Finanzplatz Schweiz

Wie können die Schweizer Banken helfen unser Klima zu retten?

Der Finanzplatz Schweiz stellt einen wichtigen Akteur der Schweizer Wertschöpfung und dem damit verbundenen Wohlstand des Landes dar. Mit den Begriffen „Finanzplatz“ oder „Finanzsektor“ sind in erster Linie das Banken- und Versicherungswesen gemeint.

Der Finanzsektor macht rund 10% der Schweizer Wertschöpfung aus und beschäftigt ungefähr 6% der arbeitenden Schweizerinnen und Schweizern (SBVg, 2012). Der Schweizer Finanzplatz ist eine international treibende Kraft des Wirtschaftssystems. Damit hat die Schweiz grossen Einfluss auf verschiedenste Mechanismen des weltweiten Wirtschaftssystems und den damit verbundenen Geldflüssen. Dies bringt der Schweiz einerseits einen grossen Wohlstand und andererseits eine grosse Verantwortung. Investitionen in nachhaltige und/oder nicht nachhaltige Unternehmen kann einen Einfluss auf die Erreichung der Klimaziele des Pariser Abkommens haben.
Seit längerer Zeit sind nicht nur Forschende, sondern auch Regierungen, NGO’s und Investoren zur Einsicht gelangt, dass Investitionen in Unternehmen, welche viel CO2 verursachen ein grosses Risiko darstellen. Diese Einsicht spiegelt sich auch in der aktuellen Diskussion um den Bericht des Bundesrats „Nachhaltigkeit im Finanzsektor Schweiz“.

Der grosse Einfluss und die damit verbundene Verantwortung des Finanzplatzes Schweiz ist aber keinesfalls nur eine Gefahr für das Klima, sondern hat auch Potential und bietet Chancen. Mit dieser Perspektive soll diese Lerneinheit eine zukunftsorientierte Auseinandersetzung mit dem Finanzplatz Schweiz ermöglichen. Die Lernenden setzen sich innerhalb dieser Lerneinheit mit verschiedenen Mechanismen des Bankengeschäfts und dem Wirtschaftskreislauf auseinander. Zudem lernen sie alternative Möglichkeiten kennen, die zu einer nachhaltigeren Gestaltung des Finanzplatzes beitragen könnten. Im Zentrum steht dabei das Nachvollziehen von Zusammenhängen und Wechselwirkungen zwischen den Aktivitäten der Banken und dem Klimawandel.

Die Durchführung der gesamten Lerneinheit umfasst 11-14 Lektionen und richtet sich an Lernende ab der 8.Klasse.

Bezug zum Lehrplan 21

Zyklus 2

Didaktischer Kommentar für Lehrpersonen:

Lernaufgaben: Fokus

  1. Konfrontation & Vorwissen

Dauer: 45 Minuten
Material: Bilder & Zitate

Die Lernenden werden mit zwei Bildern und mehreren Zitaten aus verschiedenen Medienbeiträgen konfrontiert. Diese deuten auf einen Zusammenhang des Finanzplatzes der Schweiz und der Klimaerwärmung hin.

Hinweis: Der Begriff "Finanzplatz" umfasst alle Banken, Versicherungen und die Pensionskasse eines Landes.

Danach werden die Bilder und Zitate miteinander besprochen. Die Lernenden sollen frei heraus erzählen, was ihnen dazu in den Sinn kommt. Anschliessend kann die Lehrperson konkretere Fragen stellen wie:

  • Was zeigen die Bilder? Für/gegen was wird auf dem einen protestiert?

  • Was wollen die Zitate sagen?

  • Was haben die Banken mit dem Klima, bzw. der Klimaerwärmung zu tun?

  • Was ist damit gemeint, dass der Finanzplatz „grüner“ werden solle? Was ist mit „grüner“ gemeint?

Zum Schluss des Gesprächs fasst die Lehrperson noch einmal die wichtigsten Punkte zusammen und schreibt sie auf ein Plakat/Flipchart oder an die Tafel.

Die Lehrperson stellt den Lernenden die Leitfrage vor:

„Wie können die Schweizer Banken helfen unser Klima zu retten?“

Dieser Frage wird im Verlauf der Lerneinheit nachgegangen.

Material:

2. Was tut die Bank?

Dauer: 45 Minuten
Material: Video, Modell „Geldfluss“, Arbeitsblatt SuS

In dieser Sequenz lernen die Lernenden die Funktion einer Bank kennen.

Gemeinsam wird zuerst einmal gesammelt, welche Banken die Lernenden kennen. Dabei sollen die Lernenden auch benennen, warum/von wo sie diese kennen (Eltern, Medien, eigenes Konto usw.).

Anschliessend werden gemeinsam Vorteile und Nachteile eines Bankkontos aufgeschrieben und an der Tafel/Flipchart festgehalten. Konkret:

  • Welche Vorteile hat es, wenn ich mein Taschengeld auf die Bank bringe?

  • Welchen Nachteil hat es, wenn ich mein Taschengeld auf die Bank bringe?

  • Was geschieht mit meinem Taschengeld auf der Bank?

Die letzte Frage führt zum Hauptthema dieser Lernsequenz. Anhand eines Modells („Geldfluss“) zeigt die Lehrperson auf, was die Bank mit dem Geld auf den Konten machen kann. Als Vertiefung und Beispiel wird gemeinsam das kurze Lernvideo „Erklärvideo zum Bankengeschäft – wie funktioniert das Bankgeschäft?“ angeschaut. In Gruppen sprechen die Lernenden über das Video und beantworten einige Verständnisfragen.

Auf einem Arbeitsblatt können die Lernenden in ihrer Gruppe den Geldfluss einzeichnen. Die Ergebnisse werden gemeinsam besprochen.

Lernaufgaben: Wissen

1. Kredit, Aktie, Dividende, Zins? – Begriffe vertiefen

Dauer: 45 Minuten
Material: Arbeitsblatt Portraits

In dieser Sequenz können die Lernenden verschiedene Begriffe vertiefter kennenlernen. Dabei liegt der Fokus vor allem auf den Begriffen „Kredit“, „Aktie“, „Zins“ und „Dividenden“. Dies machen die Lernenden durch die Bearbeitung von drei Fallbeispielen.
Diese drei Fallbeispiele beschreiben drei Personen, die auf verschiedene Weise von der Bank profitieren, bzw. auf sie angewiesen sind.

In Gruppen bearbeiten die Lernenden jeweils eines der Portraits und besprechen es miteinander. Danach werden die Gruppen so gemischt, das Bearbeiter*innen des Portraits A, B und C gemeinsam in einer Gruppe sind. Gegenseitig erklären sie sich den bearbeiteten Inhalt. Zum Schluss halten sie gemeinsam in einigen Sätzen fest, was die drei Begriffe „Aktien“, „Dividenden“ und „Kredit“ bedeuten.

Lara Kurz möchte sich ihren Traum von einem eigenen Café erfüllen. Also geht Lara auf die Bank. Ihre Beraterin erklärt ihr, dass sie sich das nötige Geld von der Bank ausleihen kann. Das ausgeliehene Geld von der Bank nennt man „Kredit“.

Lisa Petrovic ist Geschäftsleiterin einer grossen Firma. Bisher ist das Geschäft gut gelaufen und deshalb möchte die Firma eine neue Geschäftsstelle aufmachen. Um das nötige Geld dafür zu bekommen, beschliesst Lisa Aktien zu verkaufen.

Lukas Graf hat von seiner Grossmutter viel Geld geerbt. Da er schon einige Jahre arbeitet und gut verdient, braucht er das Geld im Moment eigentlich nicht.
Bei einem Gespräch mit seinem Berater von der Bank lernt Luk
as, was Aktien und Dividenden sind.

Material:

2. Investitionen in nachhaltige Unternehmen?

Dauer: 2 Lektionen
Material: 3-Dimensionen-Modell, Steckbriefe Unternehmen

  1. Teil:

Die Lehrperson stellt den Lernenden die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit vor. Es ist nicht das Ziel diese im Detail zu bearbeiten, sondern sie in der folgenden Übung als eine Art Richtschnur zu nutzen. Zu jeder Dimension werden gemeinsam Beispiele im Hinblick auf die Führung eines Unternehmens gesammelt. Als Anregung:

  • Soziale Dimension: Unternehmen als Arbeitgeber, Ferientage, Lohn bei Krankheit, gute Arbeitszeiten usw.

  • Ökologische Dimension: verwendet keine fossilen Ressourcen, umweltschonende Produktion, spendet an Greenpeace usw.

  • Wirtschaftliche Dimension: Verhältnis Kosten/Einnahmen ist stimmig, Arbeitsplätze usw.

Als Hilfe dient dazu das 3-Dimensionen-Modell (vgl. Material). Neben diesem Modell ist zu allen drei Dimensionen der Nachhaltigkeit eine Leitfrage formuliert. Diese fungiert im zweiten Teil dieser Lernsequenz als Kriterium, um den Grad der Nachhaltigkeit eines (imaginäre) Unternehmen einzuschätzen.

  1. Teil

Die Lernenden teilen sich in Gruppen auf und erhalten pro Gruppe 2-3 Steckbriefe in Form eines Werbeplakats von (imaginären) Unternehmen. Auf der Rückseite befinden sich verschiedene Zitate aus (imaginären) Medienberichten über das beschriebene Unternehmen. So können die Lernenden die Selbst- und Fremddarstellung des Unternehmens gemeinsam vergleichen und hinsichtlich der Leitfragen diskutieren.

Auf einem Arbeitsblatt zeichnen die Lernenden den Grad der Nachhaltigkeit ihrer Einschätzung zufolge in einer Skala zu jeder Dimension ein. Zum Schluss werden die Einschätzungen aller Gruppen zusammengetragen und an der Wandtafel/Whiteboard dargestellt und gemeinsam besprochen.

Alternative: Anstelle der drei imaginären Unternehmen könnten die Lernenden auch zu realen, ihnen bekannten Unternehmen recherchieren. Dies bedarf aber einer guten Strukturierung und Anleitung durch die Lehrperson.

3. Nachhaltige vs. Normale Bank?

Dauer: 1 Lektion

Material: Video

In dieser Lernsequenz können die Lernenden ein Bankmodell kennenlernen, welches mit den Ansprüchen einer nachhaltigen Investitionskultur einhergehen würde. Im Video „Nachhaltige Bank“ werden diese im Vergleich zu herkömmlichen Banken vorgestellt.

Das Video wird gemeinsam angeschaut und anschliessend besprochen. Dabei können folgende Fragen das Gespräch bereichern:

  • Was ist genau der Unterschied zwischen einer normalen und einer nachhaltigen Bank?

  • Was denkt ihr, gibt es viele nachhaltige Banken?

  • Warum haben nicht alle Leute ihr Geld auf einer nachhaltigen Bank?

  • Wenn der Finanzplatz Schweiz/die Schweizer Banken nun „grüner“ werden sollen, braucht es dann die nachhaltigen Banken gar nicht mehr?

Lernaufgaben: Transfer

1. Wir investieren! – Planspiel

Dauer: 2-4 Lektionen

Material: Spielmaterial „Spielleitung“, „Unternehmen“, „Banken“

Innerhalb eines Planspiels können die Lernenden eigene Erfahrungen sammeln, in dem sie Investitionen in verschiedene Unternehmen tätigen. Während mehrerer Runden, in denen die Lernenden als Bank investieren können, passieren Ereignisse, die sich auf das Geschäft der Banken und auf die Unternehmen, in die sie investieren auswirken.

Die Klasse wird in folgende Gruppen eingeteilt:

  • 3 Gruppen à 2 Lernenden, welche die drei Unternehmen darstellen

  • 4 Gruppen (restliche Lernende aufgeteilt) verkörpern zwei kleine und zwei grosse Banken. Jedes Bankenteam teilt sich selbst noch auf in Investitionsverantwortliche und Kreditverantwortliche.

Zum Schluss wird eine Bilanz gezogen und reflektiert: welche Unternehmen und welche Banken haben noch wie viel Kapital? Welches Vorgehen haben wir gewählt? Wie habt ihr die Konsequenzen der Ereignisse erlebt? Usw.

Das Spielmaterial beinhaltet eine genaue Erklärung des Spiels und dessen Ablauf (Spielablauf), Teambeschreibungen und Materialien der verschiedenen Gruppen, Hilfsmaterialien für die Spielleitung und einer Vorlage für Spielgeld.

2. Beurteilungsvorschlag

Dauer: 1-2 Lektionen

Material: Beurteilungsvorschlag

Zu Beginn der abschliessenden Lernsequenz wird die Leitfrage noch einmal aufgegriffen.

Wie können die Schweizer Banken helfen unser Klima zu retten?

Anschliessend erhalten die Lernenden den Auftrag schriftlich drei Fragen zu beantworten:

Stell dir vor, du arbeitest bei der Bank in einem Team, das Geld investieren kann. Eine ganze Million Franken könnt ihr im Namen der Bank investieren! Dieses Geld möchtest du in ein Unternehmen investieren.

  1. Was wäre das für ein Unternehmen?

  2. Was wäre dir an diesem Unternehmen besonders wichtig und warum?

  3. Wie könnte deine Investition dem Klima helfen?