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in Brandenburg:

Bildungsminister untersagt Schulbesuche in das „Plastinarium“

Der folgende Artikel von Pastor Christoph Reiners bestätigt deutlich und direkt die Argumente gegen die Körperwelten. Bitte unterstützen Sie die Bemühungen, die

Öffentlichkeit über die ethischen Probleme dieser Ausstellungen und ihrer Objekte aufzuklären. Der Artikel von Pastor Reiners führte zu einem Verbot der

Schulausflüge der Abbotsford, British Colombia öffentlichen Schulen zu der Körperwelten-Ausstellung in Vancouver.

Aaron Ginsburg, Sharon, Massachusetts, USA

19. Sep 2006

In den “Körperwelten” werden wir alle zum Objekt

J. Christoph Reiners, Kanada

Es gibt Bilder, die man nicht vergessen kann. 1993 gingen Bilder eines amerikanischen Soldaten um die Welt, dessen Leichnam von einem Jeep durch die Straßen von Mogadischu gezogen wurde. Wir konnten unseren Augen nicht trauen. Unsere Haare standen zu berge, weil hier alles, was uns heilig war mit Füßen getreten wurde.

Nun werden Schulausflüge geplant, um Schülern gehäutete menschliche Leichen zu zeigen, Leichen, die skateboarden, lustige Mützen tragen und in grotesken Posen arrangiert sind. Für manche ist es Kunst, für andere ist es Bildung. Es ist wahr, daß man die menschliche Anatomie gut betrachten kann, wenn die Haut des Menschen entfernt ist. Aber ist allein die Möglichkeit Grund genug zur Tat? Und: Müssen wir uns dieses Schauspiel ansehen, allein weil das Angebot besteht? Manche erinnert es an gehäutete Robben, den Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde in Berlin erinnert es an die Verarbeitung menschlicher Körper zu Lampenschirmen und Seife in den Konzentrationslagern der Nazis.

Die Menschen, deren Körper hier zur Schau gestellt sind, haben angeblich ihre Erlaubnis gegeben. Aber um wessen Körper es sich bei den Ausgestellten handelt, ist unmöglich nachzuprüfen (wie National Public Radio in den USA berichtet hat). Und selbst, wenn die Ausgestellten tatsächlich ihre Erlaubnis gegeben hätten, rechtfertigt das die Objektifizierung des Menschen? Wir mögen sagen, es handele sich “nur um den Körper”. Aber sind wir je einem Menschen ohne Körper begegnet? Ist das Leben nicht mehr als die Summe seiner Teile? Körperwelten ist Ausdruck eines Weltbildes, das den Menschen auf seinen Körper reduziert und dann den Körper zur Ware macht. Ist es nicht wahr, daß jede Gesellschaft und jede Kultur den Körper des Verstorbenen mit Respekt behandelt, zur Ehrung der Person und in Ehrfurcht vor dem Leben? Deshalb: Wenn wir den menschlichen Leichnam zum Gegenstand machen, rechtfertigen wir damit nicht die Verdinglichung des Menschen schlechthin, die Ausbeutung jeder Art und deklassieren den Menschen zum Gebrauchsgegenstand?

Bedenken wir, was uns entsetzte, als der Leichnam des Soldaten durch die Straßen von Mogadischu gezogen wurde. Der Soldat war bereits tot. Dennoch wußten wir, daß dort in der Verletzung der Würde des Einzelnen die Würde aller verletzt wurde. Warum denken wir dann, daß es vertretbar ist für Schulklassen solch eine Ausstellung zu besuchen? (In unserer den Tod verleugnenden Kultur würden wir es schließlich ablehnen, wenn Schulen Ausflüge ins lokale Leichenschauhaus oder Beerdigungsinstitut planten, wo die Toten mit Respekt behandelt werden). Fürchten wir denn nicht, daß unsere Kinder hier mehr über das Leben als über den Tod lernen, nämlich: daß der Körper nur eine Maschine ist, daß wenn es vorbei ist, es vorbei ist; und daß deswegen die Werte, die wir haben (so verschieden sie auch sein mögen), alle relativ sind? Wenn unsere Werte alle relativ sind, dann bedeutet dies aber, daß wir nicht nur den Toten zu viel Respekt entgegenbringen, sondern auch den Lebenden. Dies ist die (jedenfalls langfristig) logische Schlußfolgerung solch mißverstandener Bildung.

Schulausflüge dieser Art sind das Ergebnis einer Pädagogik, welche Bildung als Eintrichtern von Informationen mißversteht und die so danach trachtet wertneutral zu sein, daß sie sich aller Werte entäußert.

Dieser Ansatz ist Grund zu tiefer Sorge.

Dieser Artikel erschien ursprünglich in unter dem Titel “Body Worlds Objectifies Humanity”. “Abbotsford News”, 19. September 2006

Christoph Reiners is a pastor at Peace Lutheran Church in Abbotsford, British Columbia.