Für den 18.12.04 hatte die argentinische Gerichtsmedizinerin Mercedes Doretti, die zusammen mit ihrer Kollegin die Exhuminierungen der Überreste der beim Massaker am 22. Oktober 1981 Ermordeten vorgenommen hatte, die Überlebenden und Angehörigen der identifizierten Leichen eingeladen. Das Treffen fand in La Limonera (Bajo Lempa) statt.17 Personen waren zu diesem Treffen gekommen. Anwesend war auch Willfredo Medrano von der salvadorianischen Menschenrechtsorganisation der katholischen Kirche.
Fünf Wochen lang hatten die Anthropologinnen zusammen mit den Anghörigen die provisorischen Gräber lokalisiert und die Exhuminierungen vorgenommen. Da die vom Militär ermordeten Menschen nicht immer sofort von den Angehörigen oder BewohnerInnen des Ortes provisorisch beerdigt werden konnten, waren bei einigen Leichen nur noch wenige Knochen vorhanden, in einem Fall sogar nur ein Knochenstück von 10 cm, da offenbar Tiere die Getöteten zuvor gefressen hatten. Als Identifizierungsgrundlage dienten aber auch Kleidungsstücke. Insgesamt wurden 39 Leichen exhuminiert.
Die Identifizierung erfolgte über spezifische körperliche Merkmale (Gebiss, Alter, Geschlecht, etc.). Doch bei einigen geborgenen Leichen blieben noch Zweifel übrig. Feststellbar ist an den Knochen auch, wie die Menschen zu Tode gekommen sind (z.B. erschossen oder erschlagen). Die Mehrzahl der Aufgefundenen waren Kinder. Alle Überreste wurden von den Antropologinnen nummeriert, ausgemessen, fotografiert und gewogen. Alle zusammengehörigen Knochen kamen in jeweils eine Kiste.
Die Angehörigen berichteten u.a., ein Teil der Getöteten nicht mehr aufzufinden sind. Insbesondere die Menschen, die vom Militär vom Helikopter aus in den Rio Lempa geschmissen wurden und derjenigen, die in Ufernähe beerdigt wurde. Die Leichen aus diesen Gräbern sind bei der großen Überschwemmung durch den Hurrikan Mitch im Jahr 1998 ausgespült worden.
Forensikerin Mercedes Doretti
Willfredo Medrano
Nach Abschluss der Exhuminierungen und Aufnahme aller Daten soll nun Anfang 2005 eine Anklage bei der Justiz eingereicht werden, die die Ergebnisse der Exhuminierungen enthalten wird und die Zeugenaussagen. Man will damit erreichen, dass die salvadorianische Justiz offiziell die Ermittlungen aufnimmt. Angeklagt werden der Ex-Verteidigungsminister und die betreffenden Generäle. Nachgeordneten Rängen konnten bisher diese Morde noch nicht zugeordnet werden. Weiterhin werden für die wissenschaftliche Feststellung der Todesursachen noch Auswertungen der Knochen durch Ballistiker notwendig sein. Da es diese Berufsgruppe fast nur in Militär- oder Polizeikreisen gibt, wird es nicht einfach sein, hierfür eine unabhängige Fachkraft zu finden. Dies gilt insbesondere für das salvadorianische Militär und die salvadorianische Polizei.
Die Gruppe der Überlebenden des Massakers treffen sich regelmäßig einmal im Monat. Da immer mehr Überlebende zu dieser Gruppe stoßen, werden immer mehr Details bekannt. Wie ein Mosaik, bei dem immer mehr weiße Flecken ausgefüllt werden.
Überlebende beim Bericht der Forensikerin
Überlebende beim Bericht der Forensikerin