Die geistige Stufen

Die geistigen Stufen. Der spirituelle Fortschritt.

In dem ersten Buch Mose, der Genesis, Kapitel 28, gibt’s eine bekannte Stelle über Jakob, der dritte der drei Stammväter des Volkes Israel.

Auf eine Fluchtreise zu seinem Onkel Laban in Haran hatte Jakob eine Traumvision, in der Gott ihm auf einer in den Himmel reichenden Leiter erschien und ihm und seinen Nachkommen den Besitz des Landes und seinen Schutz und Segen verhieß.

Die Leiter Jakobs symbolisiert die Reise des Geistes zur Vollkommenheit. In dem Maß, dass wir unsere schöpferische Potentiale entwickeln, und unsere Gefühle verfeinern, steigen wir die Stufen, die uns dem Himmel näher bringen.

Jakob sah Engel, die die Leiter hinauf- und hinabstiegen. Sie symbolisieren die höheren Geister, die ihren Brüdern helfen sich zu entwickeln. Denn ihre ausdrucksvollste Charakteristik ist die Solidarität.

Deswegen sagt man, dass es das Glück des Himmels ist, dem Unglück der Erde zu helfen.

In dem Buch der Geister, Frage Nr. 97, fragte Allan Kardec die geistigen Freunde, ob es eine bestimmte Zahl von Ordnungen oder Stufen der Vollkommenheit bei den Geistern gibt. Sie antworteten, dass diese Zahl unbegrenzt ist. Das erinnert uns an die Leiter Jakobs, die in den Himmel reichte. Sie sagten aber, man kann in bezug auf die Hauptunterschiede drei Hauptstufen annehmen:

In der ersten Stufe sind die reinen Geister, die ihre Vollendung erreicht haben.

Bemerken wir aber, dass er nicht „ die absolute Vollkommenheit“ sagte. Wenn das möglich wäre, wurden wir Gott gleichen. Gott ist der Absolute – der nicht geschaffen wurde.

Wir werden immer relativ sein – seine Schöpfung.

Das bedeutet, dass es eine Grenze für unsere Entwicklung gibt, die der Mentor „Vollendung“ (maximale Vollkommenheit) nannte.

In der zweiten Stufe sind diejenigen, die auf der Mitte der Leiter stehen. Die Sehnsucht gut zu werden, beherrscht sie.

In der dritten Stufe sind die unvollkommnen Geister. Mann erkennt sie an ihrer Unwissenheit, ihrer Sehnsucht nach dem Bösen und allen schlechten Eigenschaften, die ihren Fortschritt hemmen.

Wir alle sind Geister, die auf der Erde leben. Es gibt aber solche, die inkarniert sind, und andere, die es nicht sind.

Die geistige Skala gilt für uns alle. Denn jeder steht auf einer bestimmten Stufe der Leiter, die uns zur Vollkommenheit führt.

Gibt es Geister der ersten Stufe unter uns?

Einen, mindestens, haben wir gekannt: Jesus.

Geister der zweiten Stufe sind schon in großer Zahl bei uns gewesen. Sie sind die Idealisten, die trotz ihrer Grenzen, für den menschlichen Fortschritt arbeiten. Viele von ihnen, müssen nicht wiedergeboren werden, kommen aber wieder auf die Erde, um zu helfen.

Auf den untersten Stufen sind alle, die sich noch vom Egoismus orientieren lassen. Sie träumen von hohen Flügen der Seele, aber halten ihre Füße auf der Erde fest. Sie bewundern die Tugenden, aber können nicht ihre Süchte zu überwinden. Sie schätzen das sanfte Wort, aber drücken sich aggressiv aus.

Wie der Apostel Paulus sagte, wir alle wollen das Gute, geben uns aber dem Bösen hin.

In moralischer Hinsicht ist die Leiter Jakobs in unserem eigenen Gewissen.

Damit wir ihre Stufen bis in den Himmel der unerschütterlichen Gelassenheit, welche die Lebensfreude bringt, hinaufsteigen können, müssen wir unsere Gefühle verbessern und die Aggressivität in unserem Verhalten überwinden.

Daniel Goleman, in seinem Buch: emotionale Intelligenz, erzählt die folgende Geschichte:

Ein Samurai-Krieger forderte von einem Zen-Meister, das Konzept von Himmel und Hölle zu erklären. Der Mönch antwortete ihm aber mit Verachtung:

Du bist nichts als ein Bauer... ich würde nicht meine Zeit mit Leuten wie dir vergeuden.

Der Krieger fühlte sich in seiner Ehre gekränkt, und hatte einen Wutanfall. Er zog sein Schwert und schrie:

Ich könnte dich wegen deiner Impertinenz umbringen.

Das – sagte der Mönch – ist die Hölle.

Der Krieger erkanntet erstaunt, wie wahr das war, was der Mönch sagte. Denn er ließ sich von Wut beherrschen. Er beruhigte sich, steckte das Schwert in die Scheide und verbeugte sich als Dankbarkeit für die Enthüllung.

Und das – sagte der Mönch – ist der Himmel.

Das Buch der Geister bringt noch weitere Erklärungen über die geistigen Stufen.

Die dritte, unterste Stufe, die unvollkommenen Geister:

Neben der Herrschaft des Stoffes über den Geist die Neigung zum Bösen, Unwissenheit, Hochmut, Egoismus, alle dadurch bedingten bösen Leidenschaften. Sie schauen zwar Gott, aber erkennen ihn nicht. Sie sind mehr oder weniger böse, boshaft, und ihre Gefühle sind niedriger Natur. Ihre geistigen Erkenntnisse sind beschränkt, ihr Charakter böse. Jeder uns eingegebene böse Gedanke stammt von einem Geiste der dritten, untersten Stufe. Sie schauen das Glück der Guten und es ist für sie eine Qual. Gefühle von Neid und Eifersucht beherrschen sie. Sie haben die Erinnerung ihrer irdischen Leiden, die für sie schmerzvoller sind als die Leiden selbst waren.

Man kann diese Stufe in fünf Hauptklassen teilen:

Zehnte Klasse: Die unreinen Geister. Sie neigen zum Bösen und machen es den Mittelpunkt ihres Lebens. Als inkarnierte Geister gefällt es ihnen die Suchten und Leidenschaften und tun Böses als Genuss, manchmal ohne einen Grund oder aus Hass zu dem Guten.

Neunte Klasse: Die leichtfertigen Geister. Sie sind ignorant, böse, inkonsequent und spöttisch. Es gefällt ihnen den Menschen kleine Schwierigkeiten oder kleine Freuden zu bereiten. Sie machen Intrigen und verleiten zu Fehlern durch Mystifikationen und Gescheitheiten.

Achte Klasse: Die Schein- und Aftergelehrten der Geister. Ihre Kenntnisse sind weit, aber sie vermuten mehr zu wissen als sie wirklich wissen. Ihre Ausdrucksweise hat einen ersten Charakter und deswegen kann sie manchmal täuschen. Sie sprechen einige Wahrheiten unter absurden Fehlern und zeigen in seinen Worten Stolz, Neid, Trotzigkeit und Eingebildetheit.

Siebente Klasse: Die neutralen Geister. Sie sind entweder genug gut, um das gute zu tun, noch genug böse, um Böses zu tun. Sie neigen zu beiden. Sie haften sich an die irdischen Dinge und sehnen nach ihnen.

Sechste Klasse: Die Klopf- und Störgeister. Sie manifestieren sich durch physische Effekten, das heiß, sie bewegen solide Gegenstände, klopfen, etc.

Die zweite Stufe, die guten Geister:

Überwiegen des Geistes über den Stoff. Sehnsucht nach dem Guten. Gute Taten je nach ihrem Fortschritt. Noch nicht ganz entstofflicht, mit Spuren des vergangenen Leibeslebens und irdischen Gewohnheiten. Sie begreifen Gott und genießen schon Seligkeiten. Verbindende Liebe wird ihnen Quelle des Glückes. Alle haben jedoch noch Prüfungen zu bestehen. Sie senden gute Gedanken aus und betätigen sich schätzend bei guten Menschen. Die Inkarnierten von ihnen sind voller Güte und Wohlwollen, sie empfinden weder Hass noch Groll.

Man kann diese Stufe in vier Hauptklassen teilen:

Fünfte Klasse: Die wohlwollenden Geister. Ihre überwiegende Charakteristik ist die Güte. Sie mögen seinen Nächsten zu dienen und sie zu schützen. Ihr Wissen ist aber begrenzt. Ihre Entwicklung ist eher moralisch als intellektuell.

Vierte Klasse: Die gelehrten Geister. Sie besitzen weite Kenntnisse, interessieren sich überwiegend für die Entwicklung der nützlichen Wissenschaft.

Dritte Klasse: Die weisen Geister. Ihre moralischen Eigenschaften sind sehr hoch. Durch ihre hohe intellektuelle Fähigkeit können sie mit Genauigkeit Menschen und Situationen beurteilen.

Zweite Klasse: Die höheren Geister.

Diese vereinigen sich in Wissenschaft, Weisheit und Güte. Sie sind wohlwollend, würdig und ernst, oft auch erhaben. Ihre Überlegenheit befähigt sie, über die Dinge der anderen Welt zu sprechen, soweit es erlaubt ist. Sie gehen gern zu Wahrheitssuchern und meiden Neugierige. Inkarnieren sie sich ausnahmsweise auf Erden, so handelt es sich um eine göttliche Sendung. So sind sie Vorbild der Vollkommenheit.

Die erste Stufe, die reinen Geister:

Keine Beeinflussung mehr durch die Materie. Unbedingte intellektuelle und moralische Überlegenheit gegenüber den Geistern anderer Stufen. Man kann diese Stufe nicht unterteilen, es ist die erste und einzige Klasse. Die ganze Stufenleiter wurde von den Geistern durchlaufen, alle Verunreinigungen des Stoffes abgelegt. Im höchsten Grad der Vervollkommnung stehen ihnen keine Prüfungen mehr bevor. Sie sind der Wiederverkörperung auf Erden nicht mehr unterworfen und führen im Schoße Gottes ein ewiges Leben. Ihre Seligkeit ist aber keine ruhige Beschaulichkeit, sie sind Boten und Diener Gottes, und leiten und belehren untergeordnete Geister. Man nennt sie zuweilen Engel, Erzengel oder Seraphs. Die Menschen können mit ihnen in Verbindung treten, aber nicht zu jeder Zeit. Soviel über die geistige Stufenleiter.

Die Entwicklung der Geister

Sind die Geister von Natur aus gut oder böse, oder sind es die gleichen Geister, die sich allmählich bessern?

"Das Letztere ist der Fall. Indem sie sich bessern, steigen sie von Stufe zu Stufe empor.“

Sind die einen Geister gut, die andern böse geschaffen worden?

"Gott schuf alle Geister einfach und unwissend. Jeder war zur Erkenntnis und Vollendung berufen. In ihrer Aneignung durch Bestehen von Prüfungen ruhen für sie die Glückseligkeiten. Annahme in Ergebenheit oder Ablehnung mit Murren sind die Wege nach oben oder unten, zur Vollkommenheit in Gott oder zum Bösen.

Gibt es Geister, die ewig auf den unteren Stufen bleiben?

„Nein, alle werden einst vollkommen sein. Aber das dauert lange. Ein barmherziger und gerechter Vater kann seine Kinder nicht ewig von sich stoßen."

Liegt es in der Macht der Geister, ihren Fortschritt zu beschleunigen?

„Gewiss! Je nach ihrer Sehnsucht und Unterwerfung unter den Willen Gottes gelangen sie mehr oder weniger schnell zum Ziele."

Können die Geister auch entarten?

,Nein. Je weiter sie fortschreiten, desto mehr erkennen sie, was sie von der Vollendung entfernte. Bestand der Geist eine Prüfung, so hat er eine Erkenntnis davon, die er nie wieder vergisst. Er kann in der Vervollkommnung stehen bleiben, aber nicht zurückschreiten."

Gehen alle Geister durch die Schule des Bösen, um zum Guten zu gelangen?

,Nicht durch die Schule des Bösen, sondern durch die Schule der Unwissenheit.

Warum gingen einige Geister den Weg des Guten, andere den des Bösen?

,Haben sie nicht ihren freien Willen? Gott schuf keine bösen Geister. Er schuf sie einfach und unwissend, mit gleichen Fähigkeiten zum Guten und Bösen. Die Bösen sind es durch ihren Willen geworden.'

Können die Geister, die den Weg des Bösen einschlugen, in gleichem Maße vollkommen werden wie die anderen?

,Ja, aber die Ewigkeiten werden für sie länger dauern. (Ewigkeit ist eine Vorstellung niederer Geister, die das Ende ihrer Qualen nicht absehen können, und weil sich diese Vorstellung bei jeder Prüfung erneuert.)

Haben Geister der höchsten Stufe, die böse waren, in Gottes Augen weniger Verdienst als die anderen?

„Gott sieht die Verirrten mit demselben Auge an und liebt sie mit demselben Herzen.“

Quelle:

Das Buch der Geister – Allan Kardec

Encontros e desencontros – Richard Simonetti (aus dem brasilianischen)

Espiritismo – uma nova Era – Richard Simonetti (aus dem brasilianischen)