Was passiert?

Allgemeiner Artenrückgang

Durch die unter "Gründe für den Artenrückgang" vorgestellten Ursachen gehen in Bayern ganze Artengesellschaften immer mehr verloren. Eine Verschlechterung der Lebensraumqualität führt zum Abwandern oder Absterben von Tieren und Pflanzen. Ist einmal die Pflanzengesellschaft gestört finden auch viele auf einzelne Arten spezialisierte Tiere keine Überlebenschance mehr.

Die am stärksten bedrohte Klasse sind die Amphibien, die einen sehr wichtigen Teil der Nahrungskette darstellen. Ein weiteres, im Interesse der Öffentlichkeit stehendes "Sterben" ereignet sich momentan bei Insekten, die einen Großteil der Biomasse ausmachen. Diese beiden Artenrückgänge sollen im Folgenden noch genauer beleuchtet werden:

Insektensterben

Durch Biotopverluste bei Pflanzen aufgrund erhöhten Stickstoffgehalts und den damit einhergehenden Verlust von artenreichen und für Insekten bedeutenden Magerwiesen, durch Zerstückelung der Landschaft und Pestizideinsatz nimmt die Artenzahl der Insekten ab. Aber auch die Einschleppung von Parasiten kann für einen Insektenschwund sorgen.

So konnte beispielsweise der Entomologische Verein Krefeld zwischen 1989 und 2014 einen Rückgang der Biomasse von fliegenden Insekten an 63 verschiedenen Standorten in Naturschutzgebieten in Deutschland um über 75 Prozent verzeichnen.

Ein anderes Beispiel ist das sogenannte Bienensterben. Gründe hierfür sind v.a. die Varroamilbe, welche erstmals 1977 in Deutschland gefunden wurde, und natürlich der Einsatz von Insektiziden.

Amphibiensterben

Amphibien - Frösche, Kröten, Molche, Salamander und Wühlen - konnten innerhalb von mehr als 300 Millionen Jahren eine Artenvielfalt von über 7000 heut noch lebenden Arten hervorbringen. Allerdings verzeichnen Amphibienbestände weltweit in den letzten zwei Jahrzehnten drastische Bestandseinbrüche oder sterben sogar aus. Daher stellen Amphibien die aktuell am stärksten bedrohte Tierklasse dar. Über 32% aller Amphibienarten sind in ihrem Fortbestand bedroht. Wir müssen uns bewusst machen, dass Amphibien eine wichtige Rolle in unserem Ökosystem als Schädlingsvertilger aber auch als Nahrung für andere Tierarten darstellen. Die Gründe für den Rückgang sind sehr vielfältig und Amphibien reagieren aufgrund ihrer dünnen Haut, die sie zur Atmung benötigen, sehr sensibel auf Umweltgifte. Aus diesem Grund kann man sie auch als wichtige Indikatoren für den Zustand unserer Umwelt heranziehen.


Durch Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft aber auch durch ätzende Düngemittel und das Aufkalken von Wäldern kommt es oft zu unbemerkten Massensterben. Die wenigen Individuen, die diese Praktiken überleben, entwickeln oft Missbildungen. Kommen Amphibien mit geringsten Mengen dieser Chemikalien oder auch Weichmachern in Kontakt, entwickeln sie Reproduktionsstörungen, d.h. sie können keine gesunden Nachkommen hervorbringen. In den intensiv genutzten Agrarlandschaften sterben meist über 80% der Larven (Kaulquappenstadium) hierdurch ab. Überleben sie dennoch diese gefährliche Lebensphase, werden sie oft während ihrer Laichwanderung auf Straßen tödlich verletzt. Aufgrund ihrer dünnen, sensiblen Haut erleiden selbst Amphibien am Straßenrand durch die hohen Druckwellen vorbeifahrender Fahrzeuge tödliche innere Organeinblutungen. Das Errichten von Amphibienschutzzäunen bleibt daher wenigstens eine hilfreiche Schutzmaßnahme.

Eine weitere Hauptursache für das Amphibiensterben ist die Zerstörung ihrer Laichgewässer. Gerade in Deutschland wurden nahezu alle natürlichen Auengebiete eingedeicht und trocken gelegt. Unsere Amphibien sind daher auf anthropogene Sekundärlebensräume (Weiher, künstliche Teiche, ...) angewiesen. Gerade die auf temporäre Gewässer (Pfützen, Tümpel, wasserführende Fahrspuren) spezialisierten Arten, wie z.B. die Gelbbauchunke, Kreuz- und Wechselkröte, werden dadurch in Deutschland an den Rand des Aussterbens gebracht. Die wenigen Restpopulationen können oft nur noch mit aufwändigen Schutzmaßnahmen erhalten werden. Diese Arten verlieren zusätzlich durch die Klimaerwärmung geeignete Laichgewässer, die nun zu früh austrocknen.

In den letzten Jahren sind selbst in Schutzgebieten die Bestände zurückgegangen oder sogar ausgestorben. Dies liegt an einer Pilzerkrankung (Chytridiomykose), die weltweit durch den Menschen verbreitet wird und dabei sogar ganze Arten ausrottet. Die Pilzhyphen durchwachsen die empfindliche Haut, was zu einem Ersticken der Tiere führt. Besonders drastisch wirkt sich diese Krankheit in den Tropen (vor allem Mittel- und Südamerika und Australien) aus, wo das komplette Aussterben von über 80 Arten hierauf zurückgeführt wird. Dies entspricht viermal so vielen Arten wie in ganz Deutschland vorkommen. Auch in Europa werden die Bestandseinbrüche bei Geburtshelferkröten auf diesen gefährlichen Pilz zurückgeführt.

Neuerdings gefährdet eine ähnliche Pilzerkrankung (Bsal) die Bestände unserer Molche und Salamander. Bereits in weiten Landstrichen Nord-West-Deutschlands sind keine Feuersalamander mehr zu finden. Es bleibt zu hoffen, dass diese Krankheit nicht so schnell unsere Bayerischen Bestände erreicht.


weiterführende Links:

Verbreitung des Chytrid-Pilzes

Landesverband für Amphibien- und Reptilienschutz