed both geographically and physically into the DNA of the valley.
At the same time, this motto seeks to direct attention to dynamic, non-static qualities in various art forms: it is not the fixed, nor the before or after, that is of interest, but rather the in-between — the element of transition itself.
Among the numerous submissions, Letizia Werth emerged as the prizewinner.
The jury also decided to grant two equal special recognitions. The first went to Sonia Leimer, whose work engages with stages and transitions primarily in spatial terms. Her objects and installations are variables in transition — between the spatial, the material, and the potential actions they evoke. The second honorable mention was awarded to Hannes Egger, whose works address significant social events, translating them through performative actions and spatial shifts into our contemporary imaginations and discourses.
Following the award ceremony, the exhibition Im Übergang (In Transition) was inaugurated in the fresco hall of the Brixen City Library — directly opposite the former home and studio of Martin Rainer.
In this presentation, one of Rainer’s artworks is juxtaposed with a work by Werth; the two enter into dialogue, exemplifying the analogies between their artistic approaches. The exhibition will be on view until April 20.
Martin Rainer was born in 1923 in Obervernagt, in the Schnalstal Valley. He spent his childhood and youth on the Unterörlhof farm. After World War II and his time as a prisoner of war, he attended the Art School of St. Ulrich in Gröden under Master Luis Piazza. He then studied sculpture for twelve semesters at the Academy of Fine Arts in Munich with Professor Henselmann.
In 1964, he moved with his family to Brixen, where he lived and worked until his death on August 13, 2012. In addition to his free works, he created numerous commissioned pieces for public and ecclesiastical spaces.
Honors: 1976 Walther-von-der-Vogelweide Prize, Badge of Honor of the State of Tyrol, 1996 Mozart Prize of the Basel Goethe Foundation, Honorary citizenship of the municipality of Schnals, 2012 Honorary membership of the South Tyrolean Artists’ Association