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Das Forschungsforum Mobilitätsökonomik, kurz FORMOE, angesiedelt an der Technischen Universität Ilmenau und der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg, ist eine innovative Initiative zur wissenschaftlichen Untersuchung der ökonomischen Herausforderungen und Chancen der Mobilität im 21. Jahrhundert. Durch die Zusammenarbeit zweier Technischer Universitäten mit hoher Expertise in der Wettbewerbs- und politischen Ökonomik, ebenso wie in der Fahrzeugtechnik, schafft FORMOE eine einzigartige Plattform für interdisziplinäre Forschung und Kooperation, um zentrale wirtschaftliche und gesellschaftliche Fragestellungen der Mobilitätsökonomie ökonomisch zu analysieren. Zu Beginn kommt dem Teilgebiet der Automobilökonomie eine besondere Bedeutung vor, da dieser Wirtschaftszweig gegenwärtig unter hohem wirtschaftlichem Druck steht und zugleich von entscheidender Bedeutung für die deutsche Volkswirtschaft ist.
Die Automobilbranche, Teil der “industriellen Herzkammer” der deutschen Wirtschaft, steht vor einem tiefgreifenden Strukturwandel. Elektromobilität, autonomes Fahren, neue Mobilitätskonzepte und die Digitalisierung der gesamten Wertschöpfungskette fordern nicht nur technologische Innovationen, sondern auch ein tiefes Verständnis der zugrunde liegenden ökonomischen Dynamiken.
Aktuelle Krisen wie Lieferkettenprobleme, die Energiepreiskrise und die geopolitischen Unsicherheiten setzen die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Autohersteller zusätzlich unter Druck. Der Bedarf an ökonomisch fundierten Handlungsempfehlungen wird immer größer, um sowohl den regulatorischen Anforderungen der Klimapolitik gerecht zu werden als auch internationale Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Die wissenschaftliche Automobilökonomie bietet hier die notwendige Basis, um innovative und gleichzeitig nachhaltige Strategien zu entwickeln. Von der bereits existierenden automobilwirtschaftlichen Expertise grenzt sich das automobil- und mobilitätsökonomische Forschungsforum FORMOE insofern ab, dass es die polit-, industrie- und wettbewerbsökonomischen Implikationen analysiert anstatt der betriebswirtschaftlichen Fragestellungen, wie es andere Institute in Deutschland erfolgreich tun.
Die Automobilindustrie ist nicht nur ein zentraler Wirtschaftszweig, sondern auch ein Politikum. Subventionen, regulatorische Vorgaben und Handelsbeziehungen spielen eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung des Marktes. In Deutschland besteht aktuell die Herausforderung, einen Ausgleich zwischen kurzfristiger Arbeitsplatzsicherung und langfristiger Innovationsfähigkeit zu finden. Das Spannungsfeld zwischen staatlicher Steuerung und marktwirtschaftlicher Dynamik erfordert eine fundierte politökonomische Analyse.
Die enge Verflechtung von Staat und Automobilindustrie in Deutschland hat historisch zu einer starken Förderung des Sektors geführt. Gleichzeitig stehen politische Entscheidungsträger vor der Aufgabe, Rahmenbedingungen zu schaffen, die sowohl den Erhalt von Arbeitsplätzen als auch die Förderung von Innovationen gewährleisten. Dies erfordert eine Balance zwischen Unterstützung und notwendiger Marktanpassung.
Durch die hohe wohlfahrtsökonomische Relevanz des Automobilsektors in Deutschland dominiert er nicht nur Mobilitätsfragen, er hat sich auch exklusive Zugänge zur Politik erarbeitet. Beim Volkswagen-Konzern ist diese - historisch bedingt - soweit gediehen, dass durch die Beteiligung des Landes Niedersachsen am Stammkapital der Gesellschaft Politiker als Aufsichtsräte entsandt werden. Doch auch andere Automobilhersteller haben einen engen Draht zur Politik. Das betrifft die einheimischen Produzenten wie BMW oder Mercedes-Benz ebenso wie den Neueinsteiger Tesla, der bei der Werksansiedlung in Brandenburg intensiv von der Landespolitik begleitet und unterstützt wurde.
Solche Verflechtungen werfen dringende polit- und institutionenökonomische Fragen auf, die ein erster Beitrag der Gründungsmitglieder Max Zombek und Dr. Benedikt Schmal bereits adressiert. Diese politökonomische Dimension stellt den Grundstein der wissenschaftlichen Auseinandersetzung des FORMOE dar und korrespondiert mit der Expertise der beiden Gründungsmitglieder.
Ostdeutschland ist nicht nur historisch Wiege der industriellen Automobilproduktion in Deutschland, sondern beherbergt bis heute bedeutende Standorte des Sektors, die für die regionale Wirtschaft von großer Bedeutung sind. Zu den wichtigsten Produktionsstätten zählen:
Berlin-Spandau (Berlin): Stammwerk der Motorradsparte von BMW.
Eisenach (Thüringen): Opel betreibt hier ein Werk, das verschiedene Modelle für den europäischen Markt herstellt. BMW betreibt hier sein ältestes Werk, das auf die Fertigung von Karosserieteilen spezialisiert ist
Ludwigsfelde (Brandenburg): Mercedes-Benz fertigt hier Transporter und leichte Nutzfahrzeuge.
Grünheide (Brandenburg): Tesla hat hier eine Gigafactory errichtet, die sowohl Elektrofahrzeuge als auch Batterien produziert.
Zwickau (Sachsen): Hier betreibt Volkswagen ein Werk, das als Vorreiter in der Produktion von Elektrofahrzeugen gilt.
Leipzig (Sachsen): BMW produziert in diesem Werk verschiedene Modelle und hat es zu einem zentralen Bestandteil seiner Produktionsstrategie gemacht.
Dresden (Sachsen): Die Gläserne Manufaktur von Volkswagen dient sowohl der Fahrzeugproduktion als auch als Schaufenster für Elektromobilität und Digitalisierung.
Kamenz (Sachsen): Die Deutsche Accumotive, eine Tochtergesellschaft von Mercedes-Benz, produziert hier Batteriesysteme für Elektrofahrzeuge.
Diese Standorte unterstreichen die Bedeutung Ostdeutschlands als wichtigen Akteur in der deutschen Automobilindustrie. Deshalb ist es ein besonderes Anliegen der TU Ilmenau in Thüringen und der BTU Cottbus-Senftenberg in Brandenburg, hier Expertise für die Landes- und Bundespolitik bereitzustellen. Selbstverständlich setzt sich das FORMOE allerdings mit Mobilitätsfragen auseinander, die ganz Deutschland und Europa ökonomisch betreffen.
Das Forschungsforum Mobilitätsökonomik - FORMOE verfolgt das Ziel, einen Diskursraum zu schaffen, der Wissenschaft, Wirtschaft und Politik miteinander verbindet. Beide Institutionen bringen unterschiedliche wissenschaftliche Perspektiven und Kompetenzen ein, die gemeinsam genutzt werden, um innovative Forschungsergebnisse zu generieren.
FORMOE widmet sich zentral den folgenden drei Forschungsschwerpunkten:
Politökonomische Analysen: Untersuchung der Wechselwirkungen zwischen staatlicher Regulierung, Subventionen und Marktdynamik.
Innovationsökonomie: Analyse von Innovationsprozessen in der Automobilbranche und deren Auswirkungen auf Wettbewerbsfähigkeit und Marktstruktur.
Transformationsökonomie: Untersuchung der volkswirtschaftlichen Auswirkungen der Transformation auf die Arbeitsmärkte, Wertschöpfungsketten und regionale Entwicklungsprozesse.
Die deutschen Automobilhersteller stehen aktuell vor der Herausforderung, sich im internationalen Wettbewerb gegenüber asiatischen und amerikanischen Konkurrenten zu behaupten. Der Druck, nachhaltiger und gleichzeitig technologisch führend zu agieren, verlangt neue Denkansätze. FORMOE bietet die wissenschaftliche Grundlage, um diesen Wandel aktiv zu gestalten. Die Verbindung von empirischen Methoden der kausalen Inferenz mit innovativen Ansätzen aus der Mikroökonometrie ermöglicht es, praxisnahe Lösungen zu entwickeln und politische Entscheidungsträger fundiert zu beraten.
Das Forschungsforum FORMOE steht für eine wissenschaftlich fundierte Auseinandersetzung mit den ökonomischen Herausforderungen der Automobilbranche und der Mobilität der Zukunft. Durch die enge Verzahnung von Forschung und Politikberatung leistet FORMOE einen wertvollen Beitrag zur nachhaltigen Gestaltung einer der zentralen Industrien Deutschlands. Wir laden Wissenschaftler, Unternehmen und politische Akteure ein, gemeinsam mit uns den Wandel aktiv zu gestalten und neue Wege in der Automobil- und Mobilitätsökonomie des 21. Jahrhunderts zu beschreiten.