Mathe und Kunst

Vortrag am 20.9.2011 von Prof. Dr. Ladislav Kvasz, Karls-Universität Prag, gehalten auf der Tagung der DMV 2011 in Köln

Oft beschränkt sich die Betrachtung des Zusammenhangs von Geometrie und Malerei auf die Zeit der Renaissance; manchmal wird noch der Kubismus erwähnt. In dem Vortrag wird versucht, eine systematische Parallele zwischen diesen beiden Gebieten auszuarbeiten. Anlehnend an Wittgensteins Abbildtheorie der Bedeutung kann man die Entwicklung der Geometrie rekonstruieren. Wenn wir die Abbildtheorie auf Bilder anwenden, die in geometrischen Texten vorkommen und wenn wir die so gewonnene Theorie mit der Geschichte der Malerei in Beziehung bringen, zeigen sich uns eine Reihe interessanter Berührungspunkte. Bei den bekannten Bildern der Frührenaissance (Giotto, Lorenzetti, Massaccio), der Hochrenaissance (Alberti, Leonardo, Uccello), und der Spätrenaissance (Dürer, Holbein), des Manierismus (El Greco), des Barocks (Rembrandt, Velázquez, Pozzo), des Impressionismus (Renoir, Manet), des Postimpressionismus (Seurat, Cézanne), des Kubismus (Picasso, Braque) und der abstrakten Malerei (Kandinsky) wird ihre geometrische Struktur untersucht. Es wird versucht, die Entwicklung der synthetischen Geometrie mit diesen Bildern in Beziehung zu bringen. Konkreter zeigen sich Verbindungen von projektiver Geometrie mit Dürer, nichteuklidischer Geometrie mit Velazquez und Pozzo, dem Erlanger Programm mit Manet und Seurat und der kombinatorischen Topologie mit Cézanne, Braque und Picasso.

Mathematik zum Sehen