Quelle Wikipedia 04.07.2024

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Franz König: Worte über Karl Hornung

Karl Hornung wurde am 23.08.1925 hier in diesem Haus geboren. Er war von Geburt an behindert. Er hatte einen verkürzten Arm, war aber sonst gesund und galt als begabtes Kind. Andere Quellen sagen, er sei bettlägerig gewesen. In den späten 30-er Jahren des letzten Jahrhunderts kam es mit der „Aktion T4“ zu sogenannten

„Aussonderungsmaßnahmen“ von geistig und körperlich behinderten Menschen. Die „Aktion T4“ ging auf einen persönlichen Befehl von Führer Adolf Hitler zurück. In

Pflegeheimen wurden ganze Abteilungen „leergeräumt“. Dadurch sollten u. a. Pflegekräfte für Lazarette gewonnen werden. Es war da von „Defektmenschen“, „Ballastexistenzen“ und „unnützen Essern“ die Rede. So wurde auch Karl Hornung von „Spezialkommandos“ die in den Gemeinden und Pflegeheimen umher gingen ins Visier genommen. Seiner Mutter hatte man versprochen, dass ihr Sohn in ein Heim käme, wo er seinen Begabungen entsprechend gefördert werde. Statt dessen kam er zunächst in Pflegeheime in Herden, dann nach Emmendingen und zuletzt nach Grafenwörth, wo er am gleichen Tag vergast wurde.

Seine Mutter hat das alles nicht verkraften können. Weil sie getäuscht und hintergangen wurde, machte sie sich Vorwürfe. Sie hielt sich letztlich für mitschuldig und litt lebenslang unter Depressionen.


Franz König: Worte zu Lorenz Knapp

Lorenz Knapp wohnte hier mit seiner Familie. Er war Schneidermeister und hatte hier sein Geschäft. Er schneiderte hauptsächlich Maßanzüge. Er hatte eine renomierte Kundschaft. Seine Anzüge waren vom Feinsten. Er kam damit weit herum. Mit der Ideologie der Nazis hatte er seine Probleme. Er lehnte die agressive Politik der Nazis ab, denn er war ein toleranter Pazifist. Wenn der „Führer“ seine Volksreden im Radio hielt, stellte er das Radio nicht ab, sondere ließ es zu, dass er gehört wurde. Er selbst

verließ das Haus und ging in Freie.

Das damalige Beschäftigungsprogramm der Nazis lehnte er ab. Er wurde daraufhin boykottiert und musste sein Geschäft aufgeben. Er musste daraufhin eine Beschäftigung als Dampfbügler bei der Firma Blicker & Co annehmen. Dort wurde er denunziert und von der SA am Arbeitsplatz verhaftet. Bei der Verhaftung hat er sich gewehrt. Er sagte, ich habe doch nichts getan? Daraufhin wurde er zusammengeschlagen und mitgenommen. Er wurde gefoltert zum Beispiel durch Türstehen. Es wurden die Leute mit kaltem Wasser übergossen und dann nachts auf offenem LKW durch die Gegend gefahren. Die Folge waren Erkältungen, die mit einer Lungenentzündung endeten. An solch einer

Lungenentzündung ist Lorenz Knapp dann auch gestorben. Zuletzt wurde er vom Städtischen Krankenhaus in Karlsruhe in die Heil-und-Pflegeanstalt Illenau in Achern

gebracht, wo er verstarb.

Die Leiche kam in einem verblobten Sarg zu seiner Familie nach Muggensturm, mit der Auflage, dass der Sarg nicht geöffnet werden dürfe. Die Angehörigen widersetzten sich den Anweisungen. Es waren deutliche Folterspuren zu erkennen. Ein Bruder von ihm sagte: „Wenn alles vorbei ist, werde er das alles ans Licht bringen“. Der Bruder blieb aber leider im Krieg. Die Beerdigung fand unter großer Anteilnahme der Bevölkerung statt. Große Teile der Bevölkerung säumten den Weg des Leichenzuges. Bei der Grablege hielt ein Arbeitskollege eine Grabrede, die gleich, vorgetragen von Roland Wenzel, einem Enkel von Lorenz Knapp, hören werden. Beachten Sie bitte, wie man den Protest und die Empörung damals kaschieren musste. Zum Beispiel: “Die Freiheit wird siegen“! Am Grabe hielten sich auffällig viele Agenten der Gestapo in Lederermäntel und Schlapphüten auf. Der Tod von Lorenz Knapp hat die Familie in Armut gestürzt. Sie stand plötzlich völlig mittellos da, denn es gab für sie keinerlei Unterstützung.