Bild: Götzenaltar
Ehemaliger Militärstandort
(Atomwaffenstandort)
Zwischen 1963 und 1976 war Böttingen Standort einer Abschussanlage für militärische Raketen. Die Anlage, welche mehrere Standorte auf den Gemarkungen Böttingen und Dürbheim umfasste, wurde zwischen 1962 und 1963 für die französischen Truppen errichtet. Nach dem Rückzug Frankreichs aus der NATO räumten die französischen Truppen im Dezember 1966 die Anlagen. Im Jahr 1969 wurde die Quick-Reaction-Alert-Stellung (QRA), auch genannt X-Area, von US-Einheiten bezogen und zur Pershing I -Stellung ausgebaut. Am 22. Februar 1970 kam es zu einer Beinahe-Katastrophe. Während unsachgemäßer Wartungsarbeiten an dem nuklearen Sprengkopf einer Pershing-Rakete, die sich im QRA-Status befand, fiel dieser zu Boden. Der Abschussbereich wurde geräumt und die Stellung hermetisch abgeriegelt. Die befürchtete Detonation erfolgte jedoch nicht. Zuerst erhielt der Unfall den Status 'Broken Arrow' (gebrochener Pfeil), wurde später jedoch in die Kategorie 'Bent Spear' (gebogener Speer) zurückgestuft. Im Jahr 1976 wurde der Standort geräumt und nach Inneringen verlegt.
Die Raketenstellung des 81. Field Artillery Regiments der US-Armee mit drei abschussbereiten Raketen, bestückt mit atomaren Gefechtsköpfen. Die Sprengköpfe vom Typ W50 verfügten über unterschiedliche KT-Werte von 60, 200 oder 400 KT.
Böttingen ist einer der Standorte, die wegen der verschiedenen Nutzungen sehr interessant ist Mit den Bezeichnungen geht es aufgrund der dünnen Datenlage etwas durcheinander (vielleicht kann Rick da helfen). Ich plädiere im Moment dafür, dass die Einheit im Dezember 1961 als 4 / 521 Escadron Aérien in Friedrichshafen ins Leben gerufen und Anfang April 1963 dann in 1 / 520 Escadron d’Engins umbenannt wurde. Spätestens zu diesem Zeitpunkt muss die permanente Stellung in Böttingen bezogen worden sein. Mit sieben anderen Batterien gehörte Böttingen zum französischen Teil des Nike-Gürtels in Südwestdeutschland, den man dann später nach dem Rückzug der Franzosen aus der NATO ersatzlos strich. Das HQ der Brigade mit dem „Centre opérationel de batterie“ / BOC befand sich in Stetten am kalten Markt, das übergeordnete „Centre d’opération du secteur“ / SOC in Drachenbronn im Elsass. Böttingen war zunächst mit Nike-Ajax ausgerüstet, bekam aber im Frühsommer 1964 die neuen Nike-Hercules. Nach den vorliegenden Quellen besaß Böttingen als einzige französische NikeStellung eine nukleare Option (es gibt aber auch Hinweise, dass dies noch für eine zweite Batterie galt), und zwar sollen von 18 in Bereitschaft gehaltenen Nikes drei nuklear bestückt gewesen sein. Neben der eigentlichen Abschussstellung („la zone de lancement“) existierten wie bei den Nike immer in einigen Kilometern Entfernung ein Radarbereich (Integrated Fire Control = „la zone de contrôle de tir“) und drittens eine Handvoll Unterkunftsbaracken (= „la caserne). Diese waren in kolonialer Leichtbauweise errichtet
Nach dem NATO-Austritt de Gaulles zogen sich die Amerikaner samt Sprengköpfe Anfang Juli 1966 zurück (vorbereitet dadurch, dass sie außerhalb der Kaserne einen eigenen Sender installierten), die EE 1 / 520 wurde offiziell zum 30.11.66 aufgelöst. Die Nikes sollen danach angeblich bei der türkischen Armee gelandet sein. Bis Dezember 66 waren noch einzelne Franzosen vor Ort und ließen sich in einer Gastwirtschaft versorgen. Dann verschwanden sie für immer. Nach dem kurzen amerikanischen Zwischenspiel (dazu mehr in Folge 2) wurde der Radarbereich anscheinend ab 1985 an lokale Funkamateure verpachtet. In der früheren Kaserne lagerten zunächst ortsansässige Firmen ihren Kram, 1986 begann der Abriss.
+ Durch Blitzschlag
+ Durch Blitzschlag
+ Durch Blitzschlag
Ein Blitz, drei Leben: Der Tag, der unsere Gemeinde erschütterte
Am 24. Juli 1949 versammelten sich eine Gruppe von jungen Erwachsenen aus Böttingen nach der sonntäglichen Andacht vor der örtlichen Kirche. Die Stimmung war fröhlich und unbeschwert. Die Freunde hatten bei schönstem Wetter beschlossen, einen Ausflug in den nahegelegenen Buo-Wald zu unternehmen. Unter ihnen waren: Norbert Grimm, Jakob Grimm, Johann - Georg Knaier, Erwin Lehr, Georg „Schorsch“ Häring, Emilie Welte, Agate Mattes, Rosa Dreßler und Rosa „Resle“ Trefzger. Diese Gruppe plante einen entspannten Tag in der Natur.
Der Ausflug in den Wald
Die Gruppe machte sich auf den Weg zu ihrem Lieblingsplatz am Waldrand, bei einer kleinen Buchengruppe, wo sie öfters waren und Geschichten erzählten. Der Himmel war an diesem Sonntagnachmittag wolkenlos, das Wetter schien stabil und die Sonne scheint. Als sie ihre Decken ausbreiteten, begannen sie, ein Picknick zu genießen und Geschichten auszutauschen.
Das plötzliche Unwetter
Nach einer Weile schien sich das Wetter zu verändern. Ein Teil der Gruppe, die den raschen Wetterwechsel zunächst für unbedeutend hielt, beschloss noch ein wenig zu bleiben und suchten Schutz unter einer großen Buche hofften, dass der Sturm vorbeiziehen würde. Doch eine einzelne Gewitterwolke zog unheilvoll auf.
Ein Teil der Gruppe hatte sich entschlossen, den Rückweg anzutreten, als kurz darauf ein gewaltiger Blitz zu Boden fuhr. Der einschlagende Blitz traf die drei Freunde: Norbert Grimm, Jakob Grimm und Johann Georg Knaier die unglücklicherweise unter dieser Buche Schutz suchten.
Die Folgen der Tragödie
Rosa Trefzger „ Resle“ befand sich beim Blitzeinschlag schon auf dem Rückweg nach Hause. Sie sah das Unheil aus einiger Entfernung und informierte die Eltern und die Rettung. Als diese die Unglückstelle erreichten, fanden sie drei Tote. Augenzeugen berichten über einen schrecklichen Anblick verbrannte Körper, verkohlte Haut, Daneben ein schwerverletzter, bewustlos am Boden liegend. Es war Erwin Lehr er hatte das Unglück knapp überlebt und war danach monatelang in einer Fachklinikklinik in Stuttgart. Emilie Welte mußte danach auch mit einer leichten Behinderung leben.
Der Schock war groß und die Nachricht verbreitete sich schnell im Dorf.
Dieser tragische Vorfall hinterließ eine tiefe Trauer in der Gemeinde von Böttingen. Die Familien der jungen Erwachsenen wurden von Nachbarn und Freunden unterstützt, und die Dorfbewohner kamen zusammen, um den Verlust zu verarbeiten. In den Wochen nach dem Unglück wurde eine Gedenkstätte im Buo -Wäldle errichtet, um an die drei verlorenen Leben zu erinnern.
Das Vermächtnis der drei Freunde
Der Verlust von und Jakob, Norbert und Johann prägte die nachfolgenden Generationen im Dorf. Ihre Freundschaft und der Ausflug wurden immer wieder in Geschichten, Erzählungen und Erinnerungen aufgegriffen. Viele Jahre am Jahrestag des Unglücks dachten die Dorfbewohner der drei Verstorbenen und hielten eine Andacht ab, um das Licht und die Freude, die sie in ihr Dorf gebracht hatte, zu ehren.
Obwohl die Tragödie nie vergessen wurde, wurde sie zu einer Mahnung für die Dorfbewohner, die Unberechenbarkeit der Natur zu respektieren und das Leben in seiner Fragilität zu schätzen.
Allenspacher Hof und die Geschichte des untergegangenen Dorfes Allenspach:
1. Die frühe Geschichte und die Herren von Allenspach
Adelsgeschlecht: Der Ortsname "Allenspach" weist auf ein gleichnamiges, lokal ansässiges Adelsgeschlecht hin („bei den Leuten des Albin/Aldo“). Dieses Geschlecht erscheint urkundlich bereits vor der ersten Erwähnung des Dorfes. Die Herren von Allenspach waren Ministeriale (Dienstadel) der Zollern.
Erste Erwähnung 1253: Die urkundliche Ersterwähnung von 1253 steht im Zusammenhang mit einem „C(onrad) plebanus de Alaspach“ – also einem „Leutpriester Konrad von Allenspach“. Das beweist, dass das Dorf bereits im 13. Jahrhundert eine eigene Kirche oder zumindest eine Kapelle und eine gewisse Bedeutung hatte.
2. Die Herrschaftsverhältnisse im Detail
Übergang an die Enzberger: Der Wechsel von den Herren von Allenspach zu den Freiherren von Enzberg im Jahr 1409 war ein typischer Vorgang. Kleinere Adelsgeschlechter starben aus oder konnten ihre Besitztümer nicht halten und wurden von mächtigeren Nachbarn aufgekauft oder beerbt.
Österreichisches Lehen: Die Tatsache, dass die Herrschaft Mühlheim ein österreichisches Lehen war, ist zentral. Dies band Allenspach und die Enzberger eng an das Haus Habsburg und erklärt die politische Ausrichtung in Konflikten wie später im Dreißigjährigen Krieg.
3. Der Untergang im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648)
Ihre Erwähnung der „Verwahrlosung“ ist der Schlüssel. Dahinter verbirgt sich eine konkrete und grausame Geschichte:
Geographische Verwundbarkeit: Der Allenspacher Hof liegt exponiert und isoliert auf der Hochfläche der Alb. Im Gegensatz zu größeren, befestigten Orten oder Dörfern in Tälern war er ein leichtes Ziel für plündernde und brandschatzende Truppen aller Kriegsparteien (Kaiserliche, Schweden, Franzosen).
Die „Schweden“ als Katalysator: Obwohl alle Armeen marodierten, wird der endgültige Niedergang oft mit dem Einfall der schwedischen Truppen unter General Gustaf Horn in Verbindung gebracht, die 1632 in dieser Region operierten. Die Bevölkerung wurde getötet, vertrieben oder floh, die Höfe wurden niedergebrannt.
Pest und Hungersnöte: Der Krieg brachte Seuchen und Hungersnöte mit sich. Die entvölkerte Landschaft erholte sich danach nicht mehr. Die wenigen Überlebenden kehrten nicht zurück oder zogen in geschütztere Nachbarorte wie Böttingen.
4. Vom Dorf zum Einzelhof – Der „Schäferhof“
Wiederbesiedelung: Nach dem 30 -jährigen Krieg wurde das zerstörte Dorf nicht wieder aufgebaut. Stattdessen entstand auf den Trümmern ein einzelner, großer Hof.
Der Name „Schäferhof“: Dieser Name ist sehr sprechend. Die Schwäbische Alb war und ist eine traditionelle Schafzuchtregion („Alb-Schäfer“). Der Hof wurde wahrscheinlich gezielt als Schäferei und landwirtschaftlicher Gutshof für die weitläufigen, kargen Flächen der Hochebene genutzt. Er war somit ein wirtschaftlich wichtiger Ort, auch wenn das dörfliche Leben nicht zurückkehrte.
5. Die enge Verbindung zu Böttingen
Kirchliche Zugehörigkeit: Schon vor seiner Zerstörung war Allenspach kirchlich eine Filiale von Böttingen. Nach dem Krieg wurde diese Bindung noch enger. Die Toten aus Allenspach wurden in Böttingen begraben.
Politische Eingemeindung: Der logische Schritt war die vollständige politische Integration. Mit der Mediatisierung 1806 (Auflösung der kleinen Ritterherrschaften) kam die gesamte Region zum Königreich Württemberg. Der Allenspacher Hof wurde offiziell ein Teil der Gemeinde Böttingen.
Die Phase des Untergangs des Dorfes Allenspach im Dreißigjährigen Krieg
Die Phase des Untergangs des Dorfes Allenspach im Dreißigjährigen Krieg ist ein mikrohistorisches Drama, das die Schrecken dieses Konflikts in erschütternder Weise verdeutlicht. Die "Verwahrlosung" war kein passiver Prozess, sondern das direkte Ergebnis von Gewalt, Terror und systematischer Zerstörung.
Hier ist eine detaillierte Rekonstruktion der damaligen Ereignisse und ihrer Ursachen:
Die Vorboten des Unglücks (ab 1618)
Der 30 -jährige Krieg erreichte die Schwäbische Alb nicht sofort, aber seine indirekten Auswirkungen waren früh spürbar.
Durchmärsche und Einquartierungen: Auch wenn die großen Schlachten anderswo stattfanden, war der Südwesten Deutschlands ein ständiges Durchzugsgebiet für Truppen. Jeder Durchmarsch bedeutete eine enorme Belastung: Die Soldaten requirierten Nahrung, Vieh und Futtermittel. Die Einwohner von Allenspach, ohnehin schon mit den kargen Böden des Heubergs kämpfend, wurden so systematisch ausgezehrt.
Kontributionen: Die Kriegsparteien pressten den Regionen hohe Geldsummen ("Kontributionen") ab, um ihre Armeen zu finanzieren. Die kleine Gemeinde Allenspach war diesen Forderungen schutzlos ausgeliefert.
Der Höhepunkt des Schreckens (1632-1634)
Die Jahre 1632 bis 1634 markierten den eigentlichen Todesstoß für Allenspach und unzählige andere Dörfer in der Region.
Der Schwedeneinfall (1632): Nach dem Sieg Gustav II. Adolfs in der Schlacht bei Rain (1632) breiteten sich die schwedischen Truppen und ihre protestantischen Verbündeten auch in Oberschwaben und auf der Schwäbischen Alb aus. Der Name "die Schweden" stand im Volksmund bald synonym für alle plündernden Söldner, unabhängig von ihrer tatsächlichen Nationalität.
Gezielte Plünderung: Die isolierte Lage Allenspachs auf der Hochfläche machte es zu einem leichten Ziel. Es gab keine Stadtmauern oder nennenswerte Verteidigungsanlagen. Eine heranrückende Truppe war weithin sichtbar, die Flucht in die Wälder oft die einzige Option.
Brandschatzung: Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Höfe Allenspachs bei einem solchen Überfall niedergebrannt wurden. Dies war eine gängige Taktik, um dem Gegner Ressourcen zu entziehen und die Bevölkerung zu terrorisieren.
Die Pest und der Hunger: Der Krieg brachte die Seuchen.
Verseuchte Truppen: Die durchziehenden Armeen schleppten immer wieder die Pest ein. Die geschwächte und unterernährte Bevölkerung war ihr hilflos ausgeliefert.
Der Teufelskreis: Wer nicht direkt von Soldaten getötet wurde, starb an Seuchen oder verhungerte, weil die Vorräte geraubt und die Felder verwüstet waren. Ohne gesunde Bewohner konnten die Felder nicht bestellt werden, was zu weiteren Hungersnöten führte.
Der "Point of no Return": Die Verwüstung wird dauerhaft
Was folgte, war der eigentliche Prozess der "Verwahrlosung", der sich über Jahre hinzog:
Flucht und Deportation: Die überlebende Bevölkerung floh. Manche suchten Schutz in den Wäldern, andere in den befestigten Nachbarorten wie Böttingen oder Mühlheim. Einige wurden auch von den Söldnern verschleppt, um Lösegeld zu erpressen oder sie als Diener zu behalten.
Keine Rückkehr: Anders als nach einem kurzen Krieg kehrten die Menschen nicht zurück. Es gab nichts, zu dem man zurückkehren konnte: keine intakten Häuser, kein Saatgut, kein Vieh, und die ständige Gefahr neuer Überfälle blieb. Die Felder lagen brach, verwilderten und der Wald begann, die ehemaligen Siedlungsflächen zurückzuerobern.
Demographischer Kollaps: Durch Gewalt, Hunger und Pest war ein Großteil der Bevölkerung ausgelöscht. Familienverbände waren zerrissen. Die soziale Struktur des Dorfes, die über Jahrhunderte gewachsen war, existierte schlicht nicht mehr.
Das Ende des Dorfes und die Transformation zum Hof
Administrativer Status: In Steuer- und Kirchenbüchern wurde Allenspach in den folgenden Jahren und Jahrzehnten als "verödet", "wüst" oder "öde liegend" geführt.
Neue Nutzung: Die Freiherren von Enzberg als Grundherren besaßen nach wie vor das Land. Anstatt das komplette Dorf wieder aufzubauen, was unmöglich schien, konsolidierten sie die verbliebenen, brachliegenden Felder und richteten einen großen Gutshof ein – den Allenspacher Hof.
Wirtschaftlicher Sinn: Diese Art der Bewirtschaftung war für die entvölkerte Landschaft effizienter. Der Hof, oft als Schäferei betrieben, konnte mit wenigen Arbeitskräften große Flächen bewirtschaften. Der Name "Schäferhof" entstand und blieb.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Der Untergang Allenspachs war kein einzelnes Ereignis, sondern eine Kaskade von Schrecken. Die "Verwahrlosung" war das Endstadium eines Prozesses, der mit Plünderungen und Brandschatzung begann, sich durch Seuchen und Hunger fortsetzte und in Flucht, Tod und schließlich dem völligen Erlöschen des dörflichen Lebens endete. Der Allenspacher Hof steht somit als stummer Zeuge für eine Tragödie, die sich in ähnlicher Form in Hunderten von Dörfern Süddeutschlands abspielte.