Von Baum zu Baum


Terry Fox war ein kanadischer Leichtathlet und außerdem war er ein bewundernswerter Aktivist für die Behandlung von Krebs in seinem Land.

Nachdem er eines seiner Beine durch ein Knochensarkom (Knochenkrebs) verloren hatte, entschied er sich, das Land zu durchkreuzen, um Fonds für die Krebsforschung zu sammeln. Er hatte vor, eine Million kanadische Dollars einzusammeln.

Er begann seinen Lauf, der als Marathon der Hoffnung bekannt wurde, am 12. April 1980 in Saint Jons, Neufundland, an der atlantischen Küste Kanadas. Terry hatte vor, bis nach Vancouver, innerhalb Britisch-Kolumbien an der kanadischen Westküste zu laufen. Er lief im Durchschnitt 42 Kilometer (die Strecke eines Marathons) pro Tag.

Nach 143 Tagen und an die 5.300 gelaufenen Kilometern, war er gezwungen, seinen Lauf vorzeitig zu beenden. Der Krebs war bis in die Lungen eingedrungen; Fox starb einige Monate darauf. Er war gerade 22 Jahre alt.

Dieser „Marathon der Hoffnung“ brachte der Krebsforschung 360 Millionen kanadische Dollars ein.

Es war ein Courageakt eines Menschen, der sich ein Ziel in seinem Leben gesetzt hat, das einen Lebenszweck für ihn darstellte.

Als ihn einmal ein Reporter fragte, ob sein Vorhaben, sein Land zu Fuß zu durchqueren, wegen seiner Behinderung nicht zu riskant wäre, antwortete er: Ich habe nie behauptet, dass ich einen Marathon pro Tag laufen werde; ich habe mir jeden Morgen, wenn ich aufstand, vorgenommen, bis zum nächsten Baum oder Pfosten zu laufen und so, allmählich, von Baum zu Baum, von Pfosten zu Pfosten, würde ich nach und nach die Strecke bewältigen. Und die Strecke, die ich gelaufen bin, seien es 1,30 oder 42 Kilometer, ist nur das Ergebnis davon; am nächsten Morgen nehme ich mir wieder vor, bis zum nächsten und übernächsten Baum oder Pfosten zu laufen. Falle ich hin, bete ich zu Gott, dass er mir Kraft gibt, stehe auf und laufe weiter. Unbekümmert der Schwierigkeiten und Schmerzen bleibe ich meinem Vorsatz treu“. Und er endete mit den Worten: „Dadurch hat das Leben für mich einen Sinn, denn ich habe mir ein Ziel gesetzt, welches erreichbar ist, ich sehe es immer vor mir; und wenn ich es vielleicht auch nicht schaffen werde, an den anfangs angestrebten Bestimmungsort anzukommen, so habe ich dadurch, dass ich meine höchsten Anstrengungen angewandt habe, doch den Gipfel bezwungen. Meine Entschlusskraft treibt mich vorwärts. Wenn es für mich auch eine große Belastung ist und mir Schmerzen bereitet, so ist dies der Preis, den ich zahlen muss für die Reise zu Fuß, für die ich mich spontan entschieden habe.“

Nimmt man sich weit entlegene Ziele vor, verlieren sich diese mitten auf dem Wege oder sie scheinen mit der Zeit unerfüllbar und entmutigen einen, bevor man sein Ziel erreicht.

Andere, größere Vorhaben, welche weitere Zwischenkalkulationen und viele Vorbereitungen benötigen, erweisen sich als unausführbar und verwirren einen.

Zuallererst musst du wissen, was du vom Leben oder von einer bestimmten Situation erwartest. Denn wer nicht weiß, was er will, kann keine Entscheidungen treffen.

Du musst herausfinden, wozu du fähig bist und was für eine Rolle du in diesem Leben spielst; denn wenn du dich nicht selbst genügend kennst, kannst du dir auch nicht viel vornehmen. Genauso kann man nicht das Werkzeug vorher aussuchen, bevor man nicht weiß, wozu man es überhaupt benutzen will. Wer nur nach außen schaut, der träumt, wer in sich hineinschaut, der entdeckt viele Möglichkeiten.

Erleichtere dir das Leben in deinem Alltag, schaffe dir keine unnützen Bedürfnisse, strebe nie nach mehr und immer mehr; es bringt dich an den Rand deiner Kräfte, du verschwendest damit kostbare Zeit, deine Anstrengungen werden unfruchtbar sein und du wirst unzufrieden sein und eine tiefe Leere spüren; denn es ist eine unendliche, vergebliche Suche nach dem Glück. Lege auf das, was du bereits besitzt, großen Wert; lebe so, wie du bist und mit all deinem Wissen, ohne zu versuchen, dich selbst zu übertreffen.

Sein“ und nicht „haben“, ist das Geheimnis des idealen Lebensstiles. Jeder Mensch sollte sich vornehmen, sein eigenes Wesen zu vervollkommnen.

Beginne damit, dir deinen Tag nach deinen Verpflichtungen einzurichten, denen du ihre genügende Bedeutsamkeit beimessen solltest, im allgemeinen soll das bedeuten: Achte auf dein und deiner Familie Wohlergehen und dies in allen Aspekten und Notwendigkeiten, sei es seelisch oder körperlich, sowie auch im sozialen Sinne, wie Schule, Beruf und Freizeit und beherzige aber auch deine Pflicht gegenüber Gott.

Lebe gesund, ernährungsbewusst; pflege deinen Körper, achte auf genügend Schlaf; genieße das Alleinsein, nutze es zu Reflexionen, innerlichen Zwiespalt zu lösen oder nimm ein interessantes Buch in die Hand. Aber da du in einer Familie lebst, widme ihr deine Aufmerksamkeit, andererseits verlangt das soziale und religiöse Leben auch Hingabe und Zeit.

Dies alles verlangt eine kluge Einteilung, Tag für Tag, alle Tage. Je besser du deinen Verpflichtungen nachgehst, desto besser wirst du dich fühlen, desto größer ist dein Selbstbewusstsein. Tu dein Allerbestes. Und überhaupt – das Sammeln von Erfahrungen auf der Erde ist kein Zuckerschlecken. Der Mensch ist hier, um zu lernen. Er sollte diese Möglichkeit, sein Wissen anzureichern, schätzen, und seinen Mitmenschen diese Aufgabe so gut wie möglich erleichtern.

Die Gedanken und Gefühle meistern zu können, ist ein Zeichen großer Weisheit. Es ist nicht angebracht, gewissen Angelegenheiten oder Dingen größere Aufmerksamkeit zu schenken und dadurch die anderen zu vernachlässigen. Wie viele Elternpaare sind abwesend, weil ihr Beruf sie vollkommen beansprucht; sie vernachlässigen ihr trautes Heim, die Familie, die Kinder; und manchmal scheinen sie gar die Besucher zu sein; sie gehen ständig ein und aus, sind nie zugegen, in den wichtigsten und entscheidend Momenten des Lebens ihrer Lieben? Sie werden zu Menschen, mit denen man nicht rechnen kann.

Nichts entschuldigt das Fernbleiben vom Familienleben, aber auch persönliche und berufliche Interessen sollten beibehalten werden. Es muss alles sein Gleichmaß haben.

Es kann vorkommen, dass du in bestimmten Situationen mehr gefordert wirst; zum Beispiel im Falle einer Krankheit, dadurch werden andere Verpflichtungen benachteiligt. Dies ist momentan und geht vorüber.

Wenn du also viele Verpflichtungen oder Probleme zu lösen hast, versuche sie nach Prioritäten einzuordnen. Du solltest eine Übersicht von allem haben, was du vorhast, was zu tun ist und das Motiv, oder besser gesagt: warum und weshalb eines jeden Vorhabens.

Im Prinzip sind dir alle Angelegenheiten wichtig, doch nicht alle müssen eilends erledigt werden. Einige auf jeden Fall. Aber darunter sind jene, die sofort erledigt werden müssen.

Darum machen wir dir den Vorschlag, die Dinge, welche zu erledigen sind, in drei Gruppen einzuteilen:

1) SOFORT ZU ERLEDIGEN- oder wenn du willst, nenne diese Gruppe – SEHR EILIG;

2) EILIG

3) WICHTIG

Alles, was nicht in diese drei Kategorien fällt, kann noch hinausgeschoben werden oder vielleicht sogar annulliert werden.

Sorge dafür, dass Unruhe und Nervosität dir fernbleiben. Nimm dir jedes Mal eine Verpflichtung oder ein Problem vor; versuche sie in Ruhe nacheinander zu lösen. Dafür hast du dir die Einteilung gemacht. Denn wenn du dir durch den Kopf gehen lässt, was du alles zu erledigen hast und du alles auf einmal bewältigen willst, kommst du ganz durcheinander, du wirst nervös und wirst nichts zur allgemeinen Zufriedenheit erledigen.

Also los! Auf zum täglichen Fortschritt! Nimm dir einen „Baum“ nach den anderen vor. Und dass dieser „Baum“ auch auf die Stufe höchster Priorität gesetzt wurde.

Wir möchten hier noch folgendes Zitat von Jacob Riis wiedergeben:

WENN NICHTS MEHR ZU HELFEN SCHEINT, SCHAUE ICH EINEM STEINMETZ ZU, DER VIELLEICHT 100 MAL AUF SEINEN STEIN EINHÄMMERT, OHNE DASS SICH AUCH NUR DER GERINGSTE SPALT ZEIGT. DOCH BEIM 101. SCHLAG WIRD ER ENTZWEIBRECHEN, UND ICH WEISS, DASS ES NICHT DIESER SCHLAG WAR, DER ES VOLLBRACHT HAT – SONDERN ALLE SCHLÄGE ZUSAMMEN.

Jacob Riis

Quelle:

Von Silmar O. Silva geschrieben für die Zeitschrift „Presença Espírita“. Ed. Juli/August 2006.