Depression
Depression
Der psychische Grund einer Depression oder sonstigen Störung des Gefühlslebens ist meist eine Unzufriedenheit des Wesens mit sich selbst, deren Unsache nicht aufgedeckt wurde. Im Selbst herrscht ein Konflikt vor, der von Frustrationen infolge nicht realisierter Wünsche herrührt. Rebellische, aggressive Impulse, die aus einer dumpfen Revolte emporsteigen, verletzten die Struktur des Ego, wollen Unruhe zum Begierden und Freuden, die diese bieten könne, verkehren sich, da sie nicht mehr erwartet werden, in eine Melancholie, die sich in einem Desinteresse am Leben und an dessen wertvollen Beiträgen äußert und dabei einen masochistischen Genuss weckt, der dem Patienten eine spektakuläre Bedürfnissen nicht nachgekommen ist, als feindlich betrachtet.
Zweifellos sind auch andere Konflikte zur Stelle, die von realen oder eingebildeten Fehlfunktionen der Libido in der sexuellen Gemeinschaft stammen können und Ängste und stumme Revolten provozieren, die den Patienten verbittern, insbesondere wenn er sexuelles Vergnügen als für sein Dasein wesentlich betrachtet, weil es ihn zu Eroberungen motiviert, die ihm als fürs Leben fundamental erscheinen.
Da er in einer außergewöhnlich erotisierten Gesellschaft lebt, die von einem unaufhörlichen Bombardement lautstarker visueller Bilder aggressiven Charakters erregt wird, speziell bearbeitet, um die sinnlichen Leidenschaften bis zur Erschöpfung aufzustacheln, erkennt er kein andres Lebensmotiv mehr, keine andere existentielle Bedeutung, außer einem Hedonismus, der ihn zu riskanten, unnatürlichen Exzessen unverschämten Genusses treibt.
Abgesehen von diesem Faktor, der Lebensereignissen entstammt, sind, wie Sigmund Freud treffend analysierte, Trauer und Verlust für eine hohe Zahl von depressiven Fällen verantwortlich, die in akuten wie in chronischen Episoden oder in Schüben jene Unvorsichtigen in den Schacht der Selbstaufgabe ziehen. Das Erleben von Trauer und Verlust verletzt unvermeidlicherweise das Selbst, angesichts des Todesereignisses, das stets als ungewöhnlich und abscheulich erfahren wird, wenn es einem die physische Präsenz eines geliebten Wesens raubt oder ein Schuldbewusstsein erzeugt, wenn es unversehens eintrifft und keine Chance belässt, eine jahrelange Feindseligkeit zu befrieden. Oder es können einen ungut vollbrachte Handlungen, die sich nun in selbst bestrafende Konflikte verwandeln, in Gefühlen der Reue zurücklassen. Zu Depressionen führen auch andere Verluste, wie der einer beruflichen Arbeit, der das Individuum in einen Abgrund der Ungewissheit stürzt: Wie soll man eine Familie oder auch nur sich selbst ernähren, wie seinen sicheren Platz im gewohnten gesellschaftlichen Milieu bewahren? In anderen Fällen ist es der Verlust einer Zuneigung, die man gerne weitergeführt hätte und nun keine Möglichkeit sieht, eine bisher gepflegte Verbindung fortzusetzen. Was bleibt, sind, Einsamkeitsgefühle und Minderwertigkeitskomplexe. Weitere Möglichkeiten ist der Verlust eines als wertvoll geschätzten Objektes oder von Geld, was sich auf die eine oder andere Art als schädlich auswirkt...
Jegliche Art Verlust schafft, ganz natürlich, eine verwirrende Gefühlswallung. Diese hält eine Weile an, darf aber nicht länger als sechs oder acht Wochen dauern, soll sie noch in emotionell gesundem Rahmen verbleiben. Wenn sie sich jedoch verlängert, vertieft sie sich mit der Zeit, wird pathologisch und verlangt eine sorgfältige Therapie.
Krankhafte Folgen eines Verlustes lassen sich indes mit einer richtigen und vorbeugenden Einstellung vermeiden.
Eine unmittelbar wirksame, die Sicherheit und das Wohlbefinden begünstigende prophylaktische Therapie ist eine Aktivität, mit der sich das Individuum identifizieren kann und die es erlaubt , eine kontinuierliche und natürliche Beziehung in liebevoller Art mit allen Gliedern der Familie oder des Klans zu pflegen.
Wiederholt verpasst man die Gelegenheit, da man seinen Angehörigen, Freunden und Verwandten sagen kann, wie wichtig sie einem seien, welche Bedeutung sie für das Leben hätten... Normalerweise addieren sich diese würdigenden und großzügigen Gefühle, die kaum einmal jemanden, der sie äußert, unglücklich machen, aber auch nicht jene, denen sie zugeeignet werden, da sie eine Stimmung der Sympathie und Herzlichkeit erzeugen. Niemals sollte man diese gesunden und wahrhaften Gefühlsbezeugungen aufschieben, weil damit künftige Verhaltenstörungen vermieden werden können, wie wenn z.B. ein Schuldgefühl Reue erweckt für Ungesagtes, Ungetanes, vor allem jedoch wegen übler Äußerungen, unglücklichen Verhaltens in einem gestörten Augenblick... solche Lebensgeschehnisse - eine geäußerte Aggression, eine nicht erwiderte Wohltat, eine nicht erklärte Zuneigung - könne mit befreienden Äußerungen höherer Gefühle vermieten werden.
Viele andere äußere Schocks, wie Unfälle, perverse Angriffe, Schädeltraumata, tragen bei zum Entstehen von Gefühlsstörungen durch Beeinflussung der im Stammhirn lokalisierten Neuronen, nahe dem Feld, wo sich das Gehirn mit der Rückgrat-Medulla verbindet. In diesem Bereich senden zwei besondere Regionen Signale zu andern Hirnkammern aus: Das Zentrum , beauftragt mit der Produktion von Serotonin, und der Locus caeruleus, der das Noradrenalin produziert, reagieren auf unheilvolle, aber auch auf andere Wirkungen störender Lebensereignisse. Diese disharmonieren die Aktivität dieser wertvollen Substanzen, die mit der Gesunderhaltung der Gefühlswelt beauftragt sind, und können die Einnistung depressiver Störungen fördern.
Störungen werden auch von Vorgeburtstraumata verursacht, wenn das Selbst bei der Fixierung der Strukturen im Zellverband die Verbitterung der Mutter erfuhr, die den Sohn nicht wünschte, den gewalttätigen Vater, verantwortungslose Familienmitglieder, häusliche Schlägereien Unsicherheit während der Schwangerschaft, all dies Narben hinterlassend, was sich später als Traumata, Konflikte, Verhaltensstörungen manifestieren wird.
Die unvermeidliche Übertragung von Dramen und Tragödien von einer zur andern irdischen Existenz, die sich in den Falten des Tiefen-Ichseinprägt - der Geist ist ja ein Reisender durch vielfältige Geburten - , verraten sich als erdrückende Konflikte, anfänglich als Ausdruck von Melancholie, dann von Selbstaufgabe, von Missachtung der eigenen Werte bis zum Verlust des Selbstwertgefühls.
Man kann für einige Zeit ohne Zuneigung Anderer leben, ohne begeisternde Beziehungen, jedoch, wenn der Austausch zwischen dem Selbst und dem Ego Degeneriert, verliert das Individuum das Ziel seiner Bestrebungen, überlässt sich seinen Konflikt-Zuständen und verfällt nach wenigen Male depressiven Störungen.
Die aufgeführten tiefsitzenden Archetypen in Form von strafenden archetypischen Bildern warten auf solche geschilderte Lebensereignisse, um sich zu manifestiere. Sie verbittern das Wesen, das sich ungeschützt und unglücklich fühlt.
Wenn sich im Wesen ein Schuldgefühl einprägt, entsteht ein psychisches Klima, das für die Syntonie (Konsonanz) mit andern, nicht in einem somatischen Körper befindlichen Wesenheiten förderlich ist, die sich ruiniert fühlen, unfähig zu verzeihen und den eigenen Weg wieder aufzunehmen. Nachträgerisch trachten sie nach Rache, lassen sich auf einen wilden Prozess auf dem mentalen Schlachtfeld ein und produzieren eine widerliche geistige Parasitose und perverse Obsessionen.
Wenn das Selbst reinkarniert, gezeichnet von den Erbschaften verfangener Leben, imprägnieren sich im Augenblick der Befruchtung mittels des plastischen Vermittlers, des Perispirits, in den ersten Zellen die für die Evolution des Wesens notwendigen Faktoren, die sich bei Gelegenheit, im Falle von Schuld und Verbitterung, der Geringschätzung seiner selbst, des Selbstmordes und anderer Zuwiderhandlungen gegen die geistigen Gesetze, eines Tages in Form von Depressionen manifestieren werden. Die Erbschaft, die nie ausgeschlagen werden kann, ist das Ergebnis des Evolutionsprozesses, der den Gesetzesbrecher in ein Klima und eine seelische Landschaft führt, wo er, zur Korrektur eingeladen, mit sich selbst Leben muss, um sich wiederherzustellen.
Patienten, die erbbedingt zu tiefgreifenden Depressionen prädisponiert sind, leiden am schwerwiegenden negativen Verhalten aufgrund verfangener Erfahrungen, die sich im Selbst fixiert haben, und müssen sich von den anhalten, herausfordernden Traumata zu Befreien suchen. Sie können von der Psychotherapie eine Lösung erwarten.
Eine gut geführte Katharsis wird das Gewisse von Schuld befreien, wird dem Optimismus, der Selbstwertschätzung Raum geben, die den Patienten zu neuer Selbstbewertung einladen. Die Bewältigung neuer Herausforderungen, wozu emotionale Gesundheit förderlich ist, regt zur Individuation an, zur Vereinigung mit dem Numinosen.
Aufgrund des langen Evolutionsprozesses haben alle Wesen Erinnerungen, die laufend aufgearbeitet werden sollten. So müssen sie sich von und unbegründete Ängste erscheinen und destabilisierend wieken. Gleichzeitig werden sie nach errungenen Siegen über Schwierigkeiten zu neuen Bewältigungen angeregt. So wird das ganze Wertepotential, dessen Träger der Patient ist, von ihm entdeckt und zur Bereicherung des Lebenserschlossen.
Die heilsame Pflege guter Literatur, des Gebetes in Vertrautheit und Einklang mit dem göttlichen Psychismus, ebenso der Wohltätigkeit und Liebe, der brüderlichen Beziehungen und der erbaulichen Konversation kommt einer prophylaktischen Psychotherapie gleich, die für alle Menschen Teil ihres täglichen Programms sein sollte.
Quelle:
Persönlicher Triumph – Joanna de Ângelis – Psychografie von Divaldo P. Franco