4. Arbeitstagung (RWTH Aachen, 2012)

4. Arbeitstagung, RWTH Aachen, 08.-09.11.2012

Die 4. Arbeitstagung wurde von Eva-Maria Jakobs und Bianka Trevisan an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen ausgerichtet.

Der Schwerpunkt der Tagung lag auf der Nutzung internetbasierter Kommunikationstechnologien in professionellen Kontexten und auf innovativen Ansätzen zur Einbeziehung von Informationen über die Nutzer in die Analyse internetbasierter Kommunikation (IBK).

Eva-Maria Jakobs, Claas Digmayer und Bianka Trevisan eröffneten die Tagung mit einem Überblicksvortrag zur Nutzung von IBK-Technologien in den Domänen Industrie und Technik. Der Vortrag zeigte, dass die Gestaltung sprachlichen Handelns in IBK von Faktoren wie Domäne, Gebrauchsmuster, Thema und Nutzertyp abhängt und dass unterschiedliche Ausprägungsformen von IBK unterschiedliche Anforderungen an Methoden der Datenerhebung, -aufbereitung und -analyse stellen. Clay Spinuzzi (University of Texas at Austin) thematisierte in seinem Gastvortrag „Analyzing Computer-Mediated Communication in Professional Environments: An Activity Theory Approach“ die Nutzung von IBK-Technologien in professionellen Umgebungen. Er zeigte am Beispiel verschiedener Feldstudien, welche methodischen Herausforderungen die Erhebung und Auswertung sprachlichen Agierens in digitalen professionellen Umgebungen mit sich bringt.

Der Fokus der weiteren Beiträge der Tagung richtete sich auf innovative methodische Ansätze in der IBK-Forschung. Schon lange beschränkt sich die IBK-Forschung für viele Forschungsfragen nicht ausschließlich auf die Analyse von gespeicherten Kommunikationsverläufen, sondern bezieht in ihr Forschungsdesign Daten zum Hintergrund der Nutzer, zu ihren Nutzungsgewohnheiten und zu ihren kommunikationsbezogenen Aktivitäten mit ein – z. B. ethnographische Interviews (Androutsopoulos 2008), Beobachtungsdaten aus Video- und Screen-Capturing-Aufzeichnungen (z. B. Garcia & Jacobs 1999, Beißwenger 2007, Marcoccia, Atifi & Gauducheau 2008) oder „typing histories“ (Ogura & Nishimoto 2004). Jannis Androutsopoulos beschrieb in seinem Beitrag „Online-Ethnographie in sozialen Netzwerken“ eine Methodologie, in der ethnographische Daten über die Kommunikationsbeteiligten, die durch Beobachtung und qualitative Interviews gewonnen werden, systematisch als Ergänzung und Korrektiv zur log-basierten Analyse fungieren. Andrea Kienle, Christian Schlösser und Philipp Schlieker-Steens präsentierten mit der im Fachbereich Informatik der FH Dortmund entwickelten INKA-Suite ein Toolkit, das unter Laborbedingungen die Dokumentation von Chat-Ereignissen unter Einbeziehung von Methoden aus der Usability-Forschung (Eye-Tracking, Key-Logging und Screen-Capturing) ermöglicht und über eine Replay-Funktion die verschiedenen Datenströme für die nachträgliche Analyse aufbereitet (Kienle et al. 2013a, 2013b). Bei der Gestaltung des Toolkits wurden verschiedene der im Rahmen der Münsteraner Tagung gesammelten Anregungen umgesetzt.

In einem dritten Themenblock wurde mit verschiedenen Beiträgen aus laufenden Projekten im Netzwerk die Diskussion zu dem auf der Berliner Tagung begonnenen Themenkomplex „Linguistische Annotation von IBK-Daten“ fortgesetzt (Beiträge von Marc Reznicek, Melanie Neunerdt, Bianka Trevisan, Michael Beißwenger, Angelika Storrer, Eva-Maria Jakobs und Daniel Korioth) In einem Gastvortrag zur Extraktion, Vorverarbeitung und Repräsentation von Webkorpora präsentierte Alexander Mehler (Frankfurt) Technologien und Verfahren für die sprach- und texttechnologische Aufbereitung und Analyse großer Sammlungen von Sprachdaten. In der anschließenden Diskussionsrunde wurden Perspektiven diskutiert, wie „Big data“-Ansätze dieser Art und die in ihnen genutzten Verfahren für die quantitative und qualitative Analyse von IBK-Phänomenen und für die Aufbereitung von IBK-Korpora nutzbar gemacht werden können.

Tagungsprogramm