Photo © Thomas Tröster
Jens Holzinger
Jens Holzinger wurde in Mosbach geboren, studierte Schulmusik und Komposition an der Musikhochschule Mannheim sowie Geschichte und Englisch auf Lehramt. Ursprünglich wollte er Filmmusik in Ludwigsburg studieren.
Der 34-Jährige unterrichtet Englisch, Geschichte und Musik am Mannheimer Geschwister-Scholl-Gymnasium. In seiner Freizeit komponiert er Musikstücke für Chöre und Orchester, schreibt an dem humoristischen Online-Detektivroman "Dexter im Quadrat" und an anderen Buchprojekten. cap
Eigentlich müsste der Tag für Jens Holzinger doppelt so viele Stunden haben. Der Mannheimer unterrichtet nicht nur am Geschwister-Scholl-Gymnasium auf der Vogelstang Englisch, Musik und Geschichte, sondern schreibt auch und komponiert. "Das Schreiben ist für mich wie ein starker, innerer Drang", sagt er. Seine Leidenschaft entdeckte er als 17-Jähriger. "Ich habe vor Jahren den Hang zum Größenwahn gehabt", scherzt er. Sein Ziel sei ein siebenbändiger historischer Roman gewesen, eine Familiensaga zur Zeit des amerikanischen Bürgerkriegs. "Mittlerweile hab ich glücklicherweise erkannt, dass ich beim Erstlingswerk kleine Brötchen backen muss." Inzwischen hat er zwei Bände beendet.
Sein aktuelles Projekt ist ein Online-Krimi namens "Dexter im Quadrat". Die Protagonisten, Benjamin "Ben" Winter und Johannes "Hannes" Strasser, sind die gescheiterten Musiker des Duos "Schwiegersöhne Mannheims". Sie beschließen die Detektei "Dexter im Quadrat" zu eröffnen, als es in der Kunsthalle Mannheim zu einem spektakulären Raub kommt. Da die Amateurschnüffler blauäugig in ihren Fall starten, bleiben Pannen nicht aus.
Die erste Folge des Pilots mit dem Titel "Die Nackte in Blau" stellte Holzinger im Juni ins Internet. Jeden Monat veröffentlicht er ein neues der insgesamt sieben Kapitel auf seiner Homepage. Es handelt sich nicht um einen konventionellen Krimi, betont er. "Er ist schon sehr slapstickhaft", verrät Holzinger. Gleichzeitig spielt er in seinem Manuskript mit Klischees und gibt ihm mit Lokalkolorit eine besondere Würze. Der Rosengarten spiele in dem Werk ebenso eine Rolle wie der Paradeplatz, erzählt er. "Und der Wasserturm kommt als Treffpunkt vor." Sinn für Humor beweist der 34-Jährige bei der Namensgebung. "Dexter" sei eine Anlehnung an die amerikanische Serie, in der es um einen Serienmörder geht. Und der Name des Duos sei ja auch eine Anspielung. "Es ist eine Hommage an die Jungs und ich hoffe, dass sie locker drauf sind." Als Student war er selbst Teil eines Duos, das sich "Schwiegersöhne Mannheims" nannte.
Ansonsten sei die Geschichte keineswegs autobiografisch: "Das ist keine Abrechnung mit Verwandten oder Freunden." Stattdessen habe er die Protagonisten sehr überzeichnet dargestellt. "Im Pilot geht es primär um die Figuren und deren Persönlichkeit." Die Folgegeschichten sollen dann "eher dem klassischen Muster entsprechen".
Beim Schreiben geht Holzinger sehr methodisch vor. "Die Recherche habe ich abgeschlossen, bevor ich das erste Wort schreibe", sagt er. Der komplette este Teil seines Online-Krimis ist bereits fertig geschrieben. In den Osterferien und Pfingstferien hat er einen viktorianischen Krimi fertiggestellt und überarbeitet. Sein historisches Studium helfe ihm sehr dabei, die Lebensumstände der damaligen Bevölkerung darzustellen. Denn Holzinger legt Wert auf Authentizität. Um Details wie etwa, was zur damaligen Zeit eine Zugfahrtkarte kostete, herauszufinden, liest er gern historische Reiseberichte. "Das ist für mich die wertvollste Quelle."
Als Musiker wiederum nimmt er unter anderem Aufträge vom Stadttheater Heidelberg, von Chören und Orchestern entgegen. Für sie schreibt er zeitgenössische Werke, Jazz-Kompositionen oder filmmusikähnliche Stücke. "Mir reicht die Zeit aber kaum mehr als für ein großes Kompositionsprojekt pro Jahr." Manche seiner Inspirationen bekommt er schon mal in der Straßenbahn, weshalb er immer Block und Stift bei sich hat.
Jens Holzinger will neben seinem Lehrerberuf, der ihm viel Spaß macht, auch in Zukunft als Künstler tätig sein. "Ich werde auf keinen Fall das Komponieren und Schreiben aufgeben." Auch wenn sein Tag weiterhin nur 24 Stunden hat.
© Mannheimer Morgen, Dienstag, 24.09.2013