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Zum Konzert in der Lutherkirche Wiesbaden am 5.11.2022 schrieb Manuel Wenda im Wiesbadener Kurier / Wiesbadener Tagblatt:



Von feingliedrig bis überbordend

Sinfonieorchester Arco Musicale gelingt, mit seinem mutigen Programm in der Lutherkirche ein großer Wurf / Stehende Ovationen

Ein prall gefülltes wie mutiges Programm hat das Sinfonieorchester Arco Musicale in der Lutherkirche präsentiert und die zahlreich erschienen Besucher in den Bann gezogen: Giuseppe Verdi und Ludwig van Beethoven bildeten den Rahmen für die Uraufführung eines Werks des Komponisten Friedrich Stockmeier (*1988}.


Arco Musicale wurde 1986 als Streichorchester gegründet, zunächst ohne Dirigenten, bald wurde es zum klassisch­ romantischen Sinfonieorchester; das Repertoire reicht von der Renaissance bis in die Gegenwart. Im Orchester musizieren ambitionierte Laien, an Musikschulen tätige Lehrkräfte. und Musiklehrer an allgemeinbildenden Schulen. Als Dirigent trat in der Lutherkirche Eberhard Schneider in Erscheinung, Stationen als Kapellmeister führen ihn durch Städte in Deutschland; zudem ist er als Komponist tätig.

Kontrast machtvoller Bläser und schimmernder Streicher

Einleitend erklang Giuseppe Verdis Ouvertüre zur Oper ,,Die Macht des Schicksals": Von den ersten Takten an war die Musik im Fluss, machtvolle Bläser brachen sich Bahn; als Kontrast trat ihnen ein hell schimmernder Streicherklang gegenüber. Arco Musicale musizierte unter Eberhard Schneider auf einem beachtlichen Niveau – Verdis Musik wohnte ein feierlicher Duktus voller Schönheit und Dramatik inne; sprudelnd nahm die Interpretation ihren Lauf, die Pauken leiteten das Finale ein.


Schneider bat Friedrich Stockmeier hinzu, um ein paar Worte zur anstehenden Uraufführung zu sagen: Aus zwei Sätzen, so Stockmeier, bestünde „Die Andeutung" für Klavier und Orchester: ,,Die Andeutung" und „Die Andeutung: Der andere Satz" – letzterer erklinge an diesem Abend zuerst, die Reihenfolge sei variabel. Stockmeier betonte, volles Vertrauen in Eberhard Schneider zu setzen, dieser habe bereits eine Uraufführung von ihm dirigiert.


Stockmeier ist künstlerisch breit aufgestellt und wirkt als Komponist, Lyriker und Dramatiker; seine Schöpfungen waren unter anderem bereits am Nationaltheater Mannheim und am Landestheater Nieder-Österreich zu erleben. ,,Die Andeutung" entstand zum Beethoven-Jahr 2020, sie hat einen Bezug zum zweiten Satz aus der zehnten Klaviersonate Beethovens G-Dur, Opus 14 Nr.2. ,,Der andere Satz" wurde in diesem Jahr hinzugefügt und dem Ausgangswerk vorangestellt; als Solistin fungierte die Pianistin Annalisa Orlando.


Den Zuhörern bot sich ein packendes wie mysteriöses Stück: Die Streicher entfalteten kolossalen Schwung und traten in einen Dialog mit dem Klavierspiel Orlandos, mit äußerster Akkuratesse ging die junge Pianistin zu Werke. ,,Der andere Satz" bleibt kryptisch, entzieht sich einer direkten Deutung, dies ist vom Komponisten offenbar gewollt. Arco Musicale brachte ihn dabei mit gewaltiger Energie zu Gehör. „Die Andeutung" wurde in ihrem Bezug zu Beethoven und ihrer rhythmischen Komplexität stringent ausgelotet: Passagenweise gestaltete sie sich tänzerisch-expressiv; Klarheit prägte Orlandos Klavierpart, organisch tönten die Streicher. Konzentriert ließ das Publikum Stockmeiers Stück auf sich wirken – diese Art Neuer Musik mit großem N spricht durch ihre Spannung die Sinne an.


Im zweiten Teil stand schließlich Beethovens Sinfonie Nummer 5 an: Zündend geriet der Einstieg, unter Schneider ließ Arco Musicale ein ausdifferenziertes und überaus transparentes Klangbild entstehen: Die Kraft und die Schönheit dieses monumentalen Werks erschlossen sich in unterschiedlichen Konturen: von feingliedrig bis überbordend. Arco Musicale war ein großer Wurf gelungen – stehende Ovationen.




Zum Konzert in der kING Kultur- und Kongresshalle in Ingelheim am 26. Oktober 2019 schrieb Dietrich Stern in der Allgemeinen Zeitung:

„Arco musicale“ glänzt in der „kING“

Man kann von einem Höhepunkt der Konzertsaison sprechen, für den das Orchester aus dem Rhein-Main-Gebiet in Ingelheim sorgte.

INGELHEIM - Immer mehr entwickelt sich die „kING“ zu einem Ort für spannende, anspruchsvolle klassische Konzerte. Das Orchester „arco musicale“ mit seinen „sinfonischen Highlights der Romantik“ ist so attraktiv, dass es den Saal vollständig füllt. Nach populären Stücken aus der Musik zu „Peer Gynt“ von Edvard Grieg spielt es eine Rarität: ein Doppelkonzert für zwei Klaviere und Orchester von Max Bruch, der hier italienische Eindrücke verarbeitet. Von Norwegen und Italien geht die Reise in die „Neue Welt“ mit Antonin Dvoraks 9. Sinfonie und ihrer mitreißend packenden Dramatik des Klangs.

„Arco musicale“ ist ein Zusammenschluss von ambitionierten Laien und Musiklehrern an Schulen und Musikschulen im Rhein-Main-Gebiet. Auch Ingelheimer Mitglieder sind in ihm vertreten, sodass man gewissermaßen von einem Heimspiel sprechen kann. Die Größe dieses im besten Sinne „Amateur“-Orchesters versetzt einen in Erstaunen. Ausgezeichnete Blech- und Holzbläser erfüllen alle Anforderungen des großen spätromantischen Klangs. Die Streicher sind ebenfalls gut und voll besetzt. Mit Till Drömann haben sie einen jungen Dirigenten, der engagiert die Orchesterkultur pflegt. Spannend baut er die Stücke aus „Peer Gynt“ auf, etwa das langsame Verlöschen in „Ases Tod“ oder den wilden Rausch „In der Halle des Bergkönigs“.

Das selten gehörte Konzert für zwei Klaviere von Max Bruch lohnt mit seiner melodiösen und nachdenklichen Grundstimmung seine Ausgrabung. Mona und Rica Bard sind ein renommiertes Klavierduo und spielen glanzvoll und fein im Dialog. Leichte Wackeleien mögen den nicht ganz einfachen akustischen Bedingungen geschuldet sein. Den großartigen Höhepunkt des Konzerts bildet dann zweifellos die „Sinfonie aus der Neuen Welt“ von Dvorak. Mit einem klaren Konzept steuert Till Drömann den mächtigen Orchesterapparat durch die vielen kleinen Tempowechsel, sodass der überwältigende Einfallsreichtum Dvoraks, seine herrlichen Melodien und Rhythmen, die Verbindung von böhmischer und amerikanischer Volkstümlichkeit auf höchstem musikalischen Niveau hör- und fühlbar werden. Jubelnder, langer Beifall dankt für ein Highlight der Konzertsaison in Ingelheim.