Kingfisher
Acryl auf Holz, 45 × 60 cm, Februar 2025
Aus der Ausstellung: „Nach uns die Zukunft“
Mit dem Werk „Kingfisher“ schafft Gwydion eine visuelle Meditation über das Spannungsfeld zwischen Natur, Intellekt und Spiritualität – ein Thema, das sich wie ein roter Faden durch das künstlerische Schaffen des Künstlers zieht. Die streng zweidimensionale, nahezu vollständig abstrakt-geometrische Komposition entfaltet sich als vielschichtige Allegorie, die sowohl formal als auch inhaltlich tief in Gwydions Formenkanon verwurzelt ist.
Im Zentrum des Bildes schwebt ein geometrisch stilisierter Eisvogel – ein Sinnbild für Schönheit, Freiheit und Instinkt. Durch seine Position im Fokus der Komposition erhält der Kingfisher eine fast totemhafte Präsenz. Inmitten eines ästhetisch ausgewogenen Orbits von Form, Farbe und Symbolik erscheint er als Vermittler zwischen der rationalen Welt des menschlichen Denkens und der intuitiven, lebendigen Kraft der Natur.
Oberhalb des Vogels entfalten sich zwei weitere visuelle Ebenen: ein Segelboot, das leise durch ein abstrahiertes Meer gleitet, sowie ein sequentiell dargestellter Sonnenaufgang – gleichsam Momentaufnahme und Metapher für zyklische Zeit und spirituelles Erwachen. Beide Elemente tragen zur narrativen Tiefe des Bildes bei, ohne dabei die Abstraktion zu verlassen.
Im oberen linken Bereich befindet sich ein zentrales Element aus Gwydions symbolischem Formenrepertoire: die kreisförmige Struktur, welche die Große Göttin – Ursprung, Natur, Schöpfung – verkörpert. Dieses wiederkehrende Zeichen ist in seiner archetypischen Einfachheit zugleich stark aufgeladen, ein ruhender Pol, aus dem alles hervorgeht.
Der untere Bildbereich wird durch ein farbiges Schachbrettmuster strukturiert – das Sinnbild für die Wissenschaft, für Logik, Struktur und menschliche Erkenntnisfähigkeit. Es verweist auf ein Denken in Mustern, auf präzise Analyse, aber auch auf eine Welt, in der die Ratio dominiert. Doch in der Gegenüberstellung mit den oberen Bildelementen entfaltet sich ein klarer Dialog: Die Natur, verkörpert im Eisvogel, erhebt sich über die Welt der Logik, nicht als Widerspruch, sondern als deren inspirierende Kraftquelle.
„Kingfisher“ lädt dazu ein, über das Verhältnis von Intellekt und Intuition, von Technik und Natur, von Ratio und Schöpfung nachzudenken. Die abstrahierten Formen schaffen dabei keine narrative Illustration, sondern einen symbolischen Raum, der zugleich meditativ und konzeptuell erfahrbar ist.
Die Farbgebung ist dabei von zentraler Bedeutung: Klare, kontrastreiche Flächen stehen in einem harmonischen Gleichgewicht zueinander, ohne sich zu überlagern. Die strenge Komposition wird von der Poesie des Lichts und der rhythmischen Ordnung der Formen durchbrochen – ein visuelles Gleichgewicht, das sowohl analytisch als auch kontemplativ gelesen werden kann.
Fazit:
„Kingfisher“ ist ein leises, aber kraftvolles Werk über die heilende und inspirierende Kraft der Natur. Es formuliert keine einfache Utopie, sondern öffnet einen Möglichkeitsraum: für eine Zukunft, in der die Verbindung zwischen intuitivem Erleben und wissenschaftlicher Erkenntnis nicht als Gegensatz, sondern als synergetisches Potenzial verstanden wird.