Authoren: J.-E. Navarro-Barrientos, D. Herfert und A. Iwainsky, Gesellschaft zur Förderung angewandter Informatik e. V.
Laufzeit: 01.10.2010 - 31.05.2013
Zentrale Paradigmen für zu konzipierende informationstechnische Lösungen für AAL sind die Einhaltung aller Daten-schutzerfordernisse und Minimale Erfordernisse an Bedienhandlungen durch Pflegepersonal / Ärzte an zugehöriger Gerätetechnik. Im Rahmen eines Kooperationsprojektes wurde ein Assistenzsystem entwickelt zur Anwendung von Sensorik im Umfeld von Patienten (Bettsensorik, Sturzsensor, Feuchtesensor am Körper) und die Kanalisierung / Reduktion der Datenflut mit Hilfe einer Informationsinfrastruktur in Form eines Server/Client-Systems [1]. Tabelle 1 gibt einen plakativen Überblick zu den Praxisproblemen und Sensorlösungen die im Assistenzsystem angeboten sind. Im Allgemein das Assistenzsystem soll Antworten auf folgende Fragen geben: Wer (welche Person)? Was (welches Problem)? Wann? Wo? Und Wie (kann geholfen werden)?
Tabelle 1:Überblick zu den Praxisproblemen und Sensorlösungen
Das Assistenzsystem dient zur zentralen Auswertung bzw. Interpretation der Rohdaten, die von den neuartigen Sensorik geliefert sind, sowie zur Verwaltung und Visualisierung dieser Daten. Das Spektrum der neuartigen Sensorik umfasst dabei energieautarke Sturz-, Feuchte- und Bettpfostensensoren. Abbildung 1 zeigt schematisch den Systemaufbau und die grundsätzliche Architektur des Systems. Hierfür stellt die Software eine Komponente zum Empfang der jeweiligen Sensordaten (Patientenclient), eine Auswertekomponente (Server) und eine Visualisierungskomponente der Sensorendaten von mehreren Patienten (Bowseranwendung bzw. Akktor Oberfläche) für den ambulanten und klinischen Betrieb zur Verfügung.
Das Assistenzsystem besteht aus den Modulen Patientenclient, Pflegerclient, Arztclient, Server und einer zum Server assoziierten Datenbank. Der Patientenclient stellt die Funkschnittstelle zur körpernahen Sensorik (Sturz- und Feuchtesensor) dar. Durch die Integration eines Beschleunigungs- und Lagesensor (Sturzsensor) wird der Sturz einer Person erkannt. Des Weiteren ist ein Feuchtesensor in Windeln zur Detektion von Inkontinenz integriert. Zudem ist der Patientenclient für den Empfang (EnOcean Funkempfänger-Gateway) der Sensordatagramme, für die Verarbeitung der Bewegungsrohdaten vom Bett (Aufnahme von Druckveränderungen bei Lage-Änderungen der Person im Bett) und für das Senden dieser Informationen an den Server zuständig. Der Pflegerclient ist eine Benutzeroberfläche für das pflegende Personal zur Visualisierung der durch die Sensorik aufgenommenen Ereignissen (Sturz, Feuchte, Bewegungen im Bett) und zur Quittierung dieser Ereignisse. Zwei Varianten sind zu Verfügung, eine graphische Benutzeroberfläche von der Firma Akktor GmbH (Abbildung 2- Links) und eine Browseranwendung (Abbildung 2- Rechts). Zudem dient die Browseranwendung zur Administration der Sensorkomponenten und zur Zuordnung von Sensoren zu den Patienten. Der Arztclient, ist eine Browseranwendung für den behandelnden Arzt zur Bewegungsanalyse des Patienten im Bett. Der Server dient zur Übertragung und Speicherung der Sensorinformationen bzw. den darauf aufbauenden Analysen. Die Datenbank ist eine Komponente zur Speicherung und zum erneuten Laden (Anforderung durch Arzt- bzw. Pflegerclient möglich) der aufgenommenen Daten. Abbildung 3 zeigt die Erweiterung des Systems in der Wohnung "AMINA" im Sunpark des Evangelischen Johannesstifts, hier wurde eine rund 122m² große Wohnung mit AAL-Technik durch die GFaI in Kooperation vor allem mit Partnern aus dem NEMO-Netzwerk MoniSzen ausgerüstet [2].
Abbildung 3: Akktor-Benutzeroberfläche in der Wohnung AMINA [2]
Die zeitliche Veränderung der Drucke unter den vier Pfosten von Betten sind auf eine konkrete Fragestellung hin zu analysieren: Hat sich die im Bett liegende Person gerade von einer Seite zur anderen gedreht? Das Ziel dieser Entwicklungen besteht darin, dem Pfleger eine klare Übersicht über die Zeitpunkte der letzten erfolgreichen Lageveränderungen (Seitenwechsel des Liegens) in den Betten aller ihm anvertrauten Menschen zu geben. Dann weiß er genau, wann er wo helfen muss, um Wundliegen zu vermeiden, aber auch, wo Hilfe nicht nötig ist.
Durch die Infrastruktur des Gesamtsystems ist darüber hinaus eine Anbindung von neuen nicht im Projekt entwickelten innovativen Sensoren (z.B. Sensoren zur Messung von vitalen Parametern des Patienten: Blutdruckmessgerät u.a.) denkbar. Ferner wäre auch die Anzeige von Sensoren der Gebäudeautomatition (z.B.: Fensterkontakt – zur Erkennung des Öffnens/Schließens von Fenstern und Türen, Raumtemperaturfühler, Erkennung ob das Licht im Raum angeschaltet ist) im Visualisierungsmodul des Pflegers möglich.
[1] A. Iwainsky; AMENAMIN: Ein Verbundprojekt im Grenzbereich von AAL und Micro Energy Harvesting, GFaI-Informationen, 3/2012; pp. 3-4