Treffen vom 9/11/14

BRF-Sendung "Glaube und Kirche" auf breiten Füßen gestellt

von links nach rechts:Fina Keifens, Leo Palm, François Palm, Jean Pohlen, Marlene Backes, Bischof Delville, Johann Aachen (+19/4/15), Engelbert Cremer, Karin Küpper

Das vielfältige Leben der Kirche Ostbelgiens widerspiegeln

von Lothar Klinges

Mit der Verabschiedung von Pastor François Palm (Foto) als Sendeleiter der katholischen Sendung "Glaube und Kirche" im Belgischen Rundfunk (BRF) geht ein "Stück Geschichte" zu Ende, sagte Engelbert Cremer am Sonntagabend im Beisein von Bischof Jean-Pierre Delville und Fina Keifens, der neuen bischöflichen Delegierten, in der Bildungsstätte Kloster Montenau.

Pastor François Palm

Fast 15 Jahre lang hat der Walhorner Pastor und ehemalige Bischofsvikar als Nachfolger von Willy Brüll die Sendung geleitet und wurde dabei von Pastor Johann Aachen aus Herbesthal und Pastor Jean Pohlen aus Kelmis und der BRF-Redakteurin Margit Hebertz unterstützt. Das war eine "Wahnsinnsleistung" einiger weniger Priester und Laienchristen, die Sendung über so viele Jahrzehnte hinaus zu gestalten, sagte Marlene Backes, die nunmehr, zusammen mit Jean Pohlen, die Verantwortung für "Glaube und Kirche" im BRF trägt.

Aus einem vor allem rein priesterlichen Redaktionsteam wurde vor drei Jahren ein siebenköpfiges Gremium aus Laienchristen und Priester gebildet, um die Sendung auf eine breitere Basis zu stellen und sie für die Zukunft zu wappnen. Mehr noch: Inzwischen ist der Mitarbeiterstab auf etwa 60 Frauen und Männer gewachsen, die bereit sind, Beiträge zu liefern, damit die Sendung das vielfältige Leben der Kirche in Ostbelgien widerspiegelt. Marlene Backes aus Atzerath, die fortan für die organisatorische Planung der Sendung zuständig ist, freut sich sehr, dass sich auf ihren Aufruf hin, so viele Menschen bereit erklärt haben, aktiv an der Gestaltung der Sendung mitzuwirken.

François Palm, der Ende des Jahres die Leitung aus Altersgründen abgibt, dankte dem neuen Redaktionsteam und den vielen Mitarbeitern, die noch besser als bisher die ganze Wirklichkeit des kirchlichen Lebens in Ostbelgien ausdrücken können, nachdem die Sendung vorher auf den Schultern weniger (pensionierter) Priester lag. Der scheidende Sendeleiter dankte dem Belgischen Rundfunk, der als öffentlich-rechtlicher Sender seit fast fünfeinhalb Jahrzehnten die Sendezeit zur Verfügung stellt und den Mitarbeitern von "Glaube und Kirche" die Möglichkeit gibt, auf die Technik und Techniker des BRF zurückzugreifen.

Es war der 1. Adventssonntag des Jahres 1960, als um 18 Uhr erstmals die Sendung „Glaube und Kirche" auf jener Frequenz ausgestrahlt wurde, über die der damalige BHF von Brüssel aus stundenweise Programme in deutscher Sprache in den Äther schickte. Erster Verantwortlicher der halbstündigen religiösen Sendung wurde der bisherige Direktor des Eupener College Patronné, Joseph Thierron, berichtete Jean Pohlen, geistlicher Leiter der Sendung, in einem geschichtlichen Rückblick am Sonntagabend vor 35 erschienenen Mitarbeitern. Zu den Männern der ersten Stunde gehörten 1960 ferner Hermann Lennertz, Pastor an St. Joseph in Eupen und Präses der Landfrauen und der KLJ, Joseph Bastin, Pastor von Membach, der spätere langjährige Verantwortliche der Sendung, Willy Brüll, damals Pfarrer von Hergenrath und später ebenfalls Diözesaninspektor, sowie der Eupener Physiklehrer Jacques Keil und seine Frau. In den Anfangsjahren schuf Jacques Keil unter anderem die technischen Voraussetzungen für regelmäßige Einspielungen aus Ostbelgien nach Brüssel. Inzwischen wurde die Sendung 2.800 Mal ausgestrahlt, hat Jean Pohlen vorgerechnet. In Zukunft will man in den Beiträgen der Seelsorge in Ostbelgien und im Bistum Lüttich mehr gerecht werden, da man mit den vielen Mitarbeitern jetzt näher am Geschehen ist.

Beim Eintritt in den Versammlungsraum der Bildungsstätte Kloster Montenau am Sonntagabend lag in der Raummitte eine aus Tüchern gelegte große Sonne, die gleichsam der Sendung "Glaube und Kirche" die gute Nachricht des Evangeliums in alle Welt hinaus strahlen will, erklärte Karin Küpper aus Rocherath vom Redaktionsteam. Wie Papst Franziskus unterstreicht, sollen die Christen aus den Kirchen hinausgehen, auf die Fragen und Sehnsüchte der Menschen hören und ihnen das Evangelium so verkünden, dass es sie berührt.

Bischof Jean -Pierre Delville betonte, dass Christen in einem medialen Zeitalter in den Medien Präsenz zeigen sollen. Neben der "expliziten Kommunikation", die den Glauben mit wichtigen Lebensfragen verbinden will, brauche es auch einer "impliziten Kommunikation", d. h. dass es wichtig ist, auf Ereignisse zu reagieren, die Kirchenmauern zu verlassen und in der Welt anwesend zu sein.

Bei der abschließenden Debatte, die von Engelbert Cremer aus Medell moderiert wurde, stellte sich die Frage, nach der Hörerschaft, die angesprochen werden soll und welche Mitarbeiter(innen) die Gestaltung der Sendung mit Leben erfüllen sollen. Junge Menschen und auch Leute außerhalb der Kirchenstruktur sollten verstärkt zu Wort kommen. Bedauert wurde, dass es der Sendung an Aktualität und Lebendigkeit ("mehr Dialog- und weniger Vortragsstil) fehlt. Es sei schwierig in einer Sendung, die wöchentlich ausgestrahlt und vorab aufgezeichnet wird, aktuell auf Ereignisse im eigenen Land und in der Welt zu reagieren. Auf gute Sendebeiträge wurde hingewiesen, wie z. B. auf die Beiträge von Dorothea Schwall, die ihre Schüler/innen zu Wort kommen lässt. Allgemein wurde betont, dass sich die Sendungen nicht nur um rein kirchliche Themen drehen sollen, sondern die Welt und wichtige Lebensthemen wie z. B. die zunehmende Einsamkeit einbeziehen muss. Auch soll der Dialog mit den Nichtgläubigen gesucht werden, "um nicht im eigenen Saft zu schmoren". Der Bischof meinte abschließend, dass die Kirche sich nicht einigeln darf, sondern wie es Papst Franziskus wünscht, den Kontakt mit der Gesellschaft suchen muss.

Mit dem religiösen Programmangebot großer Sender kann „Glaube und Kirche" allerdings nicht konkurrieren, da die personellen und finanziellen Ressourcen ebenso bescheiden sind wie in der Gründerzeit. "Wir alle sind Laien und keine professionellen Journalisten und Moderatoren, und das muss auch nicht sein. Menschen, die authentisch aus ihrer Lebensmitte heraus einen Beitrag aufzeichnen, sind glaubwürdig, und das kann nur gut sein", unterstrich Marlene Backes.