Verführerische Leichen – verbotener Verfall
„Körperwelten“ als gesellschaftliches Schlüsselereignis
L. Hermes da Fonseca & T. Kliche (Hrsg.)
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- LISELOTTE HERMES DA FONSECA
- Redaktion Politische Psychologie
- Arbeitsbereich Sozialpsychologie
- Universität Hamburg
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- zu der Ausstellung:
- "Stop Body Worlds" USA: Kritik an der "Körperwelten"-
- So kurzlebig sind die "ewig haltbaren" Plastinate
- Das gesellschaftspolitische Modell der „Körperwelten
Im November 2006 ist gleichzeitig mit der Eröffnunf des Plastinariums ein
kritischer Band zu dem Thema Körperwelten/Plastinarium erschienen. 18 Beiträge fassen den Forschungs- und Diskussionsstand aus psychologischer, juristischer, historischer, ethischer, politischer und kultureller Perspektive zusammen und zeigen mögliche Konsequenzen und Ziele des Projekts von Gunther von Hagens. Der Band ist auch für ein breiteres, wissenschaftlich aufgeschlossenes Publikum interessant.
Verführerische Leichen – verbotener Verfall
„Körperwelten“ als gesellschaftliches Schlüsselereignis
L. Hermes da Fonseca & T. Kliche (Hrsg.)
Pabst Science Publishers, Lengerich u.a., 448 Seiten, Preis: 30,- Euro
ISBN-10: 3-89967-169-4
ISBN-13: 978-3-89967-169-8
Durchsichtige Leichenscheiben als Wohnungsschmuck. – "Schön wie bunte
Kirchenfenster", so von Hagens. Seit 1997 sind die durch das Verfahren der
Plastination konservierten Leichen einem Millionenpublikum in der Ausstellung
"Körperwelten" gezeigt worden. Hieß es 1997 noch, die durch die Technologie der Plastination hergestellten "individuellen" Körperpräparate würden nur an seriöse wissenschaftliche Institute verkauft, sollen sie heute in "Fließbandproduktion" hergestellt werden und für jede Privatperson "günstig" zu kaufen sein. Vom "wissenschaftlichen, echten, unterhaltsamen Bildungsobjekt" der "Körperwelten" und ihrem offiziellen Ziel einer "Demokratisierung des Wissens" haben sich die sogenannten "Plastinate" aus toten Körpern zum Konsumangebot eines globalen Privatkonzerns gewandelt.
Trotz anfänglich heftiger Diskussionen und unzähliger Medienberichte gibt es
bislang kaum grundlegende Analysen dieser Entwicklung und der mit ihr
verbundenen Verschiebungen gesellschaftlicher Werte und Normen. Die neue
Technologie der Plastination, die auf den menschlichen Körper zugreift und offen beansprucht, unser Menschenbild wissenschaftlich, kulturell, politisch und
religiös umzuprägen, scheint vielmehr zur akzeptierten Normalität geworden zu sein.
Die Beiträge des vorliegenden Bandes gehen den wissenschaftlichen und
epistemologischen Zielen und Strukturen der Plastinationstechnologie nach und zeigen ihre tiefgreifenden gesellschaftlichen Einfl sse. Sie verdeutlichen die mit der Bewirtschaftung der Leichen verbundenen efinitionsverschiebungen von Leben, Tod, Körper, Seele, Person, Individualität und Würde und zeichnen nach wie die Inszenierungen der „Körperwelten“ auf existentielle Gefühle, Erfahrungen und Hoffnungen zugreifen und neue Deutungen dafür suggerieren. Dabei wird deutlich, dass die von der Ausstellung gebündelten und verstärken Prozesse keineswegs abgeschlossen sind, sondern uns vor wesentliche Entscheidungen über unsere Ethik, unser Verständnis unserer Körper und Seelen und unser Zusammenleben stellen.
Beiträge:
L. Hermes da Fonseca:
Vorwort: "Life-seeing" in den "Körperwelten".
Entwicklungsgeschichte "schöner Leichen ohne Verfallsdatum"
V. Crapanzano:
Eine persönliche Versenkung in Tod, Leiche und Autopsien. Memento mori ...
F. Rest:
Die "Würde der Leiche" ist unantastbar Aspekte des Zusammenbruchs eines
Menschenbildes
M. Langhanky:
Jenseits des Anstands - Ein Versuch über Anstand, Abstand und Transformation
K. Dahlke:
Tod. Tote. Tabu. Reflektiert in der Sprache Antigones, Hölderlins, Freuds, Lacans
A. Leibing:
Seelige Erinnerungen – ein Essay über verkörperte Memoria
N. Fischer:
Vom Umgang mit toten Körpern: Zur Geschichte der Bestattungskultur in der Neuzeit
R. Sachau:
Der Leichnam und die Religion.
Theologische und religions-geschichtliche Aspekte zum Umgang mit dem toten Körper
U. Linke:
Theatrum anatomicum: Zur Dramaturgie einer Körperöffentlichkeit
E. Blome, J. A. Offe:
Die Konstruktion des Echten: Das Körperbild der Ausstellung "Körperwelten"
U. Ganz-Blättler:
Sehen und erkennen. Zum Blick, der (bestimmtes) Wissen schafft
J. E. Sennewald:
Reflexionen auf Weiß. Zum geblendeten Wissen und seiner Darstellung
L. Seyfarth:
Ungleiche Konkurrenzen. "Die Faszination des Echten" ästhetisch betrachtet
R. Pates:
Auferstehungsmärkte: Zur Ökonomie von Körperteilen
C. Ch. Jost:
Wissenschaftsexperimente mit Leichen und die Ausstellung "Körperwelten":
Aufklärung, Kunst und Totenrecht
I. Dressler:
Der entwendete Tod. Wie sich Gunther von Hagens um den Ärger mit den Leichen windet
T. Ballhausen, G. Krenn:
Militärische Blicke: Der ausgestellte Körper zwischen Schaulust und
Erkenntniswunsch. Traditionen - Tendenzen –Fragestellungen
L. Hermes da Fonseca:
"Trauerlose Würfelanatomie" als Gesellschaftsmodell.
Der Verlust verschiedener Menschen und Leben in den "Körperwelten"
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