Behandlung in der Neurologie
Michaela Müller
Püttlingen
Gertrud Speicher
Püttlingen
Julia Kurz
Püttlingen
Karin Bähr
Spiesen-Elversberg
Die Bedeutung der Physiotherapie in der Neurologie
Die Physiotherapie spielt eine entscheidende Rolle in der Behandlung von neurologischen Krankheitsbildern. Sie zielt darauf ab, die Funktionsfähigkeit und Lebensqualität von Patienten mit neurologischen Erkrankungen zu verbessern oder zu erhalten.
Neurologische Krankheitsbilder die durch die Physiotherapie behandelt werden können:
Schlaganfall
Parkinson-Krankheit
Multiple Sklerose
...uvm
Die Physiotherapie kann dazu beitragen, Muskelverspannungen zu reduzieren, die Mobilität zu fördern und die allgemeine Körperkontrolle zu verbessern. Dies geschieht durch gezielte Übungen und Techniken, die auf die spezifischen Herausforderungen der jeweiligen Erkrankung abgestimmt sind.
Die Physiotherapeuten arbeiten eng mit den Patienten zusammen, um individuelle Therapiepläne zu erstellen und die Fortschritte zu überwachen. Sie verwenden unter anderem Techniken wie Bewegungsübungen, Gleichgewichtstraining und Gangschulung, um die motorischen Fähigkeiten der Patienten zu fördern.
Die Bobath-Therapie als zentraler Bestandteil in der Behandlung neurologischer Krankheitsbilder
Die Entstehung der Bobath-Therapie:
Entwickelt wurde die Therapieform an Patienten mit Hemiparese. Man ging davon aus, dass die Entwicklung eines Patienten nach einem Schlaganfall grundsätzlich der eines Säuglings gleicht. Die bei Kindern etablierten Behandlungstechniken und die Beobachtungen der normalen Entwicklung aller motorischen Fähigkeiten wurde auf die erwachsenen Patienten übertragen und im Laufe der Jahre verfeinert und angepasst. Heute wird die Bobath-Therapie als neurophysiologischer Ansatz bei allen Erkrankungen des zentralen Nervensystems angewendet.
Prinzipien der Bobath-Therapie:
Alle Bewegungen des Patienten werden anhand des physiologischen (normalen) Bewegungsbildes analysiert.
Es wird in der schwerstmöglichen Ausgangsstellung mit so wenig Hilfsmittel wie möglich gearbeitet.
Zeit ist Hirn! Das bedeutet, je früher und intensiver man mit der Therapie beginnt, desto höher sind die Chancen durch die Neuroplastizität des Hirns (die Fähigkeit des Hirns sich neu zu strukturieren) verloren gegangene Funktionen wieder neu zu lernen.
Die Behandlung neurologischer Erkrankungen in unserer Praxis
In unserer Praxis wird die Behandlung von neurologischen Krankheitsbildern mit mehreren Schwerpunkten therapiert.
Die Therapeuten mit Schwerpunkt in der Neurologie erarbeiten mit dem Patient einen individualisierten Behandlungsplan, vermitteln das notwendige Wissen an den Patienten sowie dessen Angehörige und bauen damit eine Vertrauensbasis und einen geschützten Bereich auf, in dem sich der zu Behandelnde gut aufgehoben fühlt.
Im weiteren Verlauf der Therapie wird zusätzlich zur individuellen neurologischen Behandlung ein gerätegestütztes Krafttraining durchgeführt. Ziel dieser Therapieform ist es, die isolierten wieder erlernten Bewegungen aus der Einzeltherapie in komplexe Bewegungsmuster zu integrieren. Dadurch lernt der Patient die funktionellen Grundbewegungsmuster des Körpers, sowie die Aufgaben des alltäglichen Lebens wieder ohne Hilfestellungen durchzuführen.
Effekte dieser Kombinationstherapie:
Die Vorgehensweise der individuellen neurologischen Therapie:
Analysieren:
In dieser Phase werden sowohl vom neurologisch spezialisierten Therapeut, als auch vom Trainingstherapeut problematische Handlungen auf Funktions- und Aktivitätsebene erkannt, sowie deren Einfluss auf die Teilhabe des alltäglichen Lebens und damit verbunden auf die Lebensqualität festgestellt.
Isolieren:
Hier spielt das Therapiewissen des neurologisch spezialisierten Therapeuten eine essentielle Rolle. Dieser zerlegt die problematischen, nicht durchführbaren Handlungen in durchführbare Subhandlungen.
Reinervieren:
Diese oben genannten Subhandlungen werden dann mit Unterstützung des Therapeuten durch Führungshilfen und Erleichterungen angebahnt und beübt. Im weiteren Verlauf reduziert der Therapeut progressiv die Hilfestellungen bis die Subhandlungen isoliert durchführbar sind.
Reintegrieren:
In diesem Schritt werden die angebahnten Subhandlungen schlussendlich in aufeinanderfolgender Reihenfolge zur ursprünglichen problematischen Handlung zusammengeführt und dann als ganze Handlung beübt.
Die Effekte der Trainingstherapie:
Der Körper verfügt über Grundeigenschaften. Diese sind:
Kraft
Beweglichkeit
Ausdauer
Schnelligkeit
Koordination
Alle Grundeigenschaften können durch gezieltes Krafttraining wieder verbessert werden. Des weiteren hilft die Trainingstherapie, den Muskelquerschnitt zu vergrößern, sowie die Körperwahrnehmung und das Gleichgewicht zu verbessern. Das Krafttraining hat somit einen direkten Einfluss auf die Ergebnisse der neurologischen Therapie. Darüber hinaus hilft das Training dabei Schmerzen zu lindern, Stresshormone abzubauen und damit den Körper belastbarer und das mentale System resilienter zu machen.
Zuletzt der wichtigste Effekt der Kombinationstherapie:
Abbau von Sturzrisiko, Angst und damit Steigerung der Selbstwirksamkeit sowie der Lebensqualität:
Im Rahmen der Einzeltherapie wird ein Umfeld des Vertrauens geschaffen, in dem der Patient neues Selbstbewusstsein erlangt und an seinen Problemen in sicherem Umfeld arbeiten kann.
Im Rahmen der Trainingstherapie wird der Patient progressiv dazu herangeführt, selbstständig zu arbeiten und Widerstände zu überwinden. Er lernt, sich selbst auch im häuslichen Umfeld zu helfen. Hierfür bekommt der Patient regelmäßig videogestützte Trainingsprogramme zur Hand, welche er zu Hause umsetzen kann. Des weiteren wird er graduiert in Situationen gebracht, in denen er sich seinen Ängsten stellen und diese überwinden muss.
Ein Beispiel für eine graduierte Progression bei einem Patienten mit halbseitiger Lähmung nach Schlaganfall. Der Patient verwendet einen 4-Punkt Stock:
Zu Beginn gehen mit 4-Punkt Stock --> Gehen mit Gehstock --> Gehen ohne Stock --> Gehen mit einer Tasche in einer Hand bei freier Sicht auf die Beine -->Gehen mit Taschen in beiden Händen bei freier Sicht auf die Beine --> Gehen mit einem Gegenstand, getragen mit einem Arm vor dem Körper, mit Sicht auf eine Seite der Beine --> Gehen mit einem Gegenstand vor dem Körper, getragen mit beiden Armen vor dem Körper ohne Sicht auf die Beine --> Gehen mit einem Gegenstand zum Ausbalancieren (Glas Wasser), getragen mit beiden Händen ohne Sicht auf die Beine --> Gehen mit einem Gegenstand zum Ausbalancieren in einer Hand ohne Sicht auf die Beine --> Gehen mit zwei Gegenständen zum Ausbalancieren in jeweils einer Hand ohne Sicht auf die Beine
Im Rahmen der Sturzprophylaxe sowie der Therapie zum Angstabbau werden Strategien entwickelt, um in Grenzsituationen wie zum Beispiel Stolpern oder gar Stürzen die richtigen Schutzhandlungen wie beispielsweise ein Ausweichschritt oder das Abstützen, wieder durchzuführen. Diese Form des Trainings ist unabdingbar, um langfristig Hilfsmittel ablegen zu können und neue Herausforderungen zu meistern.