Von Sylvia Osthues
Mit einer packenden, humorvollen Krimi-Horrorphantasie-Lesung, umrahmt von einem stimmigen Musikprogramm, haben Erik Hauser und Jens Holzinger mehr als 60 Zuhörern in der Stadtteilbibliothek Vogelstang einen kurzweiligen Abend beschert. "Merkwürdiges und Mörderisches aus der Metropolregion" lautete der Titel der Veranstaltung des Freundeskreises der Stadtbibliothek mit dem Geschwister-Scholl-Gymnasium (GSG).
Nach erfolgreichen Auftritten von Lehrern und Schülern des GSG in der Veranstaltungsreihe des Förderkreises in vergangenen Jahren traten die beiden Lehrer nun solo auf. Bibliotheksleiterin Kerstin Kalinke freute sich über ein "volles Haus". "Es ist schön, dass wir hier an einem Pool der Kreativität sitzen, wir müssen ihn nur anzapfen", meinte sie. Und die Vorsitzende des Freundeskreises, Dr. Claudia Braun, fügte hinzu, die Größe der Fans- und Kritikerschar sei ein Beweis für die gute Kooperation mit den Schulen, mit denen man sehr gerne solche Veranstaltungen durchführe.
Erik Hauser, Gymnasiallehrer für Deutsch und Englisch sowie Herausgeber, Übersetzer und Autor von phantastischen Geschichten, las zwei Kurzgeschichten aus der mehrbändigen Antologie "Zwielicht" vor. Nachts treffen sich auf der Scheffelterrasse des Heidelberger Schlosses nicht nur verliebte Pärchen, sondern dort treiben auch noch ganz andere, Furcht einflößende Gestalten ihr Unwesen. Es riecht nach Gammelfleich. Eine weiße Damensandale ragt aus einem Gebüsch hervor, das Bein ist noch dran. Furcht und Leidenschaft, Verfall und Tod: Hauser präsentierte im Stil englischer Gespenstergeschichten phantastische Lektüre für schauerliche Nächte.
Hauser, der über den "Traum in der Phantastik" promoviert hat, ist außerdem ein begeisterter Schreiber skurriler Dorfgeschichten. In der Kurzgeschichte "Mein Onkel Stanislaus" erfährt ein Kurpfälzer auf äußerst drastische, schauerliche Weise die schädlichen Folgen des Rauchens, das, wie jeder weiß, zum Verlust von Körperteilen und sogar zum Tod führen kann. Die passende Musik zu den einzelnen Geschichten hatte Jens Holzinger komponiert. Der Lehrer für Musik, Geschichte und Englisch ist außerdem freischaffend als Komponist, Musiker und Autor tätig.
Komisch und nicht minder köstlich war Holzingers Leseprobe aus seinem Online-Krimi "Die Nackte in Blau": Aus der Kunsthalle in Mannheim wurde ein wertvolles Bild geraubt. Die "Schwiegersöhne Mannheims", die als Musiker gescheitert sind, versuchen sich als Privatdetektive und müssen schnell feststellen, dass die Ausübung dieses Berufes sich in der Realität weitaus schwieriger darstellt als es in Krimiserien und Kinofilmen den Anschein hat. Der begeisterte Schlussapplaus des Publikums und die schaurig-schöne Atmosphäre entlockten den Autoren die Zusage, mit neuen Texten gern mal wiederzukommen.
© Mannheimer Morgen, Mittwoch, 15.04.2015