Beschreibungen der Fahrzeuge

Fahrzeugbeschreibungen der Fahrzeuge der Serie VI (MAN) und VII (Rathgeber)


Exemplarisch sind hier jeweils ein Fahrzeugbeschreibung zu der letzten MAN - Serie und den Rathgeber-Wagen zu finden, über zusätzliche Informationen, die wir hier noch verarbeiten können freuen wir uns sehr! Gern per E-Mail an mail@strassenbahnregensburg.de

MAN-Wagen (1902–1929)

Bei der Betriebseröffnung 1903 besaß die Elektrizitäts-AG vorm. Schuckert & Co 16 Motorwagen. 13 waren im Linienverkehr eingesetzt, die drei übrigen dienten als Reserve oder befanden sich in Reparatur. Diese von MAN gelieferten Wagen hatten zwei Motore mit jeweils 18 PS. Sie besaßen zwei Achsen und boten 12 Steh- und 14 Sitzplätze. Der Fahrer stand noch frei auf dem Führerstand, der wie die Plattformen noch nicht verglast war. Da der Radstand mit 1600 mm sehr kurz war, fuhren die Wagen verhältnismäßig unruhig. Zur Verstärkung mietete die Elektrizitäts-AG vorübergehend 10 Beiwagen der Straßenbahn Würzburg an und öfter mussten schon im Sommer die Motorwagen der Linie nach Prüfening noch einen oder gar zwei Beiwagen ziehen. 1904 beschaffte man drei seitlich offene Sommerbeiwagen und zwei geschlossene Beiwagen aus dem Bestand der ehemaligen Würzburger Pferdebahn.

Am 8. Juli 1905 abends um 17:00 Uhr erprobte man erstmals einen glasverkleideten Motorwagen, bei dem man die Glasverkleidung selbst eingebaut hatte. Die verkleideten Führerstände gingen auf die Regierung zurück, die sie anregte, um Fahrer und Fahrgäste vor den Unbilden des Wetters zu schützen. Doch die Firma Schuckert war der Ansicht, dass solche Glaswände unnötig, ja sogar gefährlich seien. Fahrer und Passagiere konnten durch Glassplitter verletzt werden, die freie Aussicht würde beeinträchtigt. Den Straßenbahnfahrern sollte eher warme Kleidung zur Verfügung gestellt werden, um sie vor „bösartigen Witterungsunbilden“ wenigsten einigermaßen zu schützen. Doch Bürgermeister Dr. Geib erkundigte sich in München, Nürnberg und Augsburg und erfuhr, dass man dort beste Erfahrungen mit Schutzvorrichtungen gemacht hatte. Auch bereite „die Verwandlung offener Perrons in geschlossene“ keinerlei Schwierigkeiten. So beschloss der Stadtrat am 19. Januar 1905, die Firma Schuckert solle umgehend Pläne für die Anbringung von Schutzwänden ausarbeiten und vorlegen, damit die Angelegenheit, „die die Gemüter in höchstem Maße erregt, endlich einer befriedigenden Lösung zugeführt werden könne.“ So wurden bis Oktober 1905 alle Wagen mit gläsernen Schutzwänden versehen.

Bei Dunkelheit wurden die Straßenbahnen ursprünglich durch Petroleumlampen beleuchtet, doch am 10. November 1904 genehmigte der Stadtmagistrat von Regensburg die Umstellung auf elektrisches Licht, wodurch die Verkehrssicherheit bei Nacht wesentlich erhöht wurde. Während des Zweiten Weltkriegs mussten aus Gründen der Verdunklung die Wagenlampen des Nachts bis auf einen schmalen Schlitz verdunkelt werden. Im Inneren waren die Rollos heruntergelassen und die Lampen waren zum Teil mit blauer Farbe übermalt.

Im Jahre 1910 fand in Regensburg die Oberpfälzer Kreisausstellung statt. Um den zu erwartenden Ansturm bewältigen zu können, bestellte die Stadt bei MAN rechtzeitig drei neue Motorwagen mit den Nummern 17–19. Diese waren nun schon wesentlich größer als die bisherigen. Sie fassten jeweils 38 Fahrgäste, davon 16 auf Sitzplätzen. Die Motorleistung war von früher 18 PS auf nun insgesamt 70 PS gesteigert worden. Jeder Wagen kostete 13.200 Mark. Am 2. Juli 1910 fand die Probefahrt statt. Die Abnahmekommission mit vielen namhaften Persönlichkeiten war mit Probefahrt und Wagenprüfung vollauf zufrieden. Für die Ausstellung war vom Wittelsbacherplatz vor dem Jakobstor bis zum Ausstellungspavillon (am Platz der jetzigen Ostdeutschen Galerie etwa) ein Stumpfgleis gebaut worden, das nach der Ausstellung noch einige Zeit zum Abstellen von Anhängern diente. Während die ersten 16 Motorwagen einen Achsstand von nur 1600 mm hatten, war dieser bei der zweiten Lieferung (Wagennummern 17–19) schon 1800 mm. Die Beiwagen hatten einen Achsstand von 1200 mm (fünf offene) bis 1350 mm (ein geschlossener). Am Ende des Ersten Weltkriegs wurden insgesamt acht offene und ein geschlossener Beiwagen eingesetzt. Die offenen Wagen waren während der kalten Jahreszeit geschlossen. 1919 kaufte man wieder drei neue Motorwagen, die als 20–22 bezeichnet und ebenfalls bei MAN gebaut worden waren. Alle Motorwagen bis Nummer 44 stammten dabei vom MAN-Werk in Nürnberg. Über die Anhänger war keine endgültige Klarheit zu schaffen. Sicher ist, dass um 1912 und später ein kleiner Anhänger Nummer 48 mit offener Plattform im Einsatz war. Er besaß zwölf Sitzplätze, wurde umgangssprachlich „Kinderwagl“ genannt und kam nur an Renntagen zur Verstärkung zum Einsatz. Sein Verbleib ist unbekannt. 1920 wurden von der Straßenbahn Schöneiche bei Berlin vier Anhänger zum Preis von je 3000 Mark gekauft. Sie hatten offene Plattformen und bekamen die Nummern 70–73. Außen waren sie orange mit blauen Seitenwände; Sie besaßen 20 Längssitzplätze. Beim Personal waren sie unbeliebt, da sie schwer zu schieben waren. Mit der Auslieferung der dritten Serie 1927 verschwanden sie wieder. Ihr Verbleib ist unbekannt. 1927 kaufte die Stadt 13 und 1935 weitere drei Motorwagen. Alle waren zweiachsig. Die Motorleistung war von 80 PS auf 108 PS bei der Lieferung von 1929 gesteigert worden. Das Platzangebot blieb jedoch unverändert.


Ursprünglich fuhr die Regensburger Straßenbahn mit Stangenstromabnehmern, erst ab 1947 fanden Scherenstromabnehmer Verwendung. Der Wagen 23 wurde als erster damit ausgerüstet. Als sich das bewährte, folgten bald alle anderen. Anfangs hatten die Wagen noch die sogenannten Laternendächer, später Tonnendächer. Ursprünglich hatten die Wagen auf dem Dach ein Fahrtrichtungsschild, das nicht verändert wurde. Daher zeigte das Schild vorn, wohin der Wagen fuhr, hinten, woher er kam. Unter dem Schild befand sich je eine farbige, runde Glasscheibe, die des nachts von innen beleuchtet wurde und die Linienfarbe anzeigte. Ab etwa 1927 wurden die Linien mit Nummern auf dem Dach angezeigt. Die Laternenwürfel auf dem Dach bei den Triebwagen 23–35 hatten zunächst keine Nummern, sondern strahlten nur das Richtungsschild nach hinten an. Später verschloss man die Laternenwürfel rundum und malte die entsprechende Liniennummer auf. Zu den gewöhnlichen elektrischen Bremsen wurden ab 1955 Magnetschienenbremsen eingebaut, durch welche die Bremswirkung erheblich erhöht wurde. Sie befanden sich unmittelbar über dem Gleis zwischen den Rädern in der Wagenmitte. Die Wagen 41 bis 44 waren schon ab 1947 damit ausgerüstet. Die ersten Serien hatten die in Bayern allgemein üblichen Fallgitter, auch Dix-Türen genannt. Bis Wagen 44 waren alle Triebwagen aus Holz gebaut, außer den Sommerwagen hatten alle Trieb- und Beiwagen, die bis 1956 gekauft wurden, hölzerne Längsbänke.


MAN-Triebwagen


Serie I: Nr. 1–16, Baujahr 1902, Anzahl: 16, 12 Stehplätze/14 Sitzplätze, 2 × 18 PS, Plattform offen, ab 1905 verkleidet, bis 1948 alle verschrottet, 1–3 zuletzt Dienstwagen

Serie II: Nr. 17–19, Baujahr 1910, Anzahl: 3, 22 Stehplätze/16 Sitzplätze, 2 × 35 PS, Nr. 18 kriegszerstört, Nr. 17 zuletzt Reklamewagen, alle verschrottet

Serie III: Nr. 20–22, Baujahr 1919, Anzahl: 3, 32 Stehplätze/16 Sitzplätze, 2 × 40 PS, Nr. 20 nach Unfall ausgeschieden, alle verschrottet, Nr. 11 und 22 Arbeitswagen

Serie IV: Nr. 23–35, Baujahr 1927, Anzahl: 13, 32 Stehplätze/16 Sitzplätze, 2 × 40 PS, Nr. 27 Reklamewagen, Nr. 33 Salzstreuwagen, Nr. 35 Schweißwagen, alle verschrottet

Serie V: Nr. 36–38, Baujahr 1929, Anzahl: 3, 32 Stehplätze/16 Sitzplätze, 2 × 54 PS, alle verschrottet

Serie VI: Nr. 39–44, Baujahr 1935, Anzahl: 6, 32 Stehplätze/16 Sitzplätze, 2 × 54 PS, alle verschrottet


MAN-Beiwagen

Serie I: Nr. 52–56, Baujahr 1893, Anzahl: 5, 16 Sitzplätze, 12 Stehplätze

Serie II: Nr. 47–48, Baujahr 1893, Anzahl: 2, 10 Sitzplätze, 12 Stehplätze

Serie III: Nr. 49–51, Baujahr 1904, Anzahl: 3, 15 Sitzplätze, 12 Stehplätze

Serie IV: Nr. 57–60, Baujahr 1912, Anzahl: 4, 34 Stehplätze/16 Sitzplätze, geschlossene Sommerwagen, Fallgittertüren, alle verschrottet

Serie V: Nr. 61–69, Baujahr 1927, Anzahl: 9, 34 Stehplätze/16 Sitzplätze, alle verschrottet

Serie VI: Nr. 70–76, Baujahr 1929, Anzahl: 7, 34 Stehplätze/16 Sitzplätze, alle verschrottet


MAN_Serie VI_TW41_BaubeschreibungPlan_Final.pdf
MAN_Serie VI BW_70_BaubeschreibungPlan_Final.pdf

Fotos: Modell Albert Hiller, Fotos von S. Effenhauser

Rathgeber-Wagen (1955)

Die modernsten Regensburger Wagen wurden 1955 im Rahmen von Plänen zum zweispurigen Ausbau nach Kumpfmühl und auch zur Erweiterung bei Rathgeber in München bestellt und 1956 ausgeliefert. Nach der Stilllegung der Straßenbahn wurden diese Verbandswagen günstig an die Straßenbahn Darmstadt verkauft und dort noch längere Zeit eingesetzt. Hierbei handelte es sich um die Triebwagen 45–48 und die Beiwagen 77–80, die bei der HEAG die neuen Nummern 86–89 und 199–202 erhielten. Von dort kam ein Straßenbahnzug bestehend aus dem Triebwagen 47 und dem Beiwagen 79 am 27. November 1990 zurück in seine alte Heimat, wo er bis 2017 als Denkmal im Busbetriebshof stand.


Baugleiche Fahrzeuge der Münchener Waggonfabrik Josef Rathgeber befinden sich noch bei der Straßenbahn Würzburg als „Schoppenexpress“ und in Darmstadt als „Datterich-Express“ im Einsatz.


Verbleib der Triebwagen:


45/86: 22. Januar 1992 verschrottet

46/87: 17. Juli 1989 an Zentralwerkstatt Mannheim; Ersatzteilspender; verschrottet

47/88: 27. November 1990 an Regensburger Verkehrsbetriebe; Denkmal vor Busdepot

48/89: 25. Juli 1990 verschrottet

Verbleib der Beiwagen:


77/199: 1. Oktober 1991 in Darmstadt verschrottet

78/200: 14. November 1994 an Freundeskreis Stadtmuseum; 4. Mai 1995 nach Naumburg (Saale) als Party-Beiwagen; 1999 in Eberstädter Wagenhalle als Friseursalon. Der Wagenkasten dient als Büro des Einrichtungshauses Galleriagrande in Darmstadt-Eberstadt

79/201: 27. November 1990 an Regensburger Verkehrsbetriebe; Denkmal vor Busdepot

80/202: 1994 abgestellt; Museumswagen in Darmstadt

Technische Daten der Triebwagen:

Hersteller mechanisch: Rathgeber Hersteller elektrisch: SSW

Länge: 11.512 mm, Breite: 2.134 mm, Höhe: 3.250 mm, Gewicht: 12.800 kg, Leistung: 2 × 60 kW


Technische Daten der Beiwagen:


Hersteller mechanisch: Rathgeber

Länge: 11.512 mm, Breite: 2.134 mm, Höhe: 3.250 mm, Leergewicht: 8.040 kg

1954-11-05_Rathgeber_M__TWS7_Baubeschreibung,Plan.pdf
1954-12-08_Rathgeber_M__BWS5_BaubeschreibungPlan.pdf

Sonstige Fahrzeuge

Schneepflugschiebewagen, Eigenbau, ohne Nummer, Baujahr 1949, Anzahl: 1, verschrottet

Mannschaftsbeiwagen, Eigenbau, ohne Nummer, Baujahr 1932, Anzahl: 2, verschrottet für Transporte von Material und Geräten

Bremsmeßwagen, Siemens, ohne Nummer, Baujahr 1953, Anzahl: 1, verschrottet[5]