Gründe für den Rückgang

Massentierhaltung

Die immer größere Nachfrage nach billigen, tierischen Produkten und die zunehmende Industrialisierung der Landwirtschaft führen dazu, dass Viehbetriebe immer größer werden. Die heutigen Ställe beherbergen oftmals viele tausend Tiere auf engstem Raum, um möglichst kostengünstig viel produzieren zu können. Dabei wird nicht nur das Tierwohl auf ein Minimum reduziert, sondern es kommt auch zu massiven Gefahren für unsere Biodiversität.


Hier sind zweierlei Aspekte zu berücksichtigen:

  • Zum Einen werden sehr große Mengen an Futtermittel benötigt, die meist unter Einsatz von Pestiziden und künstlichen Düngemitteln angebaut werden (siehe hierzu auch "Intensivierung der Landwirtschaft"). Außerdem wird vor allem Soja als wichtiges Futtermittel aus tropischen Ländern importiert, was dort die Brandrodung von besonders artenreichen Regenwäldern zur Folge hat. In diesen Entwicklungs- oder Schwellenländern gelten meist noch geringere Standards bzgl. des Einsatzes von Agrochemie, so dass oft besonders gefährliche Pestizide zum Einsatz kommen. Ist der Boden nach wenigen Jahren in diesen Ländern ausgelaugt, müssen weitere Regenwälder dem Ackerbau weichen. Somit trägt der Käufer konventioneller Fleischprodukte zum direkten Verschwinden von Regenwäldern bei. Zusätzlich werden in Schweine- und Geflügelmastbetrieben gerne auch Fischmehl und Fischöl verfüttert, was die Überfischung der Meere und somit den dortigen Artenschwund verstärkt.
  • Zum Anderen fallen in der Massentierhaltung tierische Ausscheidungsprodukte, also z. B. Gülle, in großen Mengen an. Diese ist häufig kontaminiert mit multiresistenten Keimen und Resten von Medikamenten, wie z. B. Antibiotika. Wird nun die Gülle zur Düngung auf die Felder und Wiesen ausgebracht, belasten diese Rückstände unsere Natur und vor allen Dingen angrenzende Gewässer. Die größte Gefahr der Gülle ist aber der besonders hohe Nährstoffgehalt (Nitrat), der zur Eutrophierung (Überdüngung) unserer Landschaft führt. Überdüngte Gewässer wachsen oft mit Algen zu. Ihr Sauerstoffmangel führt zum Absterben der meisten Arten. Überdüngte Wiesen werden oft von einigen wenigen, häufigen Arten komplett überwuchert, so dass konkurrenzschwächere Arten verdrängt werden. Das gesamte Ökosystem wird hierdurch aus seinem Gleichgewicht gebracht.


Trockenlegung von Feuchtgebieten


Feuchtgebiete zählen zu den artenreichsten Lebensräumen überhaupt. Zu den bedeutendsten Feuchtgebietstypen gehören Hartholz- und Weichholzaue (periodisch überschwemmte Laubwälder), aber auch Hoch- und Niedermoore und Streuwiesen. Durch im Jahresverlauf schwankende Wasserstände stehen viele temporäre Gewässer, die von vielen Tierarten zur Reproduktion genutzt werden, zur Verfügung. Diese hochdynamischen Lebensräume bieten eine Vielzahl sich schnell verändernder Habitate (siehe hierzu "Artenreiche Lebensräume").

Durch großflächige Trockenlegungen und Wasserstandsregulierungen zählen ihre Bewohner zu den am stärksten bedrohten Arten Bayerns.

Da Menschen diese fruchtbaren Regionen schon früh für den Ackerbau nutzbar machen wollten, wurden nahezu alle deutschen Moorgebiete mit großen Grabensystemen entwässert. Außerdem wird dort Torf abgebaut, was zu großflächiger Zerstörung des Lebensraumes führt. Da Torf, solange er unter Wasser steht, unvorstellbare Mengen an Kohlenstoff speichern kann, dieser aber in Form von CO2 nach der Entwässerung frei wird, treibt die Zerstörung den Klimawandel zusätzlich voran.

Da die Torfschicht, die aus abgestorbenen Torfmoos besteht, nur circa 1 mm pro Jahr wächst, brauchen diese Gebiete Jahrhunderte, um sich zu regenerieren.


Nachdem viele hochspezialisierte Arten, wie z.B. fleischfressende Pflanzen (Sonnentau oder Fettblatt), Moorenziane oder Moororchideen nicht auf andere Lebensräume ausweichen können, sind diese heute zum Großteil vom Aussterben bedroht.

Auch die mitteleuropäischen Auenwälder sind bis auf winzige Restgebiete in Österreich und Polen zusammengeschrumpft.

Durch die Begradigung und Verbauung unserer Flüsse werden die umliegenden Auen nicht mehr periodisch überschwemmt, die Dynamik geht verloren und der Lebensraum wird von ungefährdeten, konkurrenzstarken Arten erobert.

Durch anthropogene Beeinflussung des Grundwasserspiegels trocknen viele Gewässer für Tiere zu früh aus und gefährdete, auf feuchte Standorte angewiesene Pflanzenarten vertrocknen oder werden verdrängt.

Streuwiesen sind wechselfeuchte, magere und blütenreiche Standorte, die sich durch extensive und naturverträgliche Bewirtschaftung entwickeln konnten. Diese sind besonders wichtig für Bodenbrüter wie Limikolen oder das Braunkehlchen. Außerdem liegen hier Schwerpunktvorkommen vieler gefährdeter Pflanzenarten, wie Schachbrettblumen, Schwertlilie, Trollblume, Prachtnelke und Orchideen. Diese bieten auch einen wichtigen Lebensraum für viele seltene Insektenarten (Scheckenfalter, Helm-Azurjungfer oder Sumpfschrecke).

Intakte Streuwiesen weisen oft leichte Überschwemmungen im Frühling auf und bieten daher für durchziehende Wasservögel und Amphibien optimale Bedingungen zur Futtersuche oder als Laichplatz. Auch hier wurde der Wasserhaushalt durch Entwässerung zerstört, außerdem sind diese Lebensräume besonders von Intensivierung der Landwirtschaft durch Aufdüngung bedroht, da sich die seltenen, konkurrenzschwachen Arten nicht mehr gegen Schilfrohr und Brennnessel behaupten können.


Intensivierung der Landwirtschaft

Die Intensivierung der Landwirtschaft stellt in Deutschland die Hauptursache für den Rückgang der Biodiversität dar.

Vor einigen Jahrzehnten war die Bayerische Landwirtschaft noch von extensivem Anbau und Weideviehhaltung geprägt. Durch die EU-Agrarsubventionierungen werden allerdings vor allem Betriebe, die intensiven, umweltschädlicheren und ertragreicheren Anbau praktizieren finanziell belohnt. Außerdem haben unsere Landwirte mit einem starken Preisdruck durch Produkte, die im Rahmen der Globalisierung aus Ländern, in denen billiger produziert wird, zu kämpfen. Dadurch rentieren sich traditionelle, kleinräumigere Anbaumethoden wirtschaftlich nicht mehr und die Landwirtschaft entwickelt sich immer mehr zur Agrarindustrie.

Im Rahmen der Flurbereinigung entstanden großflächige Monokulturen und die biologisch wertvollen Ackerränder und Raine wurden beseitigt. Diese neu entstandenen Monokulturen sind wesentlich schädlingsanfälliger wodurch immer mehr Pestizide genutzt werden. Gerade in den letzten Jahren hat sich der Herbizideinsatz auf Grund neuer Sortenzüchtungen zur Ertragssteigerung vervielfacht. Die mehrmalige Herbizidanwendung führt zum direkten Abtöten von ganzen, auf Äcker spezialisierten Pflanzengesellschaften. Diese Ackerwildkräuter wie zum Beispiel Kornblume, Kornrade, Ackerwachtelweizen, Ackerschwarzkümmel (Hintergrundbild), Strahlendolde oder Sommeradonisröschen sind heutzutage in unserer Agrarlandschaft weitgehend ausgerottet. Viele einheimische Insektenarten, wie die Malvenlanghornbiene oder Mohnbiene sind in Teilen ihrer Entwicklung auf das Vorkommen der Ackerwildkräuter spezialisiert und angewiesen, was zum zwangsläufigen Verschwinden dieser Arten beigetragen hat. Nur wenige der über 500 einheimischen Wildbienenarten können auf andere Pflanzenarten ausweichen.

Insekten werden aber auch direkt durch den Einsatz von Insektiziden abgetötet. Dies trifft nicht nur Schadinsekten (Kartoffelkäfer, Maiswurzelbohrer) sonder tötet auch eine breite Palette einheimischer Wirbelloser. Besonders problematisch sind Insektizide aus der Gruppe der Neonicotinoide und Pyrethroide, deren langfristige Giftwirkung viele Wirbellose aber auch Wirbeltiere abtötet oder starkt schädigt. Da viele Pestizide sich zusätzlich in der Nahrungskette anreichern, werden auch in der Folge Greifvögel und Raubsäuger langfristig geschädigt.

Duch den starken Pestizideinsatz kommt es immer wieder zu Kontaminationen von Gewässern, Grundwasser und weitgehend natürlichen, in Ackernähe liegenden Lebensräumen. Diese Verwehungen oder Einschwemmungen der Gifte schädigen ganze Ökosysteme nachhaltig. Besonders die Gewässerfauna (Fische, Amphibien und Wirbellose) reagiert sehr sensibel auf die dauerhafte Belastung ihres Lebensraumes.

Im Rahmen der landwirtschaftlichen Intensivierung kommt es in einigen Regionen (Nürnberger Knoblauchsland) zu verstärktem Gewächshausbau oder Abdeckung mit Folientunneln. Diese Flächen stehen bodenbrütenden Vögeln nicht mehr als Brutplatz zur Verfügung, die Nahrungssuche wird für viele Tiere deutlich erschwert. Dies wirkt sich besonders gravierend aus, da durch den Einsatz von Insektiziden das Nahrungsangebot für auf Insekten angewiesene Tiere deutlich eingeschränkt ist. Somit benötigen viele Tiere größere Reviere zur Futtersuche, was den natürlichen Populationsdruck verstärkt. Durch veränderte Agrarsubventionen nimmt die Fläche des Maisanbaus für Biogasanlagen massiv zu. Der Maisanbau bringt mehrere Probleme für unsere Natur mit sich. Mais wird erst im Mai gesät, wodurch die Flächen lange brach liegen. In dieser Zeit kommt es zur Erosion, Pestizide und Düngemittel können ungehindert in Gewässer und Grundwasser geschwemmt werden. Maismonokulturen benötigen in der Keimphase besonders hohen Herbizideinsatz, später werden sie mehrmals mit Insektiziden und Fungiziden behandelt. Die brachliegenden Felder ziehen im Frühjahr Bodenbrüter wie Feldlerche und Kiebitz an. Wenn deren Brutzeit ihren Höhepunkt erreicht, werden die Felder für die Ansaat umgebrochen und es kommt zur direkten Zerstörung der Nester. Trotz der Ersatzgelege können nur wenige Paare ihre Kücken erfolgreich großziehen.

Auch ein häufigerer Fruchtwechsel, der mit einem intensiveren Bearbeiten der Flächen einhergeht, verringert die Chancen einer erfolgreichen Brut.


Auch der verstärkte Düngemitteleinsatz gefährdet unsere Umwelt immens. Die anorganischen Düngemittel stellen einerseits eine direkte Gefahr für Tiere dar, da sie deren Haut oder innere Organe verätzen können. Andererseits wird ein Großteil der Stickstoffverbindungen in das Grundwasser oder auf umliegende Flächen und Gewässer unbewusst verbreitet. In Gewässern führt Überdüngung zur Sauerstoffzehrung und somit zum Umkippen. Der Sauerstoffmangel bedingt ein Absterben der meisten dort lebenden Organismen, nur Algen und Bakterien können sich in solchen Gewässern massenhaft ausbreiten. Diese Keime können neben der Umwelt auch uns Menschen gefährden. Tierarten, die auf besonders sauerstoffreiches und nährstoffarmes (oligotrophes) Wasser angewiesen sind, sterben bei geringsten Düngerkontaminationen ab. So sind z.B. die Bestände, der früher weit verbreiteten Flussperl- und Bachmuschel akut vom Aussterben bedroht. Die Intensivierung unserer Landwirtschaft beschränkt sich leider nicht nur auf Ackerflächen. Ein Großteil der Wiesen wird heute auch mehrmals im Jahr gemäht, da auch hier ein starker Düngemittel und teilweise sogar Herbizideinsatz erfolgt. Früher konnten sich durch die fehlende Düngung und die einmalige Mahd sehr artenreiche Magerwiesen etablieren. Gerade Magerwiesen zeichnen sich durch eine hohe Vielfalt von niedrigwüchsigen Blütenpflanzen (heimische Orchideen, Nelkenarten, Sonnenröschen, Feldthymian etc. ) und in der Folge einer hohen Dichte von Insekten (Schecken- und Dickkopffalter, Bläulinge, Sandbienen, Heuschrecken), Reptilien (Zauneidechse, Schlingnatter, Smaragdeidechsen) und seltener Vögel (Steinschmetzer und Haubenlerche) aus.

Durch die Stickstoffanreicherung wird die niedrigwüchsige Flora verdrängt und überwuchert, durch zu häufige Mahd wird die Samenbildung und weitere Verbreitung verhindert. In unserer heutigen Kulturlandschaft sind Magerwiesen inzwischen eine Seltenheit und oft nur noch kleinräumig in Steilhanglagen zu finden. Die meisten Wiesen sind in Fettwiesen umgewandelt, hier leben nur noch einige Allerweltsarten wie Sauerampfer, Brennessel und Gräser.

Diese Entwicklung trägt dazu bei, dass der Artenreichtum der Magerwiesen großflächig verschwindet, aber auch von Natur aus nährtsoffreichere Feucht- und Streuwiesen durch die intensivere Mahd geschädigt werden. Hier sind vor allem Arten wie Kuckuckslichtnelken, Knabenkräuter, Trollblume und Seggen, aber auch Bodenbrüter wie großer Brachvogel, Rotschenkel und weitere Limikolen betroffen.

Während der Düngerherstellung und Ausbringung werden Nährstoffe oft weit verfrachtet, so dass selbst geschützte Magerwiesen nur noch durch aufwändige Pflege erhalten werden können. Was oft außer Acht gelassen wird ist, dass auch das Abregnen von Sickoxiden aus Autoabgasen eine Düngewirkung und somit Gefährdung für Magerstandorte mit sich bringt.

Ein Umdenken in der Landwirtschaft wäre daher dringend geboten. Dies ist maßgeblich von der Entscheidung der Konsumenten zwischen biologischen und konventionellen Produkten abhängig. (siehe hierzu: was kann ich tun - richtig Einkaufen)


Einschleppen invasiver Arten (Neobiota)


Ein weiterer Faktor, der unsere Biodiversität gefährdet, ist das Einschleppen nicht einheimischer Arten. Jeder Lebensraumtyp hat eine für ihn charakteristische Artenzusammensetzung, die ein gut eingespieltes Ökosystem bildet. In den letzten Jahren wurden einerseits bewusst nicht einheimische Arten vom Menschen angesiedelt (Regenbogenforelle, Douglasien, Robinien ...) oder unbewusst eingeschleppt (Varroa-Milbe, Krebspest, Dreikantmuschel ...). Diese invasiven Arten haben bei uns keine Feinde und können sich somit schnell und unkontrolliert ausbreiten. Sie bringen das Ökosystem also leicht aus dem Gleichgewicht und können dabei einheimische Arten verdrängen.

Besonders problematisch sind eingeschleppte Krankheiten, da die einheimischen Arten keine Resistenzen oder Abwehrmechanismen besitzen.

So wurden z.B. aus fischereiwirtschaftlichen Gründen nordamerikanische Signalkrebse in unseren Bächen angesiedelt. Diese Flusskrebse bringen höhere fischereiwirtschaftliche Erträge, stellen aber eine starke Konkurrenz zu einheimischen Edel- und Steinkrebsen dar. Dabei wurde unbewusst auch noch die Krankheit Krebspest eingeschleppt, die innerhalb weniger Jahre unsere heimischen Flusskrebsarten an den Rand der Ausrottung brachte.

Es gibt unzählige weitere Tierarten, die unsere einheimische Flora und Fauna verdrängen.

Ein weiteres typisches Beispiel eines Neozoon (so nennt man diese eingeschleppten Tierarten) ist der nordamerikanische Waschbär. Aus einigen wenigen Individuen aus einer Pelzfarm konnte er sich massenhaft über ganz Europa ausbreiten und bedroht die Bestände vieler kleiner Wirbeltiere.

Ein klassisches Beispiel für eine invasive Pflanze (Neophyt) stellt die Robinie dar. Aus forstwirtschaftlichen Gründen wurde sie ebenfalls ursprünglich aus Nordamerika stammend bei uns eingeführt. Da sie sich schnell über Wurzelrhizome ausbreitet und zudem Luftstickstoff nutzen kann, konnte sie großflächig besonders artenreiche Magerstandorte besiedeln. Durch die Anreicherung von Stickstoff im Wurzelbereich und ihren schnellen und hohen Wuchs kann sie daher konkurrenzschwache Magerwiesenflora wie z.B. Orchideen überwuchern und verdrängen. Somit gefährdet sie ganze Lebensraumtypen. Sie stellt ein eindrucksvolles Beispiel dar, wie durch Eingriff des Menschen in das Ökosystem unkontrollierbare Gefahren für heimische Arten entstehen.


Klimawandel


Der Klimawandel, verursacht durch anthropogenen Kohlendioxid- und Methanausstoß, ist ein viel diskutiertes Problem der heutigen Zeit.

Die negativen Folgen durch Temperaturanstieg kennt man besonders in den Tropen (Wüstenbildung). Aber auch bei uns kann man eine Beeinflussung des Ökosystems beobachten.

Durch den Klimawandel steigen auch bei uns die Temperaturen und es kommt zu ausgeprägterer, sommerlicher Trockenheit. Somit trocknen Kleinstgewässer oft früher als üblich aus. Durch dieses verfrühte Trockenfallen ist oftmals eine erfolgreiche Reproduktion seltener Amphibienarten und Wasserinsekten gefährdet.

Am verheerensten wirkt er sich jedoch auf unsere alpinen Ökosysteme aus. Durch höhere Temperatur wandert die Baumgrenze weiter nach oben. Dies ermöglicht Arten aus häufiger ungefährdeten Ökosystemen ein Vordringen in das Hochgebirge.

Die sowieso nur kleinräumig vorkommenden Alpenmatten verlieren weiteren Lebensraum. In den letzten Jahren verzeichneten durch diesen Lebensraumverlust z.B. Schneehühner, Mauerläufer, Kohlröschen und etliche Enzianarten starke Bestandseinbrüche.

Der Klimawandel gefährdet aber nicht nur Arten sondern verändert auch die Artenzusammensetzung. So konnten mediterrane Arten wie z.B. der Bienenfresser, Wespenspinnen oder der Buchsbaumzünsler von selbst neue Lebensräume besiedeln und ihr Verbreitungsgebiet nach Norden erweitern.



Habitatfragmentierung

Die Habitatfragmentierung ist eine der Hauptursachen für die Abnahme der Biodiversität.

Unter Habitatfragmentierung versteht man die Zerschneidung von Lebensräumen vor allem durch Straßenbau und anderweitige Flächenversiegelungen. Je mehr die Habitate zerkleinert werden, desto stärker kommt es zu einer Isolation verschiedenster Arten.

Dadurch verringert sich die Populationsgröße der dort lebenden Arten zwangsläufig, was schlimmstenfalls auch zu einem lokalen Aussterben der Population führt, da die Mindestgröße des Lebensraumes unterschritten wird, um eine ausreichende Bestandsgröße aufrecht zu erhalten. Die Zerschneidung durch Straßenbau trifft insbesondere Reptilien, Amphibien und Kleinsäuger, da diese oft das Überqueren von Straßen nicht überleben. Dadurch wird die Vernetzung der einzelnen Subpopulationen deutlich erschwert wodurch es zusätzlich zu Innzuchterscheinungen in den fragmentierten Populationen kommen kann.

  • Das ehemalige Metapopulationsnetzwerk (hier gibt es innerhalb eines zusammenhängenden Lebensraumes einige große Quellpopulationen und viele kleine Populationen, die auf Zuwanderung aus den Quellen angewiesen sind) wird hierdurch gestört. Durch die Isolation und Zerschneidung wird sowohl die Zuwanderung als auch die Abwanderung unterbunden. Dadurch sterben kleine Populationen aus und der Genfluss zwischen den Teilpopulationen wird reduziert, was eine langfristige Anpassung an Veränderungen erschwert.

Andererseits werden auf Grund der Zerschneidung neu entstandene Lebensräume von vielen Tierarten nicht mehr erreicht und angenommen, wodurch geeignete Habitate von vielen Arten nicht mehr besiedelt werden können.

Ein weiteres Problem ist, dass gerade größere Säugetierarten und Vogelarten sehr große, zusammenhängende Reviere bzw. Lebensräume besetzen. Die Zerschneidung führt dazu, dass die Tiere selbst in ihrem Kernlebensraum häufiger gestört werden, wodurch z.B. gut geeignete Reviere bzw. Brutplätze aufgegeben werden. Dies liegt v.a. daran, dass viele Tiere größere Abstände zu Bebauung oder Straßen einhalten.

Die Problematik der Habitatfragmentierung betrifft aber auch aquatische Lebensräume. Hier sind besonders Staudämme oder Schleusen an Fließgewässern zu nennen. Viele Fischarten leben in den Unterläufen unserer Flüsse, benötigen aber zum Ablaichen sauerstoffreiche Kiesbänke im Quellbereich bzw. Oberlauf des Flusses. Hierzu legen sie sehr weite Strecken auf ihrer Laichwanderung zurück, um zu den wenigen noch erhaltenen und geeigneten Laichplätzen zu gelangen. Durch die oben genannten Querbauwerke wird ihnen der Weg allerdings versperrt, wodurch keine Reproduktion mehr möglich ist. Dies hat zu signifikanten Bestandseinbrüchen (Huchen, Nasen und Barben) oder zum kompletten Verschwinden (atlantischer Lachs, Meerforelle und Störe) geführt.

Flächenversiegelung


Alleine in Bayern waren mit Stand 2015 bis zu 4200 Quadratkilometer versiegelt. Derzeit kommen pro Tag 13 Hektar Neuversiegelung hinzu.

(Quelle: https://www.lfu.bayern.de/umweltkommunal/flaechenmanagement/versiegelung/index.htm)







Die Flächenversiegelung, also das Bebauen oder Teeren neuer Flächen, wird vor allem durch Straßenbau und das Ausweien neuer Wohn- und Gewerbeflächen verursacht. Dies führt natürlich zur direkten Zerstörung von Lebensräumen, außerdem werden verbleibende Lebensräume zerschnitten und damit isoliert. (Siehe hierzu "Habitatfragmentierung").

Durch weiteres Bebauen wird der Boden zusätzlich verdichtet und auch der Grundwasserspiegel verändert. Dies kann auch negativen Einfluss auf die Habitatqualität im Umfeld haben.