"Was bestimmt mijn Leben"
Update februari 2008:
Bron:Albrecht Schottky en Theo Schoenaker "Was bestimmt mijn Leben".
RDI-Verlag Bocholt
Mehr als 40 Jahre war ich fast täglich zusammen mit erwachsenen Menschen, die stottern. Sie bekamen eine stationäre logopädische individualpsychologische Gruppen-Psychotherapie. So nannte die BfA diese Rehabilitationsmaßnahme. In einer Gruppe waren 20 Patienten.
Anfang der 60er Jahre fand ich begeistert meinen Weg in der Verhaltenstherapie mit großen Erfolgen und fast genau so großen Rückfallenttäuschungen. Die Krise fand ein Ende als ich 1969 Prof. Rudolf Dreikurs und durch ihn die Individualpsychologie kennen lernte. lch war mir bewusst, dass die Arbeit am Lebensstil in der Gruppe nur mangelhaft sein konnte. So empfand ich es wie ein Geschenk vom Himmel als ich 1973 über Dr. W. L. (BiII) Pew MD vom Konzept der vier Prioritäten von Nira Kfir erfuhr. lch besuchte sie in Israel und lernte mehr über ihre Sicht, insbesondere des Avoiders. Pew hat diesen Begriff durch comfort ersetzt und verknüpfte diese und die anderen Prioritäten auch mit positiven Inhalten. Das hat mir gut gefallen. Es half mir, mich für die Pew’sche Richtung zu entscheiden.
(Pew, W. L. (1976): Die Priorität Nummer eins. In: Beiträge zur Individualpsychologie.13. Intern. Kongress, München. Ernst Reinhard Verlag, München, Basel.)
Wie konnte ich nun die Theorie der vier Prioritäten (Pew spricht von Priority number one) in der Gruppentherapie praktisch anwenden? Welche Möglichkeit gibt es, die Priorität zu bestimmen?
- lch entwickelte einen Fragebogen. S. 26 ff.
- lch vermittle die Theorie. Die Patienten können anfangen, Vermutungen über ihre ersten beiden Prioritäten anzustellen.
- Sie beobachten einander während der Gruppenprozesse und in der Freizeit, auch einmal unter dem Blickwinkel der Prioritäten. Sie besprechen ihre Beobachtungen und Schlussfolgerungen. Dadurch entwickelt sich eine spielerische Art des Umganges mit den Ideen der Prioritäten.
- Markante Verhaltensweisen werden in der Gruppe auf ihre Zuordnung zu einer Priorität besprochen.
- Nonverbale Übungen sind sowohl für den Einzelnen als auch für die beobachtenden Patienten am lehrreichsten. Jedes Spiel kann als Weg zur Prioritätendiagnose benutzt werden. Eine Gruppe kann beispielsweise ein Haus bauen mit geringem Material. Eher sind sie selber das Material. Nichts Weiteres ist vorgegeben. Welche Priorität legt sich neben das Haus in die Sonne oder sitzt mit der Katze auf dem Schoß? Wer ist der Wachhund oder der Zaun? Wer der Hausherr oder der Architekt? Wer bringt den Bauarbeitern was zu trinken oder wer kommt mit Blumen in der Hand zu Besuch? Wie sieht der Einzelne selbst seine Wahl im Rahmen des Prioritätenkonzeptes und wie beurteilen die anderen Teilnehmer seine Rolle?
In weiteren nonverbalen Aufgaben, kann jeder neue Verhaltensweisen ausprobieren, die nicht seiner ersten Neigung bzw. seiner Priorität entsprechen und so sein soziales Verhaltensrepertoire erweitern. Dieser Prozess läuft im täglichen Leben weiter.
- Welche Rolle spielen die neurotischen Symptome? Nicht jeder der stottert, tut das in der gleichen Weise. Die Kreativität des Menschen bringt eine bunte Vielfalt hervor. Der Fachmann unterscheidet mehrere Ausdrucksformen der zögernden Attitüde (Adler). In der Wirkung (in der Zielgerichtetheit) der Symptome erkennt man die Priorität.
Die eine Art des Stotterns bewirkt die Hilfsbereitschaft des Zuhörers (Bequemlichkeit), die andere Mitleid und Wohlwollen (Gefallenwollen), die nächste Distanz (Kontrolle) und die vierte Bewunderung oder Aufwertung der Leistung (Überlegenheit). lch habe diese zu unterscheidenden Symptome in Verbindung mit den Prioritäten in dem Buch "Ja.... aber!” beschrieben. Sie helfen auch andere neurotische Symptome auf lhr Ziel hin zu erkennen.
- Wann verschwinden die Symptome einer psychosomatischen Kommunikationsstörung, (Eberhard Kruse: “Stottern als Modell für Psychosomatik” in: Schoenaker: "Ja..., aber!”. ) wie sie das Stottern darstellt? Antwort: Wenn die Bedingungen der Priorität erfüllt sind. “Fühl ich mich angenommen, dann brauche ich nicht zu stottern” sagt der Mensch mit der Priorität Gefallenwollen. “Bin ich in einer überlegenen Position beispielsweise auf der Kanzel - dann brauche ich keine Symptome” sagt der Mensch mit der Priorität Überlegenheit. Ein Patient konnte in einem Rollenspiel nicht Symptomfrei mit seiner Mutter sprechen. Als er sich auf einen Stuhl stellte und sich seine Mutter “unten” vorstellte, sprach er voller Überzeugung ohne Symptom. Sinngemäß ist es bei den anderen Prioritäten auch so.
- Wann treten die Symptome auf, oder unter welchen Bedingungen verstärken sie sich? Antwort: Wenn der Patient sich in seiner Sackgasse wähnt. Der Mensch mit der Priorität Gefallenwollen sagt: “Ich fühle mich unwohl, nicht zugehörig, ängstlich, wenn ich nur ahne, dass man mich ablehnen könnte. Dann kann ich nicht normal sprechen”. Das Symptom hat das Ziel, die Bedingungen der Priorität wiederherzustellen oder wenigstens den Zustand der Ablehnung aufzulösen. So ist es auch bei den anderen Prioritäten. Wir sehen Menschen, die in der sachlichdistanzierten Beziehung am Arbeitsplatz mit ihren Kollegen gut sprechen können. In der partnerschaftlichen “Beziehung-der-Nähe” zu Hause, entwickeln sie aber mehr Symptome. Wie soll man sich das erklären? Das Wissen um die Priorität Kontrolle löst das Problem.
Die durch oben erwähnten Zugänge gewonnenen Erkenntnisse bestätigen sich im täglichen Leben. Oder auch nicht. Aber auch das führt im Sinne der Selbsterkenntnis weiter. Die vielen positiven Aspekte jeder Priorität erleichtern dem Patienten, sich zu bejahen auch in der Rolle des Schöpfers seiner Symptome. Da er aber erfährt, dass er durch seine Priorität nicht festgelegt ist, wird er sie auch nicht als Stigma erleben. Hier ein Appel an Berater und Therapeuten, nicht zu stigmatisierenden Wortschöpfungen wie Überlegenheitstyp oder Controller zu greifen.
In den ersten Jahren war die Entdeckungarbeit mit den Prioritäten von großer Begeisterung getragen. Die Entwicklungen der Encounter-Gruppen, die wir bereichern konnten mit dem Prioritäten-Konzept, gaben uns eine Dynamik, die große Veränderungen möglich zu machen schien. Gerade in der Zeit hatte ich das Glück, Dr. med. Albrecht Schottky zu begegnen. Es entwickelte sich bald eine vertrauensvolle und lehrreiche Zusammenarbeit, die dann zu der Fertigstellung dieses Buches führte. Der RDI-Verlag hat diese 12. Auflage aktualisiert und erweitert für die, die schon mit diesem Konzept arbeiten, oder ihre Arbeit in Zukunft damit bereichern werden. lch bin dankbar für die solide freundschaftliche Beziehung zu Albrecht Schottky über so viele Jahre und für die immerwährende Bereitschaft, Hilfe und Unterstützung zu geben, wo sie auch nur andeutungsweise gefragt war.
Februar 2008
Theo Schoenaker [Link]
Theo Schoenaker gründete 1972 das erste Rudolf-Dreikurs-Institut in Europa und leitete es über 25 Jahre erfolgreich. Es wurde dann umbennant in Adler-Dreikurs-Institut für soziale Gleichwertigkeit das seit Januar 2005 in Bad-Gandersheim von Regula Hagenhoff geleitet wird. Sie setzt mit ihrer Arbeit die Adler / Dreikurs / Schoenaker-Schule fort. Theo Schoenaker lebt seit 2005 in Bocholt am Niederrhein.
Theo Schoenaker (1932) heeft als logopedist en individualpsychologisch counselor ruim 40 jaar met groepen mensen gewerkt aan persoonlijke groei, relaties en opvoeding.
In 1970 verhuisde Theo en zijn vrouw Antonia Schoenaker (1930 - 1994) naar Duitsland en richtten in 1972 in Sinntal-Züntersbach het ‘Adler-Dreikurs-Insititut’ en de ‘Akademie für Individualpsychologie’ op.
Tot 2004 leidde Theo Schoenaker en zijn vrouw Julitta deze instituten.
Thans wonen zij in Bocholt-Barlo, en beheren zij de uitgeverij RDI-Verlag.
Theo Schoenaker denkt, werkt en schrijft vanuit de ideeën van de Individualpsychologie van Alfred Adler, en diens leerling: Rudolf Dreikurs.
Zijn hoofdthema’s zijn: bemoediging, relatietherapie, opvoeding in het gezin en op school.
'Moed doet goed' is wel zijn bekendste boek en een bestseller. Het is het ABC voor een moedig en bemoedigend leven.
Magazine für praktizierte Individualpsychologie
LichtBlick Heft Nr. 62
Dezember 2007
Themenheft 17
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2007 Lichtblick